Читать книгу Damian - Vertrauen - Madlen Schaffhauser - Страница 8
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Verführerischer Kaffeeduft steigt mir in die Nase. Ich brauche einen kleinen Augenblick, um mich zu ordnen. Dann fällt mir alles wieder ein. Mein Herz beginnt schnell und dynamisch gegen meine Brust zu hämmern. Aber nicht aus Angst oder Verlangen. Nein, es schlägt derart lebendig, weil er sich mir endlich anvertraut hat. Zwar weiss ich noch immer nicht, warum er in der Schweiz war. Doch ich bin sehr zuversichtlich, was das angeht.
Vorsichtig setze ich mich auf dem Sofa auf, weil mein Kopf ein klein wenig dröhnt. Der ganze Alkohol, den ich letzten Abend in mich geschüttet habe, macht sich noch etwas bemerkbar. Damian hat mir gestern irgendwann einen kleinen Löffel mit Honig gebracht, damit ich heute nicht zu sehr verkatert bin. Und es bringt tatsächlich etwas.
Ich muss schmunzeln, weil ich in eine Decke gehüllt auf der Couch sitze. Wir haben es doch tatsächlich nicht mehr ins Bett geschafft, sondern sind im Wohnzimmer eingeschlafen.
Nachdem wir stundenlang geredet haben, nahm ich an, dass er mit mir schlafen möchte, doch er nahm mich einfach nur in die Arme, gab mir einen zaghaften Kuss und bettete meinen Kopf auf seine Brust. Was mein Herz auf angenehmste Weise berührte. Plötzlich wusste ich mit Sicherheit, dass es ihm zwischen uns nicht nur um Sex geht.
Verschlafen reibe ich die Augen und sehe mich um. Von Damian keine Spur. Es hätte mich auch verwundert, wenn er so spät am Morgen noch neben mir liegen würde. Er ist ein Frühaufsteher, wobei ich eher zum Gegenteil tendiere. Also stehe ich auf und folge dem feinen Frühstücksduft.
Verblüfft stoppe ich an der Tür, die zur Küche führt. Eigentlich hätte ich Angelica erwartet, doch es ist Damian der mit dem Rücken zu mir steht und in einer Pfanne rührt. Wahrscheinlich Eier.
„Guten Morgen.“
Er blickt über die Schulter und schenkt mir ein wunderschönes Lächeln. „Hallo meine Süsse.“
Oh, wie sehr ich diese Bezeichnung aus seinem Mund vermisst habe. Ich gehe um die Theke und schlinge meine Arme um seine Taille.
„Gut geschlafen?“ fragt er mich, als er mir einen Kuss auf die Nasenspitze drückt.
„Ausgezeichnet. Und selbst?“
„Schon seit Tagen nicht mehr so gut, wie letzte Nacht. Du hast mir gefehlt.“ Er beugt sich langsam zu mir. „Ich möchte dich küssen.“
„Auf was wartest du dann noch?“
Seine Lippen versiegeln meinen Mund. Erst fährt er vorsichtig darüber, dann lässt er seine Zunge denselben Weg machen. Er ist äusserst wachsam und wünschenswert zart. Aber ich möchte ihn spüren. Richtig fühlen.
„Vor was hast du Angst?“ frage ich ihn an den Lippen.
„Du bist immer noch hier.“ flüstert er kaum hörbar.
Seine Bemerkung erschüttert mich ein wenig, jedoch nur für einen kurzen Moment. Ich weiss, worauf er anspielen möchte, nur gehe ich nicht darauf ein. Wir müssen noch einiges klären und ausserdem habe ich Fragen, die nach wie vor nicht beantwortet sind. Allerdings brauche ich jetzt etwas anderes als Antworten auf meine Fragen. Ich möchte ihn endlich spüren, schmecken und mich bei ihm verlieren. Es ist schon viel zu lange her, seit wir uns das letzte Mal geliebt haben. Mein ganzer Körper steht von seinen federleichten Küssen in Flammen. Ich will mehr. Ich will ihn.
„Ich bin nirgendwo lieber als hier. Hier bei dir. Und jetzt küss mich.“ Ich lege eine Hand in seinen Nacken und öffne meinen Mund, um seiner Zunge Einlass zu gewähren.
Ein leises Knurren steigt aus seiner Kehle, sobald sich unsere Zungen zu einem wilden Tanz vereinen, was mir ein bezauberndes Kribbeln zwischen den Beinen verursacht. Ich schmiege mich weiter an ihn, kralle meine Hände in seine Haare und vertiefe unseren Kuss. Unseren ersten Kuss nach der Versöhnung.
„Ich habe dich unglaublich vermisst.“ stöhnt er in meinen Mund.
„Zeig es mir.“ Ich gehe einen Schritt zurück, nur gerade so viel, dass ich den Saum meines Kleides heben kann, um es auszuziehen.
Allein in BH und Slip stehe ich nun vor ihm. Seine Augen wandern über meinen ganzen Körper. Kein Detail entkommt seinem brennenden Blick.
„Oh, Jess. Du bist so unglaublich schön.“ und ich glaube es ihm. Noch nie habe ich mich so begehrt gefühlt, wie in diesem Moment. Er verschlingt mich mit seinen bernsteinfarbenen Augen, die fast golden glitzern. „Ich kann mich kaum beherrschen, nicht wie ein Tier über dich herzufallen. Du bist so verdammt heiss, dass ich nur meinen Reissverschluss öffnen und deinen kleinen Slip zur Seite schieben möchte, damit ich meinen harten Schwanz in deine Möse rammen kann.“
„Dann tu es.“ hauche ich vor Erregung.
„Nein. Ich werde dich ein anderes Mal auf dieser Theke nehmen. Aber jetzt möchte ich dich ganz langsam, auch wenn mein Schwanz völlig anderer Meinung ist.“
Ich reisse meine Augen weit auf und quietsche wie ein kleines Kind, als er sich mit einer raubtierhaften Bewegung seine Hände um mich legt und in die Luft hebt. Mit mir auf den Armen verlässt er dich Küche und trägt mich über den Flur in sein riesiges Schlafzimmer.
„Hast du keine Angst, dass jemand deiner Angestellten uns sehen könnte?“ Mir ist der Gedanke, dass Angelica plötzlich um die Ecke kommen könnte, unangenehm.
„Sie kommt erst später.“
„Sie ist nicht in deinem Appartement?“
„Nein.“
„Gut.“
„Wieso?“
„Dann sind wir vollkommen ungestört?“ frage ich weiter, seine übergehend.
„Ja. Auf was willst du hinaus?“ möchte er wissen, als er in mein schmunzelndes Gesicht sieht.“
„Ich kann mich völlig gehen lassen? Ich kann deinen Namen so laut schreien und stöhnen, wie ich möchte?“
„Du Luder, mach mich noch geiler.“ keucht er an meinem Ohr, als er mich aufs Bett legt. „Meine Hose platzt so schon fast.“
Ich sehe an ihm hinunter. Sein Schwanz drückt deutlich gegen den Stoff. „Lass mich ihn befreien.“ Ich setzte mich auf und greife nach seiner Ausbuchtung. Ich berühre ihn durch die Jeans und benetze voller freudiger Erwartung mit der Zunge meine Lippen. Mein Puls rast. Mit zittrigen Fingern öffne ich den Knopf, dann ziehe ich den Reissverschluss nach unten und gleite mit meinen Händen in seine Boxershorts. Die eine Hand bahnt sich einen Weg zu seinen knackigen Pobacken, die andere streift über seine Spitze, auf der schon der erste Lusttropfen glänzt. Ich wische ihn mit dem Zeigefinger weg, nehme den Finger in den Mund und lecke den Tropfen ab. Dabei beobachtet mich Damian, wobei sich seine Augen weiter verdunkeln. Sein Kiefer ist angespannt. Seine Lust zum greifen nahe.
Meine Hand wandert langsam zurück zu seinem aufgerichteten Penis und umklammert ihn mit einer köstlichen Zärtlichkeit. Ich höre, wie er zischend Luft einatmet und die Augen eine Sekunde schliesst, um mich gleich wieder mit seinem glühenden Blick anzusehen.
„Du weisst gar nicht, was du mit mir machst.“ Er küsst mich auf den Mund. Doch dieses Mal nicht mehr zart und langsam, sondern voller Sehnsucht und ungezügelt vor Erregung.
Mein Herz pocht heftig gegen den Brustkorb, dass ich schon befürchte, es könnte zerspringen, wenn mich Damian nicht bald von meiner Lust befreit.
„Ich brauche dich, Damian. Ich möchte dich tief in mir spüren. Bitte.“ hauche ich in sein Haar.
Ein sehnsüchtiges Klagen schlüpft aus seiner Kehle, als er sich mit seinem weichen Mund einen Weg zu meinen Brüsten bahnt. Schon im gleichen Atemzug sind sie aus meinem BH befreit und seine Lippen umschlingen meine Nippel. Er küsst, saugt und zerrt daran, bis sie steif und prall sind. Ich biege mein Rücken durch, um ihn aufzufordern nicht aufzuhören. Mein ganzer Körper brennt vor Lust, mein Blut brodelt.
Doch dann hört er plötzlich auf. Verständnislos sehe ich ihm zu, wie er sich erhebt und einen Schritt zurück geht, während es mir für eine Sekunde die Luft abschnürt. Als ich danach in seine Augen blicke und seinen Bewegungen folge, wächst meine Ungeduld schier ins Unermessliche.
Damian schlüpft in einer verdächtigen Rekordzeit aus seinen Kleidern und steht dann völlig nackt vor mir. Ich lecke mit der Zunge über die Lippen und lasse meine Augen über seinen Körper wandern, der nur aus Muskeln zu bestehen scheint. Sein aufgerichteter Penis gewinnt schlussendlich meine vollste Aufmerksamkeit.
„Komm zu mir.“ flehe ich ihn an, während ich mir schnell meinen Slip ausziehe.
Die Matratze gibt unter ihm nach, als er sich wie ein wildes Tier auf mich zubewegt. Sein intensiver Blick, mit dem er über meinen Körper gleitet, berauscht mich. Und als er endlich mit seinem ganzen Gewicht auf mir liegt, stosse ich die Luft aus, die ich angehalten habe, seit er sich von seinen Kleidern befreit hat.
Ich öffne meine Beine noch etwas mehr, damit er sich tief in mir versenken kann. Damit er mich ganz ausfüllen kann. Seine Spitze berührt meine Klitoris und ich wimmere vor Verlangen, als er sich ein kleines Stück nach unten bewegt.
„Ich werde dich richtig hart rannehmen.“ Mit diesen Worten rammt er seinen Schwanz in mein feuchtes Loch. „Ah, Jess.“ stöhnt er, als er bis zur Wurzel in mir steckt. „Ich habe ganz vergessen, wie es sich anfühlt in dir zu sein.“
Ich lächle ihn an, schlinge meine Beine um seine Hüften und fordere ihn auf, mich so zu nehmen, wie er es eben angedeutet hat.
Er zieht sich langsam aus mir zurück. „Du machst mich ganz verrückt.“ Im nächsten Atemzug ist er wieder tief in mir.
Ich drücke meinen Rücken durch und stöhne laut auf, als er mich mit seinem langsamen, verheissungsvollen Rhythmus vögelt. Meine Finger krallen sich wie von selbst in seine Schultern, ziehen an seinen Haaren und kneten seinen angespannten Hintern, während seine Stösse mich beinahe um den Verstand bringen.
Er beschleunigt seine Bewegungen. Nur noch er und ich existieren. Unsere Körper klatschen fest aneinander und unser Atmen geht schnell und abgehackt.
„Jess, ich werde bald kommen.“
Einer seiner Daumen wandert zwischen unsere Körper und in dem Augenblick, in dem er meine Klitoris berührt, baut sich eine gewaltige Flut in mir auf und trägt mich und all die Gefühle, die in mir toben, immer höher.
Als mein Orgasmus nicht mehr weit ist und unweigerlich auf mich zurast, stöhnt Damian laut meinen Namen und spritzt seinen Samen in mein verlangendes Loch. Obwohl sein ganzer Körper zuckt und bebt, hört er nicht auf mich zu streicheln und zu vögeln. Er möchte, dass ich komme. So wie er eben gekommen ist.
Damians Keuchen an meinem Ohr, sein Finger an meiner Klit, sein harter Schwanz, der mich total ausfüllt, führen mich auf die Spitze einer gewaltigen Welle, bevor sie an der Brandung bricht und mich mit sich in die Tiefe reisst.
Nachdem wir uns unter der Dusche ein weiteres Mal geliebt hatten, knurrte mein Magen derart verräterisch laut, dass wir uns in die Küche setzten. Damian machte frische Rühreier, da er beim ersten Versuch von meiner Anwesenheit zu sehr abgelenkt wurde.
Während wir nun in die herrlich duftenden Croissants beissen und von unseren Getränken nehmen, halten wir uns immer wieder an den Händen, fahren zärtlich über die Fingerknöchel und sehen uns mit einem Lächeln auf dem Gesicht an. Jeder strahlt über sein Glück und dass wir es geschafft haben, zusammen über eine grosse Hürde zu springen, die beinahe unsere gemeinsame Zukunft zerstört hatte.
Damian wundert sich, wie viel ich vertilgen kann und fragt mich, wann ich mich letztmals richtig ernährt habe. Ich will ihm nicht die ganze Wahrheit sagen, daher schummle ich ein klein wenig bei meiner Antwort. Er braucht nicht zu wissen, dass ich die letzten drei Tage so gut wie nichts in meinen Magen bekam, weil er mich ignorierte und mich aus seinem Leben ausschloss. Jetzt wo wir uns wieder versöhnt und gefunden haben, brauchen wir keinen neuen Stoff, um andere Schuldgefühle zu provozieren.
„Oh nein. Ich habe ganz vergessen mich bei Mira zu melden.“ Wie ein aufgescheuchtes Reh hüpfe ich von meinem Barhocker und eile zu meiner Tasche. Doch weit komme ich nicht, da mich Damian am Arm zurückhält, bevor ich überhaupt einen Schritt machen kann.
„Keine Panik. Ich habe ihr eine Nachricht hinterlassen und Rose auch.“
„Wie?“ frage ich ihn ungläubig.
„Du warst total dicht und bist dann auf meiner Brust eingeschlafen. Da habe ich mir gedacht, es wäre sinnvoll sich bei ihnen zu melden.“
„Danke.“ Ich sehe den Mann auf der anderen Seite der Theke an, wie er mich sanft und glücklich betrachtet. Mir liegt ein mächtiger Ausdruck auf der Zungenspitze und nur mit viel Kraftaufwand kann ich mich gerade noch rechtzeitig zurückhalten, um nicht Ich liebe dich zu sagen. Genau das tue ich, auch wenn ich versucht habe, mich in keinen Mann mehr zu verlieben. Aber Damian haut mich einfach um. Er ist der Richtige. Ich spüre es. Trotzdem kann ich es ihm nicht sagen.
Er hat mir erst vor wenigen Stunden seine Vergangenheit anvertraut, die wirklich nicht leicht zu verdauen ist. Er hat sich mir gegenüber endlich geöffnet. Das ist fast ein so grosses Zugeständnis, wie der kleine Satz Ich liebe dich. Aber ich kann ihn jetzt nicht mit meinen Gefühlen, die ich für ihn empfinde, überfallen. Es würde ihn in sein früheres Leben zurückwerfen und er würde sich vor mir verschliessen, vielleicht sogar von mir entfernen, weil er eine zu grosse Angst davor hat, mich zu verlieren.
Damian liebt das Leben, jetzt und hier. Er sieht nicht in die Zukunft, weil sie zu viele Gefahren mit sich bringen kann. Das hat er mir gestern Abend mehr als einmal zu erklären versucht und ich habe es verstanden, auch wenn ich insgeheim darauf hoffe, ihm eines Tages sagen zu können, was ich für ihn fühle.
Ich verschliesse meine Gefühle tief in meinem Herzen und kehre in meine, seine und unsere Vergangenheit zurück, zumal ich noch ein paar Fragen habe, die ich ihm letzten Abend nicht stellen konnte. Ich wollte ihn nicht bedrängen und doch brauche ich ein paar Antworten, damit ich abschliessen kann.
„Was möchtest du wissen?“
Seine Frage erschrickt mich etwas, jedoch nur für einen kurzen Moment. Dass er in meiner Seele lesen kann, wie in einem offenem Buch, zeigt mir, dass er mich kennt und ihm wirklich etwas daran liegt, was in mir vorgeht.
„Warum warst du in der Schweiz?“ Ich versuche meine Nervosität mit einem Lächeln zu kaschieren, aber es möchte mir partout nicht gelingen. Stattdessen beisse ich auch noch auf meiner Unterlippe herum.
„Du hast alles Recht der Welt, mir diese Frage zu stellen. Also lass deine Lippe los. Wenn jemand darauf herumkaut, dann bin ich das.“ Als er mit seinem Zeigefinger meine Lippe aus seinen Fängen befreit hat, blickt er mir geradewegs in die Augen. Es verstreichen einige Sekunden, bis er schliesslich auf den eigentlichen Punkt unseres Gesprächs zurückkommt. Es fällt ihm keineswegs leicht, meine Frage zu beantworten, denn in seinen Augen steht ein seltsam trauriger Ausdruck. Sein Mund ist ein schmaler Strich und seine Schultern hängen nach unten, so als würde ein schweres Gewicht auf ihnen lasten. Trotzdem ist er wild entschlossen, mich ins Vertrauen zu ziehen. „Luna wäre am Donnerstag fünfzehn geworden.“
Ich traue mich kaum zu atmen, geschweige denn zu bewegen. Mit dem hätte ich niemals gerechnet und sofort packt mich ein schlechtes Gewissen, weil ich ihm so zugesetzt habe. Plötzlich kann ich vieles verstehen und mit anderen Augen betrachten.
„Jedes Jahr reise ich an ihrem Geburtstag in die Schweiz, um an ihr Grab zu gehen und um ihr ein Geschenk zu geben. Sie soll wissen, dass ich sie nicht vergessen habe und das auch niemals tun werde. Normalerweise fliege ich einen Tag vor ihrem Geburtstag nach Hause. Aber dieses Mal war ich fast zu spät, weil ich doch tatsächlich für ein paar Wochen nicht an ihren Tag gedacht habe. Nicht an Luna und nicht an Helen. Zumindest nicht so stark, wie vorhin.“
„Vorhin?“ frage ich ihn mit belegter Stimme.
„Bevor du in mein Leben getreten bist. Und dafür hasste ich mich.“
Ich kann ihm kaum in die Augen sehen, so sehr verletzen mich seine Worte. Hasst er sich dafür, dass er mich kennengelernt hat? „Und mich?“ Ich kann die nächste Frage kaum aussprechen. „Hasst du mich dafür, dass du mir wichtig bist?“
„Nein! Verflucht nein!“ Er rauft sich die Haare. „Jess.“ Verzweiflung schwingt in seiner Stimme mit und springt auf, kommt auf meine Seite und bleibt dicht vor mir stehen. Seine Augen fest auf meine gerichtet. „Das ist jetzt total falsch rübergekommen.“ Er nimmt meine Hände in seine. „Ich habe fast den Geburtstag meiner Tochter vergessen und in dem Moment hasste ich mich, weil ich mein Dasein wieder anfing zu geniessen, während meine Tochter und meine Frau all die schönen Sachen des Lebens nie mehr erleben dürfen. Ich hasste mich, weil ich jemanden zwischen mich, Luna und Helen liess. Ich glaubte, ich hätte sie verraten. Deshalb habe ich mich auf Eastbourne verkrochen und mich vollaufen lassen.“ Er holt tief Atem. „Und weil ich mit der Situation nicht klarkam, dass es nach ihrem Tod einen anderen Menschen gibt, der mir ans Herz gewachsen ist. Dass diese Person mein Leid lindert und sie mir viel mehr bedeutet, als dass ich mir eingestehen möchte. Erst als du in meinem Haus aufgetaucht bist und mir den Kopf gewaschen hast, begriff ich, dass ich es nicht ertragen würde, dich auch noch zu verlieren. Ich bin gleich am nächsten Morgen in die Schweiz gereist und habe meine Tochter und meine Frau um Verständnis gebeten. Ich bat sie, mir zu vergeben, dass ich wieder glücklich bin. Dass ich mit einer anderen Frau wieder lachen kann. Dass sie mein Leben mit Freude, Wärme und Hoffnung ausfüllt.“ Damian legt seine Hände an meine Wangen, damit ich seinem intensiven Blick nicht ausweichen kann. „Ich danke dir, Jess. Ich danke dir dafür, dass es dich gibt und dass du in mein Leben gekommen bist.“
Ich bin völlig überwältigt von seinem Geständnis, dass mir die Tränen lautlos in die Augen steigen und unaufhaltsam über das Gesicht rollen.
„Schsch.“ Damian wischt die Tränen mit seinen Daumen weg. „Bitte verzeih mir, dass ich ein solches Arschloch war. Ich wusste nicht, wie ich damit umgehen soll, aber ich werde daran arbeiten.“ Er hat den Blick noch immer fest auf mich gerichtet.
„Ich... ich....“ Schon zum zweiten Mal an diesem Morgen muss ich mir auf die Zunge beissen, damit ich ihm nicht sage, dass ich ihn liebe. Nach allem, was er mir anvertraut hat, möchte ich ihn mit jenen drei Worten nicht bedrängen oder überfordern. Er braucht Zeit, um sich mit dieser Situation arrangieren zu können und diese werde ich ihm geben. Erwartungsvoll sieht er mich an. Da fällt mir ein, dass ich noch nichts auf seine Entschuldigung erwidert habe. „Was bedeutet das für uns?“ frage ich ihn schliesslich.
„Ich möchte, dass du bei mir einziehst. Ich meine so richtig. Nicht nur, dass du ein paar Kleider hier deponierst, sondern dass du all deine Sachen hierher bringst und bei mir bleibst.“
Ich starre in seine wunderschönen, vor Freude strahlenden, braunen Augen. All die Zweifel die mich in den vergangenen Tagen quälten, sind wie vom Erdboden verschluckt und in diesem Moment frage ich mich, wie ich annehmen konnte, dass ich ihm nicht genug sein könnte.
Meine Kehle ist wie zugeschnürt, so gerührt bin ich von seinem Vorschlag.
„Was hältst du davon?“
„Ich bin sprachlos.“
„Ist das ein Ja?“
„Ja! Ja! Ja!“ rufe ich lachend heraus. Ich strecke meine Arme aus, ziehe ihn an mich und schlinge die Beine um seine Hüften.