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6. Kapitel


Das Paket mit dem fehlenden Schuh kam vier Wochen später mit der Post. In einem langen Begleitschreiben entschuldigte sich die Restaurantbesitzerin in blumiger Sprache für die peinliche Angelegenheit. Offenbar hatte einer der Gäste mit einer unbedachten Bewegung den Schuh vom Regal gestoßen. Er musste dann so unglücklich hinter die Bretter gefallen sein, dass man ihn von vorn kaum sehen konnte. Eine der Putzfrauen hatte ihn zufällig entdeckt.

Für Nicole war das alles längst keine peinliche Angelegenheit mehr. Seit dem ersten Lachen von Jonas hatte sich viel verändert. Es war ein Abend, an den sie sich gern erinnerte.

Jonas hatte sie seitdem einige Male angerufen und sie zum Essen eingeladen. Er hatte in ihr wieder etwas geweckt, was sie seit der Nacht des schrecklichen Unfalls für immer verloren zu haben glaubte. Sie fühlte sich geborgen, wenn sie mit ihm zusammen war, und so unendlich glücklich, wie sie es lange nicht mehr verspürt hatte. Jonas war ein Mann, der sowohl ernsthaft und verantwortungsbewusst sein konnte als auch albern und lausbubenhaft verschmitzt.

Vor einer Woche hatte Jonas sie nach einem Theaterbesuch nach Hause gebracht. Er hatte sie bis an die Tür begleitet.

„Es war wunderschön, Jonas“, hatte sie gesagt und ihm dann blitzschnell einen sanften

Kuss auf die Wange gehaucht. Danach wollte sie sich umdrehen, aber er hatte sie festgehalten. Und dann plötzlich hatte sie in seinen Armen gelegen, und sie hatten sich leidenschaftlich geküsst.

„Ich liebe dich, Nicole“, hatte er geflüstert und ihr zärtlich über das Haar gestrichen.

Da erst hatte sie sich von ihm gelöst und war zur Tür gelaufen. Sie hatte sagen wollen: Ich liebe dich auch, schon seit dem ersten Augenblick! Denn das wäre die Wahrheit gewesen.

Aber es war ihr nicht gelungen, diese einfachen Worte zu formulieren.

„Ich habe einen kleinen Sohn“, hatte sie stattdessen gesagt. „Er ist sieben Jahre alt.“

Danach hatte sie ihn einfach stehen lassen und war ins Haus gerannt.

Am nächsten Tag hatte Jonas sie angerufen und sie und den kleinen Tim für den Nachmittag zu einem Besuch im Tierpark Tinnum eingeladen.

Ein azurblauer Himmel spannte sich vom Meer herüber und kleine Wolken standen still am Horizont.

„Ihr seid mir viel zu lahm!“, rief Tim den beiden Erwachsenen zu und drängelte sich durch die Reihen der an der Kasse wartenden Menschen. Als Jonas und Nicole endlich am Kassenhäuschen angelangt waren, hatte Tim schon eine Tüte Zwieback in der Hand. Er hatte immer viel Spaß daran Leckereien an die Tiere zu verfüttern.

„Woher wusstest du eigentlich, dass wir beide gern in den Tierpark gehen?“, fragte Nicole. Von der Wärme und Aufregung war ihr Gesicht gerötet.

„Ganz einfach, ich habe das Foto im Wohnzimmer an der Wand über der Couch gesehen, und da dachte ich mir, ein kleiner Ausflug...“

„Das war Tims Vater“, sagte Nicole traurig. „Vor drei Jahren sind wir alle zusammen im Tierpark gewesen.“ Ganz plötzlich war die Begeisterung und freudige Erregung aus ihrer Stimme wieder verschwunden. Ihr Gesicht war wie versteinert.

„Ich weiß“, sagte Jonas und legte einen Arm um sie, um sie zu trösten und um ihr so nahe zu sein wie möglich. Sie spürten beide, dass eine Entscheidung bevorstand, die sich vom Augenblick ihrer ersten Begegnung an langsam angebahnt hatte. Jonas suchte nach den richtigen Worten.

„Hast du dir schon mal überlegt, ob sich Tim nicht vielleicht wieder nach einer richtigen Familie sehnt und nach jemandem, der die Aufgabe eines Vaters übernehmen könnte?“

Nicht nur Tim, dachte Nicole. Jonas hatte ausgesprochen, was sie selbst schon lange belastete. „Hast du schon mal daran gedacht, wieder zu heiraten?“ Nicole schwieg lange. Sie starrte auf ihre Schuhe, die sich knirschend einen Weg durch den Kies suchten, während sie weiter Richtung Teich liefen. „Weißt du“, sagte sie endlich, „das kann ich nicht allein entscheiden. Du weißt, was ich für dich empfinde. Ich habe dir das in den drei Monaten, die wir uns kennen, gezeigt. Aber ich gehöre auch zu Tim. Er soll nicht glauben, ich wollte ihn vernachlässigen, meine Liebe teilen, verstehst du?“

„Aber seid ihr auch glücklich so?“, fragte Jonas. Nicole dachte nach. „Tim hat seinen Vater sehr geliebt“, sagte sie schließlich. „Es hat sehr lange gedauert bis er seinen Tod als etwas Endgültiges verstanden hatte. Er hat zuerst immer geglaubt, sein Vater habe ihn nur kurz verlassen und käme bald wieder zurück. So wie von einer längeren Geschäftsreise. Ich weiß nicht, wie er reagieren wird, wenn ein anderer die Stelle seines Vaters einnimmt“, Sie überlegte einen Moment und sah Jonas dann an. „Das war nicht genau formuliert“, sagte sie. „Ich meinte: Wenn du an diese Stelle trittst.“

„Weißt du, dass ich dich liebe?“, fragte Jonas

„Das weiß ich“, sagte Nicole.

„Weißt du auch, dass ich Tim sehr, sehr gern habe“, fuhr Jonas fort. „Und dass es vielleicht auch eine gute Idee wäre, wenn er noch ein paar Geschwister hätte?“

Nicole legte den Kopf an Jonas' Schultern. „Auch das weiß ich“, sagte sie leise. Sie fühlte sich sehr glücklich. „Aber wir dürfen Tim nicht überfordern. Es ist für ihn eine viel schwierigere Entscheidung als für uns.“

„Wir werden ihm Zeit lassen“, sagte Jonas.

Sie hatten die Tretboote erreicht. Tim saß längst ungeduldig in einem der Boote und wartete, dass die beiden Erwachsenen endlich fertig zur Abfahrt waren.

„Was seid ihr bloß für lahme Enten!“, stöhnte er.

Zuckersüße Liebe

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