Читать книгу Palu, der Panda - Lothar Streblow - Страница 7
Glitschiges Geröll
ОглавлениеEin leichter Wind strich durch die Stengel, wehte Palu Schnee ins Gesicht. Palu zögerte. Weiterlaufen gefiel ihm gar nicht. Seine kleinen Pfoten wurden allmählich kalt. Er hatte jetzt genug vom Schnee. Doch wohl oder übel stapfte er hinter seiner Mutter her. Dabei versuchte er, in ihre breit ausgeformten Spuren zu treten. Aber das schaffte er nicht. Dazu war er noch zu klein.
Mit einem Mal lichtete sich das Bambusdickicht. Die Wintersonne schien grell auf die flimmernde Schneedecke. Und nahe dem Felshang flimmerte noch etwas anderes, bewegte sich rasch in kleinen Wellen. Das Rauschen, das Palu schon in der Baumhöhle gehört hatte, wurde immer lauter. Und genau darauf lief seine Mutter zu.
Palu schnaufte verwirrt. Das Geräusch ängstigte ihn, doch es reizte auch seine Neugier. Und die Gegenwart seiner Mutter nahm ihm etwas von seiner Angst. Mit hastig tapsigen Schritten suchte er ihre Nähe.
Er war nur noch ein kurzes Stück von ihr entfernt, da blieb sie stehen, dicht am Ufer des Bergbaches, nur wenige Meter unterhalb des donnernd herabstürzenden Wasserfalls. Sprühender Wasserstaub glitzerte im Sonnenlicht, wölbte sich zu einem bunt schillernden Regenbogen. Darunter schimmerte schwarz vor Nässe das dunkle Gestein der Felsklippe.
Durstig trat die Bärin über den Rand des Ufers. Und ohne sich um den furchtsam herantappenden Palu zu kümmern, trank sie von dem eisigen Wasser.
Palu verharrte wie angewurzelt. Wasser hatte er noch nie gesehen in seinem Leben: so viel Wasser, so viel lärmendes Wasser. Und seine Mutter stand mitten in dem Lärm und Geplätscher und schmatzte behaglich.
Das reizte Palu. Neugierig näherte er sich dem Bachufer, hob seine kleine Pfote und patschte in die glitzernde Flüssigkeit. Aber nur einmal. Ein paar Spritzer trafen seine Nase, naß und sehr kalt.
Erschrocken zog Palu seine Pfote zurück. Doch auf den eisüberzogenen Ufersteinen war es glatt. Taumelnd verlor Palu das Gleichgewicht, rutschte nach vorn, immer weiter nach vorn. Und mit allen vier Pfoten hilflos durch die Luft fuchtelnd klatschte er ins Wasser.
Einen Augenblick später war seine Mutter schon über ihm, packte ihn mit den Zähnen vorsichtig am Nackenfell und setzte ihn in den Schnee. Palu schnappte nach Luft, schüttelte sich spritzend das Wasser aus seinem Pelz. Baden behagte ihm gar nicht.
Das schien auch seine Mutter zu wissen. Eilig scheuchte sie ihn zur Wurfhöhle, umschloß ihn fürsorglich mit ihren pelzigen Armen. An ihrem weichen Bauch wurde ihm allmählich wieder warm. Und müde schloß er die Augen.
Dämmerung umhüllte die schlafenden Pandas in der schützenden Baumhöhle. Und weit unten im Tal erklang von fern das Geheul der Wölfe.