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Kapitel 4

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Typisch für sein Glück – doch Grant glaubte nicht an Glück, in Anbetracht dessen, wie sein Leben seit seiner Geburt verlaufen war –, war Leo am nächsten Tag im Krankenhaus und ging mit einem Krankenpfleger durch die Gänge. Er sah müde und kränklich aus.

Grant starrte ihm hinterher, bis der Pfleger Leo durch eine Doppeltür in den Dialyseraum führte. Ein Drang, ihm zu folgen, stieg in ihm auf, aber er schob ihn beiseite. Leo Garner brauchte ihn nicht. Er hatte genug Freunde und Familie in Blountville. Außerdem war er wahrscheinlich gerade damit beschäftigt, neue Freundschaften mit dem Pflegepersonal und den anderen Dialysepatienten zu schließen. Immerhin dauerte es drei bis vier lange Stunden an drei Tagen in der Woche, um sein Blut von Giftstoffen zu reinigen. Ein kranker Körper nahm viel Zeit in Anspruch. Und Leo war wahrscheinlich gerade dabei, »das Beste daraus zu machen«. Das sähe ihm ähnlich.

Grant schüttelte den Kopf.

Als sich die Türen hinter Leo und dem Pfleger schlossen, verschwand das seltsame Gefühl der Atemlosigkeit. Grant beschloss, dass es durchaus vernünftig war, es auf die Blähungen von dem Chili zu schieben, das er zum Mittagessen in der Cafeteria gegessen hatte. Es war wirklich köstlich gewesen, aber die Bohnen machten aus jedem ein wandelndes Gasleck. Stirnrunzelnd gab er Alec die Schuld dafür, dass er das Gefühl auch nur einen Moment lang für etwas anderes gehalten hatte.

Er wandte sich wieder seiner Patientenkartei zu und versuchte herauszufinden, was die Worte darin bedeuteten, aber stattdessen dachte er an diesen einen Typen von der medizinischen Fakultät, einen Dr. Wallace, ein absoluter Nierenspezialist. Er fragte sich, ob der Idiot Dr. Muresan, der die Nierenabteilung im Appalachian Medical leitete, bereit wäre, sich in Leos Fall mit Wallace zu beraten.

Grant hatte gerade eine Kehrtwende gemacht und war im Begriff, selbst mit Muresan zu sprechen oder noch einmal einen Blick auf Leos Krankenakte zu werfen, als Carrie Jones, die nach Grants Meinung beste Krankenschwester der Gegend, ihn fast umrannte. Sie hielt die Hand eines kleinen Mädchens mit zerzausten, langen braunen Haaren und haselnussbraunen Augen.

»Tut mir leid, Dr. Anderson«, sagte Carrie und schob eine verirrte Haarsträhne zurück in ihren Pferdeschwanz.

»Pass bloß auf, wo du hingehst«, sagte Grant gereizt und ließ seinen Frust an der falschen Person aus, wie er es viel zu oft tat.

»Nein, du passt auf«, sagte das Kind und hob trotzig das Kinn.

Grant starrte auf sie herab.

Carrie sagte: »Na, na, na. Das war nicht sehr höflich. Ich wette, das würde deinem Vater gar nicht gefallen.«

Das Mädchen schniefte hochmütig. »Ich meine ja nur, er hat uns angerempelt, also sollte er aufpassen.«

Grant sah sie stirnrunzelnd an.

Sie starrte Grant an.

»Du solltest dich nicht wie eine Göre aufführen«, sagte Grant. »Damit kommst du im Leben nicht weit.«

»Ich denke, du musst es ja wissen«, antwortete sie. Es war surreal, einen so gut getimten und bissigen Kommentar aus ihrem kleinen, süßen Gesicht zu hören. Normalerweise mochte Grant Kinder, aber dieses hier kam ihm seltsam altklug vor, auf eine Art und Weise, die ihm zu nahe ging und seine eigenen schmerzhaften Kindheitserinnerungen zurückbrachte.

»Lucky, sei nicht so unhöflich, Süße!«, schimpfte Carrie.

»Er war zuerst unhöflich.«

Der Name des Mädchens war Lucky? Welches Arschloch tat das einem unschuldigen Kind an? Grant hatte Mitleid mit ihr, aber sie starrte ihn nur an, ohne jegliches Bedauern.

»Du hast recht«, sagte Grant. »Ich war zuerst unhöflich. Und ich entschuldige mich dafür.«

Carrie sah schockiert aus.

Lucky hob ihr Kinn und sagte großmütig: »Entschuldigung angenommen.«

»Jetzt komm schon. Wir bringen dich runter in die Pädiatrie. Tut mir leid, Dr. Anderson«, sagte Carrie, während sie das kleine Mädchen den Flur hinunterzog.

Grant sah ihnen nach und fragte sich, wegen welcher Krankheit das Kind im Krankenhaus war. Für ihn sah sie gesund aus. Er fühlte sich schuldig, weil er sie eine Göre genannt hatte, besonders wenn sie krank war. Die Kinder in der Pädiatrie waren kleine Helden und hatten ein Recht darauf, ihre launischen, schlechten Tage zu haben. Er würde sie später aufsuchen, um sich noch einmal zu entschuldigen und ihr vielleicht einen Teddybären aus dem Geschenkeladen mitzubringen.

Er bog in den Gang mit dem besten Verkaufsautomaten ein. Dort gab es diese Marshmallow-Nuggets, die er so gern mochte. Sie würden ihn beruhigen, so wie Meditation für die Möchtegern-Hippies, von denen er zu viele im Fitnessstudio sah. Und dank Leo Garner, der ständig auftauchte, brauchte sein Verstand in letzter Zeit immer öfter Hilfe, um zur Ruhe zu kommen.

***

Grant war der Meinung, dass jede erfolgreiche Operation, die länger als acht Stunden dauerte, eine Belohnung verdiente – und zwar nicht nur weitere Marshmallow-Dinger aus dem Automaten, sondern ein anständiges Essen in einem schicken Restaurant und ein oder zwei gute Getränke.

Im Little Apron war es an diesem Dienstagabend ruhig, und Grant saß allein an einem Tisch in der Ecke, starrte ins Leere und ließ die entscheidenden Momente der Operation noch einmal Revue passieren: den Nervenkitzel, als er die genauen Positionen der Wucherungen hinter der Speiseröhre und der rechten Lunge des Patienten entdeckt hatte, die Art und Weise, wie sich die Schichten unter seinem Skalpell wie warme Butter zurückzogen, und die Momente des Triumphs, als er die Verwachsungen nach so vielen Stunden und all der Mühe sauber entfernt hatte. Es war ein guter Tag gewesen.

Grant wurde aus seiner Erinnerung gerissen, als sich jemand neben ihn an seinen Tisch setzte. »Äh, nein, ich will keine Gesellschaft«, stieß er verärgert hervor. Dann warf er einen Blick hinüber und biss die Zähne zusammen, um nicht vor Frust zu schreien.

Leo lächelte. »Ich auch nicht.«

Grant starrte ihn an. »Warum sitzt du dann hier?«

»Um zu vermeiden…«

In diesem Moment kam Leos Großmutter, Marie Garner, in den Raum, sah sich um und ging direkt auf Leo zu. Ihr Haare waren hochgesteckt und ihre gebräunten Wangen verzogen sich zu einem breiten Lächeln. Sie trug ihre Sheriff-Uniform, aber ihre Waffe steckte nicht in dem Holster an ihrer Seite. Vielleicht war sie nicht im Dienst. Die Tatsache, dass Blountville einen weiblichen Sheriff hatte, hatte Grant überrascht. Er hatte den Ort für so bibeltreu gehalten, dass er Frauen in der Küche und nicht an einem Tatort haben wollte – nicht, dass es in Blountville viele Verbrechen gäbe, aber anscheinend hatte die Stadt manchmal eine progressive Schattenseite.

»Hör zu, tu mir einen Gefallen und mach mit«, flüsterte Leo eindringlich.

Grant schnaubte. »Warum sollte ich…«

»Bitte«, flehte Leo. Seine grauen Augen wurden so groß und so hübsch, dass sich Hitze in Grants Unterleib ausbreitete.

Aber er hatte keine Zeit darüber nachzudenken, denn schon war Marie bei ihnen. »Zuckerschnute, ich dachte mir, dass du das bist. Ich war gerade auf dem Weg zur Tür, als ich dich reinkommen sah. Isst du mit Dr. Anderson zu Abend?«

»Nein«, sagte Grant.

»Ja«, antwortete Leo.

»Ich verstehe«, sagte Marie und kniff die Augen zusammen. »Dr. Anderson ist ziemlich berüchtigt hier in der Stadt.«

»Weswegen?«, fragte Grant.

»Memaw«, warnte Leo.

»Für lockere Sitten und Unhöflichkeit. Ich weiß, dass du schon einmal mit meinem Enkel ausgegangen bist, aber ich würde dir dringend raten, das noch einmal zu überdenken.«

»Keine Angst, das habe ich nicht vor.«

Leo verdrehte die Augen, stand auf und gab seiner Großmutter einen Kuss auf die Wange, woraufhin sie ihn liebevoll umarmte. »Memaw, wie geht es dir?«

Grant erinnerte sich daran, dass er es, als er die Stelle am Appalachian Medical angenommen hatte, noch seltsam gefunden hatte, wie die Leute ihre Großeltern nannten, aber nach all den Jahren hatte er sich daran gewöhnt.

»Nun, mir geht es gut, Zuckerschnute. Die Frage ist: Wie geht es dir?« Sie wandte ihre Aufmerksamkeit von Grant ab und konzentrierte sich auf ihren Enkel. »Deine Mutter sagte, dass es gestern einen Zwischenfall auf der Farm gab und seitdem bin ich krank vor Sorge.«

»Die Farm« war ein kleines Stück Land in den Bergen, das Leos Familie seit mehreren Generationen gehörte. Darauf befanden sich eine Scheune, ein kleines Haus und ein Teich, aber sonst nicht viel. Sie pflanzten nichts an und hielten auch keine Tiere. Grant war nur einmal dort gewesen, bevor die Sache mit Leo vor sechs Jahren zu Ende gegangen war.

Leo winkte ab und schüttelte den Kopf. »Ach, das war gar nichts, Memaw. Ich bin gesund und munter. Wie ein Pferd.«

»Stimmt, natürlich. Deshalb brauchst du dreimal pro Woche eine Dialyse und all diese lächerlichen Medikamente. Deine Mutter hat sie mir gezeigt. Flaschen über Flaschen.« Marie lehnte sich näher an ihn heran, ihr Gesicht war müde und angespannt. »Es hat mir wehgetan, sie alle zu sehen. Wann glaubst du, dass es dir besser gehen wird? Ist denn schon eine neue Niere für dich in Aussicht, oder wie? Und wie kann Memaw dir helfen? Soll ich ein paar Anrufe machen?«

»Nein!« Leo unterbrach sie. »Nein, Memaw. Ich danke dir. Meine Ärzte sind optimistisch und ich bin sicher, dass alles gut wird.«

Grant hob eine Augenbraue. Das war eine Lüge, und er wusste es.

»Und misch dich bitte nicht ein. Mom versucht immer noch, mit Hannah in Kontakt zu treten. Du weißt, wie empfindlich Jenn sein kann. Ich will nicht, dass irgendjemand oder irgendetwas sie vertreibt, bevor wir die Chance haben, miteinander zu reden.«

»Was ist mit deiner Cousine Felice? Oder dem kleinen Blaine? Wurden sie getestet?«

»Blaine ist noch ein Kind, Memaw. Und Felice haben wir getestet, aber sie ist noch zu jung.«

»Aber sie würde passen?«, fragte Marie nachdenklich. Nein, durchtrieben. Grant konnte sich bestens vorstellen, wie sie ihre Fähigkeiten zum Lösen von Verbrechen einsetzte.

»Ja, Felice passt, aber rechtlich gesehen ist sie zu jung, Memaw. Sie hat mir aber gesagt, wenn ich noch eine Niere brauche, wenn sie 18 ist, dann gehört ihre zusätzliche mir.«

»Süßes Kind, die Kleine!« Marie lächelte, aber das konnte ihre Sorge nicht vertreiben. »Sie hat ihre Prioritäten richtig gesetzt. Nicht so wie deine Schwester.« Marie verdrehte die Augen. »Es ist, als hätte Hannah keine Spur von Meryls und Chucks Standhaftigkeit in ihren Genen. Sie ist unberechenbar, verantwortungslos und unkontrollierbar. Verdammt, sie ist ein hartes Stück Arbeit.«

»Sie wird für mich da sein, Memaw«, sagte Leo. »Wenn sie überhaupt dazu in der Lage ist.«

»Oh, ich wette, sie ist eine geeignete Spenderin«, sagte Marie wissend. »Irgendjemand in unserer riesigen Familie muss es ja sein.« Maries Augen verengten sich, und sie schnippte schnell mit den Fingern, bevor sie ihr Handy aus der Tasche zog. »Weißt du, ich habe mich gerade daran erinnert. Ich habe draußen im Streifenwagen etwas für dich.« Sie warf Grant einen wissenden Blick zu. »Und wenn Dr. Anderson sich an deiner Tugend vergreift, während ich weg bin, Zuckerschnute, mach dir keine Sorgen. Ich kann es mit ihm aufnehmen.«

Grant verzog seine Lippen zu einem sarkastischen Lächeln, als Marie wegging. »Was hat sie gegen mich?«

Leo setzte sich wieder an den Tisch. »Sie ist im Moment einfach überfürsorglich. Und sie erinnert sich an einige deiner unhöflichen Bemerkungen bei dem Familienessen, zu dem du damals eingeladen warst.«

»Der Kuchen war matschig. Ich wollte nicht unhöflich sein.«

»Oh, Grant, du bist so ein hübsches Arschloch«, sagte Leo leise.

»Ehrlich und Arschloch sind nicht das Gleiche.«

»Stimmt. Und ich gebe zu, dass ich das immer an dir gemocht habe.«

»Wie auch immer. Deine Memaw anscheinend nicht.«

»Ehrlich gesagt, gefällt ihr der Gedanke nicht, dass ich mit jemandem zusammen bin. Sie liebt mich und akzeptiert mich, aber ich denke insgeheim, dass sie glaubt, dass meine gesundheitlichen Probleme eine Strafe Gottes für meine Sexualität sind.«

Grant starrte ihn mit großen Augen an. »Du denkst das und liebst sie trotzdem?«

»Menschen sind nicht perfekt, Grant. Und sie würde so ziemlich alles für mich tun. Außerdem hat sie nie etwas Derartiges gesagt. Ich habe es nur vermutet.«

»Wow.«

»Wie auch immer, danke«, sagte Leo und sah Grant unter seinen Wimpern hervor an.

»Für was? Dass ich hier gesessen habe? Kein Problem. Ich hatte heute Abend sowieso nichts Besseres zu tun. Aber jetzt würde ich gern zu Ende essen. Allein. Damit ich nach Hause komme und mir das Glücksrad ansehen kann.«

Leo legte seine Hand für einen Moment auf Grants. Dort, wo sie Grants Haut berührte, hinterließ sie ein kribbelndes Gefühl und er blickte verwirrt auf sie hinab. Einen Augenblick später zog Leo sie weg. Grant war enttäuscht.

»Danke für… nun, sagen wir es mal so. Wenn ich allein wäre, hätte sie mich wie einen Verdächtigen ausgefragt. Sie hätte mir Fragen über alles gestellt und ich wollte die persönlichen nicht beantworten. Jedenfalls nicht heute Abend.«

»Nun, es sieht so aus, als ob du die Gefahr noch nicht überwunden hättest, denn da kommt sie wieder, und ich bin raus.« Grant warf seine Serviette auf den Tisch und stand auf.

»Grant, bleib. Bitte. Nur ein paar Minuten. Dann ist sie weg, und wir können – Memaw, da bist du ja wieder.«

Grant setzte sich wieder hin, denn die Neugier auf den großen gelben Umschlag in Maries Hand siegte über seinen Wunsch, eine große Show abzuziehen und zu zeigen, wie egal ihm Leo Garner war.

»Fast hätte ich es vergessen, Zuckerschnute, aber dein Anwalt – obwohl ich es angesichts von Dougs Lebenslauf kaum glauben kann – hat heute Nachmittag einige Unterlagen für dich in meinem Büro abgegeben. Er sagte, du wüsstest davon. Er sagte, du würdest sie heute noch abholen.«

Leo schluckte schwer und nahm den gelben Umschlag aus Maries Hand. »Danke, Memaw. Darauf habe ich schon gewartet. Ich wollte eigentlich schon früher vorbeikommen, aber die Zeit ist mir davongelaufen.«

»Das dachte ich mir. Ich wollte sie heute Abend vorbeibringen. Sind sie das, wofür ich sie halte?«, fragte sie.

»Ja.«

»Nun, er hat sich ganz schön Zeit gelassen, um sie dir zurückzuschicken. Wie lange braucht man für eine Unterschrift? Ich denke, er hat deutlich gemacht, wie wenig er dich wirklich liebt…«

»Danke noch mal, Memaw«, sagte Leo, stand auf, küsste sie auf die Wange und drehte sie dann zur Tür. »Tut mir leid, dass ich unhöflich bin, aber ich schwelge gerade mit Grant in alten Erinnerungen. Also, du weißt schon…«

Marie guckte skeptisch, aber sie küsste Leo noch einmal auf die Wange und richtete dann ihre Uniform. »Bring deine Tochter morgen zu mir, dann ist alles vergeben. Ich lasse dich mit Dr. Anderson allein.« Sie beugte sich zu Leos Ohr und flüsterte: »Bist du sicher, dass du nicht gerettet werden musst, Zuckerschnute? Jeder in der Stadt weiß, dass der Mann ein Casanova ist, der nur eines will.«

»Ich kann dich hören«, sagte Grant.

»Natürlich kannst du das«, sagte Marie. »Das war eine Warnung. Mein Enkel ist gesundheitlich angeschlagen, und ich bin hier das Gesetz, also mach daraus, was du willst.«

»Memaw«, sagte Leo, rollte mit den Augen und wurde rot. »Halt dich zurück, okay? Er ist keine Bedrohung für mich.«

»Wie du meinst, Zuckerschnute«, sagte Marie und wandte sich dann wieder Grant zu. »Es wäre in deinem besten Interesse, Dr. Anderson, ihn nicht zu verärgern oder in irgendeiner Weise zu belasten, verstehst du? Sonst könnte deine kleine Verführung damit enden, dass er wie ein Fisch auf dem Boden herumzappelt.«

»Memaw«, warnte Leo erneut.

Grant starrte sie mit offenem Mund an und wusste nicht, was er von diesen Anschuldigungen halten sollte. Er wollte sich verteidigen und darauf hinweisen, dass Leo erstens sein Dinner ruiniert hatte und zweitens gerade ihn ärgerte, aber er konnte seine Zunge nicht dazu bringen mitzumachen.

»Sein Herz, verstehst du das?« Sie warf ihm einen Blick aus ihren grauen Augen zu. »Er ist dem nicht gewachsen.«

»Memaw«, sagte Leo, stand auf und nahm sie am Ellbogen. »Das ist völlig unangebracht und geht dich nichts an. Danke, dass du die Papiere gebracht hast. Wir sehen uns später.«

Marie warf Grant noch einen warnenden Blick zu, tippte sich an die Hüfte, wo normalerweise ihre Waffe ruhte, und ging dann endlich. Leo sah ihr nach, während er mit seinen Händen übertriebene Scheuchbewegungen machte.

»Gott, ist das anstrengend«, sagte Leo und setzte sich wieder hin, die Ellbogen auf den Tisch gestützt und das Kinn in einer Hand. »Alle sind so überfürsorglich und neugierig. Ich habe vergessen, wie es ist, hier zu leben, wo sich jeder in deine Angelegenheiten einmischt. In Los Angeles war das besser. Ich glaube, meine Nachbarn dort kannten nicht einmal meinen Namen.«

»Das hast du sicher gehasst«, sagte Grant.

Leo rümpfte die Nase auf diese lächerlich liebenswerte Art, die Grant hassen wollte. »Ja, das habe ich irgendwie.« Er hob die Hand und bat den vorbeigehenden Kellner um Wasser.

Grant beobachtete, wie Leo fast die Hälfte des Glases in einem langen Schluck trank. »Solltest du nicht aufpassen?«, fragte Grant.

»Oh«, sagte Leo schuldbewusst. »Ja.« Er schob das Wasserglas von sich. »Das ist ungefähr die doppelte Menge, die ich im Moment zu mir nehmen soll. Ich will meine Nieren nicht unter Druck setzen. Es wäre schön, wenn ich wieder wie ein normaler Mensch essen und trinken könnte. Na ja. Wunschdenken.« Wut flackerte in Leos Augen auf. »Wenn Wünsche wahr werden würden, wäre vieles anders.«

Grant konnte nur vermuten, dass Leo von Curtis Banks sprach, und er fragte sich kurz, was zum Teufel passiert war. Aber er dachte nicht weiter darüber nach, denn Marie hatte etwas anderes gesagt, das seine Aufmerksamkeit erregte. Etwas, von dem er nicht ganz glaubte, dass er es richtig verstanden hatte.

»Habe ich deine Großmutter richtig verstanden? Du hast es tatsächlich gewagt und dich fortgepflanzt?« Er fragte sich, wie Leos Kind wohl aussah. Hatte es das Grübchenkinn seines Vaters? Oder war es adoptiert?

»Ja. Irgendwie schon«, sagte Leo und guckte abgelenkt auf den Umschlag in seinen Händen, den er immer wieder umdrehte, als könnte er den Inhalt mit einem Röntgenblick lesen. »Lucky.«

Grant schnaubte. »Ja, genau, lucky – du hast Glück.«

»Nein, sie heißt so.« Leo klang noch immer distanziert.

»Warte. Dein Kind heißt Lucky?« Grant schüttelte ungläubig den Kopf. »Ich fasse es nicht. Das kleine Mädchen, das ich mit Carrie im Krankenhaus getroffen habe? Das Mädchen, das mich beschimpft hat, weil ich unhöflich war? Das war dein Kind?«

Das erregte Leos Aufmerksamkeit und er musste lächeln. »Oh, du kennst sie also, ja? Das wusste ich gar nicht.« Er lehnte sich näher an Grant heran, wie er es schon immer getan hatte, und sagte verschwörerisch: »Ja, sie ist sehr angriffslustig. Wie ihre Mutter. Aber hoffentlich auf eine bessere Art, wenn es nach mir geht.«

»Und wer zum Teufel ist ihre Mutter?«, fragte Grant. So wie Leo von ihr sprach, hatte Grant den Eindruck, er sollte von ihr wissen.

»Oh, wirklich? Du hast es nicht gehört? Ich bin sicher, dass es damals das Gesprächsthema schlechthin in Blountville war. Curtis und ich haben die Rechte an ihren Babyfotos an mehrere Klatschmagazine und Websites verkauft, zusammen mit einer bearbeiteten Version ihrer Geschichte.«

»Klatsch und Tratsch sind nicht so mein Ding, Leo, weder in Zeitschriften noch sonst wo«, sagte Grant. Allerdings war es wohl genau das, womit er sich im Moment beschäftigte, und er hörte auch eine Menge davon aus Alecs Mund, wenn sie sich trafen. »Außerdem passiert in dieser Stadt so viel hinter den Kulissen, dass ich nicht mehr mithalten kann. Und Promi-Klatsch ist immer das Gleiche: langweilig.«

»Wie hast du es übersehen können? Die Magazine liegen doch alle an den Kassen in den Läden.«

»Lebensmittel-Lieferdienst«, sagte Grant und rümpfte die Nase. »Ich klicke auf die Knöpfe. Sie liefern. Aber das ist nicht wichtig. Ich bin sicher, wer auch immer die Mutter deines Kindes ist, sie war nicht lange in den Schlagzeilen.«

»Hannah – meine Schwester Hannah – ist Luckys Mutter.«

Jetzt, wo Leo es erwähnte, erinnerte sich Grant daran, dass er gehört hatte, wie das Pflegepersonal über Hannah Garner gesprochen und erwähnt hatte, dass sie ein Kind bekommen hatte. Er hatte eigentlich nicht zuhören wollen, aber das Geflüster über die Garners schien sich immer in seinem Gehirn festzusetzen. Es war ärgerlich, dass Leo wahrscheinlich der Grund dafür war.

»Oh, stimmt ja. Du ziehst also den Unfall deiner Schwester auf.«

Leos Lächeln erlahmte. »Charmant wie immer, wie ich sehe.«

Grant verzog das Gesicht. Er wollte nicht so ein Arschloch sein, aber er nahm auch nicht gern ein Blatt vor den Mund. »Hör zu, ich habe dich nicht gebeten, dich zu mir zu setzen, also wenn dir meine Gesellschaft nicht gefällt, dann geh doch einfach…«

»Ach, komm schon. Entspann dich«, sagte Leo und lächelte wieder. Der Glanz in seinen grauen Augen löste in Grant ein seltsames Gefühl aus. »Ja, ich ziehe das Kind meiner Schwester auf. Ich habe sie sogar adoptiert. Curtis und ich haben sie adoptiert, und deshalb ist sie jetzt mein Kind. Und mit diesen Formularen«, sagte Leo und klopfte auf den Umschlag, »habe ich das alleinige Sorgerecht für sie, da Curtis immer noch in L.A. und ständig für Dreharbeiten unterwegs ist. Wir sind nicht mehr zusammen.«

»Was fehlt ihr?«, fragte Grant und wies jede Diskussion über den nervigen Curtis Banks von sich.

»Wem? Hannah? Sie ist einfach ein Wrack. So etwas passiert manchmal in einer Familie«, sagte Leo und sah dabei unbehaglich aus.

»Nein, was mit Lucky los ist. Warum ist sie im Krankenhaus?« Es schien ein außerordentliches Pech zu sein, eine Herztransplantation überlebt zu haben, nur um dann mit einem Kind im Krankenhaus zu landen, während Leos Nieren völlig versagten.

»Ich weiß nicht, wovon du redest.«

»Carrie – eine Krankenpflegerin – hat sie in die Pädiatrie gebracht«, sagte Grant. »Dachte ich zumindest.«

Leo gluckste. »Oh nein. Gott sei Dank. Ich meine, klopf auf Holz, oder? Aber nein, manchmal geht einfach alles drunter und drüber und ich kann niemanden finden, der auf Lucky aufpasst, also muss sie mit mir ins Krankenhaus kommen. Du weißt schon, während meiner Dialyse. Das wird langweilig für sie. Also nimmt Carrie – wir waren zusammen auf der Highschool – sie mit in die Pädiatrie, um mit den gesünderen Kindern zu spielen, oder mit den Spielsachen oder so. Ich weiß es nicht. Lucky erzählt mir nicht viel darüber. Sie redet nicht gern über das Krankenhaus.«

»Die Pädiatrie ist kein Ort für ein Kind«, sagte Grant.

Leo zog die Augenbrauen hoch. »Ähm, es ist die Pädiatrie.«

»Sie ist für kranke Kinder«, sagte Grant. »Das ist ein Unterschied. Und das solltest du wissen.«

Leo wurde blass und Grant fühlte sich seltsam schuldig, was idiotisch war, denn Leo war derjenige, der hier nicht nachdachte.

»Ja, ich verstehe, was du meinst.«

»Die Existenz kranker Kinder ist das Grausamste, was es auf dieser brutal grausamen Welt gibt. Niemand sollte das mitansehen müssen, es sei denn, es ist deine Berufung oder dein eigenes verdammtes Kind. Deine Tochter muss diesen Scheiß nicht sehen. Oder davon hören. Zum Teufel, ich bin erwachsen und will nichts davon hören.«

»Ja«, murmelte Leo. »Ich schätze, du hast recht.«

»Natürlich habe ich recht. Oh, und bring ihr ein paar Manieren bei. Sie ist ziemlich unhöflich.«

Leo guckte kurz beleidigt, dann lachte er. »Wer im Glashaus sitzt… Aber du hast recht. Ich habe sie in letzter Zeit einige Dinge sagen hören, die mich glauben lassen, dass es ein Fehler war, sie quer durchs Land zu schicken.« Leos graue Augen verfinsterten sich. »Aber ich habe alles versucht, was mir einfiel, und am Ende hatte ich keine andere Wahl.«

»Ich verstehe«, sagte Grant.

Aber er verstand es nicht. Tatsächlich verstand er eine Menge Dinge absolut nicht. Zum Beispiel, warum Leos Lächeln und sein Lachen seine Finger zum Kribbeln brachten, seine Brust schmerzen ließen und sein Kopf plötzlich ein wenig leicht wurde. Es ärgerte ihn, dass er so irrational auf eine Person reagierte, die vor sechs Jahren nicht klug genug gewesen war, sich für ihn zu entscheiden, und die wahrscheinlich auch jetzt nicht klug genug war, eine gute Wahl zu treffen.

Nicht, dass Grant nicht dankbar für Leos Idiotie gewesen wäre, denn das war er! Er war kurz davor gewesen, seinen ganzen Stolz zu verlieren, und nur Gott wusste, wo er heute wäre, wenn es anders gelaufen wäre. Er rieb sich die Brust, wo sein Herz verletzlich schlug.

Für heute Abend hatte er genug.

»Nun«, sagte Grant. »Da ich so nett war, deinen kleinen Auftritt für Memaw zu ertragen, kann ich dir wenigstens die Rechnung überlassen.«

»Oh, ich weiß nicht, ich bin ja nicht mehr der Freund eines reichen Superstars.« Leo beugte sich wieder vor und tippte mit seinem Zeigefinger auf den Tisch. »Ich werde für dich anschreiben lassen. Sie können dir eine Rechnung mit der Post schicken.«

Grant rollte mit den Augen. Er warf etwas Bargeld auf den Tisch, so wie es die Figuren in den Filmen taten, wenn ihnen alles scheißegal war. Grant hoffte, dass diese Nachricht bei Leo ankam. »Ich wünschte, ich könnte sagen, es war mir ein Vergnügen.«

Er wollte sich sofort selbst ohrfeigen. Hätte er sich nicht etwas Bissigeres einfallen lassen können?

»Klar, wir sehen uns, Grant.«

»Hoffentlich nicht, Leo«, sagte Grant und spürte eine seltsame Mischung aus Wut und Freude über Leos blendendes Lächeln.

»Ich mag es irgendwie, wenn du so mit mir sprichst«, rief Leo ihm hinterher. Grant drehte sich nicht um, aber er hörte noch, wie Leo sagte: »Es ist irgendwie süß, sogar romantisch, wie sehr du mich nicht mögen willst.«

Grant ging weiter, spürte Leos Blick auf seinem Rücken, fühlte Leos Anwesenheit im Restaurant, als sich die Tür hinter ihm schloss, und spürte Leo im Gebäude, als er wegging.

Es ließ nicht nach.

In dieser Nacht, in seinem Bett, konnte Grant Leos Anwesenheit in Blountville spüren, er spürte, wie er sich an den Rand seines Bewusstseins drängte, sich festsetzte und seine Aufmerksamkeit auf ihn zog. Grant schlug auf sein Kopfkissen und knurrte.

Leo Garner war das Schlimmste, was ihm je passiert war. Er machte alles schwierig. Er ruinierte alles. Erst hatte er Grants Feier eines erfolgreichen Tags im OP vermasselt, und jetzt störte er ihn beim Schlafen.

Es war, als würde Leo dafür sorgen, dass sich alles… glücklos anfühlte.

***

»Man munkelt, dass du gestern ein Date mit Leo Garner hattest«, sagte Alec, bevor Grant sich seinen ersten Kaffee des Tages geholt hatte. Alec trug einen schimmernden blauen Pullover und eine silberne Hose. Grant hatte keinen blassen Schimmer, woher er seine Kleidung hatte.

»Nichts Böses hören, nichts Böses sagen.« Grant gab dem Idioten hinter dem Tresen bei Starbucks sein Geld. Der Typ erinnerte ihn mit seinen kurzen blonden Haaren und seinen Nasenringen immer an Billy Idol. Er arbeitete schon seit ein paar Jahren dort, aber Grant kannte seinen Namen nicht. Das war ihm auch egal, solange er ihm seinen Mokka Latte mit einem Extra-Espresso machte.

»Und?« Alec stupste ihn an, klimperte mit seinen glitzernden Wimpern und grinste wissend.

Grant stöhnte auf. »Ich war nicht auf einem Date mit Leo Garner. Ich wurde von Leo Garner überfallen, was übrigens seine Art zu sein scheint. Und ich musste mir blöde Sprüche von Sheriff Memaw gefallen lassen und weißt du was, Alec? Nein. Wir werden dieses Gespräch nicht führen.«

Er nahm Billy Idol den Becher aus der Hand, wandte sich von der Theke ab und ging mit Alec auf den Bürgersteig hinaus. »Denn was auch immer du glaubst, dass passiert, passiert nicht, wird nicht passieren, wird nie passieren. Ich will nur eine Minute, nur eine Minute, meinen Kaffee genießen, ohne an Leo Garner zu denken oder über ihn zu reden.«

Alecs Augenbrauen näherten sich seinem sorgfältig frisierten Haaransatz. Er wirkte amüsiert, was schlecht war. Amüsiert bedeutete, dass er ihm nicht glaubte. Amüsiert bedeutete, dass er ihm etwas entgegnen würde, und das wollte Grant nicht hören.

Grant eilte den Bürgersteig hinunter in Richtung seines Autos und hoffte hineinzuspringen, bevor Alec ihn einholen konnte.

»Oh bitte, Grant«, sagte Alec, packte ihn am Ellbogen und schwang ihn herum. »Wer unterbricht deinen täglichen Kaffee mit Gesprächen über Leo Garner? Könnte es sein, dass vielleicht, nur vielleicht, du derjenige bist, der Probleme hat, nicht an Leo zu denken?«

»Könnte es sein, dass du einen Hirnschaden hast?«, fragte Grant. »Sag du es mir.«

»Du kannst nicht aufhören, an ihn zu denken, und das macht dich zu einem Arschloch. Wie ich neulich schon sagte: Liebe. Wahre Liebe.«

»Leo Garner ist nervig, unentschlossen, opportunistisch und…«

»Mensch, Grant, warum sagst du nicht der ganzen Stadt, was du wirklich von mir hältst?«, sagte Leo, der direkt hinter Alec auf dem Gehweg aufgetaucht war. Neben ihm stand Leos alter Freund und neuer Anwalt, Doug Silver.

Grant spürte, wie ihm der Boden unter den Füßen weggezogen wurde und er schwerelos, überhitzt und leicht elend zurückblieb.

»Das ist nicht…«, begann Grant. »Ich meine, ich wusste nicht…«

»Du wusstest nicht, dass ich hier bin«, beendete Leo für ihn.

»Ja.«

Leos Augenbrauen zogen sich zu einem liebenswerten, besorgten Blick zusammen, den Grant schon fast vergessen hatte und den er am liebsten weggewischt hätte. Er errötete heiß, verlegen und wünschte sich, er könnte die Zeit zurückdrehen. Gab es einen Kurs, in dem er sich beibringen konnte, nicht so ein Idiot zu sein? Wenn ja, musste er sich dringend anmelden.

Leo sagte leise: »Ich wette, du fühlst dich jetzt wie ein Arschloch.«

Grant schluckte schwer. »Ja.«

»Entschuldigungen werden von Garners immer akzeptiert. Also, hey, es ist alles gut.« Leo lächelte charmant und seine rosige Haut verriet, dass er vor Kurzem an der Dialyse war. »Außerdem bedeutet die Tatsache, dass du dich schlecht fühlst, dass du tief in deinem gemeinen, kleinen Herzen Gefühle hast. Wer hätte das gedacht?«

»Ich nicht«, sagte Doug und klopfte Leo auf die Schulter. Er trug eine To-go-Tüte aus dem Donut-Laden nebenan. »Bis später, Leo«, sagte er, während er den Bürgersteig hinunter zu seinem glänzenden Audi ging. »Ich werde mich um alles kümmern. Schönen Tag noch, Alec. Und Ihnen auch, Dr. Anderson.«

Leo grinste ihn an und gab ihm ein Daumen-hoch.

»Ich wusste, dass Grant Gefühle hat«, sagte Alec, winkte Doug zum Abschied zu und lächelte Leo süß an. »Aber es ist ein Geheimnis, also, du weißt schon, pssst.«

Leo seufzte und steckte die Hände in die Hosentaschen. »Grant, komm schon. Können wir nicht einfach die Vergangenheit ruhen lassen und den ganzen Ärger hinter uns lassen? Ich möchte, dass wir Freunde sind.«

Grant sah Alec an, der ihn mit leuchtenden, intensiven Augen anschaute. Er blickte zum Himmel hinauf. Flauschige, heitere Wolken zogen langsam über ihn hinweg, vergnügt und verräterisch. »Klar, wir werden uns sicher oft über den Weg laufen, also können wir auch das Beste daraus machen.«

»Darin bin ich gut.« Leo lächelte.

»Ja, aber ich bin es nicht.« Grants Bauch kribbelte, als er von diesem Lächeln angestrahlt wurde. »Stell dich auf Unvollkommenheit ein.«

»Ich kann es dir beibringen«, sagte Leo.

Neckte er ihn gerade? Flirtete er? Grants Unterleib kribbelte als Antwort.

Leo fuhr fort: »Es ist nicht schwer, das Beste aus den Dingen zu machen. Ich werde dir ein Beispiel geben.« Er nickte in Richtung Starbucks. »Ich gehe rein und gebe meine Bestellung auf. Er wird mir das Falsche bringen. Ich weiß nicht, warum, aber das macht er immer. Ich nehme zwei Schlucke davon und denke: Gut, dass ich das sowieso nicht trinken sollte, denn es schmeckt scheußlich. Dann werfe ich den Becher weg und meine Niere ist umso glücklicher darüber.«

»War es Teil deiner Therapie nach der Herztransplantation in L.A., den Silberstreif am Horizont zu suchen?«, fragte Grant, neugierig und gleichzeitig skeptisch gegenüber dem ganzen Gedankengang.

»Ähm, unhöflich«, sagte Leo und warf Alec einen »Kannst du das glauben?«-Blick zu. »Meine Gesundheitsprobleme so in der Öffentlichkeit zu besprechen. Und nein. Ich habe nie an einer postoperativen Therapie teilgenommen. Ich bin in dieser Hinsicht kein gutes Vorbild.«

»Aha«, machte Grant. »Und es tut mir leid. Ich hätte das nicht sagen sollen.«

»Das ist so süß, Jungs«, sagte Alec und grinste. »Jetzt könnt ihr wieder Freunde sein und zusammen abhängen, und Dennis und ich laden euch beide zum Essen ein, und Leo, du kannst deine Tochter mitbringen, damit sie mit Dennis' kleiner Mina spielen kann, das würde ihr gefallen, und wir können zusammen in den Urlaub fahren, und…«

»Alec«, sagte Grant. »Wir haben einen Waffenstillstand vereinbart, keine Ehe.«

»Lucky und ich würden gern mal zusammen essen gehen«, sagte Leo zu Alec und ignorierte Grant. Dann grinste er und in Grants Brust wurde es heiß und eng. »Lad auch Grant ein. Das wäre doch lustig.«

»Ermutige ihn nicht.«

»An die Arbeit«, sagte Alec zu Grant, legte seinen Arm um Leo und lächelte breit. »Leo und ich müssen Pläne schmieden.«

Grant stammelte vor sich hin, starrte die beiden einen Moment lang an und wandte sich dann zum Gehen. Er konnte sich keinen Reim auf die beiden Idioten machen. Alec war nicht gerade subtil bei seiner Kuppelei, und Leo zuckte nicht einmal mit der Wimper. Es war lächerlich. Grant hasste es, in einer Kleinstadt zu leben. Er hasste Blountville. Er hasste Leo dafür, dass er sich fast wünschte, mit ihm bei Alec und Dennis zu Abend essen zu können.

»Wo ist eigentlich Lucky?«, fragte Alec, als die beiden auf den Eingang des Starbucks zugingen.

»Bei meiner Mutter«, sagte Leo und klang müde. »Ich brauchte eine Pause.«

»Tschüss«, rief Alec Grant über seine Schulter zu und streckte ihm die Zunge heraus.

Grant winkte und zeigte ihm dann den Vogel, als er wegschaute.

»Aber natürlich brauchst du die. Das tun wir alle«, hörte Grant Alec sagen, als sich die Tür hinter ihm schloss.

Grant starrte auf die geschlossene Tür und fühlte sich wie ein noch größeres Arschloch als sonst. Sie hatten ihn nicht einmal eingeladen, sich ihnen anzuschließen. Aber wie konnte er es ihnen verdenken? Besonders nach seinem Verhalten heute. Er drehte sich um und ging langsam auf sein Auto zu.

Warum war er so enttäuscht?

Stay Lucky

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