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Der Konvoi

Menschen und Karaquz wirkten klein neben den Zugtieren. Diese Kolosse waren drei Meter lang und zwei Meter hoch. Ihre massigen, fetten Körper warfen Speckfalten. Trotz der stämmigen Beine sahen sie nicht so aus, als könnten sie tagelang oder wochenlang die Wagen ziehen, vor die man sie spannte. Denn auch die Wagen waren ungewöhnlich groß. Doppelt so lang wie gewöhnliche Fuhrwerke, die Macay von seiner Heimatwelt kannte, und auch um einiges breiter. Drei Radpaare mit flexibler Aufhängung ermöglichten es ihnen, auch über Hindernisse zu rollen, ohne dass Gefahr bestand, zu kippen.

„Cayas heißen diese Zugtiere bei den Bewohnern südlicher Städte“, erklärte der Ratsherr. „Unseren Namen für sie könnt ihr nicht aussprechen. Sie sind ausdauernd und genügsam. Solange das Männchen dabei ist, lassen sie sich leicht lenken.“

„Das Männchen?“, fragte Macay.

„Es läuft in der Mitte der vier Weibchen“, sagte der Ratsherr. „Du musst dich bücken, dann kannst du es zwischen ihren Beinen hindurchsehen. Es ist klein.“

Jeweils vier Zugtiere waren paarweise vor die Wagen gespannt. Macay, Rall und Zzorg bückten sich gleichzeitig und staunten das Tier an, das eingezwängt zwischen den vier mächtigen Weibchen stand. Es war deutlich kleiner als sie, schmal und ohne die Speckwülste.

„Es sieht aus wie ein kleines Pferd, nur dass es nicht so behaart ist“, sagte Rall.

„Eher wie ein großer Hund“, schlug Macay vor. „Sieh dir seine Zähne an.“

„Die Männchen der Cayas sind Fleischfresser, während die Weibchen Gras fressen“, fuhr der Ratsherr fort. „Deshalb lässt man die Weibchen unterwegs grasen, wenn sich die Gelegenheit bietet. Das Futter für die Männchen wird in jedem Wagen mitgeführt. Wenn sie satt sind, bleiben sie friedlich, solange sie mehrere Weibchen um sich haben. Allerdings dürfen sie nicht die Nähe eines anderen Männchens spüren.“

„Warum nimmt man sie überhaupt mit?“

„Die Weibchen gehorchen sonst nicht. Der Fahrer eines Wagens lenkt nur das Männchen mit Hilfe von Zügeln. Die Weibchen passen ihre Bewegungen den seinen an.“

Sie standen in einer riesigen Halle im südlichen Teil der goldenen Kegelstadt. Hier belud man die Wagen und spannte die Cayas an. Die Wagen standen gut einhundert Meter auseinander, daher passten immer nur drei in die Halle hinein. Zahllose Arbeiter der Karaquz wimmelten umher. Zwischen ihnen ragten Soldaten mit ihren Speeren empor.

„Warum werden nicht mehr Wagen gleichzeitig beladen?“, fragte Macay.

„Der Abstand zwischen den Wagen muss unter allen Umständen gewahrt werden. Wird dieser Mindestabstand unterschritten, spüren die männlichen Cayas ihre Rivalen und werden wild. Das wiederum macht die Weibchen wild. Sie reißen sich los oder werfen den Wagen um.“

„Man hat also bei einem langen Konvoi immer nur einige wenige Wagen im Blick“, sagte Rall. „Das erleichtert natürlich Räubern den Zugriff.“

„Es lässt sich nicht vermeiden. Zwar gibt es Rassen kleiner, friedlicher Zugtiere. Aber sie sind nicht ausdauernd genug, um große Lasten über lange Strecken zu ziehen.“

Ein Karaquz in einem schweren, dunkelbraunen Lederharnisch kam auf die Gruppe zu.

„Das ist der Offizier, der für die Bewachung des Konvois zuständig ist“, sagte der Ratsherr. Er sprach ein paar knarrende Sätze in seiner Sprache zu dem Offizier. Der musterte Rall und Zzorg nur kurz - jedenfalls, soweit man das Flimmern seiner Augenflächen interpretieren konnte -, aber Macay umso länger.

Das mochte an der Maske liegen, die Macay trug. Sie ähnelte zwar derjenigen, die er von den Iyllas bekommen hatte. Aber sie wirkte echter und war über elastische Bänder an seinem Hinterkopf befestigt. Er musste nicht die Kapuze aufhaben, um sie zu tragen. Außerdem hatte ihm der Ratsherr ein paar Handschuhe gegeben. Sie waren auf den Handrücken mit Fell besetzt. So war der Gesamteindruck stimmiger, den ein Fremder von Macay gewinnen musste. Aus der Nähe würde jedoch nach wie vor jeder bemerken, dass er es mit einem Maskierten zu tun hatte.

„Dieser Offizier befehligt zweihundertfünfzig berittene Soldaten“, erklärte der Ratsherr. „Die Aufteilung ist wie folgt: Dreißig Soldaten bilden eine Vorhut und erkunden, ob der Weg frei ist. Sie verfügen über besonders schnelle Reittiere. Zwanzig Soldaten bilden eine schwer gepanzerte Nachhut. Auf jedem Wagen sitzen außer dem Fahrer auch fünf Soldaten. Wir schicken zwanzig Wagen mit diesem Konvoi los. Die übrigen Soldaten patrouillieren entlang des Konvois.“

„Was ist für uns vorgesehen?“, fragte Macay.

„Wir stellen euch Reittiere zur Verfügung. Falls ihr es aber für sinnvoller erachtet, könnt ihr auch auf den Wagen mitfahren. Ihr seht, dass hinter der überdachten Sitzbank des Fahrers, auf der auch die Soldaten sitzen, weitere Plätze für Passagiere vorhanden sind. Manchmal nutzen Reisende unsere Konvois, um unsichere Gebiete zu durchqueren.“

„Wir werden reiten. Welches ist der Wagen mit der wertvollsten Ladung?“

„Es wird zwei solcher Wagen geben, die im letzten Drittel des Konvois fahren. Der Offizier wird sie euch zeigen, sobald der Konvoi abfahrbereit ist.“

„Was haben sie geladen?“

„Handelswaren, die aus unterschiedlichen Gründen im Süden besonders gute Preise erzielen. Welche Preisspannen das sind, spielt für uns keine Rolle. Die Waren gehören nicht uns, sondern den Händlern, die uns mit dem Transport beauftragt haben.“

„Wer trägt den Verlust, falls diese Waren bei einem Überfall verlorengehen?“, wollte Zzorg wissen.

„Wir. Wenn wir einen Transportauftrag übernehmen, so ist dies ein Geschäft auf Gegenseitigkeit. Der Händler bezahlt uns für den Transport seiner Waren; wir verpflichten uns, bei ihrem Verlust einen festgesetzten Betrag als Entschädigung an ihn zu zahlen.“

„Wie verständigen wir uns mit dem Offizier?“, fragte Macay.

Der Offizier antwortete selbst: „Ich. Sprache. Sprechen.“ Die einzelnen Worte brachte er mit deutlichem Abstand heraus und mit einer Betonung, die sie schwerverständlich machte.

„Seine Kenntnisse genügen, um sich mit euch über die wichtigsten Dinge zu unterhalten“, sagte der Ratsherr. „Alle anderen Karaquz werden euch nicht verstehen.“

„Das könnte bei einem Überfall ein Problem werden.“

„Es lässt sich nicht ändern. Eure Sprache ist für uns schwer zu erlernen. Umgekehrt könnt ihr unsere gar nicht lernen, weil eure Sprechorgane nicht dafür ausgelegt sind.“

„Welche Befugnisse haben wir?“, wollte Rall wissen,

„Ein wichtiger Punkt. Ihr habt Befehlsgewalt über die einfachen Soldaten. Allerdings untersteht ihr dem Befehl dieses Offiziers. Das solltet ihr ernst nehmen und beachten. Schon deshalb, weil keiner von euch die genaue Reiseroute und die möglichen Gefahren kennt. Von den Räubern einmal abgesehen.“

„Welche Gefahren meinen Sie?“

„Nicht überall sind die Einheimischen wohlgesonnen gegenüber Fremden. Selbst, wenn sie euch nicht als Menschen und Menschenabkömmlinge erkennen, könnten sie euch angreifen. Außerdem gibt es in den Wäldern und Schluchten wilde Tiere.“

„Wir wissen uns zu wehren“, behauptete Zzorg.

„Zweifellos“, sagte der Ratsherr und wandte sich ab.

Die Reittiere wurden herangeführt. Sie glichen Eseln, hatten aber stumpfe Schnauzen und kaum wahrnehmbar kleine Ohren. Ihr Fell war ockergelb und kurz. Statt Sätteln trugen sie dicke Polster auf den Rücken, die mit einem Geflecht aus Schnüren befestigt waren. Diese Schnüre dienten auch als Steigbügel und Zaumzeug. Hinter dem Sitzpolster hatte man Stoffbeutel für die Vorräte befestigt.

Die Tiere schienen kräftig genug, um Macay oder Rall zu tragen, doch bei Zzorg war sich Macay nicht sicher. Auf einen Wink des Offiziers brachte man ein besonders großes und kräftiges Exemplar und drückte die Zügel Zzorg in die Hand. Der Ratsherr hatte also dieses Problem im Voraus bedacht.

„Anucayas“, sagte der Offizier und zeigte auf die Reittiere.

„Anucayas? Sind diese Tiere mit den Cayas verwandt?“, fragte Macay verblüfft. „Sie sehen ganz anders aus.“

Der Ratsherr, dessen Aufmerksamkeit seit einigen Minuten der Beladung eines der Wagen gegolten hatte, wandte sich zu ihm um. „Cayas gibt es in drei Geschlechtern. Männchen, Weibchen und Kranke.“

„Kranke?“ Macay dachte, nicht richtig verstanden zu haben.

„Anucayas entstehen, wenn ein trächtiges Caya-Weibchen an einer bestimmten Krankheit leidet. Es wirft ein krankes Kalb. Dieses Kalb hat kein Geschlecht und überlebt nur selten. Aber die Züchter haben Wege gefunden, solche Kälber gesunden zu lassen. Sie sind größer als die Männchen, kleiner und dünner als die Weibchen und verbinden die Vorteile von beiden. Es sind ausdauernde, grasfressende Lasttiere, die schnell und friedlich sind. Man kann sie zu Reittieren dressieren. Als Zugtiere eignen sie sich aufgrund ihres Körperbaus nicht.“

Wieder wandte sich der Ratsherr dem Wagen zu, der vor ihnen stand. Arbeiter beluden ihn über eine Rampe mit länglichen Holzkisten. Sehr schwer schienen die Kisten allerdings nicht zu sein.

„Ist dies einer der Wagen mit besonders wertvoller Ladung?“, fragte Macay.

„Sie interpretieren meine Aufmerksamkeit richtig. In einer Stunde beginnt die Fahrt.“

Macay ging zu dem Wagen. Er wollte sich die Kisten genauer ansehen. Doch zwei Soldaten drängten ihn unsanft zurück.

„Was soll das?“, beschwerte er sich.

Der Offizier kam zu ihm. „Abstand“, sagte er. „Beladen. Gefährlich.“ Er griff Macay am Arm und zog ihn zurück zu seinen Gefährten.

Der Ratsherr bestätigte, was der Offizier gesagt hatte: „Der Umgang mit diesen schweren Transportkisten birgt Gefahren, denen wir euch nicht aussetzen wollen. Ich bitte um Verständnis. Außerdem drängt die Zeit. Ihr müsst lernen, wie man auf Anucayas reitet.“

Das Argument mit der Unfallgefahr schien Macay vorgeschoben. Nun, auf der Reise würde sich eine Gelegenheit finden, eine der Kisten zu öffnen und den wertvollen Inhalt zu inspizieren.

Dass es notwendig war, den Umgang mit den Reittieren zu erlernen, war dagegen einsehbar. Macay und seine Freunde nahmen die ihnen zugeteilten Tiere an den Zügeln und folgten dem Offizier hinaus ins Freie, wo er ihnen eine Reitstunde gab.

Über zwei Meilen lang war der Konvoi, der sich von der goldenen Kegelstadt in Richtung Süden bewegte. Die Wagen hielten den großen Abstand zueinander, der wegen der Eigenart der Cayas erforderlich war. Deshalb konnte Macay die ersten Wagen nicht mehr sehen, als derjenige anruckte, den er und seine Freunde auf ihren Reittieren begleiteten. Hinter ihnen würden noch zwei weitere Wagen fahren, bevor die Nachhut folgte.

Die Räder der schweren Fahrzeuge erzeugten ein rumpelndes Geräusch, das weithin zu hören sein musste. Allerdings lag das auch am Untergrund. Die Straße nach Süden war mit groben Steinen gepflastert. Nachdem sie zwei Stunden unterwegs waren, änderte sich der Straßenbelag. Die Oberfläche bestand nun aus grauen Platten. Sie sahen aus wie Schiefer, schienen jedoch außerordentlich hart zu sein. Obwohl hier vermutlich oft Konvois entlang rollten, sah Macay keine Rillen im Belag. Die Geschwindigkeit des Konvois schätzte er auf vier bis fünf Meilen in der Stunde.

Der Offizier ritt an den Wagen entlang, immer von der Vorhut bis zur Nachhut und wieder zurück. Ab und zu hielt er bei Macay und seinen Freunden, um sich mit ihnen zu unterhalten. Unter anderem versicherte er ihnen, dass die Zugtiere ihr Tempo viele Stunden lang durchhielten. Deshalb war ein Schnitt von vierzig Meilen pro Tag kein Problem.

Die Landschaft glich zunächst derjenigen in der Umgebung der Kegelstadt: Felder und kleine Waldgebiete wechselten sich ab. Manchmal sah man Arbeiter der Karaquz auf den Feldern, doch die blickten nicht auf, wenn der Konvoi an ihnen vorüberzog.

Abends schirrten die Fahrer die Zugtiere ab und brachten sie zu Grasflächen am Straßenrand, wo sie weiden konnten. Die männlichen Tiere bekamen ihr Futter in Näpfen hingestellt, ohne dass man sie ausschirrte. Beim Fressen behielten sie ihre Weibchen ständig im Auge.

Nachdem die Tiere versorgt waren, aßen auch Karaquz und Menschen. Der Offizier gesellte sich zu Macay und seinen Freunden. „Ihr. Schlafen. Im. Wagen“, sagte er. „Soldaten. Wache. Vor. Wagen.“

So hielten sie es von nun an immer.

Gegen Abend des dritten Tages änderte sich das Bild. Die Waldstücke wurden größer, die Felder seltener. Bei Sonnenuntergang, als der Konvoi entlang der Straße anhielt, um Rast zu machen, konnte Macay voraus ein großes, zusammenhängendes Waldgebiet erkennen. Es dehnte sich auf sanft ansteigenden Hügeln nach Süden und Südwesten aus.

„Was ist dort?“, fragte Macay den Offizier und zeigte auf einen fernen Lichtfleck am Rande des Waldes.

„Eereba. Stadt.“

„Kommen die Einwohner hierher zum Konvoi, um Handel zu treiben?“

„Konvoi. Kein. Handel. Kegelstadt. Handel.“

„Wie fahren wir morgen weiter?“, fragte Rall.

Der Offizier deutete in ihre bisherige Fahrtrichtung und machte eine bogenförmige Bewegung mit dem Arm. „Wald. Berge. Kegelstadt.“

„Eine weitere Kegelstadt hinter diesem Waldgebiet. Werden wir sie morgen erreichen?“

„Drei. Tage.“ Der Offizier wendete sein Anucaya und ritt davon.

Die Nächte verliefen ereignislos. Morgens spannten die Fahrer die weiblichen Zugtiere wieder an und der Konvoi setzte sich in Bewegung.

Während der ersten Stunden im Wald sah Macay einen Trupp Holzfäller, der in der Nähe der Straße Bäume fällte. Es waren große, plumpe Gestalten, die mit mächtigen Äxten hantierten, als würden die kaum etwas wiegen.

„Man könnte sie für Bären halten“, sagte Rall, dessen scharfe Augen mehr Einzelheiten erkannten. „Sie sind über und über behaart und haben Schnauzen statt Nasen.“

Je weiter sie in den Wald hinein fuhren, desto dunkler und stiller wurde es. Kein Vogelgezwitscher unterbrach das Rumpeln der Räder. Aber auch sonst gab es keine Unterbrechung, bis sie über eine Hügelkuppe fuhren und im Tal ihr Ziel sahen: eine kegelförmige Stadt mit kupfernen Bändern, die deutlich kleiner war als diejenige, von der sie aufgebrochen waren.

Der Wald lichtete sich, die ersten Felder erschienen. Sie wurden nicht von Karaquz bearbeitet, sondern von einer buckeligen Rasse mit sechs Paaren von Armen und Beinen. Aus der Ferne sahen sie aus wie zu groß geratene Käfer. Als Macay den Offizier nach ihnen fragte, nannte der einen unverständlichen Namen und fügte hinzu: „Bauern. Dörfer. Waldrand.“

Nachdem der Offizier weitergeritten war, sagte Zzorg: „Es gibt zu viele verschiedene intelligente Rassen auf dieser Welt.“

„Warum?“, fragte Macay. „Auch auf unserer Heimatwelt gibt es mehrere Rassen. Die Menschen, euch Echser, die Katzer, zu denen Rall gehört, die Zwirge, das intelligente Wasser Orgari, die Gemlier ...“

„So weit wir wissen, sind das außer Orgari alles Abkömmlinge der Alten Menschen oder Ergebnis ihrer Zuchtversuche“, unterbrach ihn Zzorg. „Hier auf Bundara sehen wir jedoch Rassen, die so unterschiedlich sind, dass sie nicht miteinander verwandt sein können. Wie kommt es, dass sich auf einem Planeten gleichzeitig so viele Intelligenzen entwickeln?“

„Ich weiß es nicht. Aber da wir nur unsere Heimat und diese Welt kennen, können wir kaum beurteilen, was normal ist.“

„Mich wundert auch, dass nicht längst eine der Rassen alle anderen unterjocht hat“, sagte Rall. „Das wäre eigentlich der normale Lauf der Dinge, findet ihr nicht?“

„Ich fürchte, der Offizier versteht unsere Sprache nicht gut genug, um uns bei der Beantwortung dieser Frage helfen zu können. Vielleicht treffen wir eines Tages jemanden, der es uns erklären kann.“

Sie erreichten die kupferne Kegelstadt der Karaquz an einem Abend. Einige Wagen wurden abgeladen, erhielten aber gleich neue Ladung. Die Soldaten und die Fahrer bekamen frische Verpflegung. Für Macay und seine Freunde war ein Zimmer vorbereitet worden. Es glich dem in der goldenen Kegelstadt. Auch der Ratsherr, der sie begrüßte, war von seinem Kollegen dort kaum zu unterscheiden, jedoch hatte er eine kupferfarbene Kette umhängen.

Allerdings verstand dieser Ratsherr die Sprache der Menschen nicht. Ob er wusste, warum Macay eine Maske trug, war ihm nicht anzumerken. Die wenigen Worte, die der Offizier übersetzte, waren nur eine förmliche Begrüßung.

Am folgenden Morgen fuhr der Konvoi weiter. Zunächst hielt er direkt nach Westen auf das Gebirge zu und erst nach vielen Meilen bog er nach Südwesten ab.

Der Offizier kam zu Macay geritten und deutete auf das Gebirge. „Zaroba.“ Dann zeigte er nach Osten. „Origelar.“

„Verstehe: Wir fahren zwischen den beiden Städten hindurch. In Zaroba wird Erz verarbeitet und in Origelar leben viele Handwerker.“

Der Offizier nickte und ritt weiter.

Ihr Weg führte sie durch bewaldetes Gebiet, allerdings änderte sich die Art der Bäume nach und nach. Waren es bisher Laubbäume und Nadelbäume gewesen, wie Macay sie so ähnlich von seiner Heimatwelt kannte, so mischten sich nun zunehmend seltsame Gebilde dazwischen. Sie hatten zwar einen Stamm und waren so hoch wie die übrigen Bäume, aber sie verfügten über keine Äste. Stattdessen breiteten sie ein großflächiges, filigranes Gebilde aus dünnsten Zweigen aus, die mit kleinen, grünen Blättern bedeckt waren.

„Wie Vogelfedern“, sagte Rall. „Wenn mehrere davon nahe beieinanderstehen und sich im Wind beugen, wirken sie wie Fächer.“

„Ist das wirklich der Wind?“, fragte Macay. „Er scheint mir zu schwach zu sein, um die Bäume so stark zu bewegen.“

„Du hast recht“, sagte Zzorg. „Wir werden den Offizier fragen, ob er etwas über diese Bäume weiß.“

Rall richtete sich auf seinem Reittier auf. „Ich kann den Offizier nirgends sehen. Vielleicht hat er sich wegen der Mittagshitze irgendwo in den Schatten gelegt.“

Auch Macay war die zunehmende Hitze aufgefallen. So weit nach Süden waren sie aber noch nicht gekommen, dass sich das Klima spürbar ändern konnte. Er sah zu dem Fahrer des Wagens, neben dem sie herritten. Doch der starrte unbewegt auf seine Zugtiere herab. Ebenso wie die Soldaten, die links und rechts von ihm auf der Bank saßen.

Macay hörte Vögel zwitschern. Das gefiel ihm, weil es bei der Fahrt durch den dichten Wald so auffallend gefehlt hatte. Die Sonne stach grell herunter, auch wenn sie den höchsten Punkt ihrer Bahn bereits überschritten hatte.

Er wandte sich an seine beiden Freunde: „Die Hitze ist ungewöhnlich, findet ihr nicht auch?“

Zzorg zischte etwas Zustimmendes, das Macay nicht verstand. Schweigend ritten sie weiter.

Der Abstand zu dem vor ihnen fahrenden Wagen schien sich zu vergrößern. Aber das konnte täuschen. Die Straße wand sich wie eine Schlangenlinie durch den Wald, obwohl vom Gelände her dafür kein Grund ersichtlich war. Die Federbäume wuchsen dichter und senkten sich von beiden Seiten über die Straße, bis sie einem überdachten Gang ähnelte.

Insekten summten durch die Luft, den Anucayas und ihren Reitern vor der Nase herum. Macay schlug nach einem, das allzu frech versuchte, sich auf seine Maske zu setzen. Dabei verlor er das Gleichgewicht und stürzte von seinem Reittier.

Von überall her drang plötzlich Lärm auf ihn ein, doch das interessierte Macay nicht mehr. Warum lassen die mich nicht schlafen, dachte er noch. Dann verlor er das Bewusstsein.

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