Читать книгу Mission SOL 2020 Paket (1 bis 12) - Madeleine Puljic - Страница 18

11.

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A-Kuatond kehrte in die Zentralpyramide zurück und nahm hinter der Steuerstation Platz. Acht ihrer Roboter bildeten ein v-förmiges Spalier um sie herum und erwarteten Befehle.

Sie musterte die Ortungsergebnisse, deretwegen die Schiffspositronik sie zurückgerufen hatte. Etwas außerhalb der Bahn des vierten Planeten hatte sich eine Quelle sechsdimensionaler Strahlung gebildet, die A-Kuatond ein gewaltiges Rätsel aufgab: Diese Emission war mit den hochwertigen Instrumenten eines Ritterschiffs sicher in halb Yahouna anzumessen – aber was die Strahlung verursachte, war völlig unklar. Als Auserwählte einer Superintelligenz bekam A-Kuatond es zwar sporadisch auch mit höherdimensionalen Begebenheiten zu tun, aber Werte wie diese hatte sie noch nie gesehen.

Inzwischen manifestierte sich das Phänomen sogar im normaloptischen Spektrum, in Form eines hellblauen Gleißens.

»Was ist das?«, fragte sie leise.

Die Roboter, die als Gesprächspartner nicht im Mindesten an Kalphatt Udimor heranreichten, blieben dankenswerterweise still.

Von einem Moment auf den anderen war das Leuchten verschwunden. Allerdings nicht vollständig, nicht rückstandslos, wie A-Kuatond verblüfft feststellte. Am Punkt der höchsten Strahlungsintensität schwebte plötzlich ein Raumschiff im All – ein gewaltiges Schiff sogar, in das ihre Schlachtspitze selbst in Split-0 mehrmals hineingepasst hätte. Es bestand aus zwei Kugelkörpern, die durch einen Zylinder verbunden waren. Jede einzelne Kugel war schon größer als A-Kuatonds Schiff.

Und seine Farbe ... Ein strahlendes Gold ...

Carit?, fragte sich A-Kuatond. Nein, dazu passten die Ortungsergebnisse nicht, Carit reflektierte höherdimensionale Tastungen anders. Aber ungewöhnlich war das Material dennoch ...

Nicht nur die Strahlung, die es hierhertransportiert hatte, gehörte dem sechsdimensionalen Spektrum an. Auch das Raumfahrzeug erhielt Komponenten, die auf die Technik höherer Mächte zurückgehen mussten.

»Wer seid ihr?«, murmelte sie. »Was wollt ihr hier?«

Die zweimalige Ansprache innerhalb kurzer Zeit aktivierte bei dem Roboter zu ihrer Rechten ein Programm, auf das A-Kuatond gut hätte verzichten können. »Alles strebt nach Balance«, belehrte die Maschine sie. »Das ist BARILS Wille. Das Neue stört oder stärkt die Balance. Dient es dem Gleichgewicht, hat BARIL ein Wohlgefallen.«

»Halt den Mund!«, schimpfte A-Kuatond, ohne den Kopf zu drehen.

Der Roboter beendete seine Litanei, bevor er zu der Stelle kam, an der er den Kampf gegen Kräfte anmahnte, die das Gleichgewicht störten.

Die Predigten waren hilfreich, wenn die Ritterin einem geschundenen, darniederliegenden Volk wieder auf die Beine half und den Glauben an BARIL in ihrer Kultur verwurzelte, wie sie es einst auf Udimors Heimatwelt getan hatte. Sie waren ein Werkzeug, um empfängliche Gesellschaften zu formen und Frieden und Gleichgewicht als Ziele zu verankern. Aber A-Kuatond selbst war als Adressat genauso ungeeignet wie ihr Orbiter. Sie diente BARIL, weil sie die Ziele der Superintelligenz bewusst teilte, nicht aus einer religiösen Überzeugung oder Ergebenheit heraus.

Die Frage, die die Maschine aufgeworfen hatte, war trotzdem wichtig: Störten oder stärkten die Neuankömmlinge das Gleichgewicht? Welches Ziel verfolgte die Besatzung des fremden und zweifellos mächtigen Gebildes?

In Yahouna gab es kaum Völker, die Raumfahrzeuge dieser Größe besaßen. Definitiv verfügten diese nicht über Sechs-D-Technik – die hatten nur Ritterschiffe.

A-Kuatond hielt inne. War es ein Ritterschiff? Ein neuer Ritter? Semmaru und Puropattaru waren inzwischen sehr alt, für sie würde der Orden bald Nachfolger benötigen. Aber soweit A-Kuatond wusste, hatte die Suche noch nicht einmal begonnen. Mit Sicherheit war kein neues Ordensmitglied benannt worden, denn das musste auf der Ritterwelt Kessaila geschehen, im Beisein der sechs verbleibenden Erwählten.

Ein neuer Ritter konnte es also nicht sein. Aber das hieß nicht, dass das Schiff nicht dennoch zum Orden gehörte. Schon lange gab es Gerüchte, dass BARILS Stimme ein Geheimprojekt vorantrieb, ein gewaltiges, Jahrzehnte überspannendes Vorhaben. Sah A-Kuatond dort das Ergebnis vor sich? Ein gewaltiges Raumschiff mit einem völlig neuartigen Antrieb?

Das hieße, machte sie sich klar, dass BARIL selbst oder ein direkt von ihr Beauftragter in dieses System gekommen war, um die letzten Truvaud zu ernten.

Oder – eine deutlich unangenehmere Idee – war das Schiff entsandt worden, um A-Kuatond zu kontrollieren?

»Finden wir es heraus«, murmelte sie. Mit einem scharf gebündelten Richtfunksignal, das die Truvaud nicht abhören konnten, bat sie um Identifikation.

Allein: Der Neuankömmling antwortete nicht. Stumm und gewaltig driftete die Konstruktion im All und machte keinerlei Anstalten, auf den Gruß zu reagieren.

Damit verengte sich das Spektrum von A-Kuatonds Handlungsmöglichkeiten. Soweit sie es erkennen konnte, führten alle Wege zum selben Ergebnis.

Wenn BARIL sie kontrollierte, musste sie die Ernte beginnen, wie es befohlen war.

Wenn BARIL selbst ernten wollte, musste ebenfalls A-Kuatond vorpreschen – denn nur so konnte sie den Truvaud eine Chance geben. Sie würde viele ernten müssen, natürlich. Aber es gab immer Überlebende. Sie konnte eine ausreichende Anzahl von ihnen verschonen, sodass ein Neuanfang möglich war. Wenn hingegen jemand anderes die Aufgabe übernahm, gäbe es keine Chance hierfür. In dem Fall wäre das Ende der Truvaud besiegelt.

Zudem wollte A-Kuatond die Möglichkeit nicht außer Acht lassen, dass die Truvaud die Strafe tatsächlich verdienten. Auch in diesem Fall wäre die Ernte richtig. Falls Udimor sich meldete und die Unschuld der Truvaud belegte, konnte A-Kuatond immer noch auf den Plan mit den Überlebenden umschwenken.

Zu guter Letzt gab es natürlich die Möglichkeit, dass der Neuankömmling gar nicht auf BARILS Geheiß hergekommen war. Aber ein komplett außenstehendes Sternenschiff mit Sechs-D-Technik, im Herzen von BARILS Mächtigkeitsballung? Ein abwegiger Gedanke – nicht wert, dafür ein Risiko einzugehen.

Der fremde Raumer sandte Sonden aus. Wenige nur, mit großem zeitlichen Abstand. Die Besatzung wollte offenbar unauffällig vorgehen.

Eine der Sonden steuerte den Planeten Diulu an. Also interessierte man sich dort drüben an Bord für die geheime Kolonie der Truvaud.

Das gab den Ausschlag. A-Kuatond konnte nicht länger warten, sie musste handeln. Sie schickte Kalphatt Udimor eine Warnung, dass sie die Ernte beginnen musste. Es stand in seinem Ermessen, die Untersuchung abzuschließen oder sich in Sicherheit zu bringen.

Dann löste sie einen Tetraeder aus dem Split-0 und wies dieses Teilsegment an, sich in Split-6 zu teilen. Es spaltete sich in 1706 Kleinschiffe, jedes mit einem Roboter besetzt. Sie würden unerbittlich ernten, bis A-Kuatond sie innehalten hieß.

Unabhängig davon, wie das Urteil über die Truvaud am Ende ausfallen mochte: A-Kuatond spürte das Fieber der Jagd. Den Kampf und die Ernte würde sie genießen, selbst wenn sie das Werk nicht ganz zu Ende brachte.

Und vielleicht lieferten die Truvaud im Diulusystem eine bessere Schlacht als jene bei Skiw. A-Kuatond hoffte es inständig.

Mission SOL 2020 Paket (1 bis 12)

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