Читать книгу Späte Gegend - Lida Winiewicz - Страница 8

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Unsere Stube war klein, und noch kleiner, weil sie so vollgeräumt war. Vier mal fünf Meter, höchstens.

Auf diesen zwanzig Metern ist der Herd gestanden, der Tisch, das große Bett, da drin haben die Eltern geschlafen, meistens mit dem jüngsten Kind, die Truhe, die Bänke – die Bänke waren in die Wand eingelassen –, der Wandschrank mit dem Geschirr, das Brennholz, der Wasserzuber, der Besen, kurz, was man so braucht.

Der Fußboden war gewölbt.

Denn wenn ich vorhin gesagt hab, wir waren Kleinhäuslerskinder, so war das übertrieben. Wir waren nicht einmal das!

Kleinhäusler sind wir erst ein paar Jahre später geworden, mit dem Geld aus Amerika.

Dass der Fußboden gewölbt war, hat seinen Grund gehabt: Unterhalb war der Keller. Da hat es das ganze Jahr eiskalt heraufgeweht.

Der Keller (das ganze Haus) hat einem Bauern gehört. Dafür, dass wir wohnen durften – wir hatten Stube und Kammer –, dafür war die Mutter bei ihm mehr oder weniger im Dienst. Das war aber nicht der Bachecker, das war ein anderer. Er hat Eberstallinger geheißen.

Im Keller waren Kartoffeln und Futterrüben für die Schweine. Wir durften auch Rüben nehmen. Wir haben sie geschält, geschnitten und auf der Herdplatte geröstet. Sie haben uns geschmeckt.

Geheizt haben wir mit Holz.

Holzklauben war Kinderarbeit. Wir sind jeden Tag in den Wald, auf dem Rücken den leeren Tragkorb, und haben ihn voll heimgebracht. Die Körbe sind mitgewachsen. Mein erster Korb war vielleicht dreißig Zentimeter hoch.

Das Holzklauben war geregelt. Man durfte nicht überall, nur auf der »Figur«, »Figur« hat der Streifen Wald geheißen, den man leer klauben durfte. Warum »Figur«, weiß ich nicht.

Der Wald war Herrschaftswald. Ich hab die Herrschaft mein Lebtag nicht zu Gesicht bekommen. Nur einmal hab ich die Kutsche vorüberfahren gesehen, vierspännig, mit einem Kutscher: brauner Mantel, gelbe Knöpfe. Ich hab geglaubt, sie sind aus Gold.

Wir mussten pro Figur im Frühjahr Waldpflanzen setzen. Da war die Mutter dabei.

Sie hat mit der Haue Löcher in den Waldboden gehackt, wir haben die Pflanzen gesetzt, rundherum festgetreten, dann ist der Förster gekommen – er hatte in der Pfeife etwas, das war kein richtiger Tabak und hat schon von weither gestunken –, ist von Pflanze zu Pflanze, sehr streng, hat am Wipferl gezogen und geprüft, ob das Ganze fest sitzt, und wenn nicht, hat er den kleinen Baum vorsichtig herausgezogen und mit uns geschimpft, und wir haben ihn neu setzen müssen. Zum Schluss haben wir die Pflanzen gegossen. Der Förster hat aufgepasst, dass jede Wasser kriegt.

Er selber ist ein paar Jahre später im Rausch und im Schneesturm erfroren, zehn Meter vom Forsthaus entfernt.

Späte Gegend

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