Читать книгу Tod in Chelsea - Lionel Davidson - Страница 9
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Оглавление»Glaubst du, wir haben’s mit einem Verrückten zu tun, Chris?«
»Mit einem Irren? Hm.«
»Was meinst du?«
»Ein Irrer? Harter Tobak.«
»Aber kein schlechter Tip, was?«
»Nein, kein schlechter. Wirklich. Ein Irrer?«
»Das Monster von Chelsea«, sagte der Redakteur.
»Das Monster von Chelsea.«
Sie bastelten etwas an der Formulierung und sahen sich an. »Ich weiß nicht, ob wir schon soweit sind«, zweifelte Chris.
»Hm. Sind die anderen soweit?«
»Nein. Die drehen sich im Kreis. Aber die Sache ist reichlich gemischt. Amerikanischer Öl-Manager. Zweiundachtzigjährige Alte Jungfer. Bardame.«
»Aktmodell«, verbesserte der Redakteur.
»Aktmodell«, gab Chris nach.
»Was ist? Hatte sie ’nen Braten in der Röhre?«
»Vermutlich. Aber die Polizei hält dicht.«
»Und was sagt der Wirt?«
»Der kann nichts sagen. Wir kommen gar nicht an ihn ran.« »Was ist mit Freunden?«
»Das versuchen wir gerade. Mooney ist am Ball.«
»Aha. Gute Arbeit von ihr. Hat ’nen Bonus verdient.«
»Danke. Wird sie freuen. Aber eigentlich ist sie auf was anderes aus, auf ’nen festen Job«, fügte Chris hinzu.
»Weiß ich. Schwierige Sache. Unser Etat ...«
»Ja, natürlich. Wir kriegen die Story. Sie ist wirklich stark.«
»Sie gefällt mir«, erwiderte der Redakteur schlicht.
»Mir auch.«
»Ein guter Aufhänger.«
»Ein prima Aufhänger sogar.«
»Da steckt ’ne Menge drin. Einzimmerapartments, Studentenheime, Altenheime.«
»Judo, Karate, Selbstverteidigungssportarten für Männer.«
»Sicherheitsschlösser, Türspione ... Ich wollte dich nur überzeugen, daß da viel rauszuholen ist, Chris.«
»Schon überzeugt, Jack«, erwiderte Chris. »Selbstverteidigungssportarten sind übrigens auch für Frauen«, fügte er hinzu. »Da gibt’s sogar besondere Abendlehrgänge. Sie machen’s zum Zeitvertreib, oder?«
»Und das Spray nicht zu vergessen. Wie heißt das Zeug doch gleich?«
»Du meinst das Selbstverteidigungsspray?«
»Richtig. Kümmere dich drum. Sturm auf die Lagerbestände. Geschäfte werden belagert ... Ein echtes Schätzchen, diese Story. Waffenscheine, Hunde. Hunde sind gut. Was habe ich gerade gesagt? Belagert? Chelsea belagert!«
»Chelsea im Belagerungszustand.«
»Ist ’ne Überlegung wert. Vielleicht was für die Abendausgabe. Polizei in Alarmbereitschaft! Hat Atmosphäre. Verdammt besser als Cambridge. Eben Chelsea, was? Doppelt gesicherte Türen, Spione. Den Thatcher-Aspekt nicht zu vergessen. Polizei bewacht Thatcher. Vor Vergewaltigung ist schließlich niemand gefeit, oder? Wäre ein Volltreffer«, fügte er beinahe schwärmerisch hinzu.
»Schon. Aber die Story ist auch so gut«, sagte Chris. »An dieser Filmcrew sind wir übrigens auch dran. Du weißt schon, die zur Tatzeit am Fluß gedreht hat. Der Oberguru da ist ein Nigger.«
»Ach ja?«
»Ein waschechter. Schwarz wie die Nacht. Johnston. Artie Johnston«, las Chris von seinen Notizen ab. »Fungiert als Produzent. Überspanntes Zeug, wenn du mich fragst. Etliche gut betuchte Faulenzer von Chelsea sind dabei. Es gäbe da gewisse Perspektiven.«
»Hm. Und wer gehört sonst noch dazu?«
»Der Regisseur ist ein Spinner namens Steve ... richtig?... Steve Griffard. Brillante Karriere an der Filmhochschule. Vielgelobtes Talent. Das ganze Projekt ist abstrus. Da ist eine Clique am Werk. Hat mich auf einen Gedanken gebracht. Ich meine ... Polanski, begabter Regisseur, Ehefrau wird ermordet, die ganze Manson-Hysterie. Der Art Direktor ist Dozent an der Kunstakademie von Chelsea. Er könnte das Mädchen gekannt haben.«
»Und wie heißt er?«
»Frank. Doktor Frank Colbert-Greer. Auch ein Spinner. Kunsthistoriker. Schwul, schwuler geht’s nicht mehr. Schreibt irgendein Buch.«
»Woher hast du das alles? Von Mooney?«
»Ja. Überleg doch mal, lauter junge Leute. Begabt. Ich hab’ an Dämonie gedacht. So eine Art eingeschworene Gemeinde. Teufelsbeschwörer. Begreifst du, was ich meine?«
»Ja. Aber bleib mal auf dem Teppich. Ich meine, ich versteh’s ja. Teufelsanhänger, eingeschworene Clique, begabte Leute. Aber dann ist es kein Wahnsinniger, oder?« fragte der Redakteur ernsthaft. »Bring ein solches Schlagwort unter die Leute, und wir können gar nicht mehr so schnell drucken, wie unser Blatt gekauft wird. Frauen haben Angst. Was hat der Bastard eigentlich vor? Sie suchen ihn hier, sie suchen ihn da. Panik schleicht durch die Straßen. Und wir immer hinterher.«
»Weiß ich. Aber ...«
»Nicht, daß ich dir die Teufelsgeschichte vermiesen will. Es ist nur eine Frage der Verhältnismäßigkeit. Wir müssen eine Möglichkeit finden, die Sache zu beschleunigen. Die Polizei gibt sich noch nicht zugeknöpft, oder?«
»Noch nicht. Nein, eigentlich nicht. Nur in der Frage, ob diese Germaine schwanger war. Durchaus verständlich.«
»Sicher. Aber wir wollen mal nicht zu verständnisvoll sein. Greer. Der Name kommt mir bekannt vor.«
»Du meinst den Vater. Portraitmaler. Hat die ganze Bloomsbury Group portraitiert. Dr. Frank ist der Sproß einer späten Liebe.«
»Wir sind doch an ihm dran, oder?«
»Wir tun unser Bestes. Im Augenblick ist er allerdings nicht auffindbar.«
»Was heißt ›nicht auffindbar‹?«
»Nicht zu Hause. Verschwunden.«
»Sucht die Polizei nach ihm?«
»Wir suchen ihn.«
»Weshalb, Chris?«
»Tip von Mooney. Vielleicht ist nichts dran. Allerdings holt das Mädchen normalerweise aus allem was raus.«