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3.3 Verursacher der Inversionstektonik: Alpen oder Afrika?

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Die oberkretazisch-alttertiäre Intraplattentektonik Mitteleuropas (saxonische Gebirgsbildung) wird traditionell mit der subherzynen bis (früh-)laramischen Phase der alpinen Tektonik in Beziehung gesetzt, als die europäische und die Adriatische Platte kollidierten und sich etwa zugleich der Nordatlantik öffnete (Rothe 2009, Walter 1995, Liedtke & Marcinek 1994). Danach wäre die (ober-)kretazische Änderung der Bewegungsrichtung der afrikanischen Platte gegenüber der eurasiatischen von einer (süd-)östlichen in eine nördliche Richtung ursächlich für die beschriebene Tektonik.


Abb. 3.17 Beanspruchung der west- und mitteleuropäischen Kruste von der Oberkreide bis ins Alttertiär (Quelle: GSA Data Repository Item DR2008219, bearbeitet nach Kley & Voigt, www.geosociety.org).

Dieser Auffassung halten Kley & Voigt (2008) entgegen, dass die Kinematik der sich in der Oberkreide bildenden Alpen (Verkürzung in Nord- bis Nordwest-Richtung, nicht Nord bis Nordost) sowie ihre damalige Lage, als noch Reste des Südpenninischen Ozeans zwischen Alpen und Europa lagen, gegen eine Verantwortlichkeit für die Intraplattenkompression Mitteleuropas mit Beckeninversion und Grundgebirgsüberschiebungen während der Oberkreide sprechen (Abb. 3.17). Vielmehr legen Strukturen von gleichem Alter und gleicher Kinematik in Südfrankreich, Spanien und Nordwestafrika nahe, dass der kurze (nur etwa 15 Millionen Jahre dauernde) Kontraktionspuls dadurch verursacht wurde, dass die ausgedünnte und stark beanspruchte mitteleuropäische Kruste zwischen dem Baltischen Schild und dem Afrikanischen Schild eingequetscht wurde, womit die Konvergenz von Afrika, Iberia und Europa eingeleitet wurde und ältere Schwächezonen der west- und mitteleuropäischen Kruste reaktiviert wurden. Erst im Paleozän und Eozän (Alttertiär) nach der Subduktion des Südpenninischen Ozeanbodens und der Kollision der Adriatischen Mikroplatte mit der eurasiatischen Platte erfolgte eine mechanische Kopplung zwischen Afrika, Europa und der Adriatischen Platte mit nordwärts gerichtetem Ineinanderschieben des stark gedehnten passiven europäischen Kontinentalrands. Vom Oberen Oligozän an rotierte die Hauptdruckspannung gegen den Uhrzeigersinn gegen Nordwesten. Weiter unten wird im Zusammenhang mit den Eisrandlagen der nordischen Vereisung in Europa auf diese Hypothesen von Kley & Voigt zurückzukommen sein.

Die Physische Geographie Deutschlands

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