Читать книгу Packliste, was muss mit und was nicht - Manfred Mönnich - Страница 12

Der gelbe Pfeil zeigt dir den Weg.

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Der spanische Priester Don Elías Valiña Sampedro, ein Pfarrer aus O Cebreiro in Galicien, arbeitete unermüdlich an der Wiederbelebung des Pilgerweges. Ab 1984 markierte er die Strecken des Camino mit gelben Pfeilen, die den Weg nach Santiago de Compostela weisen. Der 1929 in Sarria geborene Elías, erhielt 1957 die Priesterweihe und übernahm die Pfarrei und die Kirche in O Cebreiro. Sie wurde von ihm 1966 restauriert. In den Nebengebäuden eröffnete er eine Pilgerherberge und ein Gasthaus und schrieb den ersten modernen Pilgerführer „Guia del Peregrino“, über den Camino Francés.



Ein Polizist der Guardia Civil beobachtete ihn beim Markieren des Pyrenäenüberganges mit gelben Pfeilen, die auch von der verbotenen baskischen Separatistenorganisation ETA zum Markieren benutzt wurden. Der Polizist fragte ihn, was er da mache? Woraufhin Don Elías antwortete: “Ich bereite eine große Invasion vor!“

1984 fuhr Elías mit seinem Citroèn GS voll beladen mit gelber Farbe, quer durch Nordspanien, um den Jakobsweg zu markieren. Die Farbe hatte er der Straßenbaumeisterei des Verkehrsministeriums abgerungen, die diese zur Markierung ihrer Baustellen nutzten und deshalb in großen Mengen vorhanden war. So wurde der gelbe Pfeil geboren.

Zu der Zeit war der Jakobsweg noch nicht begehbar.

Don Elías war der erste seriöse Geschichtswissenschaftler zur damaligen Zeit. Seine Doktorarbeit über die Wegführung des Jakobsweges im Mittelalter wurde an der Päpstlichen Universität von Salamanca veröffentlicht. Er ist der Begründer „Asociación de Amigos del Camino de Santiago“ (Vereinigung der Freunde des Jakobsweges).

Der Pfarrer besuchte viele Städte und Orte am Jakobsweg, sprach mit Experten, Bürgermeistern und Priestern. Sie alle begannen an einem seit dem Mittelalter vergessenen Weg zu bauen und ihn zu markieren. Der gelbe Pfeil verbreitete sich entlang des alten Jakobsweges und erweckte die Pilgerstrecke zu neuem Leben.

Ein Netzwerk von Mitarbeitern und verschiedenen Vereinigungen, machten die erste große Pilgerreise zum Heiligen Jahr 1993 erst möglich, die Geburtsstunde der heutigen großen Pilgermassen.

Don Elías Valiña Sampedro verstarb 1989 mit 60 Jahren und wurde in seiner kleinen Kirche oben in O Cebreiro begraben. Direkt daneben steht seine Büste auf einer Stele. Seine Vision ist inzwischen Wirklichkeit geworden! Für große Verdienste um den Jakobsweg verleiht die Galizische Regionalregierung immer wieder den Preis: „Primero Elías Valiña“.

Heute ist der gelbe Pfeil in ganz Europa zum Markenzeichen des Jakobsweges geworden. Überall in Spanien, an Bäumen, Laternenmasten, Häusern, Mauern und Schildern, zeigen sie den Pilgern ihren Weg nach Santiago de Compostela, denn die Angst, sich verlaufen zu können, „läuft“ ebenso mit.

Dass man sich trotzdem verlaufen kann, haben auch wir mehrmals zu spüren bekommen, aber Einheimische haben uns stets den richtigen Weg gewiesen.

Tipp: Falls du weit und breit keinen Pilger entdecken kannst, wenn du ohne Begleitung gehst, dann achte bei jeder Abzweigung/Wegkreuzung verstärkt auf die gelben Pfeile oder die Jakobsmuschel. Sollten tatsächlich über längere Strecken keine Pfeile/Jakobsmuschel zu sehen sein, dann hast du dich wahrscheinlich verlaufen.



Panik ist allerdings völlig unangebracht, denn du kannst entweder den Weg zur Abzweigung zurücklaufen oder den nächsten Einheimischen nach dem Weg in Richtung Camino de Santiago fragen.

Wir hatten in der morgendlichen Dämmerung hinter Belorado einen Abzweig in Richtung San Juan de Ortega verpasst und liefen geradeaus in die falsche Richtung. Erst bei Tageslicht, eine Stunde später, vermissten wir die gelben Pfeile. Wir suchten vergebens nach ihnen. Tatsächlich, wir hatten uns verlaufen. Unglücklicherweise waren uns andere Pilger „blind“ gefolgt, und so traf sie das gleiche Schicksal.

Noch in Gedanken vertieft, um zu ergründen, an welcher Stelle wir die falsche Entscheidung getroffen hatten, strebten die anderen Pilger bereits auseinander und liefen relativ planlos irgendeinen Weg.

Wir entschlossen uns am Bach entlangzulaufen, durch dichtes Gebüsch, quer durch einen Laubwald. Irgendwann sahen wir in großer Distanz ein paar Häuser. Vorher mussten wir den dazwischenliegenden Acker überwinden, der arbeitsintensive Spuren an unseren Schuhen hinterließ, die wir nach unserer Ankunft in dem kleinen Dorf „San Miguel de Pedroso“ erstmal gründlich putzen durften. Endlich tauchte ein älterer Bauer auf, den wir nach dem Camino a Santiago fragen konnten.

Die Antwort war ein Redeschwall und offensichtliche Richtungshinweise. Wir gingen also nach seiner „Wegbeschreibung“ und landeten letztendlich an einer Abzweigung, an dem wir drei Stunden zuvor gedankenlos, ohne den gelben Pfeil zu beachten, die Hauptstraße überquert hatten. Das Dorf werden wir sicher nie vergessen.

Wir waren ganze 750 Meter!!! weitergekommen.

Beachte: Es gibt keinen Pilger, der sich auf diesem 850 Kilometer langen Jakobsweg nicht irgendwann verläuft. Punkt.

Wir hatten auf dem Camino Primitivo zwei App´s für die Navigation auf unseren Smartphones und verliefen uns trotzdem oft.

Es gehört dazu, wir nennen es nicht ohne Grund unseren Lebenslauf, keiner kann sagen, er habe immer den richtigen Weg gefunden. Den großen Teil deiner Erfahrungen machst du durch Irrtümer und Fehlentscheidungen. Sie bringen dich weiter und gehören dazu.


Packliste, was muss mit und was nicht

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