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Maximilian Schwarzhuber -
Leben mit Beinprothesen 1. Wie war Dein Leben vor dem Schicksalsschlag/vor der Diagnose/vor dieser Krise?

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Es ist der Abend des 13. Februar 2017. Ich sitze in meinem Rollstuhl in der gespenstisch leeren Eingangshalle des Murnauer Unfallklinikums. Eigentlich nichts Ungewöhnliches für mich. Mit meinen 24 Jahren gehören Klinikaufenthalte schon immer zu meinem Alltag. So viele Operationen, so viele trostlose Tage, so viele einsame Abende in unzähligen Krankenhäusern hatte ich bereits überstanden. Und trotzdem. Dieser Abend ist völlig anders. Dieser Abend soll der letzte meines alten Lebens sein. So zumindest meine Hoffnung, an die ich mich unermüdlich klammere.

Ich spüre, wie sich eine erdrückende Angst in mir ausbreitet, und es kostet mich viel Kraft diese Angst nicht in blanke Panik umkippen zu lassen. Gerade eben habe ich das wohl emotionalste Telefonat, das ich je mit meinen Eltern geführt habe, beendet. Unser letztes Gespräch vor meinem neuen Leben. Ein Abschied. Jetzt bin ich völlig auf mich alleine gestellt. So ähnlich muss sich ein zum Tode Verurteilter kurz vor seiner Hinrichtung fühlen - davon bin ich überzeugt. Schwierig, diesen hoch emotionalen Cocktail aus Angst, Hoffnung, Zweifel, Vertrauen und Unsicherheit in Worte zu fassen. Schwierig, in diesem Zustand noch einen klaren Gedanken zu fassen. Doch es gibt da doch noch etwas. Eine Sache, die ich noch tun muss, bevor ich an diesem denkwürdigen Abend zu Bett gehen werde.

Die eiskalte Luft schlägt mir entgegen, als ich mit meinem Rollstuhl das Krankenhaus verlasse. In der Dunkelheit steuere ich auf eine Baumgruppe auf der Anhöhe vor dem Klinikgebäude zu. Tagsüber hat man von hier oben einen eindrucksvollen Ausblick auf die Bergkette der Alpen. Der ideale Ort für ein letztes Ritual. Vorsichtig erhebe ich mich aus meinem rollenden Gefährt. Auf wackeligen Beinen fällt es mir schwer, das Gleichgewicht zu halten. Mein Blick wandert hinab zu meinen Füßen. Meine Füße, nur noch eine Ansammlung entzündeter Wunden, überdehnter Sehnen und zertrümmerter Knochen. Meine Füße, die so viel aushalten mussten und die trotz allem so lange durchgehalten haben. Jetzt möchte ich mit ihnen noch einmal ein paar Schritte gehen. Während ich unsicher vorwärts wanke, wird mir die enorme Bedeutung dieses Moments bewusst. Das sind sie, die letzten Schritte meines Lebens auf eigenen Beinen. Meine ganz persönliche Form des Abschieds. Ein Abschied ohne Wiederkehr. Getrieben von der Hoffnung auf ein besseres Leben habe ich eine immens schwere Entscheidung getroffen. Die schwerste Entscheidung meines Lebens: Am Valentinstag, morgen früh um sieben Uhr werde ich mir beide Füße amputieren lassen.

Das Geheimnis mentaler Stärke

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