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6 - Zylin - Ankunft im Dunkeln

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Ein eckelhafter Piepton und eine von einer anonymen Frauenstimme gesprochene Mitteilung durchdrang die friedliche Stille im Jagdgleiter. Der eckelhafte Piepton und die Mitteilung „Das gewünschte Ziel wird in 20 Minuten erreicht.“ wiederholten sich gefühlte unendliche Male bis der Pilot, Cheks, endlich aufwachte und ihn deaktivierte. Captain Dek, ebenfalls geweckt, streckte sich zur Lockerung in seinem Sitz, nutzte dafür soviel Platz aus wie er nur konnte, es war eng. Dann löste er seine Sicherheitsgurte, stand auf und reckte sich noch einmal so gut es ging in dem kleinen Jagdgleiter.

Er machte die paar Schritte zu Bob, seinem jungen Assistenten und schüttelte ihn heftig, wäre er nicht angegurtet gewesen, wäre er wohl aus dem Sitz gefallen. Unglaublicherweise schlief der junge Mann immer noch tief und fest. „Bob! Jetzt wachen Sie schon auf.“ raunte er den armen Bob an, der verschlafen, erschrocken sofort aufstehen wollte, aber nicht konnte, da er noch angeschnallt war. Dek verschaffte sich einen Überblick. Die anderen waren alle schon mehr oder weniger wach, rieben sich die Augen und streckten ihre Glieder.

Alle ausser Zylin, der noch immer, so bequem wie es eben im Sitzen ging, auf seinem Platz schlief. Den Blick zurück zu Bob gewendet, befahl Dek „Sehen Sie zu, dass alle für die Landung bereit sind.“ „Jawohl Captain.“ antwortete Bob mehr im Reflex als bewusst, denn er rang immer noch um seine Orientierung, Dek musste ihn in einem dummen Moment aufgeweckt haben.

Jedenfalls liess Dek von Bob ab, schüttelte den Kopf und setzte sich wieder auf seinen Copilotensitz. Immer diese unerfahrenen, jungen Soldaten, dachte er bei sich. Er fragte sich, ob er wohl genügend Geduld aufbringen würde um aus diesem Hitzkopf einen brauchbaren Soldaten für den Ausseneinsatz machen zu können. Lehrer zu sein war wirklich nicht sein Ding.

Einen Moment später schaffte es also auch Bob wieder einen klaren Kopf zu kriegen und er wusste wo er war. Er löste seine Sicherheitsgurte, bewegte seinen Kopf hin und her um seinen steifen Nacken zu lösen und streckte Arme und Beine. Anschliessend blickte er sich im Gleiter um und stellte fest, alle wach und sich am Vorbereiten ausser dieser Zylin Sa, der noch immer schlief. Riso hatte Bob beobachtet und stand auf. Er fasste Bob an der Schulter und meinte schadenfroh grinsend „Na? Willst du unser Dornröschen denn nicht wachküssen? Er verpasst sonst noch unseren Ausflug.“ Bob stiess Risos Hand wütend von seiner Schulter „Lass den Scheiss!“ sagte er, was Riso wiederum zum Antworten animierte „Oh...“ fing er an, kam aber nicht weiter, den Sila unterbrach ihn grob „Riso! Wirklich, hör auf damit, das ist echt unpassend. Wir haben Wichtigeres zu tun.“ Riso zuckte mit seinen Schultern und wandte sich seinen Sachen zu. „Ist ja nicht meine Sache.“ brummelte er beleidigt.

Bob kontrollierte wie alle kurz seine Sachen und stellte sie für den Ausstieg bereit. Er blickte hoffnungsvoll zu Zylin hinüber, vielleicht war er jetzt doch noch von alleine aufgewacht. Aber ‚nein’ seine Augen waren immer noch geschlossen. Bob blickte auf die Uhr. ‚So ein Mist!’, dachte er, ‚Was sollte er tun?’ Er kann ihn doch nicht einfach schlafen lassen, der Captain würde ihn vermutlich mit einem heftigen Tritt aus dem Gleiter katapultieren oder Schlimmeres.

Also nahm Bob tief Luft und ging auf Zylin zu. Er streckte seinen Arm aus und wollte eben an dessen Schulter rütteln, da packte ihn Zylins linke Hand, noch bevor Bobs Hand die Schulter erreichen konnte. Bob blieb vor Schreck beinahe das Herz stehen, wäre nach hinten gefallen, hätte ihn Zylin nicht festgehalten. Zylin hielt Bobs Arm fest im Griff und sagte, immer noch mit verschlossenen Augen „Danke fürs Wecken.“ Darauf liess er Bobs Arm einfach wieder los. Bob zog seinen Arm schnell zurück, schaute Zylin von unten bis oben genau an und beschloss, diesen Typen Mitleid hin oder her, definitiv nicht zu mögen, der war ihm einfach zu unheimlich, überheblich, unsympathisch und grob.

‚Er, Bob Miller, war schliesslich noch nie als verurteilter Verbrecher im Gefängnis gewesen, was dachte der eigentlich, wer er war, dieser ehemalige Commander.’ dachte Bob beleidigt und zu Takwo flüsterte er „Der da...“ er deutete versteckt auf Zylin „Der da... ist ein Verrückter. Ich weiss verdammt nochmal nicht, was der Captain mit dem will.“ Takwo schmunzelte nur und meinte kurz „Du wirst dich dran gewöhnen.“ Auch von dieser Antwort genervt brummelte Bob jetzt alleine vor sich hin „Ach, ihr habt doch alle irgendeinen Knall im Kopf.“

Im Augenwinkel erkannte Bob Risos schadenfrohes Grinsen. Bob drehte sich nicht zu ihm hin und versuchte sich ganz cool von seinem Schreck nichts anmerken zu lassen. ‚Und dieser Riso kann mir ebenso gestohlen bleiben!’ diskutierte er weiter mit sich selbst, während er sich auf die Landung vorbereitete.

Gekonnt sanft landete Cheks den Jagdgleiter auf einer Waldlichtung. Es war eine sternenklare Nacht und die Mondzwillinge leuchteten wie kleine Sonnen am Nachthimmel. Ein kühler Lufthauch kündete den kommenden Herbst an.

Kaum war der Jagdgleiter gelandet, verstummte auch sein Antrieb und es wurde still. Ganz still. Cheks schaltete alle Lichter aus und öffnete die seitliche Ausstiegstür. Einzig ein kleines Lichtlein ging nun an, das die Ausstiegstreppe und den Boden darunter gerade so etwas zu erhellen vermochte. Im Schein des schwachen Ausstieglichts kam kniehohes Gras zum Vorschein.

Die Anspannung der Anwesenden im Gleiter stieg an. Alle drückten sich um den Ausgang herum und blickten ins Dunkel der Nacht. Vielleicht 100 Meter entfernt konnte man irgendwie mit fest zusammengekniffenen Augen den Waldrand ausmachen. Mehr aber auch nicht, denn trotz wolkenfreiem Himmel und 2 Monden blieb es am Boden einfach nur dunkel und schwarz. Es war gerade für einen Moment windstill, nur ein paar Feldgrillen und fremdartige Vogelrufe ‚Huuuu huii’ ‚Hoa Hoa’ ‚Brrria Brrroooo’ waren in der friedlichen Nachtstille zu hören. Alle warteten. ‚Huuuu hui’

„Verdammt! Wo bleibt denn das abgemachte Leuchtsignal?“ fluchte Dek leise. „Vielleicht auf der anderen Seite des Gleiters?“ brachte sich Bob ein. „Vielleicht, sieh nach!“ befahl Dek. Cheks hingegen sagte ziemlich beleidigt „Captain Dek, ich habe den Gleiter wie geplant korrekt ausgerichtet gelandet. Hier funktioniert zwar kein Kompass, aber die Monde stehen richtig. Es ist also nicht möglich, dass sie auf der anderen Seite sind.“ „Ich seh auch nichts.“ bestätigte Bob und kam vom Fenster zurück zur Ausstiegstür. „Vielleicht die falsche Lichtung?“ flüsterte Bob, Cheks blickte ihn nur gehässig an. „Ok, dann eben nicht. Ich mein ja nur.“ beendete Bob kleinlaut das kurze Gespräch.

Wieder Stille. Alle horchten und sahen gespannt in die Nacht hinaus.

Plötzlich hörten sie ein leises und weit entferntes Rascheln und Knacken. „Da! Das kommt bestimmt vom Waldrand her.“ flüsterte Takwo aufgeregt. „Was ist, wenn das eine Falle ist? Es soll gefährliche Räuber und Banditen hier geben.“ warf Sila leise in die Runde. „Man kann nichts erkennen! Und die Nachtsichtgeräte funktionieren hier irgendwie nicht. Was ist das bloss für ein Planet?!“ hörte man Riso von seinem Sitz aus fluchen. Er klopfte und schüttelte an seinem Nachtsichtgerät herum.

Ein feiner Windhauch liess jetzt das kniehohe Gras hin und her schaukeln. Schweigend starrten alle von Deks Team ins Dunkel, immer noch in der Hoffnung, vielleicht doch noch das abgemachte Lichtsignal zu sehen.

Nichts.

Schliesslich wandte sich Dek an Zylin „Sa! Wärt Ihr so nett, wir wollen hier nicht ewig versauern.“ Zylin, der bis anhin immer noch scheinbar schlafend auf seinem Sitz sass, meinte darauf in spöttischem Unterton mit weiterhin geschlossenen Augen „Was denn? 6 ausgewachsene Soldaten und ihr kriegt das nicht auf die Reihe?“ „Bitte.“ bat Dek nochmals mit Nachdruck und deutete dabei ungeduldig mit einer Kopfbewegung zum Ausgang hin. Zylin öffnete endlich die Augen, löste gefühlt unendlich langsam seine Sicherheitsgurte, stand ebenso langsam auf, ging zum Ausgang, sprang wie ein geschmeidiges Raubtier mit einem Satz ins Gras und verschwand lautlos ohne weiteren Kommentar im Dunkeln der Nacht.

Im Jagdgleiter zurückgeblieben starrten alle mit offenem Mund auf Captain John Dek. Liessen es aber geschehen, denn schliesslich war es ein Befehl des Captains. Einzig Bob, der Neuling, hatte die jugendliche Unverfrorenheit Dek völlig entrüstet und verständnislos anzusprechen „Captain! Sind Sie verrückt? Bitte entschuldigen Sie, aber Sie können doch diesen Verrückten nicht einfach alleine gehen lassen?!! Sie haben uns ihm, und ihn uns, noch nicht einmal vorgestellt!“ frech und energisch deutete er dabei vorwurfsvoll mit offener Hand auf den Ausgang, dass allerdings mehr einem wilden Fuchteln glich.

„Ruhe!“ befahl Dek „Zylin ist der Einzige hier, der die Umgebung hier kennt, braucht kein Nachtsichtgerät, hat die Möglichkeit zu handeln und wenn es eine Falle ist oder er nicht zurückkommen sollte, können wir ihn mit dem Funksender an seinem Halsband verfolgen. Käme er um, wäre es der kleinst mögliche Verlust. Das ist die einfachste und schnellste Lösung. Ende der Diskussion.“ erklärte Dek dann unerwartet gelassen und ruhig. Kurz sah er seinen jungen Assistenten an „...und Bob.“ Dek machte einen schweren Seufzer „Das war das letzte Mal, dass ich Ihnen eine solche Respektlosigkeit durchgehen lasse. Von jetzt an wird es Konsequenzen haben, wenn Sie nicht endlich lernen Ihr Temperament zu zügeln.“ Bob nickte und nahm Deks Drohung ohne weiteren Kommentar entgegen. Bob musste neidlos zugeben, dass es so gesehen, eine wirklich gute Entscheidung des Captains war. Bewunderung für seinen Captain verdrängte seine vorschnelle Entrüstung. Nur Risos schadenfrohes Grinsen nervte ihn schon wieder.

Dek drängte sich zum Ausgang und sah in die Nacht, dabei brummelte er noch vor sich hin „Wo, verdammt nochmal, kommen wir denn hin, wenn die Befehle des Captains angezweifelt werden!“ er schüttelte seinen Kopf „Dieser dumme, junge Hitzkopf!“ Er blickte ins schwarze Nichts der Nacht und hoffte, sich nicht falsch entschieden zu haben. Irgendwie war es zu einfach gegangen. Nach ihrem Zusammentreffen auf Sarg hatte er nicht wirklich damit gerechnet, dass Zylin so schnell kooperieren würde, wenn er es denn auch tat.

Nach wie vor erhellten die Zwillingsmonde idyllisch den Nachthimmel. Hin und wieder ein feines Rauschen im Gras. Ein leichtes Frösteln auf der Haut. Aber sonst weiterhin: Stille und diese fremden Stimmen der Nacht.

Derweil im Unterholz am Waldrand: „Mistding! Das funktioniert auch nicht. So ein verfluchter Krüppel-Planet!“ Der Soldat klopfte und schüttelte verärgert seine Signallampe so fest er nur konnte. „Beruhig dich doch! Wir konnten doch nicht wissen, dass die Gegend hier so aufgeladen ist...“ sein Kollege zeigte auf die Anzeige seines Messgerätes „...dass die Akkus der Signallampen nicht funktionieren. Vermutlich hätten wir altmodische Batterien mitnehmen sollen.“ „Ach! Wenn interessiert das, lass dir besser was einfallen das uns hier und jetzt hilft! Die warten doch auf das Signal! Sonst schiessen die bestimmt gleich, verflucht, verflucht.“ brummelte der Soldat mit der Lampe zurück. Sein Kollege schaltete sein Messgerät aus, jetzt lag er komplett im Dunkeln, weil das kleine Display nicht mehr leuchtete, und flüsterte „OK, OK. Hast du denn keine Notfall-Signallampe mit Bat...“ er brach mitten im Wort ab.

„He? Was hast du?“ fragte der Soldat mit der Lampe nach. Dann lauschte er einen kurzen Moment und hörte erst ein Rascheln im Unterholz gefolgt von Schritten. Er fragte sich, was mit seinem Kameraden wohl los war. „Bist du noch da?“ Vorsichtig legte er die nicht funktionierende Lampe auf den Boden und griff sicherheitshalber nach seiner Waffe. Doch zu seiner Überraschung war sie weg, steckte nicht mehr in seinem seitlichen Halfter. Was ging hier vor? „Ist da jemand?“

Erschrocken blickte er um sich und versuchte etwas im Dunkeln zu erkennen. Die Schritte waren weg, Stille. Er hielt den Atem an und wartete angespannt. Vorsichtig tastete er mit seiner linken Hand den Boden ab, vielleicht war im seine Waffe einfach runter gefallen.

„Suchst du die hier?“ hörte er hinter sich eine tiefe männliche Stimme, sofort stand er gerade hin und drehte seinen Kopf in die Richtung der Stimme. Starr vor Schreck hielt er inne, der arme Soldat sah direkt in den Lauf seiner eigenen Waffe, die ihm Zylin unmittelbar vor die Nase hielt. „Wie haben Sie das gemacht?“ stammelte er „Die Signallampe funktioniert wohl nicht?“ fragte ihn die unbekannte Stimme weiter. Alles was der Soldat dann noch stottern konnte war „Äh...woher wissen...?“ der Soldat verstand nicht wie ihm geschah. Erst jetzt trat der unbekannte Angreifer soviel näher, sodass er ihn als schwarzen Schatten im Dunkeln erahnen konnte, er war gross und offenbar ziemlich stark, denn er hielt seinen Kameraden mit dem linken Arm im Schwitzkasten und drückte ihm einen Dolch an den Hals, während mit rechts seine Pistole ins Gesicht hielt. „Dumm gelaufen.“ sagte Zylin sarkastisch „Und jetzt vorwärts, zum Gleiter mit Euch, ich hab’s eilig.“

Bob drehte sich plötzlich um, lief zu seinem Sitz und kramte ein Gerät heraus. Das Gerät hatte ein kleines blinkendes grünes Lämpchen, einen kleinen Bildschirm und ein paar Knöpfe. Es war der Funkempfänger zu Zylins Halsband. Als Dek Bob mit dem Ding sah murrte er ihn an „Bob, was wollen Sie damit? Stecken Sie das Ding sofort weg, bevor ich es rausschmeisse!“ Bob antwortete tapfer „Aber Captain, sehen Sie doch, hier“ er zeigte auf den kleinen Bildschirm „hier, das ist das Halsband, jetzt wissen wir wo...“ weiter kam er nicht, dann riss ihm Dek den Funkempfänger aus der Hand und fluchte weiter, jetzt noch genervter als vorhin „Bob, Sie sind ein hohlköpfiger Grünschnabel und ungeduldiger, unerfahrener Anfänger! Ich weiss wirklich nicht, was Sie hier sollen!“ Dek nahm Luft „Ahh... ich könnte vor Ärger Bäume ausreissen!“ knirschte er zwischen den Zähnen hervor, um die Beherrschung ringend, denn dieser Bob kostete ihn noch den letzten Nerv. Dek wedelte mit dem Funkempfänger vor Bob herum, der das Teil aufmerksam mit seinen Augen verfolgte, um es im Fall der Fälle vor einem Rausschmiss aufzufangen. Dann beruhigte sich Dek, gab Bob das Gerät zurück und befahl „Jetzt stecken Sie es weg und halten Sie von mir so viel Abstand wie nur möglich, ich komme mir vor wie im Kindergarten.“

Riso, der Dek und Bob aus dem Seitenwinkel beobachtet hatte, konnte sich ein leises Schmunzeln nicht verkneifen und kassierte auch prompt eine ruppige Antwort von Dek darauf „Riso, lassen Sie das oder ich kommandiere Sie als Bobs Kindermädchen ab, dann werden Sie schon sehen!“ Riso merkte, dass es Dek ernst meinte und drehte sich sofort um, er hatte wirklich keine Lust, den Grünschnabel Bob hüten zu müssen. Trotzdem hatte er alle Mühe, sein Kichern zu verkneifen.

Als Dek seine Aufmerksamkeit wieder dem Ausgang widmete wollte Riso von Bob wissen „He, Kleiner.“ Bob sah ihn abschätzig an „Was willst du?“ „Warum funktioniert dein Ding da und mein Nachtsichtgerät nicht?“ Bob sah auf den Funkempfänger, studierte einen Moment und antwortete schulterzuckend „Keine Ahnung. Vielleicht, weil dein Gerät mit Akku läuft und das hier“ er hob den Funkempfänger an „mit Bewegungsenergie.“ er schüttelte das Gerät „Siehst du, es lädt sich auf, wenn man es bewegt.“ „Ah, das ist doch eine mögliche Erklärung. Danke Kleiner.“ bedankte sich Riso und Bob fand es erstaunlich, dass Riso auch normal reden konnte und nicht immer nur so sau blöde Sprüche über ihn reissen kann. Ausser das mit dem ‚Kleiner’, das gefiel Bob natürlich überhaupt nicht, aber immerhin, ein Anfang.

„Dort! Ich höre was.“ flüsterte Tawko aufgeregt und deutete mit dem Zeigefinger geradeaus ins Dunkle. Und tatsächlich erschienen kurz darauf die beiden Soldatenkameraden und Zylin im schwachen Licht der Ausstiegsrampe. Dek erkannte sofort die beiden Soldaten, die zum 6-köpfigen Vorbereitungstrupp gehörten, welchen er vor 3 Tagen auf Steinwelten abgesetzt hatte. Die Aufgabe des Vorbereitungstrupps war das Einrichten eines ersten Lagerplatzes und die erste Bestandsaufnahme der neuen Umgebung gewesen. Jetzt hätten Sie den Landeplatz sichern und ihnen per Lichtsignal das O.K. und die Richtung zum Ausstieg geben sollen, was offensichtlich nicht funktioniert hatte.

Beide Soldaten erkannten Captain Dek ebenso und waren mehr als nur erleichtert, denn sie hatten schon befürchtet, in die Hände irgendwelcher brutaler Räuber, Banditen oder sonstiges geraten zu sein und bangten insgeheim um ihr Leben. Denn Zylin war niemandem bekannt und trug auch keine Soldatenkleider. Woher hätten sie wissen sollen, dass er zu ihnen gehört.

Der Soldat mit dem Dolch an der Kehle atmete erleichtert auf und seufzte „Captain Dek! Dem Himmel sei Dank!“ er wollte aus Zylins Griff einfach herauslaufen. Zylin hielt ihn grob zurück und drückte dem anderen den Pistolenlauf mit Nachdruck in den Nacken, sodass dieser nicht auch auf die Idee kommen konnte, einfach davon zu laufen. Im Gleiter war ein leises globales Kichern zu vernehmen. Dieses Mal von allen, die hinter Dek im Gleiter standen und dem Schauspiel mit Schadenfreude zusahen.

„Soll ich die beiden gleich entsorgen oder braucht ihr sie noch?“ fragte Zylin überflüssig höhnisch in Deks Richtung. „Blödsinn verflucht! Lass die Idioten los.“ Dek schüttelte den Kopf und verschwand im Gleiter um seine Sachen zu holen, ohne auch nur noch ein Wort an die beiden verwirrten Soldaten zu verlieren, die von Zylin soeben grob von sich weggestossen wurden, sodass sie beinahe vorne überfielen. Sie standen da, wie bestellt und nicht abgeholt, fragend blickten sie sich gegenseitig an, während Zylin seinen Dolch im Beinschafft, befestigt am rechten Oberschenkel, verschwinden liess. Die Pistole steckte er sich einfach in eine Manteltasche.

Als Dek als erster aus dem Jagdgleiter ausstieg, salutierten ihm die beiden Soldaten, das hatten sie vorhin komplett vergessen. Doch Dek spielten solche Formalitäten schon lange keine Rolle mehr, was hatten sie auch für einen Zweck und antwortete darauf mit „Ich glaub’s nicht. Ein einziger Mann! Ihr und wir dazu könnten einfach tot sein. Wie unfähig seid ihr eigentlich?“ er schüttelte nochmals nachdenklich den Kopf „Sind wenigstens die Pferde und das Lager bereit? Oder ist es euch abgebrannt?“ fragte er sarkastisch die beiden Soldaten. „Ja Captain, natürlich, alles bereit. Bitte folgen Sie uns.“ gab der eine schnell als Antwort zurück. Irgendwie kamen sich beide wie kleine Schuljungen vor, die soeben zum Nachsitzen bestellt wurden.

Das allgemeine Kichern in Deks Team war verschwunden. Nur Takwo amüsierte sich weiter. Er kannte Capain Dek schon länger und hatte ihn als sehr fähigen Captain und Befehlshaber kennengelernt, der nicht zimperlich mit seinen Leuten umging und nie ein Blatt vor den Mund nahm, was insbesondere unerfahrene Soldaten immer wieder einmal verunsicherte, jeweils ganz zum Amüsement der nicht Betroffen.

Noch bei jeder Mission dauerte es einen Moment, bis das Team eingespielt war. Allerdings musste Takwo zugeben, dass die neue, junge Generation Terra Sonnensystem Soldaten nicht mehr aus demselben Holz geschnitzt waren wie die alte Garde, zu der Dek gehörte, die den Krieg auf Aquawald miterlebt hatten. Dek strahlte so eine gewisse kompromisslose, kalte Härte aus, die den meisten fehlte, vielleicht war er deswegen auch zum Captain befördert worden und andere nicht. Während Takwo so vor sich hin dachte, beobachtete er Dek, wie dieser im Dunkeln verschwand.

‚Zum Glück ist es so dunkel.’ waren Deks Gedanken, während er sich im Schritttempo in Richtung Waldrand vom Jagdgleiter entfernte. Sein Ärger über die beiden Soldaten hatte sich nämlich ziemlich schnell verzogen und einem selbstlobenden Stolz Platz gemacht. Niemand sollte sein Strahlen im Gesicht sehen, die sollten nur Angst und Respekt vor ihm haben, keine guten Freunde von ihm werden. Das war ein Fehler, den er nicht noch einmal machen würde. Dabei dachte er an Zylin. Und trotzdem platze er nun fast vor Stolz auf ‚seinen’ Commander. ‚Genauso mag ich das: Meine Befehle schnell und kompromisslos ausführen ohne unnötigen Verlust zu produzieren. Ah! Einfach effektiv! Und er hat es ohne weitere Probleme erledigt. Das hatte ich gehofft. Wie in alten Zeiten.’ dachte er sehr zufrieden mit sich selbst. ‚Das waren die Momente, weswegen ihm seine Arbeit so gut gefiel.’

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