Читать книгу Mission SOL 2020 Paket (1 bis 12) - Madeleine Puljic - Страница 21
14.
ОглавлениеA-Kuatond ergötzte sich an der Schlacht. Diese Truvaud kämpften noch weniger strategisch als jene im Skiwsystem, aber dafür wussten sie von Anfang an, dass sie den Gegner ernst nehmen mussten. Der Vormarsch der Roboter in ihren größten Siedlungen hatte daran keinen Zweifel gelassen.
Die Attacken der Sichelraumer waren direkt, brutal und verzweifelt. Letztlich waren sie chancenlos, aber dennoch gaben die Truvaud nicht auf. Das Volk, das bislang nur gesiegt hatte, verlor – aber es verlor ehrbar, als Kämpfer, nicht als Feiglinge.
Ein Grund mehr, einige Überlebende zu schonen? Es hing von vielen Faktoren ab. Ob Kalphatt Udimor sich mit neuen Erkenntnissen meldete. Ob das unbekannte Hantelschiff sich ihr offenbarte, ob dort jemand von BARIL mit Vollmachten ausgestattet war. Ob es vielleicht sogar eine eigene Ernte begann.
Sie überlegte, welche anderen Gründe es noch für die Anwesenheit des goldenen Riesenraumers geben konnte. Waren die Fremden doch eine neutrale, dritte Partei? Die ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt aus dem Nichts aufgetaucht war, anlasslos? Das war extrem unwahrscheinlich.
Oder handelte es sich um Verbündete der Truvaud?
Noch abwegiger. Eine Spezies, die gerade erst den Transitionsantrieb und Impulsstrahler entwickelt hatte, im Bund mit Wesen, die über sechsdimensionale Technik geboten? Und das im Herzen von BARILS Mächtigkeitsballung, ohne dass die Superintelligenz davon wusste und ihre höchsten Diener in Kenntnis setzte?
Es blieb rätselhaft. Bis zur Klärung der Angelegenheit musste A-Kuatond davon ausgehen, dass sie überprüft wurde. Also blieb ihr nur eine Handlungsoption: Sie musste ernten, wie BARIL es ihr befohlen hatte.
»Es tut mir beinahe leid«, sagte sie leise zum Holo der explodierenden Truvaudraumer. »Ich hätte euch gern eine Chance gegeben.«
Das war einst wahr gewesen, nun aber eine Lüge, stellte sie fest. Das Jagdfieber hatte sie erfasst. Ein Teil von ihr, der Kämpfer, der in jedem Zentrifaal steckte, wollte die Truvaud sterben sehen.
»Mäßigung ist eine Tugend«, riet der erneut vorlaute Roboter ihr, »denn Übermaß gefährdet jede Balance.«
»Halt – den – Mund«, sagte A-Kuatond, deutlich schärfer als beim ersten Mal. Es wurde höchste Zeit, dass Udimor zurückkehrte. Mit ihm konnte sie sprechen, ohne religiöse Plattitüden erdulden zu müssen.
Sie wollte sich nicht mäßigen. Sie wollte endlich ihre Schlacht, um die sie im Skiwsystem durch die schnelle Kapitulation betrogen worden war.
Ein Signal ertönte. Das Goldschiff schleuste Beiboote aus, kugelrunde Raumfahrzeuge mit einem Ringwulst. Nicht Furcht einflößend viele. Weit von dem entfernt, was bereits an der Ernte beteiligt war – und fünf Sechstel der Schlachtspitze hatte A-Kuatond noch nicht mal geteilt. Dennoch nahm dort eine beachtliche Flottille Formation an.
Warum das?, fragte sich A-Kuatond. Was hatten die Unbekannten vor? Genauer: Was war geschehen, das diese neue Entwicklung ausgelöst hatte?
Ein weiteres Signal kündigte einen eingehenden Funkruf an.
Sofort nahm A-Kuatond an. Ein Kontakt mit den Fremden versprach zumindest Antwort auf einige ihrer Fragen.
Ein Wesen erschien im Kommunikationshologramm, das grob an einen Zentrifaal erinnerte. Allerdings war die Haut nicht weiß, sondern von einem hell rötlichen Ton. Es trug tiefdunkelgelbes Fell auf dem Kopf, und seine beiden Hände waren zueinander spiegelverkehrt aufgebaut. Diese Gestalt hatte Finger am Ende beider Arme statt einer Krallen- und einer Schaufelhand.
Der auffälligste Unterschied waren jedoch die Augen. Das Wesen hatte kein schwarzes Sichtband, sondern wie viele andere Spezies zwei getrennte Augen – in diesem Fall graublau. Das an sich war nichts Ungewöhnliches, aber etwas daran war besonders. A-Kuatond fand keinen passenden Ausdruck. Der Blick dieses Wesens hatte etwas ... Erfahrenes? Überlegenes? Erhabenes?
Alles richtig, aber alles nicht ausreichend.
Etwas Kosmisches. Das traf es möglicherweise. Dieses Wesen hatte mehr Dinge gesehen als selbst A-Kuatond in all den Jahren, um die ihr Leben von BARIL verlängert worden war.
Sie bemerkte noch etwas anderes in seinen Augen. Was war das? Überraschung? Nur für einen kurzen Moment.
»Ich bin Perry Rhodan vom Raumschiff SOL«, stellte der Fremde sich vor. »Wir fordern euch auf, den Angriff auf die Planetenbevölkerung sofort einzustellen.«
A-Kuatond war erstaunt – in allen Szenarien, die sie als wahrscheinlich erachtet hatte, war die Ernte das eigentliche Anliegen der Fremden. Und nun sollte sie damit aufhören? Die Ernte wurde sogar als Angriff bezeichnet? Was ging da vor?
Egal wie viel kosmische Erfahrung der Fremde gesammelt haben mochte: A-Kuatond war ebenfalls nicht in ihrem allerersten Einsatz. Und sie würde sich ihre Schlacht nicht nehmen lassen!
»Die Ernte geschieht in BARILS Willen und auf BARILS Gebot hin«, erwiderte sie. »Sie wird stattfinden. Die Truvaud haben das Gleichgewicht in Yahouna gestört, und sie erhalten nun ihre gerechte Strafe.«
»Du rottest eine ganze Planetenbevölkerung aus!« Zorn schlich sich in Rhodans Stimme. »Es gibt kein Verbrechen, für das diese Strafe gerecht sein kann!«
»BARILS Urteil lautet anders«, hielt A-Kuatond ihm entgegen. »Und du weißt nicht, wovon du sprichst. Die Kefinga, die Kussu, die Marrab – sie alle wurden von den Truvaud ausgerottet. Sie haben sie gehetzt, in die Enge getrieben und zerfleischt, ohne Gnade. Bis auf ein paar wenige, die nur durch Zufall überlebten. Und für die gilt: Ist das wirklich ein Leben, wenn man weiß, dass man zu den Letzten seines Volkes gehört?«
Eine Frage, die sie sich selbst nie zu stellen versuchte. Der Dienst für BARIL gab ihr Gelegenheit genug, sich davon abzulenken.
Rhodan zögerte einen winzigen Moment, dann schüttelte er den Kopf. »Einen Mord mit einem Mord zu vergelten, ist keine Gerechtigkeit. Millionen Morde durch Millionen auch nicht. Stell den Angriff sofort ein!«
»Selbstverständlich ist das Gerechtigkeit«, erwiderte A-Kuatond irritiert. »Es ist die einzige Gerechtigkeit. Nur so lässt sich das Gleichgewicht wiederherstellen!«
»Dann ruf wenigstens eine Waffenruhe aus!«, verlangte Rhodan. »Ich will mehr über die Situation wissen. Bis dahin werde ich nicht tatenlos zusehen, wie du ein ganzes Volk abschlachtest!«
»Und mit welchem Recht erteilst du hier Befehle?« A-Kuatond amüsierte sich über die Anmaßung.
Ein winziger Teil von ihr stimmte dem Fremden jedoch zu. Forderte er nicht genau das von ihr, was sie selbst im Grunde gewollt hatte? Die Truvaud zu schonen? Sprach sie mit dem Verstand eines Ritters, wenn sie das plötzlich verweigerte? Oder war es der Jagdrausch, der ihr Handeln anleitete?
»Mit dem Recht des ehrbaren Kriegers«, sagte Rhodan. »Zentrifaal lieben den Kampf, aber sie sind keine Mörder.«
A-Kuatond erschrak. »Du kennst mein Volk?« Sie hörte ein Beben in ihrer Stimme, das es nicht hätte geben sollen. Sie verfluchte sich leise – nun war es dem Fremden doch gelungen, sie zu verunsichern.
»Ich habe mit Zentrifaal gekämpft«, antwortete Rhodan. »Mit A-Caliform und seinem Clan. Sie hätten ein solches Massaker nie geduldet!«
A-Kuatond hielt inne und rang um Beherrschung. A-Caliform, der sich für die Zentrifaal geopfert hatte. Sie kannte die Historie.
Nur, dass sein Opfer vergeblich gewesen war. Die Zentrifaal waren genauso Geschichte wie der große Clanführer selbst. Aber wenn es zur Auseinandersetzung gegen Perry Rhodan und die SOL kam, würde sie diesen Gegner nicht töten. Er hatte ihr einige Fragen zu beantworten.
Ein Test!, redete sie sich ein. Es ist alles eine große Prüfung. BARILS Stimme zweifelte an ihr, und sie hatte diesen Rhodan geschickt. Es konnte nicht sein, dass jemand in Yahouna war, der die Zentrifaal kannte. Und dass dieser Jemand genau an diesem Ort auftauchte – genau in dem Moment, da sie den Rittereid zwar nicht brechen, aber doch dehnen wollte ...
»Ich bin keine Zentrifaal mehr«, verkündete sie kühl. »Ich bin eine Ritterin BARILS, und ich erfülle BARILS Willen, den Willen des Universums. Alles strebt nach Gleichgewicht. Wer Leid verbreitet, wird Leid erfahren.«
Damit beendete sie das Gespräch und widmete sich wieder dem Kampf gegen die Sichelraumer.
Sollte der Gesandte der Stimme sehen, dass sie ihre Aufgabe ernst nahm.