Читать книгу Nach dem Ende der Zukunft - Manfred Kopfer - Страница 2
ОглавлениеKapitel 2
Ein Dutzend der Surraben flog sofort hinter ihm her. Mit dem Schraubenschlüssel konnte er sie zwar mehrmals abwehren, doch sie wollten nicht ablassen von ihm.
Der Jungschmied rannte weiter in Richtung der Eisenadern im Wald. Dort hoffte er, dass ihm die Bäume und Büsche etwas Schutz geben würden vor den fliegenden Monstern. Vor allem aber war es die Panik, die ihn dorthin trieb und weniger ein Plan.
Auch im Wald trachteten die Vögel nach ihm und versuchten immer wieder, sich seine Arme zu packen. Mal um Mal schwang der Jungschmied das eiserne Werkzeug und traf sogar einen davon. Tod war der Surrabe nicht, doch er litt genug, so dass er die Verfolgung abbrechen musste.
Seine Flucht in den Wald kostete ihn die Kraft von Stunden, obwohl es nur Minuten dauerte, bis er diesen erreichte. Sofort orientierte er sich in Richtung der Eisenadern. Er kannte sie gut und so kannte er auch das große Gebüsch am unteren Ende des Tals, von dem er sich ausreichend Schutz versprach.
Er sollte recht behalten mit seiner panisch beschlossenen Entscheidung. Je dichter der Bewuchs um ihn herum wurde, desto weniger konnten ihn die Surraben von mehreren Seiten gleichzeitig angreifen. Das gab ihm den entscheidenden Vorteil, um die Hütte zu erreichen, die in der Nähe der Stelle für den Eisenabbau stand.
Aber auch die Hütte verschaffte ihm nur eine kurze Verschnaufpause. Sofort begannen die Surraben damit, an der Verschalung der Holzhütte zu kratzen.
Zumindest eine Weile würden die Wände den Krallen standhalten, dachte sich der schwer atmende Jungschmied, und nahm seinen eisernen Helm vom Kopf.
Was war nur geschehen, fragte er sich, und versuchte die Kontrolle über seinen zutiefst geschockten Verstand zurückzuerlangen. Mit jedem Atemzug in der Hütte ebbte der Fluchtreflex etwas ab, doch die Gedanken begannen zu rasen.
Warum griffen die Surraben an? Werden sie wieder von mir ablassen? Was ist mit den anderen?
Sind alle tot?
Das Geschehene schlug so plötzlich und brutal über ihm ein, dass er nicht in der Lage war, all das einzuordnen, was sich in den Minuten davor überhaupt ereignet hatte.
Doch da war es auch schon zu spät. Unter dem Kratzen der Surraben begann das erste Wandbrett zu knacken.
Gleich sind sie drin, war dem Jungschmied bewusst. Schnell griff er sich seine beiden Abwehrmittel und bereitete sich vor auf den nächsten Kampf mit den Tieren.
Das Brett gab immer mehr nach und der erste Surrabe zwängte sich durch die entstandene Ritze im Holz. Mit aller Gewalt schlug der Jungschmied auf den Vogel ein, so dass dessen Surren einen Moment lang ins Stocken geriet.
Direkt dahinter kam der nächste und auch dieser bekam einen Hieb. Als dann aber der dritte seinen Weg in die Hütte fand, begriff er mit einem Mal die Falle, in der er jetzt saß. Ein letztes Mal schlug er um sich und ergriff erneut rennend die Flucht.
Weiter ging es für ihn entlang der Eisenadern immer tiefer in den Wald hinein. Oft war er hier nicht. Der alte Schmied erzählte ihm einst, wie er den Adern einmal bis zum Ende des Tals folgte, dort allerdings nichts fand außer Geröll und Gebüsch.
Eine Handvoll der Surraben verfolgten ihn weiter. Er war sich nicht sicher über die Zahl, und so rannte er so schnell er konnte entlang der Eisenadern direkt hinein in das dichte Gestrüpp.
Was er genau wollte am Ende des Tals war ihm selbst noch nicht klar. Das drohende Surren aber wollte nicht aufhören und so sah er keinen anderen Weg, als sich weiter in diese Richtung zu bewegen. Hektisch arbeitete er sich vorwärts und riss die dicht stehenden Ranken und Äste auseinander und zwang seinen Körper hindurch. Dornen hinterließen tiefe Schnittwunden in seinem Fleisch, doch die Panik war zu groß, als dass er sie spürte.
Eine Endlichkeit später erreichte er das Ende des Tals. Große und mit dicken Wurzeln umranke Geröllbrocken versperrten ihm von hier an den Weg. Direkt dahinter stieg die Wand des Tals fast senkrecht nach oben.
Aber noch bevor er einen klaren Gedanken fassen konnte, konnte er hören, wie sich die Surraben mit ihren scharfen Krallen von oben durch den dichten Bewuchs zu schneiden begannen.
Ein neuer Schub voller Panik ergriff den Jungschmied, der mit der Kraft der Verzweiflung begann, sich seitlich voran zu bewegen, nachdem vor ihm nur noch die Felswand lag.
Plötzlich nahm er einen kalten Luftzug unter sich wahr. Er wollte sich schon weiterkämpfen durch das vor ihm liegende Dickicht. Doch etwas ließ ihn noch einmal die Kühle erfühlen, die da zwischen den Ritzen zu ihm hervortrat.
Was das nur ist?
Er war sich nicht sicher und es war kaum der Wahrnehmung wert.
Dennoch hielt er inne und zerrte mit verzweifelter Hoffnung er den ersten Stein von der Stelle. Da öffnete sich ein Spalt mit einem dunklen Loch dahinter, wo eigentlich Felswand sein sollte. Ein kalter Luftzug drang nach oben zu ihm.
Ohne über den Fund nachzudenken, riss er noch einmal energischer die Ranken vom nächstliegenden Stein, um auch diesen zur Seite schieben zu können.
Tatsächlich, freute er sich beinahe hysterisch, da war eine Öffnung.
Noch war sie zu klein für ihn und so musste er noch einen dritten Stein bewegen. Seine Kraft jedoch versagte. Zu anstrengend war die Flucht bis an diesen Punkt, zu kräftezehrend die Abwehr der Surraben und zu sehr schmerzte sein Körper.
Der Jungschmied ließ für einen Augenblick ab und drehte sich um. Da sah er, wie die Surraben unter dem vollen Einsatz ihrer Krallen noch einmal energischer in seine Richtung drängten. Ganz so, als hätten sie gesehen, wie er eine rettende Öffnung am freilegen war.
Der Schock vom Anblick der Surraben entfesselte sofort neue Kräfte. Vom Gefühl für Schmerzen befreit machte er sich an den dritten Stein und schob ihn das entscheidende Stück zur Seite.
Das muss genügen, urteilte der Jungschmied, und zwängte sich ohne zu zögern kopfüber hinein in das kalte Loch unter sich.