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7 Thomas kommt früh nach Hause

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T

homas kann sich seit Noras Anruf nur noch schlecht konzentrieren. Immer wieder liest er ein und denselben Abschnitt in dem Vertrag, den er unterschreiben soll.

Es hat keinen Zweck! Er steht auf, packt seine Tasche und geht zu seiner Sekretärin Susanne Wohlleben.

„Susanne, ich mache Schluss für heute. Den Vertrag nehme ich mit nach Hause und lese ihn heute Abend. Falls jemand nach mir fragt, bin ich auf dem Weg zu einem Kunden. Mehr sagst du nicht, alles klar?“

Unten in der Tiefgarage des Bürogebäudes, in dem Thomas eine Etage für seine Firma angemietet hat, steht sein Fahrrad. Nach Hause geht es bergab, denn er arbeitet im Bereich des Technologiezentrums in Dortmund. Baroper Bergstraße 2, wie seine Adresse lautet, ist nur knapp zwei Kilometer Luftlinie entfernt.

Radfahren macht ihm den Kopf frei, besonders wenn es so schnell geht, wie auf der Strecke die Palmweide runter, an den Studentenwohnheimen entlang. Die Radarfalle, die am Sonntag Karla erwischt hatte, steht wieder an ihrem Platz. ‚Ob die wohl auf Fahrräder reagiert?‘ Geht es ihm durch den Kopf. Wirkt also schon!

Hinter der Brücke muss er dann doch wieder bergauf fahren, aber das macht ihm nichts aus. Er ist bei guter Kondition und sein Rad ist vom Feinsten, ist ja klar.

Kaum außer Atem steigt er vor seinem Haus vom Rad und schiebt es neben die Haustür. Es ist ein Haus, wie es für die Bessergestellten in den 1930ern in der ‚Gartenstadt Schönau‘ gebaut wurde, massiv, dunkelrot verklinkert und mit schönem Garten, mit altem Baumbestand rundherum. Er hat es früh gekauft und es war damals ein Risiko, weil sein Betrieb noch am Anfang stand und das Haus für damalige Verhältnisse teuer war. Heute würde er das Doppelte von dem was er in D-Mark bezahlt hat in Euro bekommen, wenn er verkaufen wollte, aber er wollte nicht verkaufen.

Vom Flur aus sieht er Nora, die gerade im Wohnzimmer Staub saugt. Was auch sonst! Es nervt ihn, dass sie dauernd putzt und wischt und kocht und Blumen drapiert und den Garten pflegt …

Sie bemerkt ihn noch nicht, weil sie Kopfhörer trägt. Als sie sich umdreht und Thomas sieht, erschrickt sie, reißt schnell die Kopfhörer runter, stellt den Staubsauger aus und eilt dienstbeflissen zu ihm.

Auch das nervt Thomas, dass sie dauernd um ihn herumwieselt, nach seinem Befinden, seinen Wünschen oder seinem Tag im Büro fragt.

Seit der Sache mit Sebastian hat sie ihre ganze ursprüngliche Energie und ihre eigenen Ansprüche … vergessen. Das ist nicht mehr die Frau, die er geheiratet hat.

Manchmal hat er an Trennung gedacht, aber als Realist, der er ist, weiß er, dass er nicht allein leben möchte und die Suche nach einer neuen Partnerin aufwändig und störend für seine Ziele im Beruf sein würde. Alles in Allem ist es gut, wie es ist. Man hat sich aneinander gewöhnt. Und last but not least würde ihn eine Scheidung sehr teuer kommen. Die Firma „ThoGro Consultants“ hat er aufgebaut, als sie schon verheiratet waren und sie läuft auf seinen Namen. Das Geld sprudelt.

„Schatz, du bist schon da? Wie war dein Tag?“

Er zuckt kurz. Da war sie wieder eine ihrer Standardfragen.

„Weißt du, das was du mir von Gudrun gesagt hast, geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Hast du das jetzt klar gemacht oder nicht?“ Er sagt das barscher als er wollte, wohl als Reaktion auf seine vorherigen Gedanken und ihre übliche Frage. ‚Soll er es zurücknehmen? Ach warum, sie steckt das wie üblich weg, als wäre nichts beziehungsweise als hätte er Grund ihretwegen ärgerlich zu sein.‘

Früher war das anders‘, fällt ihm ein. Aber wenn man erstmal in diesem Modus miteinander redet, kommt irgendwann der Punkt, wo man es nicht mehr zurücknehmen, nie mehr anders machen kann.

„Möchtest du was essen oder warten wir bis zum Abend? Ich könnte dir schnell ein paar Spiegeleier machen, die isst du doch so gerne. Oder willst du ein Stück Apfelkuchen. Ich habe frischen gemacht. Und ich hätte auch noch …“

„Lass es gut sein, Nora. Ich habe keinen Hunger. Aber was ist jetzt mit Gudrun? Hat die die Polizei angerufen?“

„Ja hat sie wohl, aber ich habe sie dabei unterbrochen und sie hat nur gesagt, dass sie die Blonde aus dem ‚Rock-Oko‘ kennt, weder ihren Namen noch dass wir dabei waren.“

„Gott sei Dank! Das hast du gut gemacht. Ich habe keine Lust, mich dauernd befragen zu lassen und wenn das dann auch noch bekannt wird, steht es schlecht mit den Kunden.

Wie wär’s, wenn du dich jetzt ausziehen würdest und wir beide uns ein bisschen vergnügen würden? Hast du Lust?“

Auf Noras Gesicht zuckt kurz eine bedenklicher Ausdruck auf, aber sie hat sich schnell im Griff.

„Auf dich habe ich doch immer Lust, Thomas. Lass uns raufgehen.“ Sie bemüht sich das sehr sanft und ein wenig lasziv zu sagen.

-:-

Als es Abend ist, sitzen Nora und Thomas beim Essen. Sie schweigen! Nora hat gezuckt, als sie sich auf den Stuhl gesetzt hat und beißt sich ab und zu auf die Lippe, so als wollte sie Schmerz unterdrücken.

Sauber

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