Читать книгу Späte Gegend - Lida Winiewicz - Страница 14

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Zur Messe sind wir fast nie: Wir hatten nichts anzuziehen!

Ich hab deshalb in Religion geschimpft gekriegt vom Katecheten, aber wenn er gefragt hat, warum wir nicht in der Kirche waren, hab ich kein Wort gesagt. Am Sonntag im Werktagskleid? Wir hätten uns zu Tod geschämt!

Einmal, in Religion, ist der Schuldiener gekommen und hat das Bild vom Kaiser von der Wand heruntergeholt. Dann hat man lange Zeit die leere Stelle gesehen, mit einem viereckigen Schmutzrand, und dann war ein neues Bild da, ich weiß nicht, von wem.

Ich war acht. Später ist mir aufgegangen, ab damals war Republik. Für uns hat sich nichts geändert.

Die Lehrerin hab ich mögen, am allerersten Tag.

»Guten Morgen! Heißt jemand Christine?«

»Ich!«

Ich hab aufgezeigt.

Sie hat auch Christine geheißen!

Ich bin mir vorgekommen wie jemand Besonderer.

Später, wie ich im Dienst war, hab ich die Lehrerin in der Greißlerei getroffen (die gibt’s heute auch nicht mehr, diese Dorfgreißlerei mit ihrem Geruch nach Brot, Blaudruck, Seife und Kaffee), und sie hat laut gesagt: »Das ist die Christine, die war meine beste Schülerin!« Ich bin ganz rot geworden, obwohl ich erwachsen war. Den Lehrer hab ich nicht mögen. Er war ein gemeiner Kerl.

Einmal haben der Rudl und ich nach der Schule Kirschen gegessen, von einem Zweig, der ist schwer über einen Zaun gehangen. Der Lehrer hat es gesehen (er hat mit dem Jagdfeldstecher aus dem Schulfenster geschaut), ist zu dem Bauern gegangen, dem der Kirschbaum gehört hat, und hat uns verklagt.

Der Bauer ist zu unseren Eltern, und die haben uns gehaut. Ich versteh’s: Sie hatten kein Geld, und der Bauer wollte Schadenersatz.

Ein paar Jahre später ist der Lehrer vom Wirtshaus heimgegangen, in einer Sommernacht. Da waren plötzlich Krampusse da, sechs Krampusse mitten im Juli, haben kein Wort gesprochen und ihn verprügelt.

Der Lehrer war eine Woche im Bett.

Man hat sie nie ausgeforscht.

Das ganze Dorf hat’s ihm gegönnt.

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