Читать книгу Perfekt einrichten - Magnus Enxing - Страница 19
ОглавлениеBESTANDSAUFNAHME RAUM
Betritt man einen leeren Raum, etwa bei einer Wohnungsbesichtigung, fällt es relativ leicht, ihn realistisch zu betrachten. Ohne Farbe an den Wänden nimmt man den Raum wahr, wie er ist. Möchten Sie einen bewohnten Raum neu gestalten, ist das etwas schwieriger.
Versuchen Sie dennoch, sich den Raum ohne Mobiliar und Dekoration vorzustellen. Machen Sie sich die Raumproportionen bewusst. Hat der Raum hohe Wände, ist er niedrig oder hat er Dachschrägen? Ist er so groß, dass er sich für mehrere Funktionen anbietet oder wirkt er klein und intim?
Was macht den Raum aus?
Gibt es Sichtachsen zu angrenzenden Räumen, die den Raum größer erscheinen lassen können, als er ist? Oder Besonderheiten wie Durchgänge, mehrere Türen, außergewöhnliche Fenster? Enthält der Raum Nischen oder einen Kamin? Wo sitzen die Heizkörper? Sind diese attraktiv oder sollen sie verschwinden? All diese Faktoren bestimmen den grundlegenden Charakter eines Raumes.
Vorhandene Vorhänge sollten Sie zur Bestandsaufnahme abnehmen. So wird erkennbar, welcher Teil des Raumes zu welcher Tageszeit am besten beleuchtet ist. Machen Sie sich den Ausblick aus den Fenstern bewusst: Trifft der Blick auf die Häuserwand gegenüber oder geht er ins Grüne, etwa in den Garten oder die Landschaft?
Auch die Fenster und Türen beeinflussen den Charakter eines Raumes. Eventuell können sie als erste Inspirationsquelle für die Gestaltung gelten. Alte Türen und Sprossenfenster erzeugen eine andere Atmosphäre als großflächige Fenster mit anthrazitfarbenen Rahmen. Eine Rahmentür aus Kiefer sendet eine andere Botschaft als eine raumhohe mit Nussbaumfurnier.
Wie ist der Raum gestaltet?
Nehmen Sie Boden, Wände und Decke in Augenschein. Welcher Bodenbelag ist vorhanden? Ist er intakt oder muss er ausgetauscht werden? Müssen erst mehrere Tapetenschichten von den Wänden entfernt werden oder sind sie glatt und können gestrichen oder tapeziert werden? Müssen Küche und Bad neu gefliest werden? Mit welcher Farbe sind die Wände gestrichen? Dispersionsfarbe lässt sich meist leicht überstreichen, auch wenn der ursprüngliche Farbton dunkler als der neue ist. Andere Farben, wie etwa die früher beliebten Leimfarben, müssen Sie zuerst abwaschen, bevor neu gestrichen werden kann.
Denken Sie auch an die Decke! Ist sie tapeziert, gestrichen oder mit Paneelen versehen? Gibt es eine Holzdecke, Balken oder Stuck?
Gestalterischer Spielraum
Wichtig: Verstehen Sie die Bestandsaufnahme nicht als Einschränkung! Die baulichen Gegebenheiten zu kennen bedeutet nicht, dass Sie sich ihnen unterordnen müssen. Sie sollten sie nur nicht einfach ignorieren. Stilbrüche können genauso spannend sein wie eine harmonische Gestaltung in durchgängigem Stil.
Die Grundfläche ist bei allen drei Räumen gleich. Unterschiedliche Raumhöhen oder eine Dachschräge lassen einen völlig anderen Raumeindruck entstehen.
Perspektivwechsel
Fällt es Ihnen schwer, die bestehende Einrichtung eines Raumes auszublenden, machen Sie aus den unterschiedlichen Raumecken Fotos, auf denen man möglichst viel vom Raum erkennt. Drucken Sie diese großformatig aus. Das abstrahiert den Eindruck und macht es Ihnen leichter, die räumlichen Gegebenheiten wahrzunehmen. Vielleicht machen Sie sich auch schon erste Notizen auf den Ausdrucken.
Räume richtig zeichnen
Um unvoreingenommen planen zu können, müssen Sie die Abstraktion nun noch einen Schritt weiter vorantreiben: Zeichnen Sie Ihren Raum! Das ist gar nicht so schwer, wie Sie vielleicht denken, und hilft Ihnen, verschiedene Möglichkeiten durchzuspielen.
Ein Grundriss, also der Blick von oben in den Raum, veranschaulicht die Bewegungsmöglichkeiten innerhalb des Raumes. Sie können ihn entweder von Hand zeichnen oder mit dem Computer erstellen – dazu gibt es zahlreiche, auch kostenfreie Programme im Internet. Eine händische Zeichnung hat den Vorteil, dass Sie sich intensiver mit dem Raum auseinandersetzen. Mit der Software hingegen lassen sich Änderungen schneller und einfacher vornehmen.
Das Aufmaß
Zeichnen Sie zunächst einen Grundriss des Raumes ohne Maße. Berücksichtigen Sie dabei alle Vorsprünge, Nischen, Fenster und Türen. Damit Sie sich beim späteren Eintragen der Maße leichter zurechtfinden, sollten die Proportionen ungefähr stimmen.
Tragen Sie nun die gesamte Länge und Breite des Raumes von Wand zu Wand (nicht von Fußbodenleiste zu Fußbodenleiste) in den Grundriss ein. Messen Sie die Fenster, Türen und Vorsprünge. Beginnen Sie in einer Ecke und messen Sie Stück für Stück immer an der Wand entlang. Die abgelesenen Maße tragen Sie möglichst übersichtlich in den Grundriss ein. Vergessen Sie nicht, auch die Breiten von Fenstern und Türen anzugeben.
Vermerken Sie auch die Position der Lichtschalter, Steckdosen, der Decken- und Wandbeleuchtung sowie der TV- und Telefonbuchsen im Grundriss. Die Öffnungsrichtung der Türen ist für die spätere Möblierungsplanung ebenfalls wichtig. Falls vorhanden, müssen neben den Heizkörpern auch Wasser-, Gas- und Starkstromanschlüsse angegeben werden. Notieren Sie, welche Räume an das entsprechende Zimmer grenzen.
Grundriss eines Raumes mit einer Tür, einem Kamin und zwei Fenstern mit Heizkörpern davor
Nun liegt wahrscheinlich ein ziemlich konfuser Zettel mit vielen Maßen vor Ihnen. Aber keine Sorge: Dieser bildet die Grundlage zur Erstellung eines Grundrisses im Maßstab. Für einzelne Räume bietet sich meist der Maßstab 1:50 an. Das bedeutet, 1 Meter im Raum entspricht 2 Zentimetern auf dem Papier. Maße und Maßketten notieren Sie außerhalb des Grundrisses.
Die Wandansicht
Mit den Maßen aus Ihrem Grundriss können Sie nun eine Ansicht erstellen. Dafür messen Sie die Raumhöhe vom Boden bis zur Decke. Wichtig dabei: In welcher Höhe beginnen die Fenster, wie hoch sind sie und wie hoch sind die Türen? Zeichnen Sie die Wand vom linken Wandende bis zum rechten. Berücksichtigen Sie dabei Fenster und Türen ebenso wie zum Beispiel den Kamin oder vorhandene Nischen, und tragen Sie die Maße in die Ansicht ein.
Ansicht einer Wand mit zwei Fenstern und zwei Heizkörpern darunter
Zeichnen Sie von jeder Wand des Raumes Ansichten im Maßstab. Für Wandansichten eignet sich meist der Maßstab 1:20 gut (5 Zentimeter auf dem Papier entsprechen 1 Meter im Raum). Die Ansichten werden Ihnen später helfen, Ihre Möbelstücke ausgewogen zu platzieren: Wenn Sie diese einzeichnen, können Sie gut überprüfen, ob sie alle eine ähnliche Höhe haben oder ob die Gestaltung interessant wirken wird.
Vor allem für Räume mit Dachschrägen ist eine Ansicht wichtig. Markieren Sie den Bereich, in dem Sie nicht mehr aufrecht stehen können.
DAS IST MEIN RAUM
Vielleicht könnte der Tisch ja hier stehen oder doch dort? Oder passt da besser die Chaiselongue hin? Klare Fakten helfen, damit aus diffusen Vorstellungen deutliche Pläne werden. Notieren Sie, was Ihr Raum kann …
Wie groß ist der neu zu gestaltende Raum?
Ist er quadratisch, rechteckig, L-förmig?
Hat er eher niedrige oder hohe Decken?
Verfügt er über Besonderheiten an der Decke (Stuck, Dachschrägen …)?
Gibt es Nischen, Ecken oder Wandversprünge, die ich in meine Planung einbeziehen sollte?
Wie viel Tageslicht fällt in den Raum?
Welchen Ausblick bieten die Fenster?
Wie ist der Zustand des Bodens? Passt er zu meiner neuen Nutzung oder muss er erneuert werden?
Wie steht es um die Wände? Kann ich sie streichen oder tapezieren? Oder müssen erst x Schichten alte Tapete entfernt werden?
Wo liegen die Steckdosen und anderen Buchsen (Fernseher, Telefon, WLAN …)? Wo genau befinden sich die Deckenauslässe?
In Küchen und Bädern: Wo befinden sich der Wasser- und der Abwasseranschluss?
Fazit
Den Grundriss und die Wandansichten Ihres Raumes werden Sie häufig benötigen – nicht zuletzt, um Ihre neuen Möbelstücke in der passenden Größe zu kaufen.