Читать книгу Krimi Auswahlband Mordfälle für den Strand 2019 - Manfred Weinland - Страница 54

Оглавление

8


EINIGE TAGE SPÄTER.

Milo und ich waren frühmorgens im FBI-Hochhaus an der Federal Plaza, Manhattan Süd, eingetroffen und direkt am Lift abgefangen worden.

Mandy, Mr. McKees zauberhafte Sekretärin, hatte uns noch vor dem ersten Kaffee ins Chefzimmer gelotst. Ihren dezenten Hinweisen zufolge herrschte dicke Luft. Den Grund dafür erkannten wir zu spät, um uns erfolgreich zu wappnen.

»Das«, stellte Jonathan D. McKee, der Leiter des FBI New York, vor, »ist Salomon Frost. - Special Agents Trevellian und Tucker.«

Der Mann auf dem Besucherstuhl war uns bekannt. Er musterte uns listig, aber wortlos. Ein kaum wahrnehmbares Nicken deutete den Gruß an.

»Frost«, lächelte Milo. »Sie passen glänzend in diese Jahreszeit ...«

Sein Scherz fand keinerlei Resonanz.

Unser Chef brach das Eis, indem er erklärte: »Mr. Frost ist Sonderstaatsanwalt des Staates New York. Er soll Fällen von Korruption innerhalb der Bundespolizei nachgehen.« Seine Miene blieb ausdruckslos, als er ergänzte: »Ähnliche Aktionen gab es bereits bei der City Police. Nun sind wir dran. Mr. Frost genießt volle Rückendeckung.« Von wem, sagte er nicht, aber die Pause, die er einfügte, signalisierte, dass Frost nicht unbedingt auf seiner Linie lag.

»Sie, Jesse, Milo, habe ich hergebeten, damit Sie dem Sonderstaatsanwalt ein paar Fragen beantworten. Er hat erfahren, dass Sie die Leichen von Jay Bonner und Josh Pournelle im alten Theater fanden.«

Frost nickte. Sein skeptischer Blick krallte sich wie mit Widerhaken in meinen Augen fest. Gierig. »Sie waren mit Jay Bonner befreundet?«

Ich schürzte die Lippen. Mein Verstand sagte mir, dass höchste Vorsicht geboten war. Frost sah mit seinen Glupschaugen nicht nur aus wie eine Muräne - er benahm sich auch ähnlich aggressiv und räuberisch. Ich konnte mir vorstellen, dass er durch seine bloße Ausstrahlung schon manches Geständnis provoziert hatte. »Wir kannten einander«, nickte ich. »Befreundet wäre zu viel gesagt.«

Frost starrte mich an. »Sie wussten, wie krank er war? Todkrank ...«

»Nein«, nahm Milo mir die Antwort ab, die mir schwergefallen wäre.

»Niemand außer mir und seinem Arzt wusste davon«, griff Mr. McKee ein. Die Schärfe, mit der er sprach, war ungewöhnlich. Normalerweise brachte ihn nichts so leicht aus der Fassung.

»Was fehlte ihm denn?«, fragte ich.

»Leukämie«, antwortete Mr. McKee mit gesenktem Blick. »Er wollte nicht, dass irgendwer zu Lebzeiten davon erfährt. Er hätte noch ein knappes Jahr zu leben gehabt und wollte dies so normal wie möglich ...«

»Bonner arbeitete allem Anschein nach mit diesem Pournelle zusammen«, unterbrach Frost taktlos. »Ich war ihm ganz dicht auf den Fersen - schon wegen früherer Unstimmigkeiten - als es passierte. Genau genommen hatte er Glück, sich so aus der Affäre zu stehlen ...«

»Herzig«, sagte Milo, als wir nach Beantwortung weiterer Fragen entlassen worden waren und den Flur zu unserem Büro langschlenderten. »Ein seltenes Exemplar der prähistorischen Gattung homo cotzbroccus.«

»Weißt du, was aus Bonner geworden ist?«, wechselte ich zu einem Thema, das mich viel brennender interessierte. Die Nachricht von seiner tödlichen Erkrankung hatte mich tief getroffen.

»Nein. Nur, dass er noch immer nicht beerdigt wurde. Es gab Komplikationen.«

»Trans Time?«, fragte ich.

»Keine Ahnung.«

»Clive erwähnte doch eine Lebensgefährtin ...«

»Und?«

»Wir werden ihr einen Besuch abstatten.«

»Wozu?«

»Um unser Beileid zu bekunden.«

»Etwas spät, oder?«

»Besser als nie.«

Das ließ er gelten.

Krimi Auswahlband Mordfälle für den Strand 2019

Подняться наверх