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Kapitel 3

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»Ich habe gehört, dass Leo Garner wieder in der Stadt ist«, sagte Alec über den Rand seines Weinglases hinweg. In seinen großen, mit Kajal umrandeten Augen lag ein wissender Blick.

Grant war sich immer noch nicht sicher, wie es dazu kommen konnte, dass sein bester Freund in Blountville ausgerechnet der extravaganteste Sonderling der Stadt war, aber genau so war es.

Aber Alec war es wert, dass man ihnen nachsah und sie anstarrte, wenn sie zusammen in der Stadt unterwegs waren. Seine Ehrlichkeit, Loyalität und seine Entschlossenheit, mit Grant befreundet zu sein, auch wenn Grant nicht sehr nett zu ihm war, waren unbezahlbar. Außerdem war er hübsch und süß und verdiente nur das Beste, weil er es ertragen hatte, im konservativen Blountville, North Carolina, so unglaublich offensichtlich schwul aufzuwachsen.

Alec lehnte sich näher heran und verringerte so den Abstand zwischen ihnen auf Grants bequemem Ledersofa. Die Spaghetti, die Alec bei seiner Ankunft aus dem Hut gezaubert hatte, balancierten nun in großen, halb vollen Schüsseln auf ihren Knien. »Leo Garner«, wiederholte Alec mit einer hochgezogenen Augenbraue. »Zurück. In. Der. Stadt.«

»Und?«, fragte Grant und legte so viel Verachtung wie möglich in das Wort. Er schob sich eine Gabel Spaghetti in den Mund und schlürfte die Nudeln in der Hoffnung, Alec damit so sehr anzuekeln, dass er seine Frage vergaß.

»Bist du denn gar nicht neugierig, warum?«, fragte Alec. Er klimperte langsam mit seinen Wimpern und offenbarte den Glitzerlidschatten, den er beinahe überall trug.

Grant rollte mit den Augen.

Nachdem er Leo am Samstag wieder im Krankenhaus gesehen hatte, war er tatsächlich neugierig auf den Grund gewesen. Er hatte in den Patientenlisten nach einem von Leos Verwandten gesucht, weil er davon ausging, dass jemand aus der erweiterten Sippschaft ziemlich krank sein musste, damit Leo den weiten Weg von Los Angeles auf sich nahm.

Aber er hatte etwas ganz anderes herausgefunden, und das beschäftigte ihn seit Tagen unablässig. Bier half nicht, der Handjob vom Grindr-Treffen ein paar Städte weiter hatte nicht geholfen und die zwei Operationen, die er seitdem hinter sich gebracht hatte, hatten die Wahrheit auch nicht aus seinem Kopf vertrieben.

Das waren die Fakten: Leo hatte sich drei Jahre zuvor in Los Angeles einer Herztransplantation unterzogen, weil er von einer Herzmuskelentzündung massive Schäden davongetragen hatte, und nun litt er an transplantationsbedingtem Nierenversagen. Dialyse. Dreimal pro Woche. Für immer. Und Leo konnte nicht auf die Transplantationsliste gesetzt werden, da die vorherige Herztransplantation ein zu hohes Risiko bedeutete. Auch das hatte Grant nachgelesen. Das war harter Tobak.

Warum er in Blountville und nicht in Los Angeles war, um sich behandeln zu lassen, verstand Grant allerdings nicht. Das war ein Geheimnis, das er erst noch lüften musste. Alec wusste wahrscheinlich die Antwort darauf, denn er war ein notorisches Plappermaul, das alles über jeden wusste. Außerdem kaufte er jedes Klatschblatt, auf dessen Titelseite der Superstar seiner Heimatstadt, Curtis Banks, abgebildet war. Aber wenn Grant Alec fragte, würde er zugeben, dass er sich doch noch für Leo Garner interessierte. Und das war ihm zutiefst zuwider.

Grant räusperte sich. »Ich weiß nicht, warum du denkst, dass ich mich für ihn interessiere.«

»Er ist krank«, sagte Alec in einem sanften Ton und beobachtete Grants Reaktion genau.

Grant zwang sich, keine Miene zu verziehen, und entschied dann, dass selbst das zu verdächtig sein könnte, also schob er seine Unterlippe vor und versuchte, es zu überspielen. »Schade, wirklich traurig.«

»Sei kein Idiot«, sagte Alec, stellte sein Weinglas ab und stellte seine übrig gebliebenen Spaghetti auf den Couchtisch. »Ich weiß, dass er dir am Herzen liegt.«

»Gelegen hat«, stellte Grant klar. »Vergangenheitsform.«

»Richtig.« Alec hob eine Augenbraue. »Das würde erklären, warum du jedes Mal zusammenzuckst, wenn jemand seinen Namen sagt, und warum seine jährlichen Weihnachtsbesuche ganz oben auf deiner ziemlich langen Liste stehen, warum du die Weihnachtszeit hasst.«

Grant starrte ihn an.

Alec hob einen mahnenden Finger. »Ja, ich habe die Liste gesehen, du Idiot. Du hast sie letztes Jahr über deiner Toilette aufgehängt. Ich nehme an, du wolltest dich jedes Mal daran erinnern, wenn du pinkelst? Aber ich kann mir wirklich nicht vorstellen, warum du je vergessen solltest, ein Grinch zu sein. Du bist ja praktisch ein Profi darin.«

»Das war privat.«

»Dir ist klar, dass ich hier auch aufs Klo gehe. Und ich kann lesen, weißt du.«

»Glückwunsch, du hast die erste Klasse bestanden.« Grant schob noch mehr Essen in sich hinein, in der Hoffnung, dass sie dieses Thema hinter sich lassen konnten. Er wusste nicht, womit er Alec ablenken sollte, und war insgeheim verdammt neugierig, warum Leo nicht in Los Angeles in Behandlung war. Gott wusste, dass es in Kalifornien weitaus bessere Krankenhäuser und Behandlungsmöglichkeiten gab als im winzigen Regionalkrankenhaus in Blountville, vor allem, wenn Leos superreicher, superberühmter Schauspielerfreund ihn mit seinem Geld unterstützte.

Alec seufzte. »Grant, er ist ziemlich krank. Ich finde, du solltest zugeben, dass er dir etwas bedeutet und sehen, ob du ihm helfen kannst.«

»Ich bin Herz-Thorax-Chirurg. Er leidet an Nierenversagen. Ich kann ihm nicht helfen.«

Alec grinste. »Das wusstest du alles schon, oder? Oh, jetzt verstehe ich. Er ist dir egal, und deswegen hast du stundenlang recherchiert und nachgeforscht, was mit ihm los ist.« Alec nippte mit einem schadenfrohen Grinsen an seinem Wein. »Ich verstehe.«

Grant stand auf und zog eine Grimasse. Er nahm Alecs Teller vom Couchtisch und machte sich auf den Weg in die Küche. Seine offen gestaltete Wohnung war spärlich mit Möbeln eingerichtet, die er seit dem Abschluss seines Medizinstudiums gesammelt hatte, und Alec drängte ihn immer, sich wohnlicher einzurichten. Er sah allerdings keinen Grund dafür. Doch für wen? Er brachte keine Männer zum Vögeln mit nach Hause, und er hatte es schließlich nicht nötig, sich selbst zu beeindrucken.

Auf das Abendessen mit Alec hatte er sich schon die ganze Woche gefreut. Er vermisste seinen besten Freund, jetzt da Alec so sehr damit beschäftigt war, sich ein Leben mit Dennis aufzubauen. Grant war froh gewesen, dass sie heute Abend ein paar Stunden allein verbringen würden. Aber jetzt überlegte er, ob er Alec vielleicht einfach nach Hause schicken sollte. Ihr Gespräch verdarb ihm den Appetit und den Spaß.

»Ach, komm schon, Grant!«, rief Alec, der ihm mit seinem Wein in der Hand folgte. »Willst du den Rest gar nicht wissen?«

»Nein«, sagte er, nahm Alec das Weinglas ab und leerte es selbst in einem großen Schluck. Er knallte das leere Glas auf den Küchentisch. »Will ich nicht.«

»Leo ist fertig mit Curtis. Völlig fertig. Das weiß ich aus zuverlässiger Quelle«, sagte Alec, verschränkte die Arme vor der Brust und starrte ihn mit vor Freude glänzenden Augen an. »Verstehst du das nicht? Das ist deine Chance, Grant!«

»Meine Chance? Für was?«

»Dein Glück zu finden!«

»Bist du wahnsinnig? Wie um alles in der Welt soll das eine Chance sein, mein Glück zu finden? Er ist unglaublich krank, ein Emotionskrüppel und –«

»Und du bist der Hauptgewinn!«

»Danke, Alec. Ich wollte sagen, er ist krank und frisch getrennt. Ehrlich gesagt habe ich keine Lust, wieder sein Trostfick zu sein, selbst wenn ich es wollen würde, was ich nicht will, denn ich bin sehr glücklich mit meinem Leben, vielen Dank. Ich genieße meinen Job, meine Einsamkeit und ich genieße es, mich nicht mit unentschlossenen, dramatischen, herzzerreißenden Diven herumschlagen zu müssen.«

Alec stöhnte und warf den Kopf zurück. »Na schön. Wenn du dir all diese hübschen Lügen darüber erzählst, dass deine wahre Liebe die Chirurgie ist, als hättest du einen Skalpellfetisch, dann sage ich: Lügen haben kurze Beine.«

»Sehr erwachsen.«

»Nur die Wahrheit«, antwortete Alec, schnappte sich ein weiteres Glas aus Grants Schrank und füllte es aus der offenen Weinflasche auf dem Tresen.

Grant spülte das Geschirr ab, bevor er sich umdrehte und eine Gabel in Alecs Richtung schüttelte. »Glaub ja nicht, ich wüsste nicht, was du gerade gemacht hast.«

»Was?«

»Du hast so getan, als ob wir nur abhängen würden, obwohl du mich eigentlich nur wegen einer Schwäche aufstacheln wolltest, der ich in der Vergangenheit kurz nachgegeben habe.«

»Hat es funktioniert?« Alec klang hocherfreut.

»Außerdem hast du Mina bei Dennis gelassen, obwohl du wusstest, dass ich lieber ihr süßes Zwergengesicht sehen würde, als dieses lächerliche Gespräch über Leo Garner zu führen.«

»Mina ist Dennis' Tochter! Er hat es verdient, auch mal mit ihr allein zu sein.« Alecs Lippen zitterten vor unterdrückter Freude. »Ich will damit nur sagen, dass du Leo geliebt hast und –«

»Das habe ich nicht!« Grant schoss die Hitze ins Gesicht und er wusste nicht, ob vor Wut oder Demütigung. »Als du allein aufgetaucht bist, hätte ich mir denken können, dass du etwas vorhast, aber ich konnte ja nicht ahnen, dass du mir eine Predigt über die Liebe halten würdest, oder was auch immer das sein soll. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich dich gar nicht erst durch die Tür gelassen.«

»Gut, dass ich bis nach dem Essen gewartet habe.«

»Rauswerfen kann ich dich immer noch.«

Alec hob sein Glas. »Ich habe viel zu viel Wein getrunken, als dass du mich jetzt guten Gewissens rausschmeißen könntest.«

Grant drehte sich um und ließ das Geschirrtuch auf den Tresen fallen. »Leo Garner ist für mich nicht das A und O unter den Männern, verstehst du? Es gibt viele schwule Männer in diesem Staat, Alec. Sogar in dieser Stadt.«

Alec johlte über diese lächerliche Übertreibung.

»Warum versuchst du, mir den kürzlich zurückgekehrten, emotional zerrütteten und wahrscheinlich sterbenden Leo Garner aufzuzwingen?«

»Zwingen ist ein starkes Wort, aber was das Warum angeht… Es ist, weil ich gesehen habe, was er mit dir gemacht hat«, sagte Alec zärtlich. »Ich habe gesehen, wie er dich beeinflusst hat. Er hat dich verändert, Grant. Er hat dich besser gemacht.«

»Nein! Er hat mich schlechter gemacht.« Leo hatte Grant dazu gebracht, etwas zu empfinden, und das hatte ihn auf eine nicht gekannte Art verletzlich gemacht. Es war die schlimmste Erfahrung seines Lebens gewesen. »Und wenn du so viel gesehen hast, dann hast du vielleicht auch gesehen, wie er sich für seinen Ex-Freund entschieden hat und mit ihm ans andere Ende des Landes gezogen ist. Ich werde nicht sechs Jahre später die zweite Wahl für jemanden sein, der nicht mehr als ein netter Fick war.«

»Nenn es, wie du willst.« Alec hob eine Augenbraue und nahm einen Schluck Wein. »Ich nenne es beim Namen.«

»Und der wäre?«

»Liebe. Wahre Liebe.«

Grant schnaubte. »Alec, du bist wahnsinnig. Wir sind hier nicht bei Der englische Patient. Ich schmachte nicht. Habe ich noch nie. Ich bin über ihn hinweg und Leo ist das mit Sicherheit auch.«

Alec lachte leise. »Du hast den Film noch nie gesehen, oder?«

»Ich dachte, es wäre ein Buch.«

»Ist es auch, aber egal, Grant. Du hast recht, das hier ist nicht Der englische Patient.«

»Ich bin froh, dass du ausnahmsweise mal logisch denkst und –«

»Denn diese Geschichte endete schmerzhaft. Diese hier wird mit einem Triumph der Liebe enden! Wart's nur ab!«

Grant nahm sein Handy und wählte den ihm leider nur zu bekannten Namen.

»Rufst du Leo an?«, fragte Alec eifrig, als ob Grant tatsächlich der leicht zu beeinflussende Narr wäre, für den er ihn hielt.

»Komm und hol deinen Mann«, sagte Grant, als Dennis abnahm. »Er ist betrunken.« Er legte auf, packte Alec am Arm, nahm ihm das Weinglas aus der Hand und zerrte ihn zur Tür.

»Das wagst du nicht!«, sagte Alec. »Es sind nur fünf Grad draußen und ich habe keinen Mantel mitgebracht!«

»Hier«, sagte Grant und drückte ihm seinen eigenen in die Hand. »Ich lege sogar noch eine Mütze drauf.« Er zog Alec eine grüne Strickmütze über sein perfekt frisiertes Haar und ließ ihn verdattert und zerzaust zurück.

»Grant«, sagte er und strampelte ein wenig, als Grant die Wohnungstür aufriss und ihn hinausschob. »Grant!«

»Ein paar Minuten an der frischen Nachtluft werden dir guttun. Das macht dich wieder nüchtern«, sagte Grant und knallte Alec die Tür vor der Nase zu.

»Glaub nicht, dass ich das vergesse, Grant!«, schrie Alec durch die Tür. »Glaub nicht, dass ich nicht weiß, was das bedeutet! Es bedeutet, dass ich recht habe! Es bedeutet, dass du erledigt bist! L-I-E-B-E! Liebe! Das kannst du mir glauben!«

Grant lehnte seine Stirn gegen die Tür und atmete scharf aus.

»Triumph!«, brüllte Alec. »Der Liebe!«

Grant schlug aus Protest seinen Kopf gegen die Tür und sank auf den Boden. Draußen sang Alec das Lied Kissing in a tree und andere kindliche Liebeshymnen.

Grant vergrub sein Gesicht zwischen seinen Knien und atmete langsam ein und aus, während die Minuten sich hinzogen. Er bemerkte, dass Dennis kam, weil Alec rief: »Liebling! Rate mal, wer ein totales Arschloch ist, wenn er verliebt ist?«

Eines stand fest: Grant brauchte einen besseren besten Freund.

Stay Lucky

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