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Das Kreuz der Sünde

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ehr als zwanzig Minuten lang herrscht Ratlosigkeit bei den Reportern. Die Feuerwehr sagt nichts und aus dem Haus ist auch nichts zu hören. Das grinsende Gesicht von Borris ist schon lange vom Fenster verschwunden. Aus Richtung Kronenburg-Hückelheim nähert sich Blaulicht, das dem ganzen Bild eine kalte Note gibt. Kurze Zeit später steigen Hauptkommissar Werner Große Kleinhaus und sein Kollege Oberkommissar Holger Bernhaus aus dem Auto, dass sie oben auf dem Hügel nahe bei dem chinesischen Restaurant geparkt haben.

Es ist eine Art Spießrutenlauf durch das Blitzlichtgewitter für die beiden.

„HK GK" ruft Gerda Moll von der Tageszeitung Große Kleinhaus' Kurznamen „Was ist passiert? Warum wurden Sie gerufen?“

„Kein Kommentar!" Bernhaus bahnt beiden einen Weg durch den Auflauf. Endlich haben sie den Feuerwehrmann erreicht, der sie am Rande des neuen Sees in Empfang nimmt. Sie haben Planken von dort bis zum Feuerwehrzug gelegt, über die HK GK und Bernhaus nun balancieren müssen. Wieder ein Schrei, diesmal aus den Kehlen fast aller Reporter. Große Kleinhaus ist gestolpert und wäre um ein Haar ins Wasser gefallen. Bernhaus hat's verhindert.

Und mit dem Balanceakt ist noch nicht alles überstanden, HK GK wird in wenigen Tagen fünfundsechzig. Er befindet sich mental bereits im Ruhestand und dann sowas. Nun muss er auch noch die Leiter hochsteigen, um durch das Fenster ins Haus zu kommen.

Er steht endlich zusammen mit Bernhaus im Roten Herz und atmet schwer. Borris Glatzow, das Geburtstagskind und Roswitha Schneiderzik kommen beide mit ernsten Mienen zu den Kriminalern. Roswitha, die mit einer hohen Stimme gesegnet ist, kreischt noch höher als sonst „Lieber Herr Kommissar, seien Sie um Himmelswillen diskret!"

Die schwierige Ankunft, die Journalisten und nun noch diese schmerzhafte Ansage lassen Große Kleinhaus' letzten Geduldsfaden endgültig reißen: „Das wird ja immer besser, da geht man in 'nen Puff und nachher will dort keiner gewesen sein!

DISKRET bin ich nur, wenn es der Sache dient. Hier muss alles auf den Tisch!" und zum Feuerwehrmann gewandt „Bitte holen Sie die bereits Geretteten nochmal zurück ins Haus. Die werden wir noch brauchen."

Bernhaus war schon mit einem der Gäste zur Treppe gegangen. Er winkt HK GK zu sich und deutet nach unten.

Im Erdgeschoss, wo das Wasser einen Meter hoch steht, schwimmt langsam und ruhig ein Andreaskreuz durch den Raum. An das Andreaskreuz ist eine schlanke Frau mit langen Beinen und großen, sehr aufrechten, wahrscheinlich mit Silikon gefüllten Brüsten, gefesselt. Sie steckt in einem glänzenden Lackleder-Body. Ihr Kopf ist nach hinten gefallen, wo er ins Wasser hängt und ihre knallrot gefärbten Haare haben sich wie ein Pfauenrad darauf ausgebreitet.

„Wer ist das?" fragt Große Kleinhaus die Schneiderzik unwirsch.

„Shanaia Trepkow, genannt Lynxie Lady, mein allerbestes Pferd im Stall! Wenn Sie wüssten, wer alles zu ihren Stammkunden gehört ..." Roswitha beißt sich erneut auf die Lippe. Sie hat einen Fehler begangen und es jetzt gemerkt.

„Bis jetzt weiß ich es noch nicht, aber die Liste, die Sie mir schnellstens anfertigen, wird diese Lücke schließen." knurrt HK GK.

„Aber Herr Hauptkommissar, Gnade, ich komme in Teufels Küche ... Sie ... ach ich weiß auch nicht!" Sie dreht sich heulend weg und geht zu Borris, dem dieser Sauna-Club wie noch zwei weitere in Kronenburg gehört.

Borris realisiert endlich, dass seine Geburtstagsfeier beendet ist. Er zieht seine Brieftasche aus der Jacke und HK GK auf die Seite.

„Ist es nicht eine Schande, was man nach so vielen Jahren harter, gefährlicher Arbeit für die Allgemeinheit an Pension bekommt, Herr Hauptkommissar?" Er schlägt die Brieftasche auf und es werden viele Zweihunderteuroscheine sichtbar.

Große Kleinhaus schnappt nach Luft, wie ein Karpfen im leeren Eimer. Sein Mund wird rund und ähnelt dem von Donald Trump. Doch nach kurzer Zeit hat er seine Fassung zurück und brüllt „Sie spinnen wohl! Wollen Sie mich bestechen? Soweit kommt das noch! Los Holger, du auf der Seite und ich hier, wir nehmen jetzt die Personalien von allen Anwesenden auf! Sind die, die schon rausgeklettert sind, wieder drinnen?"

Der Feuerwehrmann schaltet sich ein: „Nein und die werden auch nicht wieder über die Leiter hier hereingebracht. Das ist viel zu gefährlich!"

HK GK platzt der Kragen. Er reißt sein Handy aus der Tasche, wählt eine Nummer und kurz darauf brüllt er in das Gerät: „Paul komm' schnellstens her! Du musst dringend dafür sorgen, dass da unten kein Zeuge bzw. Tatverdächtiger verschwindet!“

Er beendet das Gespräch und faucht in gleicher Weise den Feuerwehrmann an, dass er dafür sorgen solle, dass niemand von den Gästen verschwindet. Der geht ans Fenster und ruft es seinem Chef auf der Straße zu.

Eigentlich ein Fressen für die Reporter. Etwas sehr schlimmes muss passiert sein, aber sie wissen immer noch nichts genaues.

Amor Amaro und die tote Domina

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