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Freund oder Feind

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„Hier können wir nicht bleiben, vollkommen ungeeignet für eine Übernachtung.“ Gerhard schüttelte den Kopf.

Marc verstand ihn nicht, „wieso denn? Immer noch besser, als abgeschossen zu werden. Was ist denn so schlimm hier?“

Gerhard schaute Marc mitleidig an, suchte gleichzeitig Rat bei Ahmik.

„Ahmik, du bist ein Einheimischer, deine Meinung ist mir wichtig. Geht doch mal alle nach dort hinten und überzeugt euch selbst!“

Ahmik machte eine kurze Kopfbewegung zu Marc. Hartmut reagierte nicht, hielt sich abseits. Seine Augen hafteten jedoch an Shonessi, die ebenfalls zurückblieb. Marc bekam das mit, sprach ihn direkt an.

„Rühr sie nicht an, verstanden! Das überlebst du nicht.“

Erbost reagierte Hartmut, „du kannst mir nicht drohen, du bist doch nur ein Weichei, heulst wie ein Hund, wenn es dir schlecht geht.“

Er dachte wohl, er könnte bei Shonessi punkten, weit gefehlt. Sie fuhr ihn an.

„Viel besser, als keine Gefühle zu zeigen. Mit deinem Machogehabe bleib weg von mir. Lass mich in Ruhe. Vielleicht hast du vor Lakota keine Angst, die musst du aber vor meinem Bruder haben.“

Shonessi hatte inzwischen ihre Kleidung angelegt, hielt ihr Fahrtenmesser bereit. Genau beobachtete sie Hartmut.

Der Wald war dicht verwachsen. Gestrüpp, teilweise mit Stacheln oder Dornen behinderten sie beim Gehen. Gerhard ging als erster über einen kaum erkennbaren Pfad.

„Menschen?“ Gerhard stellte die Frage an Ahmik.

„Nein, Tiere.“

Kaum ausgesprochen, blieb er stehen, kniete nieder und schob einen Ast mit Blattwerk beiseite. Gerhard und Marc kamen mit hinzu.

„Seht ihr das?“, sie nickten, „gut. Bärenspuren, wahrscheinlich Grizzly.“

„Was? Und wie alt?“ Marc bekam große Augen.

„Frisch, von heute.“

„Von heute? Es ist noch nicht einmal Mittag…“

„Genau, du hast es erfasst. Ich habe kein gutes Gefühl. Wir sollten zurück zu den Booten. … Gerry, ganz kurz, was gibt es da hinten?“ Ahmik verwendete den englischen Begriff für Gerhard. „Äh, … einen furchtbar stinkenden Tümpel mit Myriaden von Moskitos, und grün…“

„Okay, das reicht. Lakota, Gerry, wir kehren um. Ich möchte der Bärin mit ihren Jungen nicht begegnen.“

„Der Bärin, woher weißt du…“

„Spuren.“

Keiner sprach mehr ein Wort, zu den Booten waren es nur wenige hundert Meter.

Ahmik sprach Shonessi in seiner Muttersprache an, sie reagierte sofort, fing an, die einfach ins Boot geworfenen Utensilien aufzuräumen. Alle folgten ihr ohne Worte, so nahm jeder sein Gepäck mit ins Boot. Marc räumte den T65 leer, Gerhard den Aerius. Da Shonessi und Ahmik fast kein persönliches Gepäck hatten, musste alles sorgsam aufgeteilt werden. Bis unterhalb des ersten Canyons gab es keine Möglichkeit, Lebensmittel nachzufassen. Bis zur Camp Site der Virginia Falls waren drei Tage eingeplant, aufgrund der knappen Lebensmittelvorräte wollten sie es aber in nur zwei Tagen schaffen.

„Könntest du bitte mal mit anpacken? Oder bist du dir zu fein dafür, weißer Mann.“

Marc fuhr herum, blickte in ein lachendes Gesicht. Weit entfernt war er mit seinen Gedanken. Alle würden jetzt auf eine Anweisung von ihm warten!

Wie sollten sie sich verhalten? Auf Gott vertrauen und einfach lospaddeln? Sollten sie die Camp Site an den Virginia Falls aufsuchen? Würde das Essen reichen? Was war mit Hartmut, wird er sich loyal verhalten?

Er fühlte die Last auf seinen Schultern, nahm ihm fast die Luft zu atmen. Wie hatte sich sein Leben doch verändert. Shonessi liebte er von Tag zu Tag mehr, einerseits beeindruckten ihn ihre Unbekümmertheit, andererseits ihre tiefe Seele und Abgeklärtheit. Er musste eine Entscheidung treffen.

„Lakota, was ist?“ Ihre Hand legte sich sanft auf seine Schulter. Sie flüsterte in sein Ohr, „du fällst die richtige Entscheidung, glaub mir. Wenn ich hätte sterben sollen, wäre das schon in Jade City geschehen, danach gab es auch noch ein paar Möglichkeiten. Komm, gib dir einen Ruck. Wir alle hier vertrauen dir?“

Das war sie, Shonessi. Sofort bestätigte sie seine Gedankengänge. Er nickte kurz.

„Okay, Leute. Hört mal alle her. Wir fahren jetzt los, nehmen die Flussmitte, dort wo die Strömung am stärksten ist. Wir fahren bis in den Abend hinein. Gerhard, ich nenn dich ab jetzt Gerry, gefällt mir sowieso besser, du übernimmst die Vorratsverwaltung. Mach einen Plan für die nächsten Tage. Kann jemand von euch angeln?“

Keiner meldete sich, Gerhard meldete sich zaghaft. Dann meldete sich Ahmik.

„Ich werde uns Fische besorgen, schon für heute Abend.“

Marc nickte zufrieden, wandte sich an Hartmut.

„Hartmut, du kümmerst dich um Holz für das Feuer, bist für die Küche zuständig. Ich weiß, du bist ein guter Koch.“ Marc zögerte. „Einverstanden?“

Der reagierte erst gar nicht, brummte dann aber sein Einverständnis in den Bart. Stellte dann eine Frage, „und was macht ihr? Deine Indianerin und du? Darf ich raten?“

Der letzte Teil wirkte zynisch und verletzend.

„Shonessi und ich werden dort mit zupacken, wo es am notwendigsten ist. Wenn wir ankommen, werden zuerst mal die Zelte aufgebaut und die Boote versorgt. Ich gehe auch gerne mit dir Holz suchen…“

„… und ich geh fischen, das kann ich nämlich genau so gut wie mein Bruder.“

Gerhard ergänzte noch: „Und immer für Frischwasser sorgen. Ich finde den Vorschlag von Marc gut. Lasst uns endlich hier wegfahren.“

Marc wollte noch was abgeklärt haben, da zwei der Mitfahrer keine Ahnung vom Paddeln hatten.

„Einen Augenblick noch, Shonessi, Ahmik. Gerry und ich zeigen euch jetzt ein paar Techniken zum Paddeln.“

Gerhard übernahm den Part mit dem Doppelpaddel. Marc wies Shonessi ein. Er zeigte ihr den Ziehschlag: Paddel über den Kopf und mit der flachen Seite im Wasser zum Boot hinziehend. Dann das Drücken mit einem kräftigen Rundschlag, das Gegenteil zum Ziehen sowie einige andere Beispiele.

Die Vorräte wurden zur Hälfte auf den Aerius und das Kanu aufgeteilt. Gerhard übernahm die Führung, dann folgten Marc und Shonessi und Hartmut bildete mit Ahmik im Aerius den Schluss. Das Einfädeln in die Strömung ging ohne Probleme. Das Tal des South Nahanni war breit und ausladend. Der Fluss mäanderte träge, jedoch bedingt durch den hohen Wasserstand mit guter Strömung dahin. Hindernisse in Form von Felsen oder Stromschnellen gab es keine. Die einzigen Schwierigkeiten waren das Treibgut im Fluss, welches bei dem abfließenden Hochwasser zahlreich vorhanden war. Am gefährlichsten waren hier die Snags, abgestorbene Bäume, die das Hochwasser mit sich gerissen hatte und die ähnlich Eisbergen mit der großen Masse unter Wasser lagen, was bei ausladenden Baumwurzeln durchaus gefährlich werden konnte. Da der Fluss jedoch breit genug war, konnte sie diese immer mit genügend respektvollem Abstand passieren.

Ohne behelligt zu werden, aber auch ohne eine weitere Menschenseele zu treffen erreichten sie schon am frühen Abend ihr Ziel. Eine Insel mitten im Fluss. Die Insel hatte die Form einer langgezogenen Zunge, am oberen Ende, gegen die Strömung vier bis sechs Meter hoch mit felsigem steilem Rand und grasbewachsen. Flussabwärts dagegen flach auslaufend mit hohen Bäumen bestanden und einem Sandstrand am entgegengesetzten Ende. Ungefähr auf der Mitte der Insel befand sich eine kleine Bucht, die ideale Anlegestelle.

Kaum angelandet, sprang Gerhard aus dem Boot, rannte flussaufwärts, kam nach wenigen Minuten zurück.

„Leute, die Insel ist ein Traum. Gleich da vorne ist ein ebener Grasplatz, ideal für die Zelte. Essplatz ist an dem kleinen Sandstrand. Genügend Treibholz zum Feuermachen ist auch da.“

Gerhard stand die Begeisterung im Gesicht, während er wild fuchtelnd in alle Richtungen wies.

Zuerst wurden die Zelte aufgebaut. Ahmik und Shonessi besaßen weder ein Zelt noch einen Schlafsack, auch keine Decken. Marc, Gerhard und Hartmut hatten jeweils ein Zelt. Das größte besaß Hartmut. So war schnell geregelt, wer wo mit wem schlief. Ahmik bei Hartmut und Shonessi bei Marc, wobei sein Zelt ideal für nur eine Person war. Da sich beide sowieso den Schlafsack teilen mussten, kam ihnen das sogar entgegen.

Auf dem Strand brannte ein großes Feuer, das Dreibein mit dem Kochkessel stand fast darüber. Ahmik hatte tatsächlich drei Saiblinge gefangen, Shonessi war kurz zuvor im Wald verschwunden und kam mit vielen Kräutern in der Hand zurück.

„Tee, gut und gesund.“ Sprach´ s und gab die Kräuter in den Kessel. Der Fisch wurde aufgeteilt, schmeckte allen vorzüglich. Ahmik zollte Hartmut Respekt, der den Fisch zubereitet hatte. Nach dem Essen wandte sich Gerhard an Hartmut. Sie zogen sich auf den höchsten Punkt der Insel, auf den Felsen, zurück. Ahmik blieb am Feuer und Shonessi und Marc saßen im Sand, direkt am Fluss.

Nur widerwillig folgte Hartmut Gerhard, er machte sich Luft. Mit grimmigem Unterton und zutiefst gekränkt schleuderte er Gerhard die Worte ins Gesicht:

„Was willst du? Du bist mein Freund, das dachte ich bis jetzt jedenfalls. Ihr habt alles zerstört. Insbesondere Marc. Er ist doch dieser Schlampe verfallen. Langsam verstehe ich die Amerikaner. Nur ein toter Indianer ist ein guter Indianer…“

Gerhard sah den Hass im Gesicht von Hartmut.

„Hartmut, ich verstehe dich nicht. Er hat sich verliebt, ich denke, sie liebt ihn auch. Beide haben dir nichts getan. Wir sollten uns über Marc freuen.“

„Ha, nichts getan? Er hat mir Ella weggenommen. Sie ist eine Hure, hat unsere Freundschaft zerstört, wird Marc vernichten. Das weiß ich! Wie lange kennen sie sich? Zwei Tage, zehn Stunden? So ein Schwachsinn. Am liebsten würde ich sie… Nein, ich sage es lieber nicht.“

Gerhard änderte die Taktik.

„Mal angenommen, sie wäre auf dich eingegangen und die wärst in der Rolle von Marc. Würdest du dann auch so denken?“

Er blickte Hartmut dabei genau an. Der schwieg, stierte auf den Boden.

„Ist sie aber nicht. Die fasse ich nicht mal mit der Kneifzange an. Verrecken soll sie …“

Er stand ohne ein weiteres Wort zu verlieren auf und verzog sich in sein Zelt.

Gerhard ging nachdenklich zurück zum Feuer und zu Ahmik, er bekam es unterschwellig mit der Angst zu tun. Er musste sich mit jemandem austauschen. Marc auf keinen Fall, blieb nur noch Ahmik.

„Hi, Gerry. Du siehst bedrückt aus. Willst du reden?“

Gerhard nickte. Er erzählte ihm von seiner Unterhaltung mit Hartmut, von seinen Ängsten Shonessi betreffend.

„Danke für dein Vertrauen zu einem 'Indianer', der Hass ist groß bei ihm. Wir müssen achtsam sein. Solange ich bei ihm schlafe, wird er nichts unternehmen. Noch hat er zu viele Hemmungen. Wenn diese Schwelle fällt, dann wird es gefährlich. … Halte bitte die Küchenmesser gut unter Verschluss.“

„So schlimm?“

„Sicher ist sicher.“

Shonessi und Marc bekamen von diesen Gesprächen nichts mit. Sie hatte sich dicht an ihn gekuschelt. Ihr Kopf lag auf seiner Schulter, beide schauten verträumt in den sternenklaren Himmel.

„Lakota?“

„Mhmm?“

„Ist Deutschland schön? Wo lebst du, in einer Stadt? Erzähl mir von deinem Leben.“

Marc zog Shonessi noch fester an sich.

„Ja, ich lebe in einer Stadt, für eure Verhältnisse hier eine sehr große Stadt…“

„Größer als Yellowknife?“

„Ja, bestimmt siebenmal so groß. Sie liegt im Süden von Deutschland, die Stadt heißt Ulm. Direkt an einem schönen Fluss. Hast du schon einmal von der Donau gehört?“

Sie schüttelte den Kopf, auch Ulm sagte ihr nichts.

„Die Donau ist noch länger als der Yukon…“

Shonessi unterbrach ihn, „ich kenne in Deutschland nur drei Städte, das sind Berlin, Frankfurt und München. Ist eine davon in der Nähe von deiner Stadt?“

„Ja, München.“

„Wie weit weg?“

„Ungefähr einhundertdreißig Kilometer…“

„Mehr nicht? Das liegt ja direkt daneben.“

„Äh, ja. … Nein, nicht ganz. Für dich ist das direkt daneben. Für uns nicht. Weißt du, Deutschland ist klein, noch nicht einmal halb so groß wie British Columbia. Das kann man so nicht vergleichen. Du musst es einfach kennenlernen. Wir haben viel Wald, Wasser, Berge und Städte.“

„Ja, das möchte ich sehr gerne, Lakota. Ich will mit dir zusammen sein, will mit dir leben. Ich liebe dich. Wir gehören zusammen“, sie blickte in den Himmel und zeigte auf die Sterne, „wie diese beiden sich anleuchtenden Sterne. Siehst du das?“

Marc verschlug es die Sprache. Was für ein Gleichnis!

„Lakota? Was fühlst du?“

„Was ich fühle? So … ich kann es gar nicht sagen. … Ich versuche es.“ Er sah sie dabei direkt an, ihre braunen Augen schienen zu leuchten. „Shonessi, ich fühle sie, deine Liebe zu mir. Wenn ich dir in die Augen sehe, tauche ich tief in dein Innerstes hinein. Wenn du mit mir sprichst, bekommt deine Stimme eine andere Klangfarbe. Wenn du mich berührst, fühle ich deine Zärtlichkeit in jeder Fingerspitze. Wenn du…“

„Ohh, Lakota, hör auf. Das halte ich nicht aus. So hat mit mir noch kein Mann gesprochen. Genau das will ich dir geben, Tag für Tag. Ich liebe dich, wie eine weiße Wölfin ihren weißen Wolf. Sie lassen sich nie im Stich.“

Marc war etwas verwirrt, „der weiße Wolf?“

Sie nickte, „die weiße Wölfin und der weiße Wolf sind unzertrennlich, wenn wir Menschen an sie glauben, beschützen sie uns, helfen uns aus hoffnungslosen Lagen.“

„Ist das so? Bisher habe ich an so etwas…“

„Pscht, Lakota. Lass dich darauf ein. Das ist uralt. Wir Kinder wachsen damit auf. Glaub mir, eines Tages wirst auch du den weißen Wolf brauchen und ihn sehen.“

Sie lächelte ihn dabei so überzeugend an, dass er nickte und einfach fortfuhr.

„Lass mich deine Frage wenigstens noch beantworten. Ich bin so glücklich … mit dir! Auch ich möchte mit dir mein Leben verbringen. Egal wo, hier oder in Deutschland, das ist mir egal.“

„Du redest wie ein First Nation, könntest einer von uns sein mit deinen Vergleichen. Mit mir wirst du einer von uns, daran glaube ich fest. Dann wirst du auch an die weißen Wölfe denken.“

Das hatte er schon wieder verdrängt, zu fremd für ihn die Vorstellung an Wölfe zu glauben. Das kannte er nur unter Aberglauben. Shonessi las ihm seine Gedanken in den Augen ab. Sie lächelte, sprach leise, „eines Tages wirst auch du es verstehen.“

Er drehte sich zu ihr, konnte seine Augen nicht von ihr lassen. Dieser Augenblick brannte sich in sein Gehirn ein, unauslöschlich. Sie lächelte nicht mehr, war ernst, ihre Augen strahlten eine Zuneigung aus, die ihn bannte. Er beugte sich zu ihr, seine Lippen berühren die ihren, ein nicht endend wollender Kuss beglückte ihn bis in sein tiefstes Inneres.

Ohne ein Wort zu sagen, erhob sie sich, ging zum Wasser, bis dieses ihre Fußspitzen berührte. Sie breitete die Arme aus, begann wie an den heißen Quellen mit einem Singsang, drehte sich dabei. Nur diesmal sehr leise und sich immer weiter steigernd bis hin zu einer unendlichen Harmonie, dann plötzlich abbrechend und mit noch leiseren Tönen beginnend sich dreimal wiederholend. Sie drehte und wirbelte, stützte sich endlich mit beiden Armen an einen Baum, legte den Kopf in den Nacken, dass ihre langen schwarzen Haare bis zu den Hüften fielen. Hob das linke Bein im Stile einer Balletttänzerin so gewinkelt an, dass ihre Fußspitze die Haarspitzen berührte. Ihre Stimme verhallte über dem Fluss, die Natur schien den Atem anzuhalten. Ein Zauber lag flirrend in der Luft, eine leichte Brise wehte über sie hinweg und ließ ihre Haare fliegen. Scharf geschnitten, einem Schattenriss gleich hob sie sich vor dem Hintergrund der orangeroten Sonne ab, ihr Körper wirkte dabei grazil und anmutig. So verharrte sie einige Sekunden, drehte sich langsam in den leicht auffrischenden Wind hinein: 'Der Tanz mit dem Wind'.

Hartmut schlug die Augen auf, er konnte nicht schlafen. Da hörte er diese Stimme, er streckte den Kopf aus dem Zelt und hörte fasziniert zu. Nachdem die Stimme verstummte, ballte er die Fäuste, sein Gesichtsausdruck nahm den einer unnatürlichen Fratze an.

Ahmik und Gerhard waren ebenfalls gekommen und setzten sich neben Marc in den Sand um zu lauschen. Auch Gerhard war gefangen von dieser Stimme, für ihn unvergesslich. Mit einem „Gute Nacht“ verabschiedeten sich Shonessi und Marc Richtung Zelt. Ahmik blickte ihnen nachdenklich hinterher. „Gerry, so habe ich meine Schwester noch nicht erlebt.“

„Ja? So etwas habe ich auch noch nie erlebt, das werde ich niemals vergessen. Dieser Gesang und der Tanz dazu, unglaublich.“ Er unterbrach kurz, „die beiden haben sich gesucht und gefunden. Ich glaube, das war Schicksal.“

Ahmik nickte, beide gingen ebenfalls in ihr Zelt. Die Nacht war kurz. Früh am Morgen, nach einem kräftigen Frühstück setzten sie ihre Tour fort und erreichten bereits am Nachmittag den Campingplatz an den Virginia Falls.

Weiße Wölfe am Salmon River

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