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Kapitel 8

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München-Laim, 18. Oktober 2019, abends

Ich atme immer noch tief ein und aus, als mir auffällt, dass die Verbindung längst tot ist. D’Vergy hat einfach aufgelegt. Ich lasse den Telefonhörer fallen, als hätte ich mich daran verbrannt.

Blödmann!

Was war das eigentlich gerade? Was hat dieser selbstgefällige Scheißkerl mit mir gemacht? Hypnose durchs Telefon? Arschloch!

Na gut, ich war vielleicht nicht superhöflich, aber was ruft der auch in so einem bescheuerten Moment an? Meine kleinen Schweinereien gegen die Famiglia kann ich leider nur dann einfädeln, wenn Liliane Feierabend gemacht hat und meine Leibwächter vor der Glotze hocken, weil ich die beiden da wirklich nicht mit hineinziehen will. Wenn ich dann endlich loslege, kann ich kein blödes Gelaber eines neunmalklugen Oberstaatsanwalts brauchen.

Arroganter Wichtigtuer! Atmen? Pah!

Okay, es hat gutgetan. Früher habe selbst gerne zu diesem Mittel gegriffen, um mich vor einem schwierigen Gespräch zu beruhigen. Aber seit Tosh tot ist, schmerzt jeder Atemzug. Alle Atemtechniken, die ich kenne, sind für die Katz.

»Darum kümmere ich mich«, hat D’Vergy gesagt, und einen wundervollen Moment lang gebe ich mich der Vorstellung hin, dass ich wirklich alles dem Oberstaatsanwalt überlassen könnte. Die ganze Last, die auf meinen Schultern liegt, einfach an ihn weiterreichen könnte. Soll er doch für Cortones Verurteilung sorgen und in den Kampf gegen die Famiglia ziehen. Ein selbstgerechter Snob mag D’Vergy ja sein, aber ein Waschlappen, der vor Carlo den Schwanz einzieht, ist er sicher nicht.

Doch dann fällt mir ein, dass der Herr Graf möglicherweise nichts davon hält, an der ein- oder anderen Stelle mit einem kleinen Hinweis auf die nicht ganz so weißen Westen der Entscheidungsträger die Aktionen gegen die Famiglia ein bisschen zu forcieren. Natürlich erpresse ich niemanden, nicht so richtig, ich nenne es lieber Motivation. Ich würde mich auch nie auf Carlos Niveau herablassen und wirklich jemanden anschwärzen, deswegen ist es ja auch nicht so schlimm. Oder? Ich ruiniere keine Leben, so wie er.

Der Oberstaatsanwalt sieht das wahrscheinlich anders. Der würde bestimmt von Erpressung sprechen. Überkorrekter Blödmann! Also sollte ich wohl besser dafür sorgen, dass er mich nicht erwischt. Passend zu diesem Gedanken kehren auch die Kopfschmerzen, die mich unerklärlicherweise ein paar Minuten in Ruhe gelassen haben, zurück. Ich tunke einen Finger in Lilianes Geheimwaffe, eine Dose mit weißem Tigerbalsam, und massiere mir die Schläfen damit. So richtig hilft es nicht, aber immerhin wird Liliane glücklich sein, und schlimmer wird es auch nicht.

Was dieses Hämmern im Kopf anheizt, ist eher der Gedanke, der Oberstaatsanwalt könnte herausfinden, dass Carlo nicht geschossen hat. Weil er meine Meinung nicht teilen wird, dass es egal ist, wer denn nun abgedrückt hat. Carlo ist an allem schuld. Punkt!

Nein, unmöglich kann ich den Fall allein D’Vergy überlassen. Wenn die schönen Indizien, von denen es doch wirklich mehr als genug gibt, nicht ausreichen, um für Carlos Verurteilung zu sorgen, dann soll der Boss der Famiglia wenigstens vor einem Scherbenhaufen stehen, wenn er rauskommt. Ich rufe erneut die Mail auf, die ich gerade begonnen habe, als der Anruf des Oberstaatsanwalts mich unterbrochen hat.

»Du glaubst also, Steuern und Sozialabgaben für eure Bauarbeiter seien nichts als Kinkerlitzchen, mit denen sich die Famiglia nicht abgeben muss, Carlo?«, flüstere ich. »Dann wollen wir doch mal sehen, was die Zollfahndung dazu sagt!«

Vico - Il Conte

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