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Kapitel 2: Der Gesetzlose

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Ort: Leruma Prime, Anarchistischer Raum/Wilder Raum, an der äußeren Grenze zum Kaiserreich

Zeit:4699,1 NSüdK

Genormte Galaktische Zeitrechnung

––––––––


JEREL RIMASEN GRINSTE unter seinem dratikanischen, an eine Dämonenfratze erinnernden Helm.

Er zählte die anwesenden Sicherheitsleute. Es waren zwölf.

Zwölf Sicherheitsleute hatten ihn in die Enge getrieben.

Er betrachtete die Tatsache, dass im ganzen Sektor nach ihm gesucht wurde, als Bestätigung.

Die Informationen, die er gestohlen hatte, waren wirklich wertvoll.

„Hände hoch ... ganz langsam ...“, knurrte einer der Männer. Er richtete wie alle anderen im Raum ein Gewehr auf Jerel. Es war eine normale Projektilwaffe, ehemaliger militärischer Bestand des Kaiserreichs, der ausgemustert worden war.

Ein glatzköpfiger Mann in der Mitte schien der Anführer dieser Gruppe zu sein.

„Wird‘s bald? Der Gouverneur will dich lebendig“, sagte er.

„Wenn ihr jetzt geht, lasse ich euch am Leben“, antwortete Jerel, was die Männer schlicht ignorierten. Einige lächelten höhnisch.

Jerel schnalzte leise und resigniert mit der Zunge, was ein Signal war. Es bewirkte, dass eine Blend-Granate in den Armraketenwerfer seiner modifizierten dratikanischen Rüstung geladen wurde.

„Nun denn, meine Herren. Es war mir keine Freude Ihre Bekanntschaft zu machen“, rief Jerel.

Er richtete seinen linken Arm auf den Boden vor sich und schloss die Augen. Die Granate schlug auf den Boden auf und explodierte. Das Licht blendete die Umstehenden. Die automatische Abdunklung von Jerels Helmvisier versagte, selbst durch seine geschlossenen Augen sah er den hellen Schein.

Schreie wurden laut.

Erst verwirrt, dann entsetzt, als Jerel begann auf die Geblendeten zu schießen. Einer nach dem anderen sank getroffen zu Boden. Zwei reagierten zwar reflexartig und feuerten wild drauf los, aber für Jerel war es ein Leichtes, ihren schlecht gezielten Schüssen auszuweichen. Als er sein Werk vollendet hatte, blickte er traurig auf die leblosen Körper am Boden.

Er kam ins Grübeln, während er in Richtung des Raumhafens ging. Es war nicht fair gewesen. Aber das war im Leben nichts.

Wieder zwölf Leichen mehr, die deinen Weg pflastern, meldete sich eine leise Stimme in seinem Hinterkopf. Seitdem er sich in den Grenzkriegen dem Kaiserreich angeschlossen hatte, waren bereits Hunderte durch seine Hand gestorben. Er war inzwischen im ganzen Quadranten gesucht und man hatte diverse Kopfgelder auf ihn ausgesetzt.

Er war ein dratikanischer Söldner. Während der Grenzkriege hatte er anfänglich für eine Koalition von vier Systemen gearbeitet. Allerdings hatte ihn das Kaiserreich nach knapp einem Jahr Kriegsdauer abgeworben. Für ihn war es egal gewesen. Er hatte nun auf die schlecht ausgerüsteten Milizen gefeuert und nicht mehr auf die gut ausgerüsteten Jungs in den mattgrünen Kaiserreich-Uniformen. Zudem hatte er mehr Sold bekommen. Alles war gut gewesen, besser als vorher. Bis der Admiral der 3. Flotte den Befehl zum Völkermord gegeben hatte. Dadurch hatten sich einige der Soldaten in der Flotte dazu entschlossen, den Befehl zu verweigern. Das wurde im Kaiserreich immer schon mit dem Tode bestraft. Der Befehl der Kaiserin aller wahren, reinen Menschen, wie sie sich nannte, war Gesetz. Vor allem, weil eine der Kaiserlichen Wachen, jener Spezialeinheiten der Kaiserin, die als ihre rechten Hände galten, den Befehl verweigert hatte.

So waren die Befehlsverweigerer noch während der Schlacht für vogelfrei erklärt worden. Man hatte sie abgeschlachtet und ihnen in den Rücken geschossen.

Nun war Jerel auf der Flucht, weil er sich diesem Befehl widersetzt hatte. Er hatte seine Kommandantin, die Kaiserliche Wache Narlie Tel‘kar beschützt und die Soldaten getötet, die den Befehl ausführen wollten. Das war nun bald anderthalb Jahre her.

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„HAST DU SIE?“, FRAGTE eine schlanke, muskulöse Frau, als Jerel sein Schiff betrat. Sie passte ihn direkt hinter dem Eingang des Schiffes ab. Während er zum Cockpit ging, folgte sie ihm.

„Jemand hat uns verpfiffen. Soldaten warteten vor der Kneipe auf mich“, antwortete er, während er sich auf den Pilotensitz fallen ließ. Er startete die Triebwerke seines Xem.T-Frachters, der ENTDECKUNG.

Sie setzte sich auf den Kopilotensitz und schaute ihn fragend an: „Aber du hast die Information?“

Sie wirkte besorgt. Er startete den Antrieb und lenkte das Schiff von dem kleinen Landefeld hinauf Richtung Stratosphäre.

Er grinste. „Narlie Tel‘kar“, sagte er und warf ihr einen mitleidigen Blick zu, „überleg kurz, mit wem du sprichst.“

„Ich fasse das als ja auf“, antwortete Narlie und beobachtete, wie sie die Atmosphäre von Leruma Prime, einem öden Felsbrocken im Anarchistischen Raum, verließen.

Den Anarchistischen Raum, die Grenzwelten oder auch den Wilden Raum, so nannte man die Region abseits der Grenze des Galaktischen Kaiserreichs. Offiziell war es ein Teil des Weltraums, in dem viele kleinere und größere Fraktionen um Macht und Kontrolle kämpften. Doch gab es hier niemanden, der es mit den großen Vier aufnehmen konnte. Die großen Vier waren das Galaktische Kaiserreich, die Terranische Allianz freier Völker, die Traniatische Föderation freier Welten und das Kratische Konsortium. Es waren die vier größten galaktischen Reiche.

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„DAS HEIßT, ALS NÄCHSTES geht‘s nach Kalagath?“, fragte Narlie und programmierte den Nav-Computer. Sie trug eine schwarze Hose und ein eng anliegendes lilafarbenes Shirt. Jerel wusste, dass sie es bedauerte nicht mehr ihre Kaiserreichsrüstung zu tragen. Doch sie wäre viel zu auffällig gewesen. Als Kaiserliche Wache war sie in dieser Kampfrüstung ausgebildet worden, seit sie alt genug gewesen war. Kaiserliche Wachen wurden nicht geboren.

Sie wurden im Geheimen gezüchtet.

Sie war ein Klon.

Modifiziert.

Verbessert.

Im Kaiserreich war sie ein wandelnder Frevel, von dem niemand wissen sollte. Denn das Kaiserreich vertrat offiziell die Meinung, dass der Mensch, der genetisch unmanipulierte Mensch, die überlegene Rasse schlechthin war. Dass man das ausgerechnet bei der Leibwache der Kaiserin nicht so eng sah, war ein gut gehütetes Geheimnis, selbst in den höchsten Kreisen.

Jerel betätigte den Hebel für den Lazaris-Kristall. Im Bug öffnete sich eine kleine Luke und der Kristall wurde ausgefahren. Er leuchtete auf und ein Impuls schoss in den Weltraum vor ihnen.

„Spalt offen, los geht‘s“, sagte Narlie nach einem kurzen Blick auf die Instrumente.

Jerel flog das Schiff in diesen Riss im Normalraum.

Dahinter wirbelten die Farben umher.

„Schilde halten. Strahlenbelastung normal“, sagte Narlie.

Jerel entspannte sich.

Sie waren vom Normalraum in den Lazarischen Raum gewechselt, eine Art Zwischenraum. Er war weder eine Parallelwelt noch eine andere Existenzebene. Kein richtiges anderes Kontinuum. Er war weniger, wie die Wissenschaft zu sagen pflegte, und wurde für überlichtschnelles Reisen benutzt. Im Zwischenraum waren Entfernungen viel kürzer als im Normalraum, so dass man relativ gesehen die Lichtgeschwindigkeit überschritt.

Doch es gab auch Risiken. Man musste vorher wissen, wo man wieder in den Normalraum zurückkehrte. Wechselte man auf gut Glück in den Normalraum zurück, konnte man direkt in ein Trümmerstück fliegen, oder in einen Asteroiden. Oder aber auch in einen bisher unbekannten Planeten. Zudem herrschte im Zwischenraum eine hohe, lebensfeindliche Strahlung. Deswegen aktivierte man die Schilde und benutzte starke Schiffspanzerungen, um Folgeschäden zu verhindern. Natürlich war damit auch die Zeit begrenzt, in der man gefahrlos durch den Lazaris-Raum reisen konnte.

*


ZUR GLEICHEN ZEIT WURDEN auf Leruma Prime die Leichen der Soldaten gefunden.

Zaren Daler blickte verdrossen auf die erkalteten Körper. Er versuchte Details zu erkennen, die ihm etwas über den Mörder verraten würden.

Er wusste, dass die Zielperson hier gewesen war. Und ihm war auch bewusst, was die zwölf toten Soldaten zu bedeuten hatten. Zaren drehte sich zu dem Major um, der hinter ihm stand und ihn erwartungsvoll anblickte.

„Der Gouverneur hat Ihre Befehle wohl ‚missverstanden‘“, bemerkte Major Drest sarkastisch. Er blickte ebenso resigniert zu den Toten wie Zaren. Nicht, weil sie unnötig gestorben waren, sondern weil sie ihnen die Arbeit nicht leichter machten.

„Missverstanden?“ Zaren hob leicht amüsiert eine Augenbraue. „Nein, er hat mich verstanden. Aber er hat wohl angenommen, dass ich den Söldner überbewerte.“

„Hätte er gewusst, was im Besitz des Dratikaners ist, hätte der Gouverneur den ganzen Planeten mobilisiert“, sagte Major Drest.

„Du weißt, dass unsere Befehle das nicht zulassen. Wenn bekannt würde, welche Informationen dem Kaiserreich ‚abhanden‘ gekommen sind ...“ Er brachte den Satz nicht zu Ende, da ihnen beiden sehr wohl klar war, was dann passieren würde. Es waren Kommunikationsprotokolle. Mit ihrer Hilfe konnte nicht nur der militärische Funkverkehr überwacht, sondern auch Versorgungslinien und generelle Flottenkonzentrationen erkannt werden.

Sollte das an die Öffentlichkeit gelangen, würde es denen, die forderten, eine weniger zentralistisch organisierte Armee anstatt von lokalen Systemstreitkräften zu unterhalten, neuen Wind bringen. Es gab schon lange im Kaiserreich Bestrebungen von verschiedenen Seiten, das zentralistische Militär aufzuspalten in kleinere dezentrale Verbände. Das würde natürlich einen Machtverlust der Kaiserin bedeuten, der das Militär direkt unterstellt war. Aber es würde auch verhindern, dass jemand an die zentralen Protokolle der Militärkommunikation gelangte und nun die Fähigkeit besaß, ihre Flottenaktivität zu überwachen. Andererseits war es mit dieser Information auch möglich, einen gezielten Erstschlag gegen die Kaiserliche Marine zu führen. Deswegen hatte man Zaren mit dem Zurückholen dieser Informationen beauftragt.

Zaren Daler war ein Mitglied der Kaiserlichen Wache. Das war eine Eliteeinheit von Soldaten, die nur direkt dem Kaiser oder der Kaiserin unterstanden. Das Besondere war, dass er (wie auch die anderen Wachen) ein Klon der allerersten Leibwächter war. Über die Jahre waren es immer mehr geworden, die in der Wache dienten. Offiziell waren es Soldaten, die sich hochgearbeitet hatten, doch in Wirklichkeit erreichten nur wenige Normalsterbliche einen Verdienst, der sie in so ein Amt gebracht hätte. Die Klone wurden von Geburt an einer speziellen Erziehung unterzogen. Zudem waren sie genetisch dazu manipuliert, ein sehr großes Ehrgefühl und Loyalitätsempfinden zu haben. Er und die anderen waren so etwas wie der verlängerte Arm der Kaiserin. Sie hatten faktisch keinen Rang inne, doch waren sie als Vertreter der Kaiserin in der Lage, selbst einem Admiral Befehle zu erteilen. Bereits der Anblick der Wachen war ehrfurchtgebietend, denn die Kaiserliche Wache trug eine beeindruckende Kampfrüstung. Sie erinnerte etwas an die Ritterrüstungen der Prä-Weltraum-Ära der Menschen. Doch war sie vollgestopft mit neuester und modernster Technologie, durch die sie sich in der Rüstung schneller als die meisten Lebewesen bewegen konnten. An ihrer Seite hing ein tajanisches Schwert, eine von vielen als antiquiert angesehene Waffe. Sie war vom Äußeren her ein geschwungener Einhänder, doch in ihrem Inneren steckte, wie in der Rüstung, modernste Technologie. Eine Antriebseinheit ließ die Klinge beim Umlegen eines kleinen Schalters am Griff vibrieren, mehrere hunderttausend Mal die Sekunde wurde sie in Schwingungen versetzt. Dazu wurde die Klinge heiß. Im aktivierten Zustand war man mit einem tajanischen Schwert in der Lage, durch die meisten gängigen Materialien und Rüstungen zu schneiden. Was die meisten Kritiker dieser Hauptwaffe der Kaiserlichen Wache nicht wussten war, dass sie nicht nur über diese sichtbare Nahkampfwaffe verfügte. In den Armen ihrer Rüstungen waren kleine Feuerwaffen angebracht, die sich auf einen gedanklichen Befehl von ihnen ausklappten. Jeder Wache hatte man bei der Geburt einen Chip ins Hirn implantiert, der ihr später half, besser mit der Rüstung umzugehen. Alle Funktionen, vom Versiegeln der Rüstung bis zum Aktivieren der Waffen, wurden mit Hilfe spezieller Gedankenimpulse gesteuert. Es war für sie nicht schwieriger, als den kleinen Finger zu bewegen; es war ihnen in Fleisch und Blut übergegangen, diese kraftverstärkenden Rüstungen zu bedienen wie einen Teil ihres Körpers.

Nur durfte das niemand wissen. Denn das Kaiserreich predigte die reine Menschheit. Frei von genetischer Manipulation und Veränderungen. Der Mensch war das höchste Wesen, so hieß es. Ihn zu manipulieren bedeutete, das Ebenbild Gottes zu beschmutzen.

„Finde heraus, wie viele Schiffe in der letzten Stunde den Planeten verlassen haben und schau, ob du rausbekommst, wo sie hingeflogen sind“, befahl Zaren und wandte sich in Richtung der nächsten Kneipe.

„Ja, Sir“, erwiderte Major Drest und wandte sich in die entgegengesetzte Richtung, zum Raumhafen von Leruma Prime.

*


JEREL LEGTE SEINEN Helm auf eine Arbeitsplatte neben seine Rüstung. Er betrachtete sie eine Weile, überprüfte die Ausbesserungen, die er vor ein paar Monaten gemacht hatte. Währenddessen trat Narlie in den Eingang des Raumes und schaute ihm zu.

„Und? War es das wert?“, fragte er ohne sich umzudrehen.

„Ja. Sie werden zufrieden sein. Ich kann sie nicht öffnen, aber sie scheint echt zu sein“, erwiderte sie, etwas überrascht, dass er sie bemerkt hatte.

„Wie machst du das?“, fragte sie deshalb. „Als Kaiserliche Wache kann ich mich von Natur aus schon sehr unauffällig bewegen, mit Hilfe meiner Ausbildung kann ich fast jedes Geräusch verhindern. Woher wusstest du, dass ich da bin?“

Er lächelte und deutete auf ein Stück Metallschrott auf einem der Regale vor ihm.

„Es gab ein kurzes Flackern, als du im Türrahmen erschienen bist. Und da nur wir zwei auf dem Schiff sind, war der Grund für die Bewegung hinter mir recht eindeutig“, erklärte er und begann eine Granate in das Magazin nachzuladen. Er ersetzte damit die auf Leruma Prime verschossene. Viele waren es nicht mehr, die er besaß.

„Wir dürften bald bei Kalagath in den Normalraum wechseln, willst du das Schiff landen?“, fragte er und begann die Taschen seines blauen Overalls zu durchsuchen, den er anstatt der Rüstung trug.

„Gerne, wenn du meinst, dass ich das schon kann“, sagte sie und schob eine verirrte Strähne ihres rostbraunen Haares aus ihrem Gesicht.

„Gut, dann geh schon mal und bereite alles für das Abbremsen auf Unterlicht vor“, antwortete er.

Sie nickte und verließ den Raum. Einige Minuten später verlangsamte die ENTDECKUNG auf Unterlicht. Ein Spalt öffnete sich im Weltraum und die ENTDECKUNG trat in den Normalraum ein, unweit des Planeten Kalagath und der ihn umkreisenden, mondgroßen Raumstation Dalagotha. Schnell waren sie so nahe heran, dass er ihr gesamtes Sichtfenster ausfüllte.

Kalagath war eine ozeanbedeckte Welt, auf der es für Sauerstoffatmer keinen einzigen Ort gab. Deswegen hatten die Kalagathan, wie sich die dominante Spezies nannte, die Raumstation Dalagotha erbaut. Mondgroß war sie und umkreiste den Planeten. Dalagotha wies eine pyramidene Grundform auf. Dazu war sie übersät mit pockenartigen Auswüchsen, wann immer man sie erweitert hatte. Wie ein Geschwür sah sie aus. So wirkte es auf die Entfernung zumindest auf Jerel.

Jetzt verstand er, warum viele die Raumstation Dalagotha einfach nur „die Hässliche“ nannten.

„Wir haben Landeerlaubnis in Hangar 16“, informierte Jerel, der an der Kommunikationskonsole saß.

„Na dann“, erwiderte Narlie und steuerte das Schiff Richtung der Raumstation Dalagotha. Einige Minuten später landete die ENTDECKUNG etwas unsanft im Hangar 16.

„Nicht schlecht“, sagte Jerel, als sie das Schiff verließen. Er hatte wieder seine schwarz-silbern lackierte dratikanische Rüstung an.

„Für eine erste Landung mit einem modifizierten Transporter war‘s gut“, wiederholte er und musterte unauffällig die Landungsstützen. Ihm fiel auf, dass an ihnen ein wenig der Lack abgesplittert war.

„Danke.“ Sie lächelte ihm zu. Niemand hielt sie auf, niemand verlangte eine Liegeplatzgebühr. Die Station war ein Freihandelshafen, für dessen Betrieb und Instandhaltung sich die Ozeanbewohner anteilsmäßig bezahlen ließen.

Sie liefen durch eine Reihe von gewundenen Gängen, bis sie schließlich auf einem großen Platz ankamen. Von dort aus bogen sie nach rechts ab und gelangten so in eine kleine Bar. Jerel hatte sich informiert. Wer gute Söldner für faire Preise wollte, kam hierher. Genau der richtige Ort für dieses Treffen. Keiner sah zu genau hin und keiner stellte unnötige Fragen.

Sie setzten sich an einen Tisch weiter hinten und bestellten etwas zu trinken. Nach einer Weile setzte sich ein Mensch mittleren Alters zu ihnen an den Tisch.

„Haben Sie sie?“, fragte der Fremde.

„Kommt drauf an, wer Sie sind“, antwortete Jerel. Er musterte den Fremden. Er hatte kurzes braunes Haar und trug eine schwarze Hose zu einem weißen Hemd und darüber eine schwarze Jacke. Keine sichtbaren Waffen.

„Parlius Tilanis ist mein Name. Ich komme vom Planeten Schwarzelfenheim“, antwortete der Fremde.

„Dann haben wir, was Sie wollen“, erwiderte Narlie, da der Fremde die richtigen Code-Wörter gesagt hatte, die ihn als Vermittler zu erkennen gaben.

*


ZAREN LÄCHELTE ZUFRIEDEN, als er zum Raumhafen ging. Dort wartete Major Drest in einem Kanonenboot auf ihn. Während das Kanonenboot in die Atmosphäre aufstieg, berichtete ihm Zaren, was er erfahren hatte. Ohne seine Rüstung war er nur einer der tausenden Reisenden in einem Raumhafen gewesen. Aber einer, der darin geschult worden war, im Gesicht des Gegenübers die Wahrheit zu lesen.

„Ich habe mich ein wenig umgehört. Es dauerte eine Weile, aber ich fand jemanden, der Jerel Rimasen einwandfrei identifiziert hat, wodurch wir wissen, dass er die Farbe seiner Rüstung ein weiteres Mal geändert hat“, erklärte Zaren. „Zusammen mit den Überwachungsvideos konnte ich herausfinden, mit welchem Schiff er vermutlich den Planeten verließ. Er ist mit einem Xem.T-Frachter unterwegs.“

„Xem.T-Frachter? Diese alten Xemtreo-Schiffe? Ich werde sofort eine Nachricht an alle Kaiserlichen Raumhäfen aussenden. Alle werden überprüft werden, egal wie viele es sind. Er wird uns nicht lange entkommen können“, sagte Major Drest zuversichtlich.

Langsam näherte sich das Kanonenboot der VERTEIDIGER VON EIDUM.

Die VERTEIDIGER war eines der drei Paladin-Klasse-Schiffe, die im Rahmen dieser Mission unter dem persönlichen Befehl von Zaren standen. Paladin-Klasse-Schiffe waren das Rückgrat der Kaiserlichen Flotte. Sie waren abgeflachte, leicht pyramidenförmige Schiffe mit kreisrunden Einbuchtungen hinten. Außen hatten sie einen Ring von schwächeren Waffen für die Verteidigung gegen kleinere Kreuzer oder Jäger, in der Mitte der Schiffe befanden sich nach oben und unten dreiläufige schwere Geschütze, die hauptsächlich für den Einsatz gegen Großkampfschiffe gedacht waren. Allerdings waren sie auch bereits in der einen oder anderen Schlacht benutzt worden, um Energieschüsse auf Planeten zum Bombardement zu nutzen. Kleinere Lasergeschütze waren kaum denkbar. Der immens hohe Energieverbrauch war der Hauptgrund, warum in normalen Gefechten Mann gegen Mann immer noch Projektilwaffen verwendet wurden.

Die beiden anderen Schiffe, die ERBARMUNGSLOS und die VERNICHTER, befanden sich in einem gewissen Abstand hinter der VERTEIDIGER. Nach dem Andocken wurde Zaren von Kapitän Tarest begrüßt.

„Wache Daler, ich hoffe, Ihre Nachforschungen waren von Erfolg gekrönt?“, fragte Kapitän Tarest, während er einen Salut andeutete. Er war natürlich schon darüber informiert, dass ihnen der Dratikaner wieder entkommen war.

„Ja, teilweise“, erwiderte Zaren.

Kapitän Tarest war ein in die Jahre gekommener Mann, der auf die sechzig zuging. Er war ein in Ehren ergrauter Offizier, der viele Jahre bereits in den Grenz- und Expansionskriegen des Kaiserreichs gedient hatte. Seine dunkle Uniform ließ seine grau werdenden Haare heller wirken als sie es eigentlich waren. Er wirkte sehnig und hart im Nehmen. Zaren kannte seine Akte und wusste, dass letzteres zutraf.

„Wir ...“, begann Zaren, als er von einem Kommunikationsoffizier unterbrochen wurde.

„Kaiserliche Wache Daler, Sir, hier will Sie jemand vom Geheimdienst sprechen, sofort“, erklärte der Kommunikationsoffizier nervös. „Ich weiß, ich soll Sie nicht stören, aber es erschien wichtig.“

Zaren warf ihm einen Blick zu, dass dem Offizier jedwede Farbe aus dem Gesicht wich. Innerlich war Zaren allerdings bereits damit beschäftigt sich zu fragen, was der Geheimdienst von ihm wollte.

„Geben Sie es mir auf diese Konsole“, erwiderte Zaren und ging zu einer etwas abseits stehenden, nicht besetzten Station.

Ein Mann mittleren Alters erschien auf dem Schirm, es war ein Offizier des Kaiserlichen Geheimdienstes.

Zaren nickte dem Mann kurz zur Begrüßung zu. Er kannte ihn von anderen Gelegenheiten. Er hatte ihn mit der Information versorgt, dass Jerel nach Leruma Prime unterwegs war.

„Was gibt es?“, fragte Zaren ohne Einleitung.

„Wir haben neue Informationen betreffend Jerel Rimasen“, begann der Geheimdienstler. „Er wurde auf Kalagath gesichtet. Genauer, auf der Raumstation. Wir vermuten, dass er entweder neue Vorräte aufnimmt oder dort die gestohlenen Informationen verkauft. Das müssen Sie um jeden Preis verhindern! Der Informant ist in diesem Fall als sehr vertrauenswürdig einzuordnen.“

„Ich bin mir des Ernstes durchaus bewusst“, erwiderte Zaren. Er wusste vermutlich sogar noch besser als der Mann vom Geheimdienst, wie wertvoll dieser Datenblock mit Informationen war.

Zaren beendete die Transmission und wandte sich um.

„Kapitän, wir haben ein Ziel: Kalagath“, erklärte er. „Dort gibt es eine Raumstation im Orbit, ich will ein Dossier mit den verfügbaren Informationen dazu. Inklusive einer Analyse, wie wir sie notfalls mit wenigen Schüssen vernichten können.“

Kapitän Tarest nickte und gab entsprechende Befehle. Er fragte nicht, warum. Er fragte nie nach dem Grund. Noch eine Eigenschaft, die Zaren an diesem Mann schätzte.

Wenige Minuten später verschwanden die drei Paladin-Klasse-Schlachtschiffe synchron in einer Öffnung in den Lazaris-Raum.

Mission Unendlichkeit - Das 1529 Science Fiction Abenteuer Paket

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