Читать книгу Niedergetrampelt von Einhörnern - Maelle Gavet - Страница 23

»Wir wissen, dass unsere Verantwortung zu helfen mit Wohnraum beginnt«

Оглавление

Mietsteigerungen, Zwangsräumungen, wachsende Ungleichheiten – das beispiellose Wachstum der Tech-Industrie im Silicon Valley hat diese Herausforderungen massiv verschärft und diese festgefahrenen Probleme überdeutlich ans Licht gebracht. In Städten wie Seattle und Stadtteilen wie Venice Beach in Los Angeles spielte die Tech-Branche eine ähnliche Rolle. Dennoch wäre es unfair, die Schuld allein »Big Tech« zuzuschieben. Die Themen hätten nicht diese Schärfe erreicht ohne die Fehlentscheidungen bei der Flächennutzung, ohne die fragwürdige Wohnungspolitik und ohne die politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen, die jahrzehntelang von den Kommunalverwaltungen getroffen wurden. In einem im Juli 2019 von der Consulting-Firma McKinsey veröffentlichten Artikel heißt es: »Von 1999 bis 2014 erlaubte die kommunale Verwaltung der Bay Area, dass 61 000 weniger Sozialwohnungen für Geringverdiener gebaut wurden, als eigentlich vom Bezirk angeraten waren. Durch den Druck des Immobilienmarktes ging San Francisco ein beträchtlicher Teil des bestehenden bezahlbaren Wohnbestandes verloren: Für jeweils zwei bezahlbare Wohneinheiten, die neu gebaut wurden, verlor die Stadt mehr als eine aus ihrem Bestand, da die Einheiten dauerhaft aus der Mietpreisbindung genommen wurden.«8 Ebenso verstehe ich zwar den Ärger über die Pendlerbusse für die Mitarbeiter der Tech-Giganten, die zum Symbol für die Immobilienkrise und die Kluft zwischen Arm und Reich wurden, aber ich bezweifle, dass die meisten dieser Busse existieren würden, würde die Region über ein umfangreiches öffentliches Verkehrsnetz verfügen. Und in einem Bericht der SFMTA (öffentlicher Nahverkehr in San Francisco) von 2015 heißt es, dass die Pendlerbusse die Straßen der Region um rund 7 Millionen Auto-Kilometer pro Monat entlasten, die ansonsten von privaten Fahrzeugen gefahren worden wären.9

Bisher haben zumindest zwei Giganten im Valley indirekt ihre Rolle in der Immobilienkrise akzeptiert und beträchtliche Summen zugesagt, um die Situation vor ihrer eigenen Haustür zu entschärfen. In einem vorsichtig formulierten Blog-Beitrag mit dem Titel »1 Milliarde Dollar für 20 000 Wohneinheiten in der Bay Area«, der im Juni 2019 veröffentlicht wurde, schrieb Google-CEO Sundar Pichai:10 »Als Teil unseres Engagements, eine hilfsbereite Firma zu werden, wissen wir, dass unsere Verantwortung zu helfen mit Wohnraum beginnt … Das Fehlen neuer Angebote in Verbindung mit den steigenden Lebenshaltungskosten führte zu einem gravierenden Mangel an bezahlbarem Wohnraum für langjährige Einwohner mit mittlerem und niedrigem Einkommen«, fuhr Pichai fort. »Da Google in der gesamten Bay Area wächst … haben wir in die Entwicklung von neuem Wohnraum investiert, der den Bedürfnissen dieser Bevölkerungsgruppen entspricht.« Anschließend kündigte er »eine zusätzliche« Investition von 1 Milliarde Dollar in den Wohnungsbau in der Bay Area an, mit der mindestens 15 000 neue Wohneinheiten für alle Einkommensgruppen gebaut werden sollen. Pichai fuhr fort, dass Google außerdem einen Investitionsfonds in Höhe von 250 Millionen Dollar einrichten werde, »um Anreize für Bauträger zu schaffen, mindestens 5000 bezahlbare Wohneinheiten auf den gesamten Immobilienmarkt zu bringen«. Das Unternehmen kündigte darüber hinaus an, über Google.org weitere 50 Millionen Dollar in Form von Zuschüssen an gemeinnützige Organisationen in den Bereichen Obdachlosigkeit und Gentrifizierung zu vergeben. All das bedeutet, dass Big Tech ihren entscheidenden Anteil an der Krise anerkennt.

Apple ging in seinen philanthropischen Bemühungen sogar noch weiter. In einer im November 201911 veröffentlichten Pressemitteilung gab das Unternehmen bekannt, es werde 2,5 Milliarden Dollar zur Bekämpfung der kalifornischen Immobilienkrise bereitstellen. Es hörte sich fast wie eine Regierungsinitiative an, als Apple einen Investitionsfonds für bezahlbaren Wohnraum in Höhe von 1 Milliarde Dollar ankündigte. Dieser Fond solle unter anderem dem Land »eine offene Kreditlinie für die Erschließung und den Bau zusätzlichen Wohnraums für sehr einkommensschwache bis einkommensschwache Menschen« bieten. Eine weitere Milliarde Dollar gehe in einen Hypothekenhilfsfonds für Erstkäufer von Wohneigentum, der »angehenden Eigenheimbesitzern Finanzierungs- und Anzahlungshilfen« bieten würde. Apple stelle darüber hinaus ein firmeneigenes Grundstück im Wert von 300 Millionen Dollar in San Jose für die Erschließung von bezahlbarem Wohnraum zur Verfügung. Auch Facebook und andere Tech-Unternehmen investieren Hunderte von Millionen Dollar in die Erschließung von bezahlbarem Wohnraum in der Bay Area. Microsoft beteiligt sich an einer ähnlichen Initiative in seiner Heimatstadt Seattle.12

Niedergetrampelt von Einhörnern

Подняться наверх