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2.5. Bewusstseinsmonitoring
ОглавлениеSpirituell Suchende, welchen schon die Überschrift dieses Kapitels körperliches Unbehagen bereitet, sollten es einfach überspringen und ein paar weitere Jahre Vipassana oder Zazen üben. Vielleicht sind jedoch einige bereit, ihre bisherige spirituelle Praxis zu überprüfen und zu hinterfragen, dann könnte im Lesen dieses Kapitels echter Gewinn entstehen.
Léonard hat in verschiedenen Gruppen, Seminaren und Retreats erlebt, wie Leiter eine Klassifizierung der Teilnehmer vornahmen und diese auch publik machten. Lieblingsschüler kriegten sozusagen eine Eins, Rebellen und solche, die schlecht fassbar waren, eine Fünf. Einerseits war dies auch bei Léonard mit unangenehmen Gefühlen von Bevorzugung oder Abwertung verbunden, andrerseits war es aber durchaus wichtig für ihn zu wissen, wie es jeweils um ihn stand, und um die eigene Bewusstseinsentwicklung ermessen zu können. Wie leicht suggeriert das Ego, man stünde kurz vor der Erleuchtung und erhält dann postwendend vom Lehrer die unbedingte Empfehlung, ein Seminar mit dem vielsagenden Namen «Fresh Beginning» zu besuchen…
Auch das beliebte Chakra- und Auralesen könnte über Bewusstsein Aufschluss geben, doch wie soll beurteilt werden, ob das, was über die Farben und die Ausdehnung der Aura dargelegt wird, überhaupt stimmt? Lässt es sich in einer anderen Umgebung reproduzieren und hat es überhaupt irgendwelche Relevanz?
In spirituellen Kreisen ist bekannt, dass nur das höhere Bewusstsein dasjenige weniger entwickelte erkennen kann, keinesfalls jedoch umgekehrt! Wenn einzig der Papst unfehlbar ist, wie sollte denn ein Nicht-Papst dessen Unfehlbarkeit beurteilen können? Nur der Erwachte kann den Erwachten erkennen und so bleibt den Jüngern nur das blanke, blinde Vertrauen; Pech für diejenigen, welche an einen Scharlatan geraten.
Jeder Leichtathlet kann seine jährlichen Fortschritte quantitativ erfassen (Leichtathletinnen auch!). Die Jünger Maharishis haben Wettkämpfe in Levitation{16} und anderen Disziplinen veranstaltet und viel Hohn und Spott geerntet. Ein Wettlauf »auf dem Wasser« über 10 m, 100 m oder 1 km wäre wohl einfacher zu quantifizieren, doch fände man dafür auch Teilnehmer? An Feuerlaufen haben wir uns inzwischen gewöhnt und ein Tarot kann durchaus Aufschluss über das aktuelle Befinden geben. Das Transzendieren der Sexualität war immer schon ein Zeichen für fortgeschrittenes Bewusstsein, wie aber soll es von Unterdrücken von Sex zu unterscheiden sein?
Es gibt also durchaus Indikatoren des Bewusstseins, die quantitativ erfassbar sind und als Test für die Fortschritte verwendet werden könnten. Praktisch alle Checks des Bewusstseins bedingen allerdings das vorbehaltlos ehrliche Zusammenwirken der Beteiligten, ein Ego, das in das Experiment hineinspielt, kann leicht zu fatalen Illusionen führen.
Léonard ist sich bewusst, dass er hier ein spirituelles Tabu tangiert. Eine Quantifizierung ermöglicht den verpönten Vergleich, der wiederum immer das Ego stärkt, welches immer darauf aus ist, die ziellosen Ziele, die torlosen Tore und die weglosen Wege zu überlisten und so den wunschlosen Wunsch nach Erleuchtung strategisch zu umgehen.
Léonard hält nichts von alledem, es geht ihm um eine – fast –wertfreie Standortbestimmung. Das Ego bleibt das immanente Problem, die Suchenden mögen es drehen und wenden, wie sie wollen. So zu tun, als gäbe es das Ego (oder Erleuchtung) nicht, ist die Verdrängung von etwas, das wie Pech an den Suchenden klebt und das Ego stärkt und die Öffnung des Bewusstseins per se verhindert.
Léonard hat sich ein kleines elektronisches Gerät ausgedacht und entwickeln lassen, welches er Respicoach{17} nannte, das auf der Zen‘schen Atemzählmethode basierte und Bewusstseinsentwicklungen quantitativ aufzeigen konnte. Erste Feldversuche mit dem kleinen Gerät eröffneten völlig neue Perspektiven, Abweichungen von der Idealform der Atemkurven konnten hoch signifikant mit störenden Gedankenimpulsen korreliert werden. Eine Weiterentwicklung wird die Auswertung auf Smartphones übertragen und den BQ (Bewusstseinsquotienten) einer Versuchsperson aus den gemessenen Atemzyklen berechnen können.