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Kapitel 8
ОглавлениеJosh fuhr durch das stille Straßenlabyrinth, eine seltsame Welt aus leuchtenden und blinkenden Rentieren, Nikoläusen und Weihnachtskugeln, mit denen die Bewohner ihre Häuser und Vorgärten dekoriert hatten. Sie war nicht gekommen. Eine Stunde lang hatte er an dem Tisch im Coffee Club gesessen und gewartet, immer wieder aufgeschaut, immer wieder den Hals gereckt, um sich zu versichern, dass sie nicht doch drinnen saß und ungeduldig auf ihn wartete. Irgendwann hatte er ein Mineralwasser bestellt. Vielleicht hatte sie ihn missverstanden und den nächsten Nachmittag gemeint. Oder war ihr etwas zugestoßen? Ein Unfall? Oder – oder hatte ihr jemand anders ein besseres Angebot gemacht? Dieser Mann? Als er aufstand und ging, war sein Glas noch halbvoll. Er hatte sich ins Auto gesetzt und war einfach losgefahren. Ziellos. Wie er es öfter tat, wenn er nicht wusste, was er mit sich und seinem Leben anfangen sollte.
Als er eben das Schild Marcoola Beach las, bog er ab, fuhr an den Strand und setzte sich in den Sand, der schon kühl wurde. Er starrte aufs Meer, auf die heranrollenden Wellen, die sich vor dem Strand schaumspritzend brachen; er sah den Möwen zu, die gruppenweise, in dieselbe Richtung blickend da standen, dann aufflogen, sich vom Wind treiben ließen und sanft an einer anderen Stelle landeten; er beobachte den Himmel, über den Wolken zogen, erst orangefarbene, dann braune und gelbe und schließlich dunkelgraue, die manchmal weiße Ränder bekamen, wenn sie in die Nähe des Mondes kamen.
Wie hatte er auch nur einen Moment annehmen können, dass Chrissy sich mit ihm treffen würde? Ganz sicher war sie mit diesem Mann zusammen. Wieder erschienen die Bilder vor ihm: sie nackt über die Sessellehne gebeugt, der Mann hinter ihr...
Warum brachte er es nicht fertig, ein normales Mädchen anzusprechen?
Irgendwann fing er an zu frieren und er fuhr heim.
Lange konnte er nicht einschlafen, während Garbo wie immer in vertrauensvoller Entspannung schwer auf seinen Füßen lag und zufrieden schnarchte. Sicher, dachte er, sicher hat sie sich über mich lustig gemacht. Wie gut er das kannte. Als er noch ein Kind war, wollte ihn sein Vater öfter zum Surfen mit hinausnehmen, doch er hatte sich immer dagegen gewehrt, weil er Angst hatte. Angst vor der unbekannten Tiefe des Wassers, Angst, von irgendetwas hinuntergezogen und verschlungen zu werden. Er hatte geheult und sein Vater hatte ihn jedes Mal ausgelacht. Feigling, hatte sein Vater gesagt, Heulsuse! Du bist genauso wie mein Bruder Graeme. Der hat sich auch nichts getraut im Leben. Und, wo ist er heute? Im Gefängnis, weil er sich selbst nichts getraut und sich lieber auf andere verlassen hat.
Josh wurde übel. Auf einmal fühlte er sich mutterseelenallein. Er stand auf und zog die Tür auf, die vom Schlafzimmer in den Garten führte. Wie ein schwarzer Schlund lag der Garten vor ihm. Er zog die Tür wieder zu. Seine Haut fühlte sich klebrig an. Ich muss Chrissy vergessen, dachte er.