Читать книгу Rosenmord - Lisa Scott - Страница 4

2

Оглавление

»Wollen Sie damit sagen, es war Shake and Bake?« frage ich ungläubig.

»Ja. Ich bin fertig. Total kaputt.« Artie läßt sich auf einen Stuhl in der kleinen Bibliothek fallen, die den Referendaren als Büro dient. Armen und eine Abordnung von Bürokraten hatten ihn hinter verschlossener Tür ausgiebig in die Mangel genommen. »Der arme Kerl konnte erst nach einer Stunde aufhören zu weinen, so eine Heidenangst hatte er, er könnte Armen in Schwierigkeiten gebracht haben. Könnt ihr euch das vorstellen?«

»Ja«, bestätigt Ben und tippt dabei flott auf der Tastatur seines Computers.

»Ich habe das immer noch nicht begriffen«, werfe ich ein. »Hatte er denn nun eine Bombe?«

»Nein. Er hatte eine Wurfuhr.«

»Eine was?«

»Genauer gesagt, er war die Wurfuhr.«

»Ich begreife absolut nichts.«

»Ich auch nicht«, seufzt Sarah.

»Ich schon, aber es ist mir egal.« Ben schüttet seine dritte Tasse Kaffee hinunter. Er fängt um sieben damit an und pichelt dann das Zeug den ganzen Tag über wie ein durstiger Vampir. »Das Ganze ist absurd.«

»Nein, ist es nicht«, widerspricht Artie. »Nicht, wenn du so denkst wie Shake and Bake.«

»Wie ein paranoider Schizophrener?« frage ich.

»Seht mal, Shake and Bake hat die Verhandlung verfolgt. Er wußte, der Anwalt mußte auf eine bestimmte Frage antworten, und er dachte, die Zeit würde gezählt wie beim Basketball. Er glaubte, der Typ hätte noch vierundzwanzig Sekunden bis zum Wurf. In seinem Kopf ging alles durcheinander.«

Ich gebe mir Mühe, nicht laut herauszulachen. »Darum also hat er angefangen zu ticken.«

»Ja, er hat die Geräusche mit dem Mund gemacht. Er zählte die Zeit aus.« Artie zerrt den Knoten seiner Baumwollkrawatte hin und her, um ihn zu lockern.

»Das ist doch lächerlich«, meint Sarah.

»Nicht für einen paranoiden Schizophrenen, der Basketball über alles liebt«, bemerke ich, schnell von Begriff wie ich bin.

»Richtig, Grace.« Artie nickt und wirft seinen Schlips auf die kunterbunt über seinen Schreibtisch verteilten Schriftsätze.

»Habe ich ja gesagt. Absurd.« Ben füllt Kaffee nach.

»Ist er wirklich schizophren?« Sarah beugt sich über ihre Diätcola und die weiche Brezel, die sie als Frühstück zu sich nimmt. Diese Kinder essen nichts als Müll; ich bekomme jedesmal Zustände.

»Ich glaube nicht«, antwortet Artie und öffnet den Kragenknopf seines Arbeitshemdes. »Er ist wie ein kleines Kind. Völlig harmlos.«

Ich lächle. Ich habe ein kleines Kind. Kleine Kinder sind nicht harmlos.

»Wie kommst du dazu zu behaupten, er sei harmlos?« kritisiert Sarah. »Offensichtlich ist er nicht harmlos.«

»Na komm schon, Sar. Er ist in Ordnung. Shake and Bake ist nicht mal imstande, eine Waschmaschine zu bedienen. Glaubst du, er könnte ein Gebäude in die Luft sprengen?«

»Ich schon, Weiss«, sagt eine trockene Stimme von der Tür her.

Sie gehört Eletha Staples, der lebenslänglichen Sekretärin des Richters, einer gertenschlanken, eleganten Schwarzen. Mit ihrem Hang zur Theatralik verharrt Eletha in dramatischer Pose unter der Tür.

»Yo.«

»Richtig, Bruder. Yo.« Eletha verdreht die Augen. Sie tritt ins Zimmer, ein Hauch teuren Parfüms weht hinter ihr her. Ihr glänzendes Haar hat sie in ihrem schlanken Nacken zu einem festen Knoten zusammengefaßt. In dem schicken Kamelhaaranzug ähnelt sie mehr einer Richterin denn einer Sekretärin, und an dem Tag, an dem schwarze Frauen zur Bundesberufungsrichterin ernannt werden, wird man sie dafür halten. »Wen laden Sie als nächstes ein? Charlie Manson?«

»Das ist nicht komisch, El.«

Eletha bleibt mitten im Büro stehen und stemmt eine Hand in die Hüfte; ein Quintett krallenähnlicher, mit einem Punktmuster verzierter Fingernägel hebt sich von ihrem ansonsten klassischen Stil ab. »Es ist nicht komisch, Bruder?«

»Nein.«

»Es ist nicht komisch, wenn Sie einen Verrückten ins Gericht einladen? Es ist nicht komisch, daß irgendein durchgedrehter Typ Armens Leben gefährdet? Unser aller Leben gefährdet?«

Artie spielt bedrückt mit seinem magischen Ball, einem der vielen Spielzeuge, die auf seinem Schreibtisch herumliegen. »Er würde nie einem von uns was tun, er verehrt Armen. Und er ist nicht durchgedreht.«

»Er tickt, Artie«, erinnere ich ihn.

Eletha sieht aus, als drehe sie gleich durch, aber sie dreht leicht durch. »Was erzählen Sie da? Er ist nicht durchgedreht? Der Mann hält sich für eine wandelnde Timex! Warum man ihn überhaupt ins Gerichtsgebäude gelassen hat, werde ich nie begreifen.«

»Man muß ihn reinlassen«, berichtigt Sarah. »Er hat das Recht auf Zutritt. Das steht in der Verfassung.«

»Zum Teufel damit«, knurrt Ben, ohne den Blick vom Monitor abzuwenden.

»Er ist nicht durchgedreht.« Artie schmollt.

Eletha legt eine Hand auf ihre Brust und beginnt mit Atemübungen nach Lamaze, um sich zu beruhigen. Als sie mit mir vor drei Monaten das Bewerbungsgespräch führen mußte, weil Armen in Washington aufgehalten worden war, wurde ich zum erstenmal Zeugin dieser Angewohnheit. Nachdem sie sich beruhigt hatte, tauschten wir eine Stunde lang Geschichten über Ex-Ehemänner aus. Ich berühre sie leicht am Arm. »El, weiteratmen. Nichts erzwingen, es ist noch zu früh.«

Sie sieht auf mich herab, ihr Gesicht ist plötzlich sehr ernst. »Das ist noch nicht das Schlimmste. Hast du es schon gehört?«

»Was gehört?«

»Heute morgen wurde eine Berufung in Sachen Todesstrafe eingereicht. Der Fall Hightower. Die Hinrichtung soll in einer Woche vollstreckt werden.« Ihre Worte schweben einen Augenblick in der Luft.

»O nein.« Ich verkrieche mich tiefer in den Ledersessel neben Arties Schreibtisch. Hoffentlich teilt man mir diesen Fall nicht zu. Ich bin eine berufstätige Mutter; ich habe genug Schuld für eine ganze Hemisphäre auf mich geladen.

»In einer Woche?« Ben schüttelt sein gepflegtes Haupt. »Natürlich hat Hightower bis zur letzten Minute gewartet. Gewartet bis zum bitteren Ende in der Hoffnung, die Hinrichtung würde ausgesetzt. Immer derselbe Trick.«

Sarah wirft ihm einen schärfen Blick zu. »Das ist seine erste Berufung.«

»Schön. Sorgen wir dafür, daß es auch seine letzte ist.«

»Ben, er hat versucht, sich umzubringen. Er dachte, er habe den Tod verdient.«

»Hat er auch.«

Elethas sanfte braune Augen ruhen auf Bens Gesicht, aber ihre Gedanken sind sichtlich woanders. »Dieser Fall ist wirklich scheußlich. Der Assistent wird die ganze Nacht auf sein, Armen wird die ganze Nacht auf sein, und ich werde die ganze Nacht auf sein. Das letzte Mal habe ich Malcolm nicht gesagt warum.« Malcolm ist Elethas Sohn, sein Foto steht auf ihrem Schreibtisch; ein intelligent aussehender Junge mit hellerer Haut und einer Brille. »Manche Dinge brauchen Kinder nicht zu wissen.«

Ich überlege, was ich Maddie in einem solchen Fall erzählen würde. Was sollte ich sagen? Liebling, Mommy arbeitet für einen Mann, der darüber entscheidet, ob ein anderer Mann leben oder sterben soll. Nein, Mommys Chef ist nicht der liebe Gott, er sieht nur so aus.

»War Armen häufig Richter in Fällen mit Todesstrafe?« fragt Sarah.

Eletha reibt sich die Stirn. »Zu oft.«

»Drei Mal«, erklärt Ben. »In allen urteilte er abweichend. Die sprichwörtliche Stimme in der Wüste.«

Eletha bedenkt ihn mit einem raschen Blick. »Die Fälle waren aus Delaware, glaube ich. Keiner aus Jersey. Und in Pennsylvania fand seit was weiß ich wann keine Hinrichtung mehr statt.«

»Seit ungefähr dreißig Jahren.« Ben drückt mit dem Zeigefinger auf die Sicherungstaste. »Elmo Smith, wegen Vergewaltigung und Mord an einem katholischen High-School-Mädchen. Aber ich kann mich nicht daran erinnern, auf welche Weise sie vollzogen wurde.« Er zögert nur eine Nanosekunde, sein Verstand arbeitet so schnell wie sein Mikroprozessor. »In Pennsylvania wird die Todesstrafe heute durch eine tödliche Injektion vollzogen, aber damals …«

»Großer Gott, was macht das für einen Unterschied?« explodiert Sarah, die sich auf einem leeren Schreibtisch einen Tee zubereitet. »Zieh um nach Texas, dann kannst du dir das im Pay-TV anschauen.«

Ben schnippt mit den Fingern. »Der elektrische Stuhl, das ist es!«

»Die Todesstrafe mit zwanzig Jahren, Alex«, sagt Artie, und Eletha beginnt ein- und auszuatmen, ein- und auszuatmen.

»Die Todesstrafe ist nichts weiter als Rache unter dem Deckmantel von Gerechtigkeit.« Sarah ist nicht willens, von dem gräßlichen Thema abzulassen. Ich mag Sarah, aber so langsam begreife ich, daß es eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen ist, sich immer in etwas zu verbeißen. Letzten November kam ihr diese Eigenschaft sehr zugute; sie arbeitete an der Wahlkampagne von Armens Frau mit, die für den Senat kandidierte. Die feministische Anwältin kam aus dem Hinterhalt und gewann um eine Stupsnasenlänge.

»Wenn wir von Gerechtigkeit sprechen«, doziert Ben, »drücken wir uns vor dem Denken in juristischen Kategorien.«

»Ich bin beeindruckt, Ben. Bist du da von ganz allein draufgekommen?«

»Nein. Das hat Oliver Wendell Holmes gesagt.«

Sarah macht ein verdutztes Gesicht.

»Der spielte für die New York Knicks«, sagt Artie. Er wirft den magischen Ball auf einer imaginären Flugbahn durch diesen unsichtbaren großen Korbring hoch oben in der Luft, den alle Männer vor sich sehen, wenn sie einen Ball werfen und keinen richtigen Basketball haben. Das Prinzip der Luftgitarre.

»In diesem Stadium ist der Ausgang ohnehin irrelevant«, meint Ben. »Der Fall geht zum Obersten Bundesgericht.«

»Und welche Auswirkungen hat das auf deine Chancen, Meister?« erkundigt sich Artie.

Ben drückt wortlos auf eine Taste.

»Chancen wofür?« frage ich.

»Wissen Sie das nicht, Grace? Ben wartet auf einen Anruf von Richter Scalia. Er steht knapp vor einem Referendariat am Obersten Bundesgericht.« Artie schielt auf seinen Zeigefinger und seinen Daumen, die er einen Zentimeter auseinanderhält. »Vielleicht sogar so knapp, habe ich recht, Ben? So knapp?« Seine Finger berühren sich.

»Frag den magischen Ball«, schlägt Sarah vor.

»Der magische Ball! Hervorragend!« Artie schüttelt das Ding und dreht es um, um den entsprechenden Ratschlag zu lesen. »O mein Gott, Ben«, stöhnt er in gespieltem Entsetzen. »Er sagt: Es ist besser im Moment nichts zu sagen. Sehr mysteriös.«

Ich schaue zu Ben hinüber, der einen Text auf seinem Bildschirm liest. »Ben, haben Sie wirklich ein Vorstellungsgespräch bei Scalia bekommen?«

»Ja«, antwortet Ben mit starrem Blick auf den Monitor.

»Aber, Grace, Ben hat ein großes Problem«, sagt Artie unheilvoll. »Wenn Armen im Fall Hightower anders entscheidet und der Typ nicht auf dem elektrischen Stuhl brät, geraten wir in Schwierigkeiten. In große Schwierigkeiten, stimmt's, Ben?«

Ben tippt in den Computer. »Natürlich nicht, Weiss. Ich habe immer noch meine Referenzen.«

»Du meinst, Referendar bei Armen, dem Armenier, zu sein? Dem Ehemann von Senator Susan, einer weiteren Zierde der Gesellschaft?« Verstohlen zwinkert Artie Sarah zu, und sie lächelt. Ich frage mich, ob die beiden miteinander schlafen, und wenn ja, wie Sarah das mit ihrem leidenschaftlichen Verlangen nach Armen auf die Reihe bringt. Ganz zu schweigen von ihrer angeblichen Loyalität gegenüber Armens Frau.

»Der Gerichtsvorsitzende hat schon andere seiner Referendare ans Oberste Bundesgericht gebracht«, sagt Ben. »Er genießt großes Ansehen bei den Richtern dort.«

»Bei den konservativen Richtern?«

»Hängt davon ab, was du unter konservativ verstehst.«

»Alle, die nicht für die Erhaltung des menschlichen Lebens sind.«

Bens Mund zuckt. Ich merke, daß Artie einen Nerv getroffen hat. Ich hebe die Hand wie ein Verkehrspolizist. »Das reicht jetzt, Weiss. Sonst komme ich gleich über Sie.«

»Welche Richter stehen im Fall Hightower noch auf der Liste?« fragt Sarah.

Eletha senkt den Blick auf das Papier, das sie in Händen hält. Im Gegensatz zu mir entgeht ihr, daß Ben das Papier verkehrt herum liest; Ben verbringt mehr Zeit damit, verkehrt herum als richtig herum zu lesen. »Hier steht es. Gregorian, Robbins und Galanter.«

»Schrecklich!« sagt Artie. »Das bedeutet, Hightower kommt davon. Armen schreibt das Gutachten, Robbins schließt sich dem an und Galanter drischt leeres Stroh. Zwei zu eins.«

Sarah sieht weniger sicher aus. »Galanter gehört zu den Föderalisten, aber Robbins, er kann sich so oder so entscheiden.«

»Was sind Föderalisten?« frage ich.

»Faschisten. Nazis.«

»Republikaner mit Webfehlern«, setzt Artie hinzu.

Ben räuspert sich. »Es handelt sich um eine konservative Organisation, Grace. Deren Funktionär ich auf der juristischen Fakultät war, objektiv angemerkt.«

Plötzlich öffnet sich die Tür von Armens Büro. Männer unterhalten sich in leisem, geschäftlichem Ton, während Armen sie zur Flurtür seiner Amtsräume geleitet. Artie strengt sich an, um ein paar Brocken aufzuschnappen, Ben führt sich den Rest seines Kaffees zu Gemüte. Eletha wendet sich gerade noch rechtzeitig um, um Bernice abzufangen.

»Wruff! Wruff!« Bernice, ein riesiger Berner Sennenhund, kommt hereingerannt. Jawohl, Armen bringt seinen zottigen schwarzen Wauwau mit zur Arbeit, und zwar sämtliche hundert Pfund. Er ist der Gerichtsvorsitzende, wer also sollte ihm sagen, daß das nicht geht? Ich? Sie? »Wruff!«

»Nein! Nicht hochspringen!« bellt Eletha zurück. Die scharfe Stimme bringt Bernice abrupt zum Stillstand. Ihr buschiger schwarzer Schwanz mit der weißen Spitze peitscht hin und her; sie niest mit der Urgewalt eines Zugpferdes.

»Sitz, Bernice. Sitz!« befiehlt Armen, der hinter seinem Hund auftaucht.

Als Antwort wackelt sie mit ihrem üppigen Hinterteil. Ihre Augen in der weißen Maske, die in einem rostfarbenen Muster auf der Schnauze endet, rollen hin und her. Die buschigen rostroten Augenbrauen geben ihrem Gesicht den Ausdruck ständiger Verwirrung; nicht immer trügt der Schein.

»Sie setzt sich doch nie, Armen«, seufzt Eletha. »Ich begreife nicht, warum Sie sich überhaupt noch die Mühe machen.«

»Sie hat es schon gemacht, sie hat es nur vergessen«, widerspricht Armen. »Stimmt's, mein Mädchen?« Er krault das zottige Fellbüschel hinter Bernices Ohren und sieht dabei Artie an. »Nun, Weiss, haben Sie sich fast in die Hosen gemacht?«

Artie legt den magischen Ball hin. »Kann man wohl sagen, Trainer. Es tut mir wirklich leid.«

»Können Sie nicht besser zu Kreuze kriechen? Sie enttäuschen mich.«

»Ehrlich leid, Trainer. Ich bin Ihrer unwürdig.« Artie neigt sich nach vorn und berührt mit der Stirn die Unterlagen auf seinem Schreibtisch. »Es wird nie wieder vorkommen«, sagt er mit gedämpfter Stimme.

Armen lächelt. »Gut, das reicht. Shake and Bake kann zum Basketball kommen, aber er soll sich vom Gericht fernhalten. Tut er das nicht, werden ihn die Sicherheitsleute erschießen, sobald er in Sichtweite kommt. Und da ich Sie als freien Mann aus dem Gefängnis herausgeholt habe, schulden Sie mir ein Bier.«

Artie hebt erleichtert den Blick. »Nach dem Spiel nächste Woche. Bei Keeton.«

»Schön.« Armens Blick fällt auf die Papiere in Elethas Hand. Sein Lächeln erlischt. »Ist das der Fall Hightower?«

»Ja.«

Er nimmt die Unterlagen und beginnt, die erste Seite zu lesen. Tiefe Falten graben sich in seine Stirn; mir fällt auf, daß die tiefen Ringe unter seinen Augen heute noch dunkler sind als sonst. Er neigt gelegentlich zu düsteren Stimmungen; irgend etwas setzt ihm zu und lastet einen Tag lang schwer auf ihm. In solchen Momenten möchte man ihn gerne trösten. Im Bett.

»Richter«, sagt Ben schneidend, »der Angeklagte hat zwei Schwestern umgebracht.«

Armen scheint ihn nicht zu hören. Seine breiten Schultern sacken beim Lesen ein wenig in sich zusammen.

»Eine der Schwestern war noch ein kleines Mädchen, die andere ein Teenager, beide waren sehr beliebt in der Stadt.«

Armen sieht von den Unterlagen auf, sein Blick trifft meinen. »Es ist Ihrer, Lady«, sagt er.

Ich ziehe hörbar die Luft ein. »Meiner?«

»Sie sind doch Grace Rossi, oder nicht? Da steht Ihr Name.«

»Ich, einen Fall mit Todesstrafe? Aber ich bin nur eine Teilzeitkraft.«

»Ich gebe Ihnen später frei, quengeln Sie nicht.«

»Aber ich will nichts damit zu tun haben«, jammere ich.

Er lächelt dünn. »Beschäftigen Sie sich damit. Das Leben eines Menschen steht auf dem Spiel.«

»Aber warum ich?«

»Weil ich in diesem Fall eine Anwältin brauche.«

Sarah sieht Armen wie erstarrt an. Fast glaube ich, das Quietschen eines Scharniergelenks zu hören, als ihr die perfekt geformte Kinnlade herunterfällt.

Rosenmord

Подняться наверх