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Liturgie und Drehbuch

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Damit ist schon ein anderes wichtiges Thema berührt: Liturgie ist geordnet. Sie folgt einem Drehbuch, das zwar nicht alle, aber doch sehr viele Einzelheiten festlegt, zum Beispiel die Abfolge der einzelnen Elemente der Eucharistiefeier, die Farben der zu tragenden Gewänder, die Texte der vorzutragenden Gebete und Bibellesungen, welche Teile des Rituals der Diakon durchführt, wie man vorgehen soll, wenn kein Diakon zur Verfügung steht, wer wann die Arme ausbreitet und Ähnliches.

Ein solches Drehbuch heißt in der kirchlichen Sprache liturgisches Buch, wobei es liturgische Bücher mittlerweile natürlich schon längst auch in digitaler Form gibt, ganz ohne Papier und ohne Umblättern. Für die Herausgabe liturgischer Bücher ist in der katholischen Kirche in der Regel der Papst verantwortlich; so hat es das Zweite Vatikanische Konzil bestätigt. Liturgische Bücher der katholischen Kirche sind in lateinischer Sprache verfasst, z.B. das Missale Romanum für die Eucharistiefeier (Messe) oder die Liturgia Horarum für die Tagzeitenliturgie (Stundengebet). Für die Übersetzungen in unterschiedliche Volkssprachen – im Deutschen handelt es sich um das Messbuch und das Stundenbuch – und für inhaltliche Anpassungen nach dem Bedarf einzelner Länder sind die Bischöfe des jeweiligen Sprachgebietes verantwortlich, aber auch dies nur mit Zustimmung des Papstes. Die Wort-Gottes-Feier, um die es in diesem Buch ebenfalls gehen wird, ist hingegen keine vom Papst geordnete Liturgie, sie fällt von vornherein in die Zuständigkeit der Bischöfe: Auch diese Variante ist vom Konzil vorgesehen worden.

Während die liturgischen Bücher vor dem Konzil so viele Details festlegten, dass es für die Versammelten fast gar keinen Gestaltungsspielraum mehr gab, sind die Bücher, die nach dem Konzil erschienen sind, mit einer Fülle von Auswahl- und Variationsmöglichkeiten versehen. Davon wird in diesem Buch immer wieder die Rede sein, besonders in Kapitel 15.

Was die Detailliertheit ihrer liturgischen Ordnung angeht, nimmt die katholische Liturgie heute eine Mittelstellung unter den christlichen Liturgien ein:

Liturgien der Ostkirchen sind ausgesprochen kleinschrittig festgelegt. Gerade ihre Einheitlichkeit und Wiedererkennbarkeit sind ein besonderes Merkmal ostkirchlicher Identität, Theologie und Spiritualität. Variationen bestehen vor allem darin, dass in kleineren Gemeinden, in räumlichen Provisorien oder unter anderen besonderen Umständen manche liturgischen Elemente entfallen können, die in Klöstern oder großen Kathedralen nie fehlen. (An dieser Stelle bringe ich kurz den Hinweis unter, dass auch in der katholischen Kirche ostkirchliche Liturgien beheimatet sind, nämlich in Form der katholischen Ostkirchen. Für dieses Buch spielen sie keine Rolle, hier geht es nur um jene Variante des Katholizismus, die wir römisch-katholisch nennen und die die bei Weitem häufigste ist.)

Kirchen der Reformation können durchaus detailliert ausgearbeitete liturgische Bücher haben, diese werden aber heutzutage eher als Vorschläge und Gestaltungshilfen verstanden, ohne den Anspruch, dass man sich exakt an sie halten müsse.

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