Читать книгу Das große Lise-Gast-Buch - Lise Gast - Страница 7
Was wird aus Regine? Eine große Freude und ein kleiner Schmerz
ОглавлениеWährend Regine, die Bratpfanne in der Hand, in der Kochnische stand, mußte sie laut auflachen. „Bei uns ist es so eng, daß wir die Tür offenlassen müssen, wenn wir Bratkartoffeln machen, weil sonst kein Platz für den Pfannenstiel ist“, hatte Axel einmal gesagt. Das war wahrhaftig nicht übertrieben. Sie schob mit dem Knie den Stuhl beiseite, der vor dem Herd stand. Axel hatte seine Windjacke über die Lehne gehängt, um sie trocknen zu lassen.
Er war mit seinem Freund noch einmal hinuntergegangen, um Zigaretten zu kaufen. Bis die beiden zurück waren, mußte das Abendessen fertig sein. Die Männer! Immer mußte alles hopp hopp gehen, aber an die Schwierigkeiten der Hausfrau dachten sie nicht.
Regine war wirklich schon eine kleine Hausfrau mit ihren zwölf Jahren. In den Stunden, die ihr die Schule ließ, hielt sie das winzige Dachstübchen, in dem sie mit Axel hauste, in Ordnung, kochte und räumte auf. Die Wäsche gab sie aus dem Hause, die hätte sie nicht geschafft, aber was es sonst noch zu tun gab, tat sie: Socken und Pullover stopfen, einkaufen und all die anderen kleinen Wichtigkeiten des Haushalts.
Da kam Axel mit seinem Freund schon wieder. Sein dunkler Lockenschopf war naß, aber sein Gesicht vergnügt. Regine lachte zurück. All ihr Groll war ja nicht echt; es gehörte nur sozusagen zu den Spielregeln, daß sie über die Männer und ihren Unverstand schalt. Im Nu hatte sie den kleinen Tisch mit Tellern, Messern und Gabeln gedeckt. Axels Freund saß noch nicht, da war alles schon fertig.
„Wartet, ich habe noch ein Ei, das schlage ich darüber“, sagte sie in das Brutzeln der Bratkartoffeln hinein. „Ja, eine Zigarette könnt ihr noch rauchen. Und dann wird gegessen. Mußt du noch mal fort, Axel?“
„Heute nicht. Heute bleibe ich hier“, sagte er. Sie freute sich.
Er mußte fast immer noch einmal fort, auf die Redaktion der kleinen Provinzzeitung, bei der er seit drei Jahren angestellt war. Er hatte nach dem mit achtzehn Jahren bestandenen Abitur studiert, weil seine ganze Liebe dem Zeitungswesen galt. Besonders begabt war er für Sprachen, in denen er sich laufend weiterbildete. Neuerdings sprach er andauernd italienisch, auch mit Regine, um ihr einen Begriff davon zu geben. Dabei gab es viel Spaß und Verwechslungen. Ein Freund aus seiner Studienzeit, ein junger Italiener, war viel bei ihnen ein- und ausgegangen, und durch seine Lebhaftigkeit war dieser Sprachunterricht noch lustiger geworden. Mit Axel wurde immer alles lustig und ein bißchen verrückt. Regine lernte in der Schule vorläufig nur Französisch, aber das ähnelt ja dem Italienischen, und so konnte sie manches erraten. Manches riet sie aber auch falsch oder gar nicht. Sie lachten oft, bis sie ganz erschöpft waren.
Jetzt blieb sie stehen, die Pfanne in der Hand haltend, mit der sie zum Tisch getreten war – sie wollte die Bratkartoffeln gleich auf die Teller verteilen. Im Schein der Lampe, die mit einem Bindfaden herübergezogen war, so daß sie über dem kleinen runden Tisch hing, sah sie Axels Augen.
Sie sahen anders aus als sonst. Ein wenig fragend, schüchtern fragend – und betrübt. Axel betrübt? War das möglich?
„Was ist denn?“ fragte sie nach einem kurzen Schweigen. Sie fragte es gedämpft, wie es sonst nicht ihre Art war. „Hast du was? Ist was los?“
„Ja. Setz mal das Ding ab!“ Er suchte ein Stück Papier und legte es auf den Tisch, nahm ihr behutsam die Pfanne aus der Hand und stellte sie darauf. Dann zog er die Schwester zu sich heran, zwischen seine Knie.
„Regele“, setzte er an. Und dann sah er ein wenig hilfesuchend zu seinem Freund hinüber, der soeben seine Zigarette „kippte“. Er hatte gedacht, jetzt ginge das Essen los.
„Ich will mich kurz fassen“, sagte Axel, als er sah, daß Wilm ganz leise mit den Schultern zuckte, sie ein wenig hob, so, als wolle er sagen: Ich weiß auch nicht. „Es ist was los, Regele. Was Schönes für mich. Und was Schlimmes für dich. Eigentlich ist so was ja nicht möglich, denn wir gehören doch nun mal zusammen, du und ich. Aber – ja also...“
„Nun komm schon zur Sache!“ brummte Wilm und zündete seine Zigarette wieder an. „Oder soll ich?“
„Was Schönes für dich?“ fragte Regine leise. Es klangschüchtern, verschüchtert, was sie sonst nie war. Und was Schlimmes für mich? Das aber sprach sie nicht aus. Es geisterte nur in ihren Gedanken hinterher.
„Ja. Stell dir vor, ich soll nach Rom! Der gute Benjamino, der dort beim ,Messagero‘ ist, bei einer der größten römischen Zeitungen, weißt du, hat mir geschrieben. Sein Vater ist dort Direktor. Ich soll mich bei ihnen um eine Stellung bewerben. Es wäre so gut wie sicher, daß ich sie bekäme. Vielleicht für ein Jahr, vielleicht sogar für noch länger. Was sagst du dazu? Nach Rom, was ich mir immer schon gewünscht habe!“
„Oh!“ Es war gut, daß die Bratkartoffeln sichergestellt waren. Regine warf beide Arme um Axels Hals.
„Nach Rom? Axel! Für ein Jahr! Wirst du auch ordentlich verdienen?“
„Natürlich. Sogar mehr als hier. Aber vor allem...“
„Ja, ich weiß doch!“ Regine tat alles, was Axel jetzt sagen wollte, mit einer Handbewegung ab. Sie wußte wirklich, wie es Axel bei dieser Aussicht zumute sein mußte. Ihm, der seit Monaten von nichts anderem träumte als von der Peterskirche und der Via Appia, vom Tiber, von dem Sabinergebirge und all dem, was er bisher nur von Bildern und Büchern her kannte! Nein, dagegen gab es wohl nichts, was so schlimm wäre, daß man es nicht auf sich nehmen könnte als Gegenleistung.
„Und nun sag schon das Schlimme!“ sagte sie deshalb schnell. Je eher man es hinter sich hatte, desto besser war es. „Ich muß solange allein bleiben? Ist es das, ja? Aber das ist doch klar.
„Siehst du, so ist sie!“ sagte Axel halblaut zu seinem Freund hinüber. „Ich hab’ dir’s doch gesagt. Keine Träne, keine Szene. Ich hab’ die beste kleine Frau der Welt! Ja, Regele, das mußt du, aber nicht hier. Hier kann ich dich nicht allein lassen. Du mußt irgendwohin, zu Verwandten, wo du es gut hast.“
„Hier fort?“ Regine sah sich um. Das Kämmerchen mit der einen schrägen Wand, in die sie selbst ein Bücherbrett eingebaut hatten, mit dem kleinen Mansardenfenster und dem Gardinchen davor, mit ihrer Chaiselongue und dem Feldbett für Axel, das sie nachts immer hinaus in den Bodenraum stellten, damit Axel dort schlafen konnte wie ein treuer Ritter, der die Königstochter bewacht. Das alles sollte sie verlassen?
„Für immer?“ fragte sie ganz leise. Axel nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände.
„Nein, Regele. Wir haben folgendes gedacht: Wilm nimmt das Zimmer, solange wir weg sind, ganz und gar, so wie es ist. Deshalb habe ich ihn mitgebracht. Und wenn ich wiederkomme, und du magst auch wiederkommen ...“
„Denkst du etwa, ich mag nicht?“ fragte Regele heftig. Er lachte, und auch Wilm lachte.
„Gut, abgemacht! Und nun mach in Gottes Namen deine Zigarette zum zweitenmal aus, Wilm! Wir wollen essen. Mit leerem Magen plant es sich nicht gut. Ich habe schon eine Liste aufgestellt von allen Verwandten, die in Frage kommen, Regele. Wollen wir sie durchgehen bei deinen köstlichen Eierbratkartoffeln?“
„Zeig her!“ sagte Regine eifrig. Er zog ein Kartenblatt aus der Tasche, etwa in der Größe eines kleinen Schulheftes, und stellte es auf den Tisch, an seinen Becher gelehnt. Es war eine schöne Karte mit blauem, geschlängeltem Rand. Regine griff danach.
„Menü“, las sie langsam und ein wenig stockend. „Mockturtlesuppe – hast du so fein gegessen?“
„Weißt du denn, was Mockturtlesuppe ist?“ fragte Wilm belustigt.
„Nein. Natürlich nicht. Aber es klingt so vornehm.“
„Richtig. Du hast die richtige Nase, Regele“, sagte Axel und stopfte einen Riesenbissen in den Mund, „aber wo werde ich fein essen gehen ohne dich! Wir drucken die Karten nur in unserer Druckerei, daher habe ich eine. Und hier“ – er drehte sie um –, „hier habe ich alle unsere lieben Verwandten aufgeschrieben, damit wir aussuchen können. Zu wem möchtest du, zu Onkel Henry oder Tante Traudel oder...“
„Kann ich nicht lieber hierbleiben? Und ihm“ – sie wies schüchtern mit dem Kinn zu dem jungen Mann hinüber – „hier die Wirtschaft führen? Das ist doch das einfachste“, sagte Regine und goß Tee ein. „Autsch, das war heiß. Ich bin doch darauf eingerichtet.“
„Nein, Regele. Wilm ist doch nicht dein Bruder, das geht nicht, weißt du. Was wolltet ihr denn auch auf die Visitenkarte draußen an der Tür schreiben?“
Regine sah zu Wilm hinüber. Er hatte ein blasses, gescheites Gesicht und war ebenso kräftig und blond wie Axel schwarz. Trotz der Schmalheit seiner Wangen hatte er zwei Grübchen darin, ganz leicht hingetupfte, winzige Grübchen. Nett sah er aus.
„Du siehst mich ja so an?“ fragte Wilm lächelnd.
„Ja. Eigentlich schade, daß Sie nicht auch mein Bruder sind“, sagte Regine langsam. Die beiden jungen Männer lachten.
„Nein, gut so. Später, Regele, heirate ich dich mal, und dann kannst du mir die Wirtschaft führen. Das ist viel hübscher, findest du nicht?“ sagte er vergnügt. „Wirst du mich mögen?“
„Vielleicht“, sagte Regine ernsthaft. – „Vielleicht, wenn...“
„Na?“ fragte Wilm, nun doch gespannt. „Wenn du keinen Netteren mehr kennenlernst bis dahin, ja? Wolltest du das sagen?“
„Nein. Wenn Axel mich dann nicht mehr braucht“, antwortete Regine unbeirrt. Wilm schwieg ein wenig beschämt.
„Nun also: Verwandtenauswahl. Hier!“ Axel deutete mit der Gabel auf die oberste Zeile, die er auf die Rückseite der Karte geschrieben hatte. „Tante Barbara. Deine Patin. Bezirksschwester in Marburg. Fünfzig Jahre. Sehr lieb und nett.“
„Ja, sie ist lieb! Aber sie hat, glaube ich, keinen Platz für mich“, sagte Regine nachdenklich. „Jedenfalls schrieb sie einmal von einem winzigen Zimmer, in dem sie mit ihrer Schwester wohnt. Aber nett ist sie, denn sie schickt mir zu jedem Geburtstag etwas und zu Weihnachten auch. Zu der ginge ich gern. Aber sie ist sicher den ganzen Tag unterwegs.“
„Das war ich doch auch“, brummte Axel. „Weiter erst mal! Tante Traudel, Gärtnerin, Mann verloren, fünf Kinder, allerdings zwei davon schon groß. Nein, zu der können wir dich nicht geben, die hat schon genug auf dem Hals. Aber wie wäre es mit Onkel Henry? So sehr nahe verwandt ist er ja nicht mit uns, dafür sozusagen das Staatsstück der Familie. Vaters Vetter, verwitwet, kinderlos, Besitzer einer Papierfabrik in Lütjendortmund, gut wattiert, soviel ich weiß, großes Haus, sicher dicker Wagen.“
„Ach, das ist der, von dem erzählt wurde, er könnte Mutter nicht leiden?“ fragte Regine eifrig. „Der soll Vater doch übelgenommen haben, daß er Mutter heiratete, weil sie nur von einem kleinen Hof stammte, oder was weiß ich, warum. Jedenfalls hat er von den Eltern nichts wissen wollen, und wenn sie ihn einluden, kam er meistens nicht.“
„Ja der“, sagte Axel zögernd, „kommt der in Frage?“
„Lieber nicht“, meinte Regine. „Weiter! Wen hast du noch?“
„Onkel Hannes“, sagte Axel und zeigte auf die letzte Zeile seiner Aufstellung. „Hannes Westphal, Lehrer in Grüningen. Sehr nette Frau, vier Jungen. Wie wäre das, Regele?“
„Wo liegt denn Grüningen?“ fragte Regine. Axel schob den Teller von sich und griff nach den Zigaretten.
„Vielleicht dreihundert Kilometer von hier. Irgendwo in Westfalen. Hm. Ich finde ja, daß es dort vielleicht am ehesten paßt. Aber es ist sehr weit von hier. Hättest du denn Lust? Vier Jungen!“
„Warum denn nicht?“ fragte Regine verwundert. „Ich werde doch mit vier Jungen fertig werden!“
„Das glaube ich auch“, sagte Wilm trocken. Regine sah Axel an.
„Wenn du meinst?“
„Ich denke, wir versuchen es.“
„Aber die Reise dahin ist sehr teuer.“
„Ja, das ist sie. Aber das ist nicht ausschlaggebend. Wir haben ja noch etwas Geld von den Eltern, wenn wir auch immer so tun, als wär’ das nicht da. Es ist der Notgroschen – aber hier könnte man vielleicht einmal etwas davon nehmen.“
„Oh, ich weiß was. Ich kenne einen Fernfahrer, der immer einmal diese Strecke fährt“, griff jetzt Wilm ein. „Grüningen, das liegt doch nicht weit hinter Kassel? Na, wunderbar. Wir müssen ihn nur mal fragen. Da fährst du ganz umsonst mit.“
„Mit einem Laster?“ Regines Augen blickten erwartungsvoll. „Das wäre fein! Viel feiner als mit der Eisenbahn! Wann fährt er denn?“
„Ich muß mich erkundigen. Also du würdest dort hinwollen?“
„Erst müssen wir aber doch anfragen, ob du kommen kannst“, gab Axel zu bedenken. „Du kannst doch nicht so auf gut Glück loskutschieren.“
„Du, Axel, ich würde lieber nicht anfragen“, sagte Wilm jetzt langsam. „Sieh einmal, vier Jungen haben die Leute schon, das ist heutzutage schon zum Haareraufen. Und nun noch ein Mädel dazu?“
„Ich schicke aber doch einen Zuschuß. Ich will es ja nicht umsonst“, ereiferte sich nun Axel. „Alles, was ich irgendwie entbehren kann, schicke ich ihnen als Unterhaltshilfe.“
„Trotzdem! Ich finde es viel besser, Regine fährt einfach los. Wenn sie hinkommt, müssen eure Verwandten sich damit abfinden. Außerdem, ich nähme deine kleine Schwester auch und wenn ich zwölf Jungen hätte.“
„Schmeichler“, sagte Axel, aber es tat ihm doch gut. Man sah seinem Gesicht deutlich an, daß er sich Gedanken machte. „Nein, aber ganz unangemeldet kann man es nicht gut tun. Dem Vormund sage ich, Westphals rissen sich um dich. Damit er sich nicht etwa dazwischenschiebt. Das bekomme ich schon in Ordnung, der ist froh, wenn ich ihm einen Vorschlag mache.“
„Dann gib ihr doch einen Brief mit!“ rief Wilm.
„So wie im Märchen vom Teufel mit den drei goldenen Haaren?“ sagte Regine. „Und die Räuber? Wenn ich nun unterwegs unter die Räuber gerate? Und sie vertauschen den Brief und schreiben einen andern?“
„Na, ich werde wohl etwas anderes hineinschreiben als dieser menschenfreundliche König“, sagte Axel. „Nein, wir machen es noch anders. Ehe du hier wegfährst, schreibe ich an Westphals. Dann kommt der Brief an, kurz bevor du dort eintriffst. Sie sind dann vorbereitet und können doch nicht mehr absagen. Ist das nicht ausnehmend schlau?“
Nach langem Hin und Her beschlossen sie, es so zu machen. Axel war dabei nicht recht behaglich zumute, aber er wußte auch nicht, wie er es anders machen sollte. Wilm versprach, mit dem Fernfahrer zu reden, den er gut kannte. Regine wäre bei ihm bestimmt in guter Hut, versicherte er.
„Du bist also nicht traurig?“ fragte Axel schließlich. Er hatte nicht fragen wollen, aber es ließ ihm keine Ruhe. Regine sah ihn an.
„Nein, gar nicht!“ sagte sie, und gleich darauf fiel sie ihm um den Hals, drückte ihr Gesicht fest an seine Schulter und schluchzte. Wilm stand auf und suchte sehr umständlich nach Streichhölzern. Er fand keine, obwohl zwei Schachteln auf dem Tisch lagen. Zuletzt ging er, Unverständliches murmelnd, hinaus. Drinnen im Zimmer war es still.
„Ich bringe dir ganz was Schönes mit aus Rom“, sagte Axel nach einer langen Weile. Sie hatten sich beide die Nasen geputzt und sahen sich an, ein wenig schüchtern. „Was wünschst du dir denn? Wünsch dir was, Regele!“
„Eine Apfelsine“, schluchzte Regine, „aber du mußt sie selbst gepflückt haben. Kann man das dort?“
„Natürlich. Nein, was anderes. Etwas, was bleibt.“ Axel hatte große dunkle Augen, während er überlegte. „Am liebsten...“
„Am liebsten?“ fragte Regine gespannt.
„Am liebsten nähme ich dich mit“, sagte er leise, und es klang so sehnsüchtig, daß er selbst erschrak. Bisher waren sie beide so tapfer gewesen, aber wenn er sich vorstellte, daß er mit ihr das alles ansehen und erleben könnte, dann wurde ihm ganz entsetzlich weich ums Herz.
„Natürlich, das wäre am schönsten. Aber das geht ja doch nicht.“ Regine sprach ganz vernünftig und nüchtern. „Wir sprachen doch vom Mitbringen, nicht vom Mitnehmen. Die Thea aus meiner Klasse, weißt du – ihr Vater war voriges Jahr auch in Rom und auf Capri. Wirst du auch nach Capri kommen, oder ist das zu weit?“
„Natürlich werde ich“, sagte Axel schnell. „Capri, blaues Meer, noch blauerer Himmel...“
„Von dort hat ihr Vater was Süßes mitgebracht, aber sicher ist es zu teuer. Weißt du...“ Regine verstummte.
„Was ist es denn?“ fragte Axel vorsichtig.
„Ja, aber bloß, wenn du es wirklich bezahlen kannst! Ein Eselwagen, so groß...“ Regine zeigte mit den Fingern einen Abstand von vielleicht acht Zentimetern. „Zwei Esel vor einem Karren, aus so etwas Ähnlichem wie Porzellan, aber schöner.“
„Keramik?“ fragte Axel.
„Weiß nicht. So ungefähr wie Ton. Also der ist goldig! Solche Karren gibt es nur dort, auch in Wirklichkeit. Aber denk doch mal, wenn ich so einen hätte, hier auf dem Tischchen – als Aschenbecher für dich!'“
„Regele“, sagte Axel, und er sagte es so laut, daß der rücksichtsvolle Wilm draußen zusammenfuhr und dachte: „Jetzt zanken sie sich doch noch.“ – „Regele! Und wenn ich nur wegen dieses Eselkarrens nach Capri führe, den bekommst du!“