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jaffa–new york: 29. januar

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Nach Chile und einer weiteren Nachricht meinerseits, von unschlüssiger Hand geschrieben, erhalte ich wieder Post vom Schriftsteller-in-Jaffa, der mir einflüstern will, ich dürfe mir nichts von der komplexen Wirklichkeit entgehen lassen, in der die Palästinenser leben. »Du wirst sehen«, schreibt er und fügt hinzu: »Keine Armee, kein Überwachungsapparat kann die zahllosen menschlichen Regungen kontrollieren, und mögen auch viele leiden, dann leben sie wie alle hier so intensiv, wie sie nur können (und es gibt Musik, Essen, Sex, es gibt Ehen, Kinder, Scheidungen und alles Übrige auch). Das heißt, wir leben sehr gut. Nicht in diesem Rausch wie in meinem Land, wo das Leben manchmal zu sehr überschäumt (und auch der Tod), aber hier versteht man es ebenfalls – vor allem die Palästinenser –, zu leben und glücklich zu sein. Am Schreiben hindert mich, dass es in den letzten Jahren immer weniger Platz gibt für eine Meinung zwischen dem Wahnsinn der Hamas und dem Wahnsinn der israelischen Ultrarechten (wer sich vermittelnd äußert, wird unweigerlich in die eine extreme Ecke geschoben und aus der anderen angegriffen). Zum Glück ist die Wirklichkeit weitaus reicher und komplexer als diese Meinungen, und die Leute bleiben lebendig, unvorhersehbar, unkontrollierbar. Jetzt habe ich pathetisch herumdoziert, so ein Mist. Am besten, Du siehst es Dir selbst an. Wir erwarten Dich, wenn Du Dich zur Reise entschließt.«

Heimkehr ins Unbekannte

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