Читать книгу Späte Gegend - Lida Winiewicz - Страница 12

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Das mit der Freizeit stimmt nicht, nicht ganz: dass wir keine hatten. Ein Spiel hat’s gegeben: »Tapperl«.

»Tapperl« war: Fangerl spielen. Wir haben es im Sommer gespielt, am Heimweg von der Schule.

Im Winter sind wir stattdessen über den Schnee gerutscht. Ein paar Kinder hatten Schlitten. Wir nicht. Schlitten kosten Geld.

Wir haben die Schultasche genommen. Man legt sie hin, setzt sich drauf, streckt die Beine weg und fährt los. Das knirscht, und man spürt es sausen.

Meine Banknachbarin in der Klasse, Hermine hat sie geheißen, hat eine Rodel gehabt. Die Eltern waren Bauern. Sie sind uns reich vorgekommen, waren s’ auch, verglichen mit uns. Trotzdem wollte sich die Hermi vom Franz die Schultasche ausborgen.

Der Franz war mein älterer Bruder.

»Warum nimmst du nicht deine eigene?«, hat er gefragt, und die Hermi hat gesagt: »Weil sie hin wird!«

Er hat ihr die Tasche geborgt. Und ich hab gesagt: »Darf ich derweil mit deinem Schlitten fahren?« Und sie hat geantwortet: »Nein!«

Heut’ denk ich mir, so blöd darf man nicht gewesen sein. Warum hab ich mich nicht einfach auf ihre Rodel gesetzt und bin ihr nachgefahren? Warum bin ich stehen geblieben und hab geflennt?

Die Hermine hat mit siebzehn geheiratet, den Apotheker vom Ort, er war dreimal so alt wie sie. Heute ist sie Witwe, wie ich. Manchmal seh’ ich sie in der Kirche.

Man sollt’s nicht für möglich halten: Jedes Mal gibt es mir einen Stich!

Späte Gegend

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