Читать книгу Krimi Auswahlband Mordfälle für den Strand 2019 - Manfred Weinland - Страница 48
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»DER ANDERE TOTE HEIßT Josh Pournelle«, sagte Clive Caravaggio, unser italostämmiger Kollege mit dem untypischen Blondschopf, später im Büro. »Wir fanden ein Flugticket bei ihm. Er scheint gerade vor einer Fluchtreise gestanden zu haben.«
»Und dafür braucht man natürlich Taschengeld«, nickte Milo. »Aber soviel...?«
»Wohin wollte er?«, fragte ich.
»Boston.«
»Ein teures Pflaster. Wie viel war im Koffer?«
»Eine halbe Million ...«
»Dafür«, grinste Milo, »muss eine alte Frau lange stricken.«
»Ein Dealer auch«, gab Clive bissig zurück. Er zählte uns Pournelles Vorstrafenregister auf und holte dann aus, um uns Einzelheiten aus dem Geschäftsgebaren des Toten zu schildern.
»Schon mal was von Window Pane gehört?«
Wir schüttelten die Köpfe.
»Eine bunte Karte mit aufgemaltem Gitter. Das Gitter kann ausgeschnitten werden und im Mund zur Farbveränderung gebracht werden - leider absorbieren die Schleimhäute dabei gleichzeitig LSD. Selbst ohne Mundkontakt wird das Rauschgift bei Berührung über die Haut absorbiert. Das Zeug ist jüngst in Little Italy aufgetaucht. Wie es aussieht, haben wir bislang erst die Spitze des Eisbergs entdeckt. Wenn Leute wie Pournelle sich mit einer halben Million Bares irgendwohin absetzen können, dann müssen die Geschäfte schon eine Zeit lang blendend im Verborgenen laufen!«
»Das ist anzunehmen«, sagte ich rau.
Auch Milo war ernst geworden. Bei solchem Missbrauch von Kindern hörte der Spaß auf.
»Wie sieht es mit Jays Weste aus?«, fragte ich.
Clive zögerte. »Nicht gut«, verriet er schließlich. »Wir haben ein Bargelddepot entdeckt, von dem seine Lebenspartnerin offenbar nichts wusste.«
»Wie viel war drin?«
»Rund 180.000 Dollar.«
Milo pfiff durch die Zähne. »Wir werden mit Mr. McKee über unsere Bezüge reden müssen - am besten gleich. Entweder bekam Jay sein Gehalt in Coca-Cola-Aktien ausbezahlt ...«
»... oder er hatte eine lukrative Nebeneinnahme«, ergänzte ich.
Bislang hatte in dubio pro reo gegolten: Im Zweifel für den Angeklagten. Folgerichtig waren wir davon ausgegangen, dass Jay Bonner dem Dealer Pournelle in dem kleinen Theater, wo Pournelle seiner Tarnexistenz als zweitklassiger Schauspieler nachgegangen war, eine Falle gestellt hatte.
Seit Howards achtloser Bemerkung waren anderen Spekulationen Tür und Tor geöffnet.
Spekulationen, die sich nach Clives neuesten Recherchen zu bestätigen schienen.
»Hat sich dieses merkwürdige ›Gefrierunternehmen‹ nochmal gemeldet?« Clive verneinte. »Milo hat mir davon erzählt. Makaber, makaber ...«
»Manche klammern sich an den letzten Strohhalm«, sagte ich. »Vielleicht war Jay kränker, als wir alle glaubten ...«
Zu diesem Zeitpunkt war es reine Vermutung.
Das sollte sich ändern.