Читать книгу Zuckersüße Liebe - Lynda Lys - Страница 8
Оглавление3. Kapitel
Fünf Jahre später.
Thomas beugte sich über die Schulter seiner Frau Nicole, liebkoste ihre Halsbeuge und sog dabei den sinnlichen Duft ihres Parfüms ein.
„Bis heute Abend mein Schatz. Ich hole Tim aus dem Kindergarten und bringe ihn zu Oma und Opa. Anschließend fahre ich noch bei einem Kunden vorbei. Ich freue mich schon auf unser Essen im Kiyoshi. Ich bin um Punkt achtzehn Uhr wieder zurück im Büro, um dich abzuholen. Denk daran, wir haben um achtzehn Uhr dreißig Uhr den Tisch bestellt.“ Er hauchte ihr noch einen Kuss auf ihr Haar und verließ das Büro.
Nicole lächelte. Sie freute sich ebenfalls auf diesen Abend, denn es gab einen Anlass, den sie jedes Jahr zur gleichen Zeit zu feiern hatten. Genau am ersten Oktober vor sechs Jahren gründen sie beide in List ihre eigene Werbeagentur auf ihrer Heimatinsel Sylt.
Pünktlich parkte Thomas mit dem BMW wieder vor der Tür. Nicole stand noch vor dem Spiegel, legte kirschroten Lippenstift auf, sprühte ein wenig Parfüm hinter ihre Ohren und drehte sich zum Abschluss vor dem Spiegel. Wohlwollend stellte sie fest, dass dieses sündhaft teure Kleid von Barbara Lohmann perfekt saß und ihre fraulichen Rundungen gut zur Geltung brachten.
Thomas kam ins Büro und legte die Akten von dem neuen Kunden auf seinen Bürotisch. Nicole fragte, ob die Chance auf einen Auftrag bestand, aber Thomas gab ihr keine Auskunft, sondern starrte sie nur wortlos an. „Schatz ... du siehst bezaubernd aus, deine roten Lippen versprechen heute viel. Wir können über ein zweites Kind reden, oder ob, wann oder wohin wir in den Urlaub fahren. Nur kein Wort mehr über die Arbeit, die lassen wir bis nach dem Wochenende ruhen. Lass uns jetzt losfahren, dann könnten wir noch einen Aperitif an der Bar trinken“, sagte er liebevoll. Er nahm ihre Hand, drehte sie vor sich und bewunderte ihr schickes Kleid. Nicole hakte sich bei ihm ein und sie gingen, verliebt wie am ersten Tag, aus dem Haus.
Draußen setzte ein leichter Nieselregen ein und Nicole ging zurück, um den großen Regenschirm aus dem Schirmständer zu holen. Thomas nahm ihr den Schirm aus der Hand, spannte ihn auf und führte seine schicke Frau galant zum Wagen. Er öffnete die Tür des BMW und sie ließ sich in den Sitz sinken. Ihr fielen die Worte ein, die Thomas im Büro zu ihr sagte. Ein zweites Kind – darüber hatte sie bis heute überhaupt noch nicht nachgedacht – aber sie wäre sofort bereit dafür. Tief in Gedanken versunken und bei der ruhigen Fahrweise ihres Mannes merkte sie nicht, dass sie am Restaurant angekommen waren.
Sie wurden am Eingang freundlich in Empfang genommen. Sie zogen sich hinter einem Vorhang die Schuhe aus, wie es in Japan in guten Restaurants üblich war und wurden an den bestellten Tisch geführt. Er war in einer Nische, die von anderen Tischen nicht einsehbar war. Sie bekamen keine Speisekarte, denn ein netter Japaner kam an ihren Tisch und stellte mit ihnen das Menü nach ihren Wünschen und seinen Empfehlungen zusammen. Der Kellner brachte die Getränke, Nicole trank gern Sake und Thomas nahm den aufgebrühten Bio-Jasmintee.
Endlich waren sie unter sich und konnten die ungestörte Atmosphäre genießen. Sie ließen die Vergangenheit aufleben, sprachen davon, wie sie auf Sylt begonnen hatten. Viele Ereignisse brachten sie zum Lachen, zum Beispiel, als Thomas die Schaukel für Tim im Garten aufgebaut hatte. Er behauptete damals, dass auf dieser Schaukel auch Erwachsene schaukeln könnten. Als sie fertig aufgebaut war und er sich zum Probeschaukeln daraufsetzte, krachte die Schaukel über ihn zusammen. Er hatte eine Schraube vergessen zu montieren, sie lag unter der Bedienungsanleitung. Zum Glück war ihm nichts passiert, Nicole und Tim hatten sich im Gras gekugelt vor Lachen. Nach dem Essen hatten sie die Gesprächsthemen in die Zukunft verlagert.
„Nicole, könntest du dir vorstellen, noch ein zweites Kind mit mir zu haben?“, fragte er sie liebevoll.
„Ja das könnte ich, auch Tim würde sich bestimmt über ein Geschwisterchen freuen. Ich hätte da nur eine Bedingung. Wir müssten einen Mitarbeiter einstellen“, antwortete sie.
„Das sehe ich auch so“, sagte Thomas und nickte. „Die Einkünfte und der Arbeitsaufwand der Werbeagentur sind im Laufe der Zeit enorm angewachsen. Ich habe mir schon des Öfteren darüber Gedanken gemacht, jemanden einzustellen, auch wenn du noch mitarbeitest. Unser Familienleben und Tim sind in letzter Zeit etwas zu kurz gekommen“, erklärte er Nicole.
„Ja, da hast du recht, aber den Großeltern gefällt es, wenn sie unseren Sohn betreuen und Tim genießt es auch, er lässt sich ganz schön verwöhnen. Also da brauchen wir kein schlechtes Gewissen zu haben. Für uns sollten wir allerdings öfter ein wenig mehr Zeit einplanen, sonst wird das mit dem zweiten Kind nichts“, erwiderte Nicole und lächelte ihn verführerisch an.
Beide waren sich einig, den Abend zu Hause mit einem Gläschen Wein ausklingen zu lassen und Thomas ging zum Eingang, um die Rechnung zu bezahlen. Sie verließen das Lokal und traten im strömenden Regen den Rückweg an, – doch sie kamen nie an!
Am nächsten Morgen stand in der Zeitung der Sylter Rundschau folgender Artikel:
Ein schwerer Verkehrsunfall sorgte am Freitagabend für einen Stillstand auf der Sylter Nord-Süd-Achse. Auf der Landstraße vierundzwanzig waren in einer Kurve gegen zweiundzwanzig Uhr zwei Autos kollidiert.
Ein in Richtung Westerland fahrender Fünfzigjähriger Sylter geriet mit seinem Opel auf regennasser Fahrbahn zunächst nach rechts auf einen Grünstreifen und beim Gegenlenken in den entgegenkommenden Verkehr. Der Opel prallte frontal mit dem BMW eines Achtunddreißigjährigen Sylter zusammen, der in Richtung List unterwegs war. Die beiden Insassen des BMW sowie der mutmaßliche Unfallverursacher kamen mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus. Bei dem Fünfzigjährigen wurde nach Polizeiangaben ein Blutalkoholgehalt von 2,1 Promille festgestellt. Der BMW Fahrer verstarb noch am selben Abend im Krankenhaus.