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KOMPETENZ

Welchen Führerschein benötige ich zum Segeln eines Fahrtenschiffes?

Für Segelschiffe mit deutscher Flagge im Küstenbereich (nicht im Binnenbereich!) ist ein Führerschein keine Pflicht, es sei denn, das Segelboot hat einen Hilfsmotor von über 15 PS. Der Sportbootführerschein See ist also nur des Motors wegen Vorschrift – das Segeln mit einem noch so großen motorlosen Segelboot ist in Deutschland streng genommen (wie übrigens in vielen anderen Ländern auch) für nicht gewerbliche Privatzwecke führerscheinfrei.

Da sich in den meisten Segelbooten heutzutage ein Motor von über 15 PS befindet, machen viele Segler trotz allem einen Sportbootführerschein See. In der theoretischen Prüfung werden im Multiple-Choice-Verfahren zentrale Kenntnisse über Navigation, Wetter und Kollisionsverhütung abgefragt. Ein kurzer Ausbildungstörn mit einem Sportmotorboot und eine praktische Prüfung gehören ebenfalls zum Kurs. Segeln lernt man hier allerdings nicht, und die meisten fühlen sich trotz erfolgreich bestandener Führerscheinprüfung noch lange nicht genügend ausgebildet, um ein Fahrtenschiff selbstverantwortlich zu beherrschen. In vielen anderen Ländern ist nicht einmal ein Führerschein für ein mit Motor versehenes, privat genutztes Fahrtenschiff Pflicht. Der Grund liegt auf der Hand: Die Anforderungen an die Kompetenz bzw. »Seetauglichkeit« (analog zur Fahrtauglichkeit beim Führen eines Pkws) sind so komplex und zusätzlich von Revier, Wetter, Boot, Törn und Besatzung abhängig, dass ein Amt gar keine allgemeingültige Berechtigung zum privaten Führen eines Schiffes ausgeben kann. Die Verantwortung hierfür liegt und bleibt allein beim Skipper selbst. Entsprechend sind auch alle anderen deutschen Segelscheine wie der SKS, SHS oder SSS sowie die Kurse der Royal Yachting Association (RYA) freiwillig, d. h. der erhaltene Schein ist lediglich ein Zertifikat eines bestandenen Kurses – jedoch kein Führerschein im konventionellen Sinn. Es soll zum Ausdruck gebracht werden, dass zu den im Kurs erworbenen Fähigkeiten weiterhin Erfahrung durch praktische Anwendung des Gelernten hinzukommen sollte. Ein Skipper ist somit praktisch nie auslernt und befindet sich in einem sich kontinuierlich verändernden Entwicklungs- und Lernprozess.

Kompetenz

–Der Hauptgrund für die wenigen Unfälle auf Fahrtenschiffen ist das gewissenhafte Sicherheitsbewusstsein der meisten Segler

–Sicherheit besteht aus der Hardware (Schiff und Ausrüstung) sowie der Software (Seemannschaft)

–Die einzelnen Sicherheitssysteme müssen nicht perfekt sein, sollten sich aber gegenseitig abdecken, damit das Gesamtsystem ein sicheres Segeln gewährt

–Die meisten Segelscheine beinhalten keine Berechtigung, sondern sind der Beweis einer gewissen Kompetenz

Was ist eigentlich die immer wieder erwähnte Seemannschaft?

Seemannschaft ist so alt wie die Seefahrt selbst und der Inbegriff eines sicheren, souveränen, ruhigen und angenehmen Seglers. Sie beschreibt das genaue Gegenteil eines hektischen, unsicheren, schreienden, schimpfenden, besserwissenden Alleskönner-Skippers, der sich und seine Mitsegler durch Selbstüberschätzung in Gefahr bringen kann.

Seemannschaft beschreibt außerdem die Kunst, einen Überblick über alle wesentlichen Kompetenzen, Systeme und Einflussfaktoren beim Segeln zu haben und jedem einzelnen Aspekt in sich gerecht zu werden, um dann alle Aspekte so miteinander zu kombinieren, dass sie sich harmonisch ergänzen und als komplexes System funktionieren. Seemannschaft bedeutet auch, seine eigenen Grenzen in Bezug auf die Natur und ihre Kräfte zu erkennen.

Es geht hier praktisch um die Integration der eben genannten Hard- und Software-Aspekte. Vor allem gute Seemannschaft macht das Fahrtensegeln sicher – gleichzeitig lernt ein Fahrtensegler nie aus.

Praxisguide Fahrtensegeln

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