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Lutealphase: Von der Ovulation bis zur Menstruation
ОглавлениеNach dem Eisprung passiert etwas höchst Erstaunliches und ganz Wunderbares. Der Follikel, der die Eizelle freigesetzt hat, fällt in sich zusammen, färbt sich gelb und wird nun als Gelbkörper oder Corpus Luteum bezeichnet. Die Fähigkeit des Follikels seine Farbe zu ändern, ist sicherlich ein cooler Partytrick – das wirklich Erstaunliche ist jedoch, dass er zudem eine eigene Blutzufuhr entwickelt und sich in eine temporäre Drüse verwandelt, die nun mit der Produktion und Ausschüttung von Progesteron beginnt – dem Hormon, das die zweite Zyklushälfte und eine eventuelle Schwangerschaft unterstützt. Und all das in einem Zeitraum von nur 24 Stunden! Beeindruckend, oder?
Nach dem Eisprung trocknet Ihr Zervixschleim über Nacht ein und verdickt sich. Während fruchtbarer Zervixschleim Spermien auf ihrer Reise zur Eizelle hilft und sie am Leben erhält, ist der nach dem Eisprung produzierte Schleim eher dazu gedacht, den Zugang zu blockieren. Aufgrund der wärmenden Wirkung des Progesterons steigt Ihre Basaltemperatur an, wobei der Anstieg in der Perimenopause langsamer vonstattengehen kann oder nicht mehr so ausgeprägt ist.
In der zweiten Zyklushälfte werden sowohl Östrogen als auch Progesteron produziert, wobei in den fruchtbaren Jahren der Anteil an Progesteron bei Weitem überwiegt. Wenn Sie Ihren Zyklus besser kennenlernen, werden Sie auch merken, wie das Progesteron Ihr Verhalten in der zweiten Zyklushälfte steuert. Haben Sie weniger Lust auszugehen? Das ist das Progesteron, das für Ihre Sicherheit sorgen will, für den Fall, dass in Ihnen ein Embryo heranwächst. Plündern Sie den Kühlschrank? Auch hier sorgt das Progesteron dafür, dass Sie ausreichend Nährstoffe und Kalorien zu sich nehmen, um eine Schwangerschaft zu unterstützen, insbesondere bei mangelnder Proteinzufuhr. Haben Sie gar kein Interesse an einer Schwangerschaft und fragen sich, ob all das trotzdem auf Sie zutrifft? Die Wahrheit ist, Ihre Eierstöcke sind nicht sonderlich an Ihrer Meinung interessiert.
In der Welt der Hormone spielt das Progesteron hinter dem Östrogen die zweite Geige. Mediziner lassen sich über die vielen positiven Wirkungen von Östrogen aus, nur selten singt hingegen jemand ein Loblied auf Progesteron. Das Östrogen liebt es, im Scheinwerferlicht zu stehen, aber das Progesteron ist die Nebendarstellerin, ohne die der ganze Film nicht funktionieren würde.
Die Rolle von Progesteron beschränkt sich im Übrigen nicht auf die Unterstützung einer Schwangerschaft. Es beruhigt auch das Nervensystem, sorgt für besseren Schlaf, lindert Entzündungen, stimuliert den Aufbau von Knochengewebe und unterstützt die Brustgesundheit. Außerdem hält es das Östrogen im Zaum, was ausgesprochen wichtig ist. Steht dem Östrogen keine Gegenspielerin wie Progesteron gegenüber, dann gerät seine Fähigkeit, die Dinge „laufen“ – also: wachsen – zu lassen, leicht außer Kontrolle. Zysten an den Eierstöcken, Knoten in der Brust, ein übermäßig verdicktes Endometrium und hormonsensitive Tumore werden alle mit hohen Östrogenwerten in Verbindung gebracht. Bevor Sie jedoch eine Abneigung gegen Östrogen entwickeln, sollten Sie nicht vergessen, dass es auch seine großartigen Seiten hat. Hier geht es nicht um zwei Stars, die um ihren Platz auf der Titelseite von Boulevardblättern kämpfen, sondern um ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den beiden, denn beide Hormone sind unverzichtbar.
Findet keine Einnistung statt, beginnt der Gelbkörper sich 12–16 Tage nach seiner Entstehung aufzulösen und der Progesteronspiegel fällt ab. Das ist das Signal für die Gebärmutterschleimhaut mit dem Abbau zu beginnen, was die Menstruation einleitet und somit die Rückkehr zur Follikelphase. Die auf 12–16 Tage natürlich begrenzte Lebensdauer des Gelbkörpers ist der Grund, warum die Lutealphase während des Großteils Ihrer Zyklusjahre nahezu immer gleich lang ist: eine lange Lutealphase ist schlichtweg nicht möglich. Sie kann höchstens kürzer werden, wenn die Progesteronwerte in den Wechseljahren sinken.