Читать книгу Gemmotherapie - Louis Hutter - Страница 13

Knospen in der Küche

Оглавление

Pflanzliches Embryonalgewebe lässt sich neben der kurmäßigen Einnahme von Gemmomazeraten auch in anderer Form nutzen. Frische, an Embryonalgewebe reiche Pflanzenteile kann man gut in der Küche einsetzen. Ihre Integration in den Speiseplan bringt neben dem gesundheitlichen Aspekt durchaus auch eine kulinarische Bereicherung. Am besten eignen sich Blatt- und Blütenknospen, ebenso Schösslinge sowie Sprossen und Keimlinge. Im Falle der Sprossen und Keimlinge besteht der Vorteil, dass sie das ganze Jahr über mit wenig Aufwand zur Verfügung stehen. Knospen und Schösslinge sind Teil der Wildkräuterküche und finden schon länger regen Anklang in der sogenannten »wilden Küche«.

Viele Zubereitungsformen für diese natürlich gewachsenen Vitalstoffbomben sind bekannt, doch bietet der Genuss der rohen Knospen und Schösslinge den höchsten Gehalt der gewünschten Vitalstoffe.

Die Auswahl der jeweiligen Knospen und Schösslinge erfolgt am besten nach jeweiliger Geschmacksvorliebe. Für den interessierten Anfänger eignen sich beispielsweise die geschlossenen und geöffneten Knospen sowie kürzlich aufgegangenen Blätter von Linde, Eiche und Esskastanie. Diese sind von mildem, leicht aromatischem Geschmack und den allermeisten Menschen angenehm. Wer es gern stark aromatisch bis balsamisch mag, wird Birke, Pappel, Tanne und Fichte wählen.

Eine Sonderstellung nimmt die Lärche ein. Diese bietet äußerst geschmackvolle weibliche und männliche Blütenknospen und Blüten mit den dazugehörigen jungen Blattnadeln.

Einen außergewöhnlichen Geschmack – fruchtig und typisch – haben auch die geschlossenen und geöffneten Knospen und frischen Blätter des Schwarzen Holunders und der Schwarzen Johannisbeere. Manchmal etwas fade, aber dennoch eine Bereicherung sind die Blattknospen und jungen Blätter von Haselnuss, Himbeer, Rotbuche, Hainbuche und Ulme. Säuerlich bis sauer sind die Knospen, Schösslinge und jungen Blätter von Weißdorn, Hundsrose, Berg- und Feldahorn.

Nur für »Profis« eignen sich die Knospen des Walnussbaums und der Gewöhnlichen Esche, diese können bisweilen extrem bitter-scharf sein und werden hauptsächlich in kleinen Mengen zum Aromatisieren genutzt. Ein interessantes Erlebnis bietet sicher auch die Ebereschenknospe. Sie schmeckt lieblich bitter und erinnert an Amaretto mit einer eindeutig wärmenden und anregenden Wirkung.

Die Feigenknospe gehört zwar zu den Favoriten des Autorenteams, dennoch muss vor einer allfällig schleimhautreizenden Wirkung ganz klar gewarnt werden! Wer den stark bitteren Geschmack mag, ist mit der Fliederknospe reich beschenkt. Wegen der intensiv verklebenden Eigenschaften ist die Rosskastanienknospe nicht zu empfehlen. Verwendet man sie trotzdem, wird man das bestimmt nie vergessen!

Will man Knospen zum ersten Mal kosten, sollte man unbedingt eine Flasche Wasser dabeihaben, um nötigenfalls den Mund-Rachen-Raum spülen zu können!

Während Knospen, junge Blätter und Schösslinge zur saisonalen wilden Küche gehören, können Sprossen und Keimlinge wie gesagt ganzjährig verwendet werden. Besonders im Winter, wenn Frisches oft aus der Ferne kommt, bietet es sich geradezu an, diese selbst zu ziehen. Mit entsprechender Ausrüstung und der richtigen Anleitung gelingt diese Aufzucht leicht.

Naturwissenschaft und Embryonalgewebe

Wie viele naturheilkundlich orientierte Therapierichtungen ist auch die Gemmotherapie bestrebt, mit ihrer Heilmittelherstellung das Optimum an Lebenskraft aus der pflanzlichen Grundsubstanz zu gewinnen. In dieser Beziehung geht die Gemmotherapie den direktesten Weg, sie bedient sich als Ausgangsmaterial des Pflanzengewebes, das am meisten Leben enthält, und das ist eindeutig das zellteilungsaktivste Gewebe der Pflanze: das aus undifferenzierten embryonalen Zellen bestehende Meristemgewebe. Dieses Gewebe hat die erstaunliche Eigenschaft, potenziell unsterblich zu sein; das heißt, es behält seine Teilungsfähigkeit ein Leben lang bei und scheidet ständig sich später differenzierende Zellen ab, ohne jemals selbst auszudifferenzieren.

Aus jeder dieser undifferenzierten Zellen, besser bekannt als Stammzellen, ist es unter Laborbedingungen möglich, eine vollständige Pflanze zu bilden, einen Klon. Orchideen, die in großen Mengen zum Verkauf in Pflanzencentern angeboten werden, sind ein gutes Beispiel hierfür. Bei jeder dieser Orchideen handelt es sich um einen aus einer Stammzelle hervorgegangenen Klon. Diese Art der Pflanzenzucht wird »Meristemkultur« genannt. Das bedeutet, dass die Stammzelle und das aus ihr bestehende Meristem die Information der gesamten Pflanze in sich enthält. Mit anderen Worten: Das in den Meristemen enthaltene embryonale Gewebe bietet das Maximum an möglichen Lebenskräften der Pflanze.

Die Gemmotherapie nutzt als Ausgangsmaterial hauptsächlich die Meristeme von Knospen und jungen Trieben. Würzelchen und die Innenschicht von Rinden sowie Samen werden ebenfalls, aber seltener verwendet.

Bei Mazeraten (vom lateinischen macerare für »einweichen«) werden Körper oder Gegenstände einige Zeit der Wirkung einer Flüssigkeit wie Wasser oder Alkohol ausgesetzt (siehe auch das Kapitel »Die Herstellung der Gemmotherapeutika« im Anschluss an die Knospenmonografien). Gemmomazerate enthalten:

• die Information der gesamten Pflanze,

• stoffliche Substanzen, die in adultem Gewebe nicht mehr vorhanden sind (dies ist allerdings abhängig vom Entwicklungsstadium des gesammelten Pflanzenguts),

• bereits Stoffe, die ebenfalls in adultem Gewebe vorhanden sind (auch dies ist abhängig vom Entwicklungsstadium des gesammelten Pflanzenguts) sowie

• große Mengen pflanzlich gelöster Mineralien, die vom menschlichen Organismus durch die von der Pflanze geleistete Assimilation sehr gut resorbiert werden können.

Die unverdünnten Gemmomazerate enthalten weit mehr materiell fassbare Wirkstoffe als die verdünnten Gemmomazerate. Eine D1-Verdünnung enthält durch die Verdünnung (10 zu 1) also zehnmal weniger Inhaltsstoffe (D vom lateinischen decem für »zehn«). Die Wirkung der Gemmomazerate basiert, wie die Erfahrung hinlänglich beweist, allerdings nicht ausschließlich auf dem Vorhandensein von substanziell fassbaren Wirkstoffen, sondern weitaus mehr auf der substanziell nicht fassbaren Dynamis (Prinzip der Veränderung).

Gemmotherapie

Подняться наверх