Читать книгу Mission SOL 2020 Paket (1 bis 12) - Madeleine Puljic - Страница 23
16.
Оглавление»Was haben wir getan?« Tess Qumisha starrte auf das Außenbeobachtungsholo.
»Status der Beiboote?«, fragte Perry Rhodan.
»Einunddreißig weitere Einheiten sind startbereit«, meldete SENECA. »Roi Danton hat die Koordination der Reparaturarbeiten ...«
»Raus mit ihnen! Unsere Leute brauchen Verstärkung«, unterbrach Rhodan.
»Willst du weiterkämpfen?«, fragte Qumisha ungläubig.
Rhodan ignorierte sie. »Status Überlichtantrieb.«
»Neue Berechnung nach dem Testsprung: Der Hypertakt-Antrieb ist maximal belastbar bis zwanzig Prozent, mit einer Sicherheitsmarge von sechzehn Prozent.«
»Reicht«, entschied Rhodan. »Wir bleiben ohnehin im System.«
»Du willst weiterkämpfen«, beantwortete Qumisha ihre eigene Frage. Dort draußen standen Solaner in einer Schlacht, die sie im Grunde nichts anging. Bisher hatte es keine Toten gegeben, doch das konnte sich jede Sekunde ändern. Sie wollte Rhodan am Kragen nehmen, ihn schütteln, bis er die Beiboote zurückzog – doch etwas in ihr hinderte sie daran.
»Neuer Sprung!«, befahl Rhodan. »Wir scheuchen sie auf.«
Die SOL transitierte und kehrte zehn Millionen Kilometer vor der Flotte der Pyramidenschiffe in den Normalraum zurück. A-Kuatonds Einheiten hatten vom ersten Mal gelernt – sofort zerstreuten sich ihre gut fünftausend Kampfboote in unterschiedlichste Richtungen, sodass die Bordwaffen der SOL nicht so einfach wie beim ersten Mal ihre Ziele finden konnten.
»Feuer auf eindeutig als robotisch identifizierte Einheiten eröffnen.«
Drei Dutzend gegnerische Schiffe explodierten, der Rest entkam der Salve. Sie gingen genau wie die SOL zuvor für einen Sekundenbruchteil in den Hyperraum und tauchten an anderer Position wieder auf: so nah, dass sie die SOL selbst unter Beschuss nehmen konnten.
Deren Paratronschirm absorbierte den Angriff, ohne dass der Einsatz der Fraktalen Aufriss-Glocke notwendig geworden wäre – nach wie vor konnten die Menschen jene Teile der Bordtechnik schonen, die sie einzig und allein der Terminalen Kolonne TRAITOR zu verdanken hatten. Allerdings war die Belastung stärker als erwartet. In den kleinen Pyramiden steckte mehr Durchschlagskraft, als man von der Schiffsgröße her hätte erwarten können.
A-Kuatonds fünftausend Schiffe organisierten sich nun als Schwarm: ständig in Bewegung, fortwährende Standortwechsel durch Kurztransition, Feuerstoß, Flucht. Selbst für SENECA war nicht vorherzusehen, welche Einheit wann wo auftauchen würde, sodass eine geordnete Abwehr angesichts der schieren Anzahl der Gegner nicht möglich war.
»Die Beiboote nehmen Nachzügler aufs Korn«, kommandierte Rhodan ruhig weiter. »Wir setzen auf Zufallstreffer.«
Die mittlerweile etwa hundertfünfzig SOL-Einheiten griffen wieder in den Kampf ein, nachdem A-Kuatond sie eine Weile ignoriert hatte, um sich auf das Mutterschiff SOL zu konzentrieren. Auch sie führten einen verwirrenden Reigen von kurzen Hyperflugetappen auf, um sich vor Treffern zu schützen.
»Drei Korvetten simulieren Treffer und einen Ausfall des Antriebs«, war Rhodans nächste Anweisung. »Die Mannschaften leisten Gegenwehr, bleiben aber fluchtbereit.«
Die betreffenden Beiboote folgten dem Befehl und verzichteten auf Überlichtsprünge. A-Kuatond schluckte den Köder. Alle drei Einheiten fanden sich plötzlich von Feuer speienden Pyramiden umringt – und die Abwehrschirme der Korvetten hatten ihnen, anders als die SOL, wenig entgegenzusetzen.
»SOL springt und schießt!«
Die drei Korvetten explodierten, doch ebenso ihre Angreifer. Angelockt von den vermeintlich leichten Zielen, hatten sie zu lange ausgeharrt. Über hundert Pyramiden fielen den schweren Geschützen des Hantelschiffs zum Opfer.
Tropfen auf den heißen Stein, dachte Qumisha.
»Sind alle rausgekommen?«, fragte Rhodan.
Es blieb still.
Rhodans Kopf ruckte herum zu Viena Zakata an der Ortung.
»Nein«, sagte Zakata leise. »Eine Korvette hat zu spät mit der Evakuierung begonnen. Fünf Besatzungsmitglieder haben es nicht mehr rausgeschafft.«
Weitere rund zwanzig Pyramidenschiffe waren durch die letzte Attacke beschädigt, aber nicht vernichtet worden. Einige Beiboote der SOL machten Jagd auf sie.
»Abbrechen!«, schrie Rhodan sofort, doch es war zu spät.
A-Kuatond hatte Rhodans Taktik sofort begriffen und kopiert oder sogar vorausgeahnt und den passenden Gegenschlag vorbereitet. Die Schiffe der SOL fanden sich plötzlich umzingelt und unter schwerem Beschuss. Drei von ihnen explodierten. Bei einer Korvette schlug die Evakuierung völlig fehl.
Qumisha verfolgte die Eskalation mit wachsendem Grauen.
Erneut sah sie Rhodan von der Seite an. Warum brach er nicht ab?
Da traf sie die Erkenntnis. Nicht wie ein Schlag – es dauerte einen Moment, in dem sich ihr Magen langsam zusammenkrampfte. Die SOL war nicht unterlegen. Sie konnten diesen Kampf gewinnen, sie fügten dem Gegner sehr viel mehr Verluste zu, als sie selbst erlitten. Und der Kampf an sich ...
Er war richtig gewesen, als sie ihn begonnen hatten. War er auf einmal falsch, weil der Feind sich wehrte? Erfolgreich wehrte?
»Gibt es wirklich keinen anderen Weg?«, fragte sie.
»Glaubst du, ich will das so?«, fragte Rhodan, ohne den Blick vom Holo zu nehmen. »Wenn A-Kuatond die Wahrheit sagt, riskieren wir unser Leben für Mörder. Wenn sie aber lügt, und wir tun nichts oder sammeln erst mal Informationen oder so etwas, sind die Truvaud unwiederbringlich tot. Dann lassen wir einen Mord in gigantischem Ausmaß zu. Was können wir denn tun, außer die beiden Parteien zu trennen?«
Die Zeit der kühnen taktischen Schachzüge war vorbei, die Flotten agierten mehr oder minder selbstständig. A-Kuatonds Robotschiffe hatte den Vorteil der zahlenmäßigen Übermacht, die Einheiten der SOL agierten klüger und variationsreicher. Sie setzten Nadelstiche, ohne selbst in große Gefahr zu geraten.
Doch auch geringe Gefahren hatten früher oder später verheerende Folgen. Wollte Rhodan es ernsthaft auf eine Materialschlacht ankommen lassen?
Nein. »Wir spielen unser Ass im Ärmel aus«, kündigte er an. »Auch wenn wir uns damit als Chaosschiff identifizieren.«
SENECA verstand ohne genauere Erklärung, was er meinte. »Tatsächlich sind alle Pyramidenschiffe bis auf eins robotisch«, teilte das Schiffsgehirn mit. »Das bemannte Boot nimmt am Gefecht teil, entzieht sich sehr geschickt jeder größeren Gefahr. Zurzeit habe ich es aus der Ortungserfassung verloren, aber meiner Prognose zufolge müsste es innerhalb der nächsten Minute wieder zu identifizieren sein.«
»Gut«, sagte Rhodan. »Wir beseitigen den Rest. Bringen wir das zu Ende.«
Qumisha sah Veränderungen im Taktikholo. Die leicht hellere Kugel rund um die SOL, welche die Reichweite der Bordwaffen markierte, erweiterte ihren Radius massiv. Rhodan wollte die Chaosmodifikationen einsetzen, die Roi Danton Tage zuvor hatte einbauen lassen, um gegen die NEUBEGINN zu bestehen. Dazu gehörte eine Verzehnfachung der Geschützreichweite. A-Kuatonds komplette Flotte befand sich nun im Erfassungsbereich.
SENECA suchte A-Kuatonds Position, um die Ritterin zu verschonen. Die Sekunden liefen ab.
Da erschütterten drei gewaltige Strukturschocks das System. Drei Großraumschiffe tauchten auf, unterschiedliche und unbekannte Schiffstypen, von der Größe her jedoch vergleichbar mit dem Pyramidenraumer in zusammengesetztem Zustand.
Anscheinend ohne die Lage zu analysieren, steuerten sie ihre jeweiligen Ziele an. Zwei nahmen Kurs auf das Kampfgebiet. Das dritte, größte und furchteinflößendste flog in Richtung des Planeten Diulu.
Ein Funkruf ging ein. »Feuer einstellen!«, erklang eine gellend metallische Stimme. »Im Namen BARILS.«
»Angriffe abbrechen!«, befahl Perry Rhodan. »Die Beiboote kehren in die Hangars zurück.«
Er klang plötzlich müde. »Eine der schwersten Lektionen aus meinem ziemlich langen Leben.« Resigniert sah er Tess Qumisha an. »Man muss wissen, wann man verloren hat.«