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Abflug aus Kathmandu, 3. Tag

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Während es draußen noch regnet, gibt's drinnen in der Loggia des Hotels Frühstück. Wir laden anschließend die 20-kg-Kartons in einen von zwei Minibussen, die uns zum Flughafen Tribhuvan bringen. Durch den morgendlichen Regen sind die Straßen erneut so verschlammt wie am ersten Morgen, und Kathmandu verabschiedet sich gleich düster wie es uns begrüßt hatte. Wegen der Bike-Kartons muss man 3 Stunden vor dem Abflug einchecken - was für eine sinnlose Schikane angesichts der ansonsten problemlosen Abfertigung und der Warterei von drei geschlagenen Stunden in der spartanisch möblierten Halle „Abflug". Erneut geschäftig wirkende Gurungs, Tamangs, Sunwars usw., die mit dreckigen Lappen und noch dreckigerem Wischwasser auf den gesprungenen Großformat-Fliesen der Abflug-Halle einen weißen Dreckfilm erzeugen.

Ich habe das Sammelvisum. Wahrscheinlich, weil ich der Größte, Älteste und Weißhaarigste der Sechs bin, soll ich die Chinesen freundlich stimmen. Das scheint auch zu funktionieren, denn nach der fast endlosen Warterei ist die Grenzabfertigung ein Klacks und wir sind im Flugzeug. Bonbon Nr. zwei: Ich habe durch Zufall einen Fensterplatz ganz rechts hinten bekommen und weiß, dass wir gleich links am Mt. Everest vorbeifliegen werden.

Von Kathmandu nach Lhasa fliegt man ziemlich genau eine Stunde - nach etwa 20 Minuten fliegt man westlich am Mt. Everest vorbei. Es hat viele Wolken, aber trotzdem ist dieser erste direkte Anblick dieses höchsten Berges der Erde ein unvergessliches Erlebnis. Ich zeige auf den Berg - und das tun in diesem Moment wohl mehrere ganz rechts Sitzende, und es ist ein Wunder, dass der Airbus in diesem Moment nicht mit seiner rechten Flügelspitze nach unten taucht. Alle sind begeistert. Die karge Landschaft, die sich nach dieser Zäsur an die eben noch gesehene Tropenlandschaft anschließt, wirkt geheimnisvoll und fremdartig. Aus der Luft können wir den Brahmaputra, Shigatse und Lhasa erkennen.

Ich lege noch einmal Hand an meine Uhr mit neuer Knopfzelle, auf deren Ziffernblatt seit gestern alle drei Zeiger mit rasender Geschwindigkeit um ihre Achse rotieren und den Energievorrat der neuen Knopfzelle plündern. Da die Uhr weder auf meine Einstell-oder Reset-Tastendrücke noch auf gutes Zureden reagiert, entferne ich die Knopfzelle und verzichte im Folgenden auf die Zeit am Handgelenk.

Wenig später landen wir pünktlich auf dem Lhasa Gonggar Airport.

Welcher Kontrast zu Kathmandu! Der Flughafen ist ein architektonisches Wunderwerk aus Glas, Beton und Stahl (da mögen die Ansichten auseinandergehen), sehr sauber und könnte in dieser Hinsicht mit jedem deutschen Flughafen mithalten. Die Abfertigung geht flott vonstatten - ich lege wieder das Sammelvisum vor - und kurz nach dem Aufsetzen finden wir uns bei angenehmen Temperaturen (wir sind nun auf 3.570 m Höhe !) mitsamt unserer Bike-Kartons draußen vor dem Flughafen wieder und werden von einem Fahrer namens Tshering mit dem weißen Khatag (10), dem tibetischen Begrüßungsschal, empfangen. Tshering soll uns mit seinem Kleinbus ins 45 km entfernte Lhasa bringen - ein kleiner LKW transportiert die Bikes.

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