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Das Läuten des Telefons bricht in meinen tiefen, herrlichen Schlummer ein. Ich höre es, halb schlafend, halb wachend, unsicher, ob es wirklich ist.

Bbbrrrrr!

Ich öffne die Augen einen kleinen Spalt und schiele auf die Uhr. Die Digitalzahlen zeigen 7 Uhr 26; ich habe gerade zwei Stunden geschlafen. Mir bleiben noch vier ganze Minuten. Das Gebimmel ist ein böser Traum.

Bbbrrrrr!

Es ist Wirklichkeit, kein Traum. Wer, zum Teufel, ruft um diese Zeit an? Schlagartig fällt es mir ein: Armen. Wärme durchflutet mich, und ich taumele zur Kommode, fluchend, daß ich keinen Anschluß direkt am Bett habe, wie jeder andere in Amerika. Ich wünschte, ich bräuchte mich nur auf die Seite zu rollen und könnte seine Stimme hören.

»Liebling?« sagt die Stimme am anderen Ende der Leitung. Es ist nicht Armen, es ist meine Mutter. »Bist du auf?«

»Natürlich nicht. Du weißt, wie spät ich heimgekommen bin, du warst Babysitter. Was willst du?«

»Ich habe die Nachrichten im Fernsehen gesehen.« Ich sehe sie vor mir, wie sie vor ihrem altertümlichen Zenith-Gerät hockt, in der einen Hand einen Glasbecher mit Kaffee, in der anderen eine dünne Zigarette.

»Mom, es ist halb acht. Hast du angerufen, um mit mir zu plaudern?« Rückwärts lasse ich mich auf meine Steppdecke fallen.

»Ich habe Neuigkeiten.«

Davon bin ich überzeugt. Sie glauben nicht, was meine Mutter alles für erzählenswerte Neuigkeiten hält. Liz Taylor hat zugenommen. Liz Taylor hat abgenommen. »Was denn, Ma?«

»Dein Chef; dieser Richter Gregorian. Er beging heute morgen Selbstmord.«

Mit einem Ruck sitze ich kerzengerade. Mir ist, als hätte ich einen elektrischen Schlag bekommen. Ich bin sprachlos.

»Man hat ihn in seinem Stadthaus in Society Hill gefunden. Ich wußte gar nicht, daß er in Society Hill wohnt. In den Nachrichten sagten sie, sein Haus stünde unter Denkmalschutz.«

Ich bin wie betäubt.

»Er saß an seinem Schreibtisch und las die Unterlagen über diesen Todesstrafenfall.«

»Wie …«

»Er hat sich erschossen.«

Nein. Ich schließe die Augen vor dem inneren Bild, das sich wie Krebs in meinem Gehirn ausbreitet.

»Er hat keinen Abschiedsbrief hinterlassen«, fährt sie fort. »Man rief einen Richter Galanter an, der in Rosemont wohnt. Dieser Galanter wird jetzt anscheinend der neue Vorsitzende, was?«

Ich schüttele den Kopf. Das muß ein Irrtum sein. »Mein Gott«, ist alles, was ich herausbringe.

»Richter Galanter sagte, das Gericht werde seine Arbeit wie gewohnt fortsetzen.«

Ich denke an Galanter, wie er den Vorsitz des Gerichts übernimmt. Dann an Armen, tot. Das kann nicht wahr sein.

»Dieser Galanter sagte auch, der Fall Hightower werde einem anderen Richter zugeteilt. War das nicht der Fall, wegen dem du gestern so lange im Büro geblieben bist?«

»Wer hat ihn gefunden?«

»Seine Frau, als sie aus Washington zurückkam. Sie hat auch die Polizei verständigt.«

»Susan hat ihn gefunden? Hat sie irgendwas gesagt? Wurde sie interviewt?«

Ihre Antwort besteht in einem jähen Auflachen; ich stelle mir vor, wie dabei eine dicke Rauchwolke aus ihrem Mund entweicht. »Sie hält heute vormittag eine Pressekonferenz ab.«

Susan. Eine Pressekonferenz. Was geht da vor? Warum sollte Armen so etwas tun? Ich schließe die Augen, atme ihn ein, fühle ihn immer noch. Erst vor ein paar Stunden war er bei mir. In mir.

»Bist du noch da?« fragt meine Mutter.

Am liebsten würde ich sagen, ich bin nicht sicher.

Ich bin nicht sicher, wo ich überhaupt bin.

Rosenmord

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