Читать книгу Tausche Pumps für ein Stück Himmel - Maja Christ - Страница 9
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ОглавлениеKerstin wachte auf, weil ihr plötzlich lauter Kinder auf dem Bauch herumkrabbelten. Das hatte ihre Rasselbande schon lange nicht mehr getan.
»Guten Morgen, Mama, Kaffee ist fertig, alles Gute zum Geburtstag!«, riefen sie feierlich.
In der Tür stand Martin mit einem Kuchen in der Hand. Sogar eine brennende Kerze steckte darin.
»Oh, seid ihr lieb.« Kerstin hatte alle Mühe, wach zu werden.
Leon hielt ihr eine Tasse mit Kaffee unter die Nase: »Den Kuchen haben Luis und ich gebacken. Judith hat nur ein ganz bisschen geholfen.«
Judith und Luis waren bereits seit einer Woche zu Besuch. Während Kerstin und Martin arbeiteten, kümmerte sie sich ein wenig um die Kinder. Nele und Jonas waren zwar schon recht selbstständig und viel unterwegs. Aber gerade für Leon war es nicht verkehrt, dass jemand da war, der mittags etwas zu Essen auf den Tisch stellte und ihn davon abhielt, ständig zum Computer des Bruders zu schleichen. Mit Luis hatte er einen gleichgesinnten Spielkameraden.
»Lasst die Mama erst einmal wach werden«, lachte Martin, schob die Kinder aus dem Bett und gab Kerstin einen Kuss. »Alles Liebe auch von mir.«
»Danke. Bin gleich wach«, lächelte Kerstin und pustete schon einmal die Kerze aus. Sie wollte noch einmal die Augen schließen, aber das ließ Leon nicht zu.
»Komm mit runter, wir haben Geschenke für dich!«
»Ihr wollt ja bloß meinen Geburtstagskuchen frühstücken!«, lachte Kerstin und kämpfte sich nun doch aus dem Bett.
Kurze Zeit später saß sie mit ihrem Kaffee in der Hand im Wohnzimmer auf dem Sofa. Martin hatte einen Blumenstrauß besorgt und auf den Tisch gestellt. Um den Strauß herum lagen einige Geschenke. Kerstin blickte fragend in die Runde: »Was soll ich zuerst aufmachen?«
Leon drückte ihr einen bunten Umschlag in die Hand: »Das ist von mir.«
Kerstin öffnete den Umschlag und zog einen Brief hervor. »Gutschein für Mama für 3x Müll raus bringen, 5x Tisch abräumen und 5x Geschirrspüler ausräumen. Von L und L.«
»Danke, mein Schatz!«, lächelte Kerstin und drückte Leon einen Kuss auf die Wange.
»Luis hilft auch mit, solange er noch da ist!«, betonte Leon. Also bedankte Kerstin sich auch bei ihrem Neffen.
Nun traten Nele und Jonas hervor und überreichten ihrer Mutter ebenfalls einen Umschlag.
»Ein Gutschein für die Buchhandlung. Ach, Kinder. Das wäre doch nicht nötig gewesen!« Kerstin umarmte ihre beiden »Großen«. »Ihr sollt doch euer Taschengeld nicht für mich ausgeben.«
»Wir haben zusammengelegt. Du liest doch so gerne. Dann kannst du dir was aussuchen«, sagte Nele und befreite sich aus der Umarmung.
Von ihren Eltern war ein Päckchen aus Spanien gekommen. Sie hatten zwei Flaschen Rioja, ein paar spanische Leckereien und ein Fotoalbum geschickt. »Das ist bei dir sicher besser aufgehoben als bei uns«, stand dabei.
Kerstin öffnete das Buch. Es kam ihr gleich bekannt vor. Es waren Bilder aus den letzten Jahren in Deutschland, von ihren Schulfreundinnen, vom Flugplatz, von gemeinsamen Familienurlauben, alles schon etwas vergilbt. Außerdem gab es Fotos der ersten zwei Jahre in Valencia. Kerstin strich verträumt über die Bilder.
»Och, das hätte ich auch gerne bekommen«, sagte Judith, nahm Kerstin das Buch aus der Hand und drückte ihr ebenfalls einen Umschlag in die Hand. »Heute ist der Tag der Gutscheine. Mach auf!«, sagte sie. »Von Martin und mir.«
Kerstin sah die beiden fragend an und öffnete den Umschlag. Es war ein Brief von einer Flugschule: »Gutschein für einen Schnupperflug«. Kerstin sah erstaunt auf und erst Judith, dann Martin an. »Echt jetzt? Wie komme ich denn dazu?«
»Na ja, Judith hat erzählt, dass du neulich so vom Fliegen geschwärmt hättest. Wir dachten uns, wenn du schon nicht regelmäßig auf dem Flugplatz abhängen kannst wie vor 20 Jahren, dann freust du dich vielleicht trotzdem über einen kleinen Rundflug über die Region«, antwortete Martin. Judith lächelte einfach nur.
Kerstin stand auf und fiel erst Martin, dann Judith und anschließend den Kindern um den Hals.
»Vielen Dank euch allen, ihr seid die beste Familie, die man sich vorstellen kann! Allerdings ist es wohl mehr als 25 Jahre her, wenn ich das auf die Schnelle richtig überschlage.«
»Können wir dann jetzt endlich den Kuchen essen?«, unterbrach Leon die Familienumarmung. »Ich habe nämlich Hunger!«
***
Am Nachmittag kamen Steffi und Georg mit ihrem Sohn, Neles Freundin Marie mit ihren Eltern Karsten und Simone, Miriam mit Mann und Kindern und noch ein paar weitere Freunde. Auch Kerstins Chef und einige Kolleginnen waren gekommen und alle hatten wie versprochen etwas für das Buffet dabei. Und natürlich hatten sie fast alle entgegen der Abmachung das ein oder andere Geschenk für Kerstin mitgebracht.
Kerstin strahlte. Sie liebte diese Feste. Es war gar nicht wichtig, dass es ihr Geburtstag war, der gefeiert wurde. Wichtig war nur, dass man sich traf, gemeinsam aß und trank, quatschte und lachte. Zwischen den Erwachsenen flitzten immer wieder die Kinder herum, mit Spritzpistolen und Wasserbomben bewaffnet. Es dauerte nicht lange, bis nahezu alle Gäste nass waren. Das störte fast niemanden, denn warm genug war es. Martin, Karsten und Georg kümmerten sich um den Grill und versorgten alle mit Halloumi, gegrillten Zucchini-Scheiben, Würsten und marinierten Fleischspießen.
»Kerstin, vielen Dank für die Einladung. Es geht doch nichts über einen Geburtstag im Sommer«, freute Miriam sich. »Schade, dass Martin im Frühjahr Geburtstag hat.«
»Tja, das können wir uns nicht aussuchen«, entgegnete Kerstin. »Dafür feiern wir im Sommer dann doppelt so groß.«
Miriam wurde rot im Gesicht: »Ach, das wusste ich nicht, wir haben jetzt gar kein Geschenk für ihn mitgebracht.«
»Macht doch nichts. Die Flasche Wein werde ich sicher nicht allein trinken, da haben wir doch beide etwas von«, zwinkerte Kerstin ihr zu.
Miriam seufzte erleichtert auf. »Und was hast du von deinem Mann bekommen? Ein bisschen Wellness?«
»So etwas Ähnliches: einen Gutschein für einen Rundflug«, freute Kerstin sich.
Miriam sah sie ungläubig an: »Ach herrje. Hast du da keine Angst?«
Kerstin musste lachen: »Nö, wieso denn? Ich bin früher schon mal geflogen, aber das ist lange her. Damals war ich 14. Und es waren Segelflugzeuge, die darf man ja schon mit 14 allein fliegen.«
»Was?« Miriam verschluckte sich fast an ihrem Getränk. »Man lässt Kinder allein in so ein Flugzeug? Das ist ja Wahnsinn!«
Kerstin wehrte ab: »Man lässt sie ja nicht gleich allein fliegen. Sie machen eine Ausbildung, bei der sie lernen, Verantwortung für sich und die anderen zu übernehmen. Erst wenn die Fluglehrer meinen, dass ihr Schüler fit ist, darf der allein fliegen. Und auch nur dann, wenn ein Lehrer am Flugplatz ist, der zur Not Hilfestellungen über Funk geben könnte.«
Miriam war nicht überzeugt und schüttelte ungläubig den Kopf. »Also, egal, mich bekäme sowieso niemand in so ein Flugzeug. Die großen machen mir schon Angst, aber die kleinen sind mir richtig unheimlich.«
Kerstin sprach nicht weiter. Sie merkte, dass sie Miriam heute nicht davon überzeugen könnte, dass Fliegen eigentlich ein recht sicherer Sport war. Und sie hatte auch keine Lust auf diese Überzeugungsarbeit. Wozu auch? Sie selbst freute sich unglaublich auf den kommenden Flug. Sofort am Montag würde sie einen Termin ausmachen. Die Telefonnummer der Flugschule hatten Martin und Judith ihr am Morgen gleich mit in die Hand gedrückt. Es würde komisch sein, mit einem Motorflugzeug zu fliegen. Sie war damals gerne mit Flugzeugen ohne Motor geflogen. Es war spannend gewesen, ob man einen Aufwind finden und sich eine Weile in der Luft würde halten können. Laut war das Fahrtgeräusch auch gewesen, aber längst nicht vergleichbar mit Motorflugzeugen, wo man sogar ein Headset benötigte, um Funk und Mitflieger zu verstehen, wenn sie es richtig in Erinnerung hatte. Aber es brachte ja nichts, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Wenn sie in ein paar Tagen ihren Flug machen konnte, würde sie es ja erfahren.
»Kerstin, hier steckst du! Hast du meinen Nachtisch schon probiert?« Steffi hatte sich zu Kerstin und Miriam gesellt und drückte ihr nun einen Teller mit Tiramisu in die Hand.
»Danke Steffi, aber ja, ich hatte schon ein Schälchen«, lächelte Kerstin und an Miriam gewandt fragte sie: »Miriam, magst du?«
»Was ist das? Sieht nach vielen Kalorien aus«, zögerte Miriam.
Kerstin verdrehte unauffällig die Augen. Als ob Miriam es nötig hätte, sich Gedanken über Kalorien zu machen.
Steffi kam ihr mit einer Antwort zuvor: »Sieht aus wie Tiramisu, schmeckt fast wie Tiramisu, ist aber ganz leicht. Ohne Mascarpone, dafür mit Magerquark. Und nur mit einem ganz klein bisschen Sahne. Probier mal.«
Miriam probierte zögernd, rollte entzückt mit den Augen und ließ sich zu Steffis Zufriedenheit gleich noch das Rezept geben.
Kerstin nahm das angeregte Gespräch der beiden zum Anlass, nach den übrigen Gästen und ihrem Mann zu schauen. Martin unterhielt sich mit Karsten und Simone. Er stand am Grill und freute sich, als Kerstin von hinten die Arme um ihn schlang und ihm ein Bier in die Hand drückte.
»Na, alles gut?«
»Ja, danke. Brauchst du Hilfe?«
»Nein, passt schon. Georg hat eben die ganze Zeit hier gestanden, ich habe ihn gerade mal wieder abgelöst.«
Kerstin drückte Martin einen Kuss auf die Wange. Karsten kam ins Schwärmen: »Simone, schau dir das an, nach so vielen Jahren bringt sie ihm Bier und knutscht ihn sogar anschließend noch ab. Nimm dir mal ein Beispiel! Autsch!«
Simone hatte ihm wohl etwas zu hart in die Seite geknufft. Sie sagte zu Kerstin: »Männer. Gib ihnen Bier und Sex und sie sind glücklich.« Karsten und Martin protestierten einstimmig.
In dem Moment gesellte sich Kerstins Chef mit seiner Frau zu der Gruppe. »Dürften wir wohl noch zwei von diesen Spießen bekommen? Die sind wirklich lecker.«
Karsten und Simone streckten ihre Hände aus und stellten sich vor. »Wir kennen uns noch gar nicht. Simone und Karsten Engel. Unsere Kinder gehen in die gleiche Klasse. Also, unsere Tochter Marie und die Nele.«
»Ah, freut uns. Hans Grothe. Das ist meine Frau Birte. Wir haben allerdings keine Kinder. Obwohl, doch. Ich habe meine Agentur, das ist ja fast wie ein Kind – braucht genauso viel Aufmerksamkeit. Nicht wahr?«, zwinkerte er Kerstin zu und ergänzte: »Ich bin der Chef der reizenden Dame, der wir diesen wundervollen Nachmittag zu verdanken haben. Apropos: Danke für die Einladung, Kerstin. Aber da fällt mir noch etwas ein. Wir müssen uns nächste Woche unbedingt zusammensetzen wegen des neuen Auftrags. Das Zeitfenster ist wirklich knapp und ich weiß nicht, ob du das allein schaffst. Du hast dann ja auch Urlaub. Ich würde dir gerne jemanden beiseite stellen. Vielleicht die Jule?«
Kerstin schaute ihn irritiert an: »Äh, das schaffe ich schon. Aber lass uns tatsächlich nicht jetzt darüber diskutieren. Am Montag nach dem Meeting können wir das gerne besprechen.«
Hans Grothe wollte noch etwas hinzufügen, aber seine Frau stupste ihn an: »Mir ist heiß, Liebling, können wir uns nicht drinnen etwas hinsetzen? Da ist es kühler. Hat mich gefreut.«
»Möchten Sie noch etwas zu trinken haben, Frau Grothe?«, fragte Kerstin und ergänzte: »Einen eisgekühlten Hugo vielleicht? Ich kann Ihnen die Variante mit Sekt anbieten oder auch die ohne Alkohol, unseren ‚Kinder-Hugo‘. Total lecker. Die Minze ist aus unserem Garten und der Holunderblüten-Sirup stammt vom Hofladen am Ortseingang. Das ist ein echter Geheimtipp.«
Birte Grothe entschied sich für die alkoholfreie Variante und Kerstin machte sich auf den Weg, die Zutaten zusammenzusuchen. Sie musste dann gleich zwei große Karaffen ansetzen, so groß war die Nachfrage.
Es war kurz nach Mitternacht, als die letzten Gäste sich verabschiedeten. Kerstin und Martin waren vollkommen geschafft und froh, ins Bett zu kommen. Judith hatte sich schon eine Stunde vorher auf ihre Matratze in Neles Zimmer zurückgezogen.
»So unentspannt wirkte der Hans jetzt gar nicht«, sagte Martin, als sie endlich in ihrem Bett lagen.
»Was?«, entgegnete Kerstin aufgebracht. »Muss er unbedingt heute so eine Diskussion anfangen?«
»Aber er hat doch nur gesagt, dass er gerne nächste Woche mit dir reden möchte.«
»Martin!« Kerstin hatte sich aufgesetzt. »Er hat mir gesagt, dass er mir nicht zutraut, dass ich meine Arbeit ordentlich mache! Hast du das nicht mitbekommen?«
Martin war todmüde und hatte keine Lust, sich mit seiner Frau zu streiten, setzte aber dennoch zu einer Verteidigung an: »Ich habe mitbekommen, dass das Zeitfenster knapp ist, du hast bald drei Wochen Urlaub und Jule könnte dir bei dem Projekt helfen. Das heißt doch nicht, dass er dir das nicht zutraut.«
»Oh doch, das heißt es. Erst sagt er großzügig: ‚Ach, ich stell dir noch jemanden für das Projekt ab.‘ Wenn es dann gut läuft, war es Jules Verdienst und wenn es nicht gut läuft, bin ich schuld gewesen, egal ob Urlaub oder nicht. Das ist nicht das erste Mal, dass er das macht.«
Kerstin war nun wirklich aufgebracht. »Ich kenne den Kunden und ich kenne das Zeitfenster. Und ich kann sehr wohl in der vorgegebenen Zeit meine Arbeit schaffen.«
Martin hätte gerne noch entgegnet, dass es Kerstin vielleicht gar nicht schlecht tun würde, wenn sie etwas Unterstützung bekam. Vor allem, wenn sie in Ruhe in die Ferien fahren wollten. Ohne dass Kerstin ständig ihre E-Mails checkte. Aber für diese Diskussion hatte er nun wirklich keine Nerven mehr. Also bestätigte er seine Frau lieber und entschuldigte sich, dass er die Intentionen ihres Chefs missverstanden hätte.
Kerstin aber rollte sich zur Seite und schmollte. Einschlafen konnte sie jetzt nicht mehr. Zum einen, weil sie sich zu sehr in ihre Aufregung hineingesteigert hatte. Zum anderen, weil Martin trotz der Diskussion relativ zügig eingeschlafen war und nun schnarchte.
Hatte er recht? Bedeutete es gar nichts, wenn Hans ihr jemanden zur Seite stellen wollte? Oder war das ein Alarmsignal? Lag es daran, dass sie eine Frau war, dass sie sich ständig Gedanken machte, ob ihre Arbeit gut genug war? Hatte sie nicht genügend Selbstvertrauen? Diese und viele weitere Fragen waberten ihr durch den Kopf, bis sie zwei Stunden später endlich einschlief.
***
Am Sonntag stand Kerstin erst gegen Mittag auf. Sie hatte einen leichten Kater und war nicht unglücklich, dass Judith fitter war und am Morgen zusammen mit den Kindern schon ein wenig aufgeräumt hatte.
Als Kerstin nach unten in die Küche kam, brummte schon die Spülmaschine. Es roch nach Kaffee, frischen Brötchen und nach Spanien.
»Ach, Kerstin, da bist du ja endlich. Wir wollten schon einen Suchtrupp schicken«, lachte Judith und drückte ihr eine Tasse mit Kaffee in die Hand.
»Ihr seid die Besten. Danke, Schwesterherz«, stöhnte Kerstin. Dann blickte sie sich um: »Wo ist denn Martin?«
»Der ist Joggen gegangen.« Judith schaute auf die Uhr. »Er ist schon eine Stunde weg. Also kommt er sicherlich bald wieder. Gut drauf war er aber nicht. Habe ich gestern noch etwas verpasst?«
»Ach, ich war nicht besonders freundlich zu ihm. Hab mich über Hans Grothe geärgert und es an ihm ausgelassen. Dabei wollte er mich nur beruhigen.« Kerstin schaute bekümmert auf ihre Füße und wechselte dann das Thema: »Was riecht hier eigentlich so lecker?«
»Ich mache gerade ‚Albondigas‘. Ich hatte das Fleisch besorgt, aber gestern ganz vergessen, die Bällchen zu machen. Egal, es gab sowieso viel zu viel Essen. Der halbe Kühlschrank ist voll. Hungern werdet ihr nächste Woche nicht.«
Kerstin verdrehte entzückt die Augen. Judiths Hackfleisch-Bällchen waren fast wie ein Ausflug nach Spanien.
Leon und Luis kamen in die Küche getanzt und sangen: »Ich bin ein Fan von Fleischklößchen. Judith, wann gibt’s Essen, wir haben so’n Hunger!«
Hinter ihnen tauchte Martin auf. Kerstin drehte sich um und sah ihm in die Augen. »Hallo, Schatz. Tut mir leid wegen gestern Abend. Ich wollte mich nicht so aufregen.«
»Passt schon, wir waren alle hundemüde und nicht mehr so ganz nüchtern. Schon vergessen. Fast.«
Martin lachte und gab seiner Frau einen Kuss. Die drückte sich kichernd weg: »Boah, Martin! Du bist pitschnass und stinkst nach Schweiß! Geh erst mal unter die Dusche!«
Martin machte eine Kehrtwende Richtung Badezimmer und rief zurück: »Jetzt sind wir quitt.«
Nach dem Mittagessen packte Judith ihre Sachen ins Auto und machte sich mit Luis, Leon und Nele auf den Weg nach Heidelberg. Die beiden jüngsten Mitglieder der Familie Frei wollten die kommende Woche bei ihrer Tante verbringen. Jonas hatte keine Lust, er blieb lieber zu Hause bei seinen Freunden, mit denen er sich fast täglich im Jugendhaus zum Skaten, Kickern und Chillen traf.