Читать книгу Mission SOL 2020 Paket (1 bis 12) - Madeleine Puljic - Страница 35
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Kessaila
Perry Rhodan fühlte sich nicht wie ein Angeklagter, der zu einer Verhandlung geführt wurde, sondern wie ein Verurteilter auf dem Weg zum Schafott. Tausende Angehörige der unterschiedlichsten Völker drängten sich in den Gassen. Keins davon kam ihm bekannt vor. Er sah humanoide Wesen, aber auch welche mit jeder erdenklichen Anzahl von Gliedmaßen zwischen null und sechzehn.
Sie alle schrien, jubelten, riefen die Namen der Ritter, die ihn mit ihrem Schandwagen durch die Stadt transportierten. Sogar in der Luft flogen sie, zwischen den Kameradrohnen und den Hologrammen, die das Gesicht von A-Kuatond zeigten.
Die Ritterin hielt den Kopf gesenkt, aber in den überdimensionalen Holos konnte Rhodan ihr Gesicht sehen. Aufgrund seiner früheren Begegnungen mit Zentrifaal und ihrer spärlichen Mimik erkannte er, dass sie die Situation genoss. Auch die anderen zwei Ritter labten sich offenbar an den Huldigungen und Lobpreisungen, die ihnen entgegenschallten, als seien sie Gesandte einer verehrten Gottheit – wahrscheinlich BARIL – und direkt vom Himmel herabgestiegen.
Was, wie Rhodan begriff, vermutlich ziemlich genau dem entsprach, als was sich dieser Orden sah. Ein Punkt mehr, den er bei seiner Verhandlung bedenken musste. Wer große Macht innehatte, erwartete eine entsprechende Ehrerbietung. Das war lästig. Aber mit etwas Geschick und Glück würde es ihm ein paar Möglichkeiten eröffnen. Er musste es nur richtig machen.
Auf Glück allein hatte sich Rhodan allerdings noch nie gern verlassen. A-Kuatond mochte glauben, ihn sicher verwahrt zu haben, und für den Augenblick stimmte das sogar – er brauchte sich nur ein wenig zur Seite zu neigen, um das warnende Knistern des Energieschirms zu spüren.
Das verdammte ihn jedoch nicht zur Untätigkeit. Seine Augen konnte er jedenfalls benutzen, seinen Kopf ebenso. Und so langsam, wie der Gleiter durch die Straßen kroch, war es keine große Herausforderung, sich den Weg durch die Stadt einzuprägen.
Auch wenn es eindeutig nicht der kürzeste Weg zum Adyton war, Rhodans Orientierungssinn war geübt genug, um die markantesten Gebäude der Stadt als Anhaltspunkte zu identifizieren. Da der tunneldurchsetzte Hügel, der an einen Termitenbau erinnerte. Dort die pilzartigen Türme, die aussahen, als hätte jemand arkonidische Trichterbauten unterhalb des Trichters gekappt, den Aufsatz auf den Kopf gestellt und wieder auf den Unterbau gesteckt.
Als sie die Zitadelle endlich erreichten, war Rhodan daher optimistisch, nach der Verhandlung rasch zum Raumhafen zurückzufinden – mit oder ohne Hilfe der Ritter.
Seine Zuversicht schwand indes, nachdem er entdeckte, dass ein blau schimmernder Energieschirm das metallplattenverstärkte Gemäuer wie ein öliger Film überzog. In gut zehn Metern Höhe ragten mehrere Rohre aus der Wand, bei denen es sich bestenfalls um Impulsstrahler handelte. So bedrohlich, wie die Dinger aussahen, konnten es aber genauso gut Transformkanonen sein. Und als wäre all das noch nicht genug, patrouillierten Kampfroboter auf dem freien Platz rund um den Turm. Rhodan hatte A-Kuatonds Maschinenhelfer gegen die Truvaud kämpfen sehen. Es gab keinen Grund zur Annahme, dass die Modelle auf Kessaila weniger tödlich wären.
Der Gleiter fuhr auf ein breites Tor zu. Für einen kurzen Augenblick erfasste das Licht eines Scanners die Passagiere, tastete einen Ritter nach dem anderen und zuletzt Rhodan ab, ehe sich eine schmale Strukturlücke im Energiefeld öffnete. Der Durchlass bestand nur für ein paar Sekunden. Kaum war der Gleiter hindurch, schloss sich der Schirm und bildete erneut eine undurchdringliche Wand hinter ihnen.
Vor ihnen ragte ein weiteres Gebäude auf. Das eigentliche Adyton, vermutete Rhodan.
Es war um einiges kleiner als die äußere Hülle der Zitadelle, aber nicht minder imposant. Eine schlanke Nadel aus glänzend schwarzem Metall, über das sich wendelförmig eine Reihe von Fenstern nach oben zog, zweifellos aus Glassit. Auch diesmal waren die Gleiterinsassen nicht allein. Rhodan erspähte weitere Wachen hinter den Scheiben. In regelmäßigen Abständen zischten fliegende Kampfroboter über sie hinweg.
So viel also zu seinem Plan, ohne die Hilfe der Ritter zurückzukehren. Wie es aussah, würde Rhodan definitiv mehr als nur Glück brauchen, falls die Verhandlung nicht wie erhofft verlief. Ein ganzes Einsatzteam zum Beispiel.
Der Gleiter hielt an, und endlich erlosch der Energiekäfig um Rhodan. Ohne ein Wort der Erklärung sprang A-Kuatond zu Boden.
Das kleine, dicke Wesen mit dem Insektenschädel – Semmaru, der Diplomat, wie Rhodan aus den Rufen der Menge gelernt hatte – wandte sich zu Rhodan um.
»Im Allerheiligsten sind keine Fahrzeuge gestattet«, sagte er. »In BARILS Blick zählen nur die eigenen Werte.«
Wunde Füße verschaffen Demut, übersetzte Rhodan im Stillen. Es hatte bestimmt seine Gründe, weshalb die meisten Religionen Askese und keine Bequemlichkeit predigten.
Er folgte den Rittern zum nächsten Tor. Es war deutlich kleiner als das vorige Portal, und auch der Taststrahl, der sie überprüfte, fiel dezenter aus. Diesmal konnte Rhodan sogar erkennen, worauf sich die Einlasskontrolle konzentrierte: ein kleines, glänzendes Signet, das die Ritter am Kragen trugen wie eine Anstecknadel.
Über Rhodans Brust verweilte das Suchlicht einen Augenblick länger. Als der Scanner nicht fündig wurde, blinkte ein winziges, gelbes Licht auf. Dann verschwand der Strahl, und das Tor öffnete sich. Rhodan hatte keinen Zweifel daran, dass nun jeder Flug- und Bodenroboter im gesamten Adyton über seine Anwesenheit informiert war.
»Weiter!« A-Kuatond verpasste Rhodan einen leichten Stoß in den Rücken. »BARILS Stimme erwartet uns.«
Er setzte sich gehorsam in Bewegung. Es war schließlich nicht so, als hätte er eine Wahl gehabt. Und sowenig ihm die Aussicht behagte, vor einen unbekannten Richter zu treten, konnte er sich doch einer gewissen Neugier nicht verschließen.
BARILS Stimme, jene Person also, die im Namen der Superintelligenz sprach, war bisher nur als exakt das in Erscheinung getreten: eine gellende Stimme in einer Holobotschaft, körperlos und undurchschaubar. Rhodan war gespannt, wer sich tatsächlich dahinter verbarg.
Der Weg führte durch verzweigte Gänge, die in strengem Hell-Dunkel-Kontrast gestaltet waren. Mal war der Boden aus demselben schwarzen Material gefertigt, aus dem die Außenseite des Adytons bestand, mal war es die Decke. Jeweils die gegenüberliegende Fläche war matter, weißer Stein. Die Wände indes waren samt und sonders grau – mit jeder vorstellbaren Schattierung. Von Farbe hielt man in BARILS Orden offensichtlich wenig.
In unregelmäßigen Abständen stießen sie auf Seitentüren, doch die Ritter schenkten keiner ihre Aufmerksamkeit. Es ging immer weiter durch triste, monochrome Gänge, die sie schließlich an ein breites, mindestens vier Meter hohes Portal führten, vor dem die Ritter innehielten.
In einer fließenden Bewegung legten alle drei die Arme, ganz gleich, wie viele sie besaßen, an die Brust und beugten den Kopf. Aus den Tiefen der Zitadelle ertönte ein dumpfer Gong. Die beiden Flügel des Portals glitten auseinander, verschwanden in den Wänden und gaben die Sicht frei auf einen runden Saal.
Dort war der Boden weiß, die Decke schwarz. Der Raum maß gut zehn Meter im Durchmesser, doch die einzige Einrichtung bestand aus sieben Sitzen mit breiter Fläche und niedrigem Rückenteil, die im Kreis arrangiert waren. Der Sitz direkt gegenüber der Tür war aus grau marmoriertem Stein gefertigt. Die anderen sechs waren schmaler und zu Rhodans Überraschung bunt, wenn auch in sehr gedeckten Tönen.
A-Kuatond durchschritt den Raum und nahm auf dem dunklen Stuhl mit blauen Einsprengseln unmittelbar links vom grauen Thron Platz. Semmaru wandte sich nach rechts, zu dem orangefarbenen Stuhl neben der Tür. Da erst bemerkte Rhodan die dünne Linie aus Licht, die in den Boden eingelassen war und die beiden Plätze miteinander verband, ebenso jeden der anderen Stühle mit seinem jeweiligen Gegenstück.
Die Kriegerin und der Diplomat, begriff er. Gegenspieler, miteinander verbunden. Und ihre Stühle, blau und orange. Das sind Komplementärkontraste.
Gespannt beobachtete er, wie Yalaba, die Forscherin, sich auf dem grünen Platz neben dem Diplomaten zusammenkauerte. Das Sitzmöbel war etwas zu klein für ihre massige Gestalt, aber das schien sie nicht zu stören. Sie zog die Knie bis unter das teigige Kinn und ließ die Arme herabhängen. Der Stuhl ihr gegenüber war rot, auch das ein Komplimentärkontrast. Nur fiel Rhodan nicht recht ein, was wohl das Gegenteil einer Forscherin sein mochte.
Da nichts weiter geschah, sah sich Rhodan erwartungsvoll um. Aber die anderen Stühle, der rote, ein violetter und ein gelber sowie der graue Thron, blieben leer, selbst als sich das massive Portal hinter ihm schloss.
Er wandte sich der Forscherin und dem Diplomaten zu, doch ehe er nach dem Verbleib seiner Richter fragen konnte, ertönte ein leises Summen. Einer nach dem anderen leuchteten die leeren Plätze auf, und auf ihnen erschienen die dreidimensionalen Hologramme der drei fehlenden Ritter.
Über dem violetten Sitz zwischen dem Thron und der Forscherin schwebte das Abbild eines hageren, lang gezogenen Geschöpfs mit spitzem, fischartigem Gesicht sowie dunkelvioletter Haut und Kiemen, die einem Kragen gleich über seine Schultern hingen.
Den gelben Stuhl links neben dem Eingang, der mit dem des violetten Wesens verbunden war, nahm eine Frau ein, die weitgehend wie ein Mensch wirkte. Nur ihre spitzen Ohren und der sehr längliche Schädel, der sich nach vorn wölbte wie ein Horn, verrieten, dass sie wohl nicht auf der Erde geboren war.
Auf dem letzten Platz, der mit Yalabas Sitz verbunden war, lag ein winziges Gebilde, das aussah wie eine Qualle, die man an Land geworfen hatte. Schimmernde Fangarme tasteten über die Oberfläche des roten Stuhls, wobei Lichtblitze wie elektrische Stöße durch das weiche Gewebe zuckten.
Hologramme. Rhodan fühlte leichten Ärger in sich aufsteigen. Wozu hatte man die SOL und ihn eigens nach Kessaila beordert, wenn auch eine Fernpräsenz der Ritter akzeptiert wurde? Dann hätte man sich das ganze Theater doch sparen und die Verhandlung gleich vor Ort abwickeln können, ohne dass vier riesige Raumschiffe drei Tage lang durch die Galaxis tingeln mussten.
Die einzige Erklärung, die er für diesen Aufwand hatte, bestand in einem weiteren Ritual der religionsähnlichen Gesellschaft, die sich um die Superintelligenz gebildet hatte. Immerhin hatte Semmaru das Adyton als Allerheiligstes bezeichnet. Vielleicht erforderte ihr Glaube, dass besondere Anhörungen nur in diesen Räumlichkeiten stattfanden.
Letztlich spielte es keine Rolle. Er war hergekommen. Nun musste er das Beste aus seiner Situation machen.
Rhodan hatte keine Ahnung, welche Funktion die anderen drei Ritter übernehmen sollten, was es schwierig machte, seine Situation einzuschätzen. Schmerzlich wurde ihm bewusst, wie wenig er über BARILS Philosophie wusste, abgesehen von dem Eindruck, dass Gleichgewicht das oberste Gebot darstellte. Die Lobpreisungen der Roboter auf der SOL hatten ihm jedoch ebenso wenig Hilfreiches verraten wie die Jubelrufe der Menge, die er in der Stadt zu hören bekommen hatte.
Nur das eine: BARIL hielt sich für unfehlbar. Und solche Wesen waren ihm prinzipiell suspekt. Niemand war vor Fehlern gefeit, das hatte er selbst oft genug am eigenen Leib erfahren.
Ein weiteres Summen ertönte, und die Bewegungen der Ritter erstarben. Ein viertes Hologramm wurde hinzugeschaltet. BARILS Stimme erschien über dem grauen Thron. Vielmehr schwebte jenes Symbol über dem Sitz, das die Stimme bereits bei ihrer ersten Kommunikation mit Rhodan und den Rittern benutzt hatte: die stilisierte Waage, umgeben von einem goldenen Schnee- oder Funkenschauer.
»Der Orden hat zusammengefunden«, verkündete die Stimme in gewichtigem Tonfall, »um über das Schicksal des Eindringlings zu urteilen. Lasst uns beginnen! – A-Kuatond, du erhebst Anklage gegen den Fremden. Rechtfertige deinen Vorwurf.«
Die Zentrifaal erhob sich mit einer geschmeidigen Bewegung, verneigte sich in Richtung des Throns, um dann umso aufrechter zu stehen. Sie hielt die Hände vor dem Körper, umfasste mit der Schaufelhand die Finger der anderen und ließ sie in dem Hautlappen verschwinden.
»Ich klage den hier anwesenden Eindringling Perry Rhodan an, mich in der Ausübung meiner Ritterpflichten behindert zu haben«, sagte sie. »Ich habe das Volk der Truvaud geerntet, wie es meine Aufgabe war, und ihre Spur zu einem zweiten System verfolgt, in dem sie einen weiteren Planeten besetzt hatten. Gerade als mein Orbiter und ich dabei waren, auch diese Abkömmlinge aufzugreifen, tauchte aus dem Nichts das Raumschiff dieses Rhodan auf. Er ...« Sie spie das Wort beinahe aus. »... griff meine Tetraedersegmente grundlos an, was den Truvaud Gelegenheit gab, zu einem Gegenschlag auszuholen. Sein Eingreifen hat dazu geführt, dass mein Orbiter getötet wurde.«
Er und fünfundzwanzig Solaner, fügte Rhodan in Gedanken hinzu. Trotzdem hatte er die Auslöschung eines ganzen Volkes nicht verhindern können.
»Wie kommt es, dass dein Orbiter sich in der Gefahrenzone aufhielt?«, fragte BARILS Stimme.
Kam es Rhodan nur so vor, oder hatte sie einen lauernden Unterton angenommen?
Es musste Wunschdenken sein, denn A-Kuatond antwortete ohne Zögern: »Er war vor Ort, um sicherzustellen, dass sich auf diesem uns bis dahin unbekannten Planeten nicht weiteres Leben befand, das wir durch den Erntevorgang gefährdet hätten.«
Es gelang ihr, vollkommen vernünftig zu klingen, sogar einfühlsam. Wie jemand, den das Leben tatsächlich interessierte, das er vernichtete. Rhodan glaubte ihr diese Farce keine Sekunde lang. Er hatte ihren Zorn erlebt, ihre Rachsucht. Sie besaß die Aggression einer Zentrifaal, und sie hatte davon Gebrauch gemacht, um die Truvaud bis auf den letzten Angehörigen dieses Volkes zu vernichten. Rhodan hatte sie daran gehindert, nur damit BARILS Stimme die Aufgabe letztlich doch noch zu Ende führte.
Die Stimme schwieg einen Augenblick lang, als wäge sie die Worte der Kriegerin ab.
Dann sprach sie unvermittelt Rhodan an. »Und du, Terraner? Was hast du zu deiner Verteidigung vorzubringen?«
Ich wollte nicht zusehen, wie in deinem Namen ein ganzes Volk niedergemetzelt wird, das seiner Angreiferin unverkennbar nichts entgegenzusetzen hatte.
Rhodan sammelte sich. Die Wahrheit durfte er nicht aussprechen, das wusste er. Wenn er diese Verhandlung überleben wollte, musste er sich der Moral des Ordens bedienen.
»Ich gestehe, dass ich einem Fehlurteil erlegen bin«, gab er sich deshalb reumütig. »Es war mein Bestreben, das Gleichgewicht wiederherzustellen, wie es auch im Sinne BARILS ist. Als ich mit meinem Schiff eingetroffen bin, war ein Kampf gegen einen massiv unterlegenen Gegner im Gange. Ich habe eingegriffen, um für Gleichgewicht zu sorgen.«
»Ohne Informationen zu sammeln?«, fragte die Stimme.
A-Kuatonds Nasenschlitze krümmten sich, vermutlich ein Ausdruck selbstgefälliger Zufriedenheit.
»Von wem hätte ich eine aufrichtige Antwort erhalten sollen?«, erwiderte Rhodan. »Ein unrechtmäßiger Angreifer hätte mich belogen, und die Verteidiger waren bereits stark dezimiert. Ich gebe zu, dass ich als Neuankömmling in Yahouna nicht alle Fakten kannte. Aber angesichts der prekären Situation konnte ich nicht warten, bis ich diese Auskünfte bekommen hätte, sonst wäre es für die Truvaud zu spät gewesen.« Er räusperte sich. »Allerdings habe ich das Raumschiff der Angreifer kontaktiert, mit der Bitte um Erklärung und Waffenruhe, bis die Situation geklärt wäre, aber ...«
Aber A-Kuatond hatte den Angriff wie von Sinnen fortgesetzt, nachdem ein von allen guten Geistern verlassener Truvaud ihren Orbiter getötet hatte. Das war die Wahrheit. Allerdings mochte sie Rhodan bloß ins nächste Fettnäpfchen befördern. Einmal mehr verfluchte er all das, was er nicht über BARILS Ritter wusste.
»Danke für deinen Bericht.« Die Stimme gab mit keiner Silbe zu erkennen, was sie von seiner Verteidigungsrede hielt.
»Ich ...«
Rhodan kam nicht mehr dazu, noch etwas hinzuzufügen. Erneut schloss sich eine Kuppel aus Energie um ihn, und diesmal hielt sie ihn nicht nur an Ort und Stelle, sie schirmte ihn auch von der Verhandlung ab. Er hatte gehofft, die Diskussion der Ritter zumindest verfolgen, wenn schon nichts dazu beitragen zu können. Weit gefehlt. Durch die Energiekuppel drang weder Bild noch Ton. Er war eingesperrt, allein mit seinen Gedanken und der Sorge vor dem, was ihn nun erwarten mochte.
Hatte er sie überzeugt? Seine Rede war reichlich dürftig gewesen. Aber dasselbe galt für A-Kuatonds Anklage. Er hatte den Kontakt gesucht. Dass sie dennoch den Kampf vorgezogen hatte, musste doch für ihn sprechen. Oder?
Allerdings nur, wenn man von menschlichen Moralvorstellungen ausging. Immerhin war A-Kuatond gesandt worden, um diesen Genozid zu verüben – und das ganz im Sinne der Bevölkerung der Ritterwelt, wenn er nach dem urteilte, was er in den Straßen von Kessaila gesehen hatte.
Rhodan zwang sich zur Ruhe. Er atmete flacher, konzentrierte sich auf das Rauschen seines Bluts, das er in der absoluten Stille der Energiekuppel deutlich in den Ohren hörte. Ganz egal, was seine Rede bewirkt haben mochte – er konnte es nicht mehr ändern. Das Urteil der Ritter würde über seinen Kopf hinweg entschieden werden, ganz wortwörtlich.
Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, bis sich die Energiekuppel endlich auflöste und er erneut im Kreis der Ordensritter stand.
»Wir haben uns beraten«, verkündete BARILS Stimme.
Rhodan sah sich um, versuchte, in den Gesichtern der Ritter abzulesen, wie das Urteil lautete. A-Kuatond wirkte verkniffen. Bedeutete das, dass er gewonnen hatte?
»Es ist noch kein Urteil gefallen«, sagte die Stimme. »Der Rat ist gespalten.«
»Ich verstehe nicht ...« Eine Patt-Situation? Wie konnte das sein, wenn die Anzahl der Abstimmenden ungerade war?
»Drei haben in deinem Namen gesprochen«, fuhr die Stimme fort, »und sind gegen deine Verurteilung. Die anderen drei wünschen deinen Tod.«
Na blendend!
»Das letzte Votum liegt bei BARIL«, erläuterte deren Stimme. »Sie wird entscheiden, wie mit dir zu verfahren ist.«
Das wurde ja immer besser. »Und was bedeutet das?«
Rhodan bemühte sich redlich, seine Zuversicht zu behalten, aber das fiel ihm zunehmend schwerer.
BARILS Stimme wurde lauter, dröhnte in seinen Ohren. »Weitere Informationen sind erforderlich«, tönte sie. »Die Aufrichtigkeit deiner Worte wird überprüft. Bis wir alle nötigen Informationen erhalten haben, verbleibst du in der Zitadelle. Als Gast des Ordens.«
Ohne weitere Vorwarnung erlosch das Hologramm auf dem grauen Thron. Auch die anderen fernzugeschalteten Ratsmitglieder verschwanden, bis nur noch die drei anwesenden Ritter übrig blieben.
A-Kuatond stürmte wortlos aus dem Saal. Yalaba folgte ihr mit langsamen, ausgreifenden Schritten.
»Hast du schon gespeist?«
Überrascht sah Rhodan auf den Diplomaten hinunter, der neben ihm kauerte.
»Nein, eigentlich nicht.« Angesichts der Entwicklung, die die Verhandlung genommen hatte, war ihm der Appetit allerdings ohnehin vergangen.
Doch sein Gegenüber sirrte, als hätte er jeden dieser Gedanken auf Rhodans Gesicht abgelesen. »Die Prüfung wird einige Tage in Anspruch nehmen. Begleite mich!«
Auf seinen dürren Beinen stakste Semmaru voran, und Perry Rhodan blieb nicht viel anderes übrig, als ihm zu folgen.