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Kapitel 9

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Am nächsten Morgen verließ Shane auf eigene Verantwortung das Krankenhaus.

„Ich würde Ihnen empfehlen, noch ein paar Tage hier zu bleiben. Haben Sie denn jemanden, der für Sie sorgt?“, hatte der Arzt gefragt. „Ja“, hatte er gelogen.

„Okay, kommen Sie übermorgen zur Kontrolle, dann gebe ich Ihnen die Unterlagen mit für ihren betreuenden Arzt. Wie steht’s mit den Schmerzen?“

„Geben Sie mir was zum Vergessen. Oder ein neues Leben ohne Erinnerung“, hatte er geantwortet.

Der Arzt hatte geseufzt und ihm das Formular hingeschoben.

Jetzt mühte sich Shane auf Krücken zum Aufzug. Eine Krankenschwester trug ihm die Tasche mit seiner Wäsche und begleitete ihn bis zum Taxi. Sein Bein schmerzte trotz der Tabletten. Er war es nicht gewöhnt, an Krücken zu gehen und als er endlich vorne im Taxi saß, war er schweißgebadet.

„Rechtzeitig zum Weihnachtsurlaub, was?“, sagte der Taxifahrer mit einem Augenzwinkern und deutete auf sein Bein. „Erspart Ihnen wenigstens die lästigen Weihnachtseinkäufe, was? Na, ist bei der Hitze allerdings auch kein Vergnügen, ich meine Ihr Verband da.“

„Macht es Ihnen was aus, loszufahren?“, brummte Shane.

Der Taxifahrer lachte gutmütig.

„Mann, Sie haben denselben Humor wie mein Schwager!“

Shane fragte nicht weiter.

Shane blickte auf die Straße, die jetzt, um kurz nach zwölf mittags, genauso belebt war wie morgens, wenn die Büros öffneten. Männer und Frauen in grauen und schwarzen Kostümen und Anzügen suchten für den Lunch Restaurants oder Cafés auf, andere eilten, ein Sandwich essend wieder zurück zu ihrem Arbeitsplatz. Auf einer Anzeigetafel sah er, dass zweiunddreißig Grad im Schatten herrschten, von denen er im Taxi zum Glück wenig mitbekam. Sie kamen nur langsam voran. Immer wieder musste der Fahrer bremsen, sich einreihen in lange Autoschlangen, die langsam von einer Ampel zur anderen krochen.

Schließlich hielt der Taxifahrer am Rückeingang des siebenstöckigen Apartmenthauses am Brisbane River, half Shane beim Aussteigen, trug seine Tasche und hielt ihm die Tür zum Aufzug auf.

„Gute Besserung!“, sagte der Fahrer zum Abschied, „und lassen Sie sich nicht unterkriegen!“

„Grüßen Sie Ihren Schwager“, sagte Shane. Der Taxifahrer lachte und ging. Die Türen schlossen sich. Shane schloss sein Apartment auf, hob die Tasche hinein, schaffte es, die Verandatür aufzuschieben und ließ sich erschöpft in den Sessel sinken, der direkt im Windzug stand. Er war endlich zu Hause. Sein Bein brannte, und er fühlte sich müde. Er brauchte unbedingt einen Drink. Also machte er sich wieder auf den Weg. Noch nie war ihm die Distanz zur Küche so groß erschienen. In der Küche roch es muffig. Er schob das Fenster auf und goss sich einen Whisky aus der neuen Flasche ein, die er sich vor einer Woche gekauft hatte, warf zwei Eiswürfel hinein, kippte das Glas herunter, goss nach, klemmte die Flasche in den Hosenbund und hinkte mit dem Glas in der einen und der Krücke in der anderen Hand zurück zum Sessel. Er legte beide Beine hoch und schaltete das Fernsehen ein. Er musste nachdenken, wie er jetzt weitermachen sollte.

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