Читать книгу Zuckersüße Liebe - Lynda Lys - Страница 7
Оглавление2. Kapitel
Thomas sah es ein, dass seine Frau fürchterliches Heimweh hatte und sich nach dem Kleinstadtleben sehnte. Durch die vielen Besuche bei seinen Schwiegereltern lernte er Sylt erst so richtig kennen und nach kürzester Zeit auch lieben. Hier auf Sylt bewegte sich alles etwas langsamer. Er fühlte sich wohl in List, dem Ort, in dem Nicole aufgewachsen war.
Wenn sie nach einem verlängerten Wochenende wieder nach Hamburg zurückkehrten, spürte er das quirlige Leben der Großstadt und empfand es nicht mehr ganz so toll wie vor ein paar Jahren. Auch er vermisste die Ruhe und schließlich gab es Sonnenuntergänge auf Sylt genauso wie in Hamburg.
Die römische Göttin Fortuna meinte es mehr als gut mit Thomas und Nicole, als eines Abends das Telefon klingelte. Nicole, bereits im dritten Monat schwanger, hob den Hörer ab und hörte die brummende Stimme ihres Vaters.
„Nicole mein Schatz, Papa hier. Sage mal, wie weit sind denn eigentlich eure Pläne in Bezug auf Hausbau hier auf Sylt?“
„Ach Papa, weißt du, das wird sicher noch etwas dauern. Ich muss dir ja nicht sagen, dass die Häuser bei euch ein Vermögen kosten. Wir haben zwar schon eine Menge Eigenkapital angespart, aber für ein neues Haus in List wird es wohl nicht reichen“, erwiderte Nicole mit trauriger Stimme. „Aber warum fragst du?“
„Ich habe mir mit Mama natürlich auch Gedanken gemacht, wie wir euch helfen könnten. Wir hatten zuerst überlegt unser Grundstück zu teilen, damit ihr auf dem hinteren Teil ein kleines Häuschen bauen könnt. Machen wir uns nichts vor, wir werden nicht ewig leben und ihr werdet dann unweigerlich unser Haus erben. Aber noch sind deine Mutter und ich rüstig und werden wohl nicht so schnell das Gras von unten betrachten“, lachte Papa mit seiner dröhnenden Stimme.
„Mensch Papa, was sagst du denn da?“, entrüstete sich Nicole und schüttelte den Kopf.
„Na mein Kind, das ist der Lauf des Lebens. Denkst du wir leben ewig?“
„Nein, natürlich nicht, das weiß ich doch, aber über solche Dinge will ich nicht sprechen, jetzt jedenfalls noch nicht. Jetzt bekomme ich erst mal euer Enkelkind und das mit dem Haus wird schon irgendwie klappen. Schau mal, wir verdienen gut, dann eben ein Haus zur Miete, es muss ja kein Eigentum ...“
„Schätzchen ...“, unterbrach Papa sie. „Hör mir erst einmal zu, was ich dir zu berichten habe. Der Enno, der drei Häuser weiter von uns wohnt, ..., den habe ich beim Frühschoppen getroffen. Wir kamen ins Gespräch und dem hatte ich stolz erzählt, dass wir Großeltern werden und dass du beabsichtigst, nach List zurückzukommen – mit Ehemann und Kind – und das ihr ein Haus sucht oder bauen wollt.“
„Ja“, erwiderte Nicole. „Opa Enno mit seiner Frau Käthe, ich erinnere mich an die beiden.“
„Tja, der lieben Käthe geht es gesundheitlich nicht so gut. Sie haben bereits einen Gärtner und eine Putzfrau eingestellt, weil Käthe das alles nicht mehr schafft. Enno erzählte mir, dass sie überlegen, ihr Anwesen zu verkaufen, um nach Westerland zu ziehen, in die neue Seniorenresidenz Seestern. Dort hätten sie die Gelegenheit, ihren Lebensabend zu verbringen. Da wäre auch für Käthe die ärztliche Versorgung gesichert, alles im Hause.
Ich bin natürlich hellhörig geworden. Wie du weißt, haben sie nur einen Sohn, der aber vor vielen Jahren nach Amerika ausgewandert ist, um dort als erfolgreicher Anwalt Karriere zu machen. Der kommt auf keinen Fall zurück nach Sylt. Wir haben uns gemeinsam Folgendes überlegt: Enno würde euch das Haus mit Grundstück überlassen, auf Rentenbasis sozusagen. Ihr zahlt monatlich einen gewissen Betrag und wenn sie beide nicht mehr sind, gehört das Haus samt Grundstück euch. Was sagst du dazu?“ Er hörte ein leises Schniefen durch den Hörer. „Kind, alles in Ordnung?“, fragte er besorgt, als Nicole nicht antwortete.
„Ja Papa“, kam die weinerliche Stimme seiner Tochter durch das Telefon. „Das wäre zu schön, um wahr zu sein. Ich kann es kaum glauben, was du mir da erzählst. Das wäre die Lösung für alle; und mein Traum, nach Sylt zurückzukehren, wäre schneller da, als ich es erwartet hatte“, schluchzte sie. „Ich werde gleich heute Abend mit Thomas darüber sprechen. Und Opa Enno würde das wirklich für uns tun?“
„Ja, er trägt sich schon seit Längerem mit dem Gedanken, das Haus aufzugeben, doch es graute ihm immer davor, die ganzen Rennereien und Verhandlungen mit den hiesigen Immobilienmaklern zu führen. Außerdem stört es ihn ungemein, dass Fremde sein Haus kaufen würden. Dich kennt er von klein auf und er und Käthe waren sich einig, dass ihr Haus bei euch in guten Händen ist.
Nun wein mal nicht mein Kind. Überbringe die frohe Botschaft deinem Mann und wenn ihr euch dafür entscheidet, dann sagt mir Bescheid, wann ihr nach List kommen könnt. Ich mache mit Enno ein gemeinsames Treffen aus, damit ihr alles in Ruhe bereden könnt. Mutti freut sich auch schon wahnsinnig darauf, euch um sich zu haben. Wir brennen förmlich darauf, Oma und Opa zu werden.“
Nicole konnte es an diesem Abend kaum erwarten, dass Thomas von der Arbeit nach Hause kam. Als sie das Klappern der Schlüssel an der Eingangstür hörte, sprang sie vom Sofa auf und rannte in den Flur. Ihre Augen glänzten und ihr Gesicht war rot vor Aufregung. Sie fiel ihrem Ehemann um den Hals und küsste ihn stürmisch ab.
„Ach Thomas“, seufzte sie und schaute ihn freudestrahlend an. „Wir haben ein Haus List!“
Er hatte bis dahin noch kein einziges Wort gesagt und sah sie fragend an. „Wie meinst du das, wir haben ein Haus?“ Nicole erzählte ihm von dem Telefonat mit ihrem Vater, die Worte sprudelten nur so aus hier heraus.
Zwei Wochen später fuhren sie nach Sylt um sich mit Enno und Käthe zu treffen. Das Einfamilienhaus lag am Ende der Straße und nur vierhundert Meter vom Wattenmeer entfernt. Es hatte ein reetgedecktes Dach, eine Wohnfläche von einhundertfünfzig Quadratmeter und einen riesengroßen Garten. Des Weiteren gehörte ein am Haus angebauter mit Reet eingedeckter Unterstand, den die alten Leutchen für ihre Gartenmöbel nutzten, welcher sich aber auch gut als Grillplatz eignen würde. Die Formalitäten wurden zügig über einen Notar abgewickelt und schon vier Wochen später konnten Nicole und Thomas dieses Haus ihr Eigen nennen. Sie ließen, während sie ihre Wohnung in Hamburg auflösten und ihre Jobs kündigten, Renovierungsarbeiten durchführen. Sie wagten zur gleichen Zeit den Sprung in die Selbstständigkeit, richteten in dem Haus ein kleines Büro ein und eröffneten ihre eigene Werbeagentur.
Vier Monate später kam in einem Flensburger Boardinghaus der kleine Tim zur Welt.
Die kleine Familie hatte sich gut in List etabliert und die Werbeagentur im Haus von Thomas und Nicole lief gut. Sie hatten genügend Aufträge, um davon leben zu können, obwohl Nicole beruflich etwas kürzer trat wegen des Babys. Von Zeit zu Zeit war es unabdingbar, dass Nicole ihren Mann beruflich unterstützen musste, doch dank der stolzen Oma, die nur ein paar Häuser entfernt wohnte, war die Versorgung von dem kleinen Tim jederzeit gewährleistet. Oma und Opa gingen voll und ganz in der Rolle ihres Großelterndaseins auf. Sie gingen mit ihrem Enkel stundenlang spazieren, ließen sich gemeinsam die frische Seeluft um die Nase wehen und als Tim ein Jahr alt war, spielten sie am Strand oder beobachteten die kreischenden Möwen, wie sie ihre Runden zogen.