Читать книгу Gemmotherapie - Louis Hutter - Страница 9

Die Knospe zwischen Verdichtung und Ausdehnung

Оглавление

Der deutsche Begriff »Knospe« geht auf eine umfangreiche Gruppe von germanischen Wörtern zurück, die mit kn- anlauten, beispielsweise »Knoten«, »Knopf«, »Knorpel«, »Knorren«, »Knorz« und »Kneten«, die jeweils die Bedeutung von »zusammenballen, zusammendrücken« haben. Eine Knospe ist also etwas »Zusammengeballtes«. Botanisch gesehen sind in Knospen Stängel mit Blattanlagen (Laubknospen), Blütenanlagen (Blütenknospen) oder beide zusammen (gemischte Knospen) auf kleinstem Raum zusammengestaucht.

Ein früherer, teilweise noch gebräuchlicher Begriff für »Knospe« ist »Auge«. Damit drückte der Volksmund die Formverwandtschaft der Knospe mit dem Sehorgan aus. Während man beim Begriff »Knospe« eine verinnerlichende Bewegung assoziiert (»zusammenballen«), schwingt mit dem Wort »Auge« eine veräußernde Richtung mit. Der Mensch fühlt sich durch die Knospe von der Pflanze angeschaut. Die Bedeutungen der Begriffe »Knospe« und »Auge« treffen gleichermaßen zu. Die Knospe hat das gesamte zukünftige Pflanzenorgan in sich verdichtet und wartet nur darauf, diese zum richtigen Zeitpunkt auszudehnen.

Verdichten und Ausdehnen, Einstülpen und Ausstülpen sind Manifestationen der Kräfte, die in der gesamten organischen Welt anzutreffen sind. Wir finden sie in allen Vorgängen des Lebens. Sie laufen immer in einem rhythmischen Nacheinander ab: Ein- und Ausatmen, Auf- und Abbau, Aufnehmen und Ausscheiden und so weiter.

Goethe war es, der in seinem Werk Die Metamorphose der Pflanzen den Gedanken der »Urpflanze« erstmals formulierte und darin das Blatt am Knoten des Stängels für pflanzentypisch erkannte. Der Knoten der Pflanze ist wie die Knospe reich an Meristemgewebe (Bildungsgewebe) und verdichtet die lebendige organische Kraft, um sie dann, ähnlich der Knospe, in ein neues Pflanzenorgan auszudehnen, das Blatt, Stängel oder Wurzel sein kann.

Gemmotherapie

Подняться наверх