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Naomi 2 Ab heute bist du eine Frau

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Es passierte in der Schule, als Naomi in der Turnstunde draußen Baseball spielte. Sie war ans entfernteste Laufmal gestellt worden, weit weg vom Schläger, wo ihre einzige Angst war, der Ball könnte plötzlich auf sie zufliegen. Baseball war für sie ein fremdes Spiel. Sie holte nach dem Ball aus, wenn sie mit Schlagen dran war, und wenn sie ihn manchmal traf, so war das reine Glückssache. Sie hatte gelernt, dann ganz schnell zu rennen, und sie wusste, wo sie zuerst hinrennen musste und wohin dann.

Wenn dem Ball jedoch einfiel, direkt auf sie zuzukommen, dann wusste sie sich keinen Rat, was sie tun sollte. Dann stand sie mit hochgestreckten Armen da, und manchmal drehte der Ball unversehens ab und sprang an ihr vorbei, oder er schwebte über ihrem Kopf und plumpste auf sie herunter, oder er traf ihre ausgestreckten Arme, prallte gemein ab und hopste weg. Draußen im Gras des Außenfeldes betete sie, dass der Ball sich heute nicht sie als Zielscheibe suchte.

Den ganzen Frühling über hatte es geregnet, aber heute schien die Sonne und der Himmel war blau, verschmiert vom gelbbraunen Dunst aus den Fabriken. Löwenzahn blühte auf dem Außenfeld. Auf Französisch hieß er pissenlit, piss ins Bett, aber es war die gleiche Blume. In früheren, besseren Frühlingen hatten sie die Blätter gegessen. Die Mädchen rieben sich gegenseitig die Blüten unters Kinn und sagten, das sei Butter.

Am Laufmal rechts von ihr stand Clotilde. Für Naomis Ohren war das ein ganz normaler Name gewesen, bis sie gehört hatte, wie die anderen Kinder Clotilde hänselten, ein Pummelchen mit hellbrauner, fast grauer Haut und Haaren, so kraus wie Naomis, nur noch ein bisschen dunkler. Clotilde sprach nicht wie die anderen farbigen Mädchen. Ihre Mutter zog ihr Kinderschürzen an, und sie trug ein kleines goldenes Kreuz an einer Halskette. Sie war katholisch, ging aber nicht auf die Konfessionsschule, hatte sie Naomi erklärt, weil da Polen waren, und das verstand Naomi sofort, denn die polnischen Kinder verprügelten die farbigen Kinder ebenso oft wie die jüdischen Kinder, und weder Juden noch Farbige waren in Hamtramck willkommen, der polnischen Stadt innerhalb von Detroit mit eigener Verwaltung.

Jetzt fiel Naomi auf, dass Clotilde zu ihr herübergetrieben war, wie sacht vom Wind angeweht. Clotilde schaute nicht zu ihr, sondern unglücklich zum Schlagmal, und hoffte bestimmt so inständig wie Naomi, dass nichts von dort auf sie zukam. Clotilde wurde immer als letzte der farbigen Mädchen aufgestellt, denn sie hatte keine sportlichen Neigungen oder Fähigkeiten.

»Tu es de Paris, vraiment?«, fragte Clotilde aus dem Mundwinkel.

Einen Augenblick war Naomi nicht sicher, dass Clotilde Französisch sprach, denn es war ein Singsangfranzösisch, einige Silben verschluckt, andere Silben so ausgesprochen, wie Naomi es nur in der Provence gehört hatte. Dann begann Naomi, auf sie einzureden, ein heftiger Sturzbach. »Wie kommt es, dass du Französisch sprichst? Sprecht ihr das in deiner Familie? Wo bist du her?«

»Doucement, doucement«, warnte Clotilde. »Du weißt doch, wir dürfen hier nur Englisch sprechen. Wir müssen leise sein. Aber ich bin auf Martinique geboren, wo ich auch viel Familie habe, und es ist sehr schön da, ohne Winter, und die Weißen da sind nicht so gemein wie hier. Ich weiß, wie sich alle über einen lustig machen, wenn man zu Hause nicht Englisch spricht.«

»Es ist so schön, Französisch zu sprechen, Französisch zu hören, ich könnte weinen!«

Dummerweise warf die Innenfeldfängerin die nächste Schlägerin hinaus und beendete ihr Gespräch. Naomi hockte im Löwenzahn, suchte nach einem, der schon eine Pusteblume hatte, und schaute, wann sie mit Schlagen dran war, da merkte sie, dass sie zwischen den Beinen nass war.

Hatte sie sich in die Hose gemacht? Sie wartete, bis sie am Ende der Turnstunde vom Platz hereinkam und die Hose auszog, die sie für die Schule hatte kaufen müssen, eine lange Turnhose in hässlichem Marineblau. Ein großer roter Fleck, Blut, groß wie ein Halbdollarstück. Ihr fiel eine Geschichte im Radio ein von einem kleinen Mädchen, das an Blutarmut starb und das Blut in den Ohren rauschen hörte. Dann fiel ihr ein, wie Jacqueline einmal eine Binde im Badezimmer gelassen hatte. Maman hatte Jacqueline geohrfeigt und einen Schmutzfink geschimpft, aber dann erklärte Maman Rivka und ihr, wie kleine Mädchen zu Frauen wurden.

Dann fragten sie Jacqueline allein. Sie lag auf dem Bett ihrer Eltern und las Sturmhöhe, einen englischen Roman. Maman und Papa waren bei der Arbeit. Jacqueline tat sehr wichtig. Es war nichts, sagte sie, obwohl einige Mädchen ein Riesengeschrei darum machten und den ganzen Tag lang mit Wärmflaschen rumlagen und viele Aspirin schluckten. Sie selbst fand es nur lästig. Aber es bedeutete, dass du eine Frau geworden warst. Es war wie eine private bar mizwa und echter, denn es geschah, wann G-tt wollte. Dann merktest du, wie du mit dem Mond zu- und abnahmst und wie deine Zeit an einem bestimmten Punkt im Mondzyklus kam.

Naomi wusste, dass die Mädchen andauernd über Regeln redeten und über die Mollen und das Monatliche, aber sie nahm sich vor, kein Wort zu sagen. Sonst machten sie sich wieder über sie lustig, oder die gemeine Joyce erzählte es den Jungens, und dann schämte sie sich zu Tode. Sie stopfte sich Toilettenpapier in ihr Höschen und ging sehr vorsichtig zu ihrer nächsten Stunde.

Zu Hause schrie Tante Rose gerade Sharon an, dass die Babys sofort gewindelt werden mussten. Naomi trat von einem Fuß auf den andern und wartete, bis sie mit Tante Rose reden konnte, aber als Tante Rose von ihr Notiz nahm, war es nur, um sie loszuschicken, in der Bäckerei Pumpernickel und im Milchladen vier Liter Vollmilch zu holen.

Schließlich kam Ruthie für ein hastiges Abendbrot nach Hause und wechselte die weiße Bluse und den dunklen Rock, die sie zur Arbeit tragen musste, gegen andere Kleider. Ruthie hatte drei solche Blusen und zwei solche Röcke, die sie ständig wusch und bügelte. Sie bewahrte sie im Kleiderschrank, den sie sich teilten, ganz rechts auf, denn sie wurden nie zu anderer Gelegenheit getragen. Naomi ging achtsam damit um und passte auf, sie nicht zu verknittern, wenn sie etwas im Kleiderschrank suchte. Ruthie hatte eine knappe Stunde, bevor sie zum Abendkurs losmusste.

Naomi fing Ruthie in ihrem gemeinsamen Zimmer ab, sobald es ging. »Ruthie. Mir ist heute was passiert.«

»Was Gutes oder was Schlechtes?«

»Ich weiß nicht.« Naomi zuckte verlegen die Achseln. Die Frage verstörte sie. War das Blut eine Bestrafung oder ein Passierschein in die Freiheit der Erwachsenen?

»Wenn du es nicht weißt, wer dann?« Ruthie grub in den Tiefen des Kleiderschranks. »Es wird Zeit, wieder Baumwollsachen zu tragen. An so einem Tag muss ich nun in der Stube hocken!«

»In meinem Höschen ist Blut.« Naomi hockte unglücklich auf der äußersten Kante von Ruthies Bett. »Wie heißt das auf Englisch? Meine Regeln.«

»Deine Regel. Tatsächlich? Hat dir Mame eine Binde gegeben?«

»Ich hab’s ihr noch nicht gesagt.«

»Du brauchst einen Bindengürtel und eine Binde.« Ruthie kramte in ihrer Kommode. »Nimm erst mal meinen Gürtel. Morgen kaufe ich dir in der Stadt einen.« Ruthie strich ihr übers Haar und fragte besorgt: »Verstehst du, was das bedeutet?«

»Jetzt kann ich Babys kriegen.«

Ruthie lachte. »Nicht von allein. Nur, wenn du mit einem Jungen ins Bett gehst, und an so was sollst du noch hundert Jahre lang nicht denken.« Damit sie die Binde anlegen konnte, ließ Ruthie sie allein, hüpfte in die Küche und summte vor sich hin.

Naomi sah nicht ein, wieso das Blut in ihrem Höschen Ruthie so beschwingte. Vielleicht, weil Ruthie Babys haben wollte, nicht bald, aber sie wollte welche. Naomi selber eigentlich nicht. Das hätte sie gern Rivka erzählt, denn früher hatte Naomi Babys so süß gefunden, dass sie stehen blieb und schwärmte, sobald sie eine Mutter einen Kinderwagen schieben sah. Rivka fand das eklig und kitschig. Aber seit sie jeden Nachmittag, sobald sie aus der Schule kam, von Babys umgeben war, bis ihre Mütter sie abholten, war sie entzaubert. Pipi und A-a, brüllen und aus Stühlen fallen und Essen auf den Boden schmeißen, so sah das aus.

Naomi liebte den Klang des Wortes entzaubert. Sie stellte sich einen Schleier vor, der weggerissen wurde. »Ich bin entzaubert«, sagte sie laut vor sich hin. Innerlich war sie jetzt eine Frau. Sie nahm sich vor, nie wieder in der Nase zu bohren und die Popel unter den Stuhl zu kleben. Zu lernen, ordentlich mit der Gabel in der rechten Hand zu essen, wie es die Amerikaner taten. Aufzuhören, heimlich Murrays Briefe aus der Schublade mit Ruthies Unterwäsche zu holen und zu lesen. Jetzt, wo sie eine Frau war, durfte sie sich nicht mehr wie ein Kind benehmen. Alles, was sie tat, zählte jetzt, und sie musste anfangen, sich richtig und tapfer zu benehmen und bien rangée zu sein.

Sie saß auf Ruthies Bettkante und übte, wie eine reife Frau sitzt. Die Binde drückte zwischen den Beinen. Sie fragte sich, wie sie damit rennen sollte, ohne sich wundzuscheuern. Sie betrachtete ihr Gesicht in dem kleinen Spiegel über der Kommode, die sie mit Ruthie teilte. Sie versuchte sich an Schlafzimmerblicken, wie die Frauen in den Filmen sie den Männern zuwarfen. Es fiel ihr immer noch schwer, alles mitzubekommen, was sie sagten. Dann kniff sie das rechte Auge zu, machte ihr linkes groß und rund und fletschte die Zähne, aber nur auf einer Seite. Das war ihr bestes Hexengesicht. Rivka sagte manchmal, vielleicht wurden sie Hexen, wenn sie groß waren. Das hörte sich toll an.

Hatte Rivka schon ihre Regel? Sie schloss die Augen und versuchte, ihre Zwillingsschwester zu fühlen, aber es gelang ihr nicht. Sechs Uhr. Dann war es Mitternacht in Paris, und Rivka schlief schon. Es wäre so schön, wenn sie mit Rivka reden könnte: Dann wüsste sie, ob sie glücklich war oder unzufrieden. Wenn du eine Zwillingsschwester hast, bist du nie einsam, außer, ihr seid getrennt, und dann kann niemand je verstehen, was dir fehlt, nur du selbst.

Für einen Moment überkam sie trostloser Zorn auf ihre Eltern, die sie getrennt hatten. Es hatte eigentlich nicht für lange sein sollen. Papa hatte sich einen Ausweis besorgt, der ihm erlaubte, in die Vichy-Zone zu fahren, dazu die Papiere und die carte d’identité von einem Mann mit Namen Antoine Saligny, der im Süden geschäftlich zu tun hatte. Auf dem Ausweis war auch eine Tochter eingetragen, aber nur eine. Antoine Saligny war an einem Herzschlag gestorben, kaum dass sein Ausweis genehmigt war, und Papa hatte die Papiere gekauft. Ursprünglich wollte Papa Jacqueline mitnehmen, aber die lehnte ab, weil die Prüfungen für ihr baccalauréat bevorstanden. Dann hatte Papa Naomi gewählt als die Zweitälteste – sie war eine Viertelstunde vor Rivka zur Welt gekommen.

Papa plante, in der Vichy-Zone Arbeit zu finden und dann den Rest der Familie zu holen. Das war dann aber schwieriger, als sie alle gedacht hatten. Es gab keine Telefonverbindungen zwischen den beiden Frankreichs. Die einzige Post, die sie schicken konnten, waren Postkarten, auf denen sie nur vorgedruckte Sätze ankreuzen durften. Um hin- und herzureisen, brauchte man eine Genehmigung. Die Vichy-Franzosen erließen im Eiltempo antijüdische Gesetze, um es den Nazis gleichzutun. Als Papa eine Möglichkeit sah, sie in die Vereinigten Staaten zu schicken, beschloss er, sie in Sicherheit zu bringen.

Also war Papa in Südfrankreich geblieben, während sie ganz allein nach New York flog, wo sie von einer Frau vom Joint, dem American Jewish Joint Distribution Committee, abgeholt und in den Zug nach Detroit gesetzt wurde. Sie war noch nie in ihrem Leben so unglücklich gewesen wie in den fünf Tagen in dem Flugzeug, das von Flughafen zu Flughafen flog, nach Casablanca und dann nach Martinique und dann nach New York, in dem Flugzeug, dessen Dröhnen noch zwei Tage hinterher ihren Kopf füllte. Ihr Englisch war doch nicht so gut, wie sie immer gedacht hatte, und sehr oft begriff sie nicht, was man ihr für Anweisungen gab, was man von ihr wollte.

Manchmal fühlte sie sich von ihrer Familie verstoßen. Warum musste sie es sein, von der sie sich trennten? Seit Beginn des neuen Krieges hatte sie keine Briefe mehr von Rivka und Maman bekommen. Sie hatte nur jene Augenblicke, die sie nicht heraufbeschwören, sondern nur hinnehmen konnte, in denen sie ihre Zwillingsschwester deutlich in sich spürte.

Tante Rose kam herein und gab ihr einen Kuss. »Ist gut, du bekommst von mir also keine Schläge, Ruthie verlangt von mir, dass ich modern und amerikanisch bin. Aber sei du jetzt ein gutes Mädchen.« Rose kniff ihr in die Wangen mit ihren schwieligen, vom Wasser verquollenen Händen, die nach Zwiebeln rochen. »Sei ein gutes Mädchen, uns zuliebe und deiner Mutter zuliebe, meiner lieben Schwester Chava, die immer an dich denkt, das weiß ich.«

Naomi nickte verlegen. Was sollte all das heftige Gewünsche, sie möge ein gutes Mädchen sein? Fing G-tt an zu zählen, wenn du deine erste Regel hattest? Vielleicht nahm G-tt dir ja alles, was du bis dahin getan hattest, nicht übel, aber von da an zählte es, jeder Gedanke und jede Tat und jede ausgeübte oder unterlassene mizwe. Sie empfand Bestürzung angesichts der Aussicht, wirklich gut sein zu müssen. Sie wechselte absichtlich das Thema. »Hat meine Mutter Chava im gleichen Alter angefangen wie ich?«

»Du bist zwölf, richtig? Ja, im gleichen Alter. Chava war da schon hübsch und ein helles Köpfchen. Ich war die Vernünftige, ich musste auf die Kleinen aufpassen. Deine Tante Batya war die Verdrehteste, am meisten hinter den Jungens her. Esther, die war noch ein kleines Kind, als ich fortging. Sie ist die, die sich gut verheiratet hat. Esther und Batya haben beide Balabans geheiratet, auch aus Kozienice, aber Batya hat den hübschen Jungen ohne Verstand geheiratet und Esther den mit der Mühle, und sie führt ihm die Bücher.«

Naomi liebte es, wenn Tante Rose von den Schwestern erzählte. Das machte die Familienbande lebendig, ließ Naomi spüren, dass sie immer noch in der gleichen Familie lebte, so verstreut über Europa und Amerika sie auch war.

Beim Abendessen, als sie sich an den Tisch setzte zu der Suppe aus Zwiebeln und Kartoffeln, zu der es das dunkle Brot gab, nach dem Tante Rose sie zum Bäcker geschickt hatte, schaute Onkel Morris sie mit solch einem Gesicht aus Wehmut und Sorge und verschmitztem Grienen an, dass sie sofort wusste, Tante Rose hatte es ihm gesagt. Am liebsten hätte sie den Löffel hingeworfen und wäre aus dem Zimmer gerannt. Was sie zurückhielt, war die Erinnerung an die vielen blöden Auftritte, die Jacqueline hingelegt hatte, wo sie meistens Maman, aber manchmal auch Papa vorwarf, gefühllos zu sein, sie nicht zu achten, sich über ihre Gedanken lustig zu machen. Rums ging der Löffel und racks ging der Stuhl, und Jacqueline rannte raus und schloss sich in die salle de bains ein. Was sie da drin trieb, blieb ihr Geheimnis. Man hörte nur heftig das Wasser laufen. Wenn sie rauskam, sah sie aus, als hätte sie eine geheime Botschaft empfangen; dann war sie sehr von sich angetan, sehr abweisend und von oben herab. Sie warf allen Blicke aus den Augenwinkeln zu, als wollte sie sagen: Ihr wisst gar nicht, wer ich bin, aber eines Tages, wenn ich Großes vollbracht habe, werdet ihr es erkennen!

Naomi beschloss, nicht so blöd zu werden wie Jacqueline. Ohne sich um die andern zu kümmern, aß sie ihre Suppe. Das Blut war nicht sonderlich beeindruckend. Sie hatte weit stärker aus der Nase geblutet, oder auch Rivka, als sie ihre Namen in eine Kastanie einritzten und das Messer abrutschte. Doch da alle ihr immer wieder verstohlene Blicke zuwarfen, sagte sie schließlich: »Ich möchte gern etwas wissen.«

»Was denn?«, fragte Ruthie im selben Moment, in dem Onkel Morris sagte: »Bist du sicher, dass du nicht bis nach dem Abendbrot warten und deine Tante fragen willst?«

»Warum finden es alle komisch oder falsch, wenn ich mit einem farbigen Mädchen befreundet sein will? Was geht das die andern an?«

Alle in ihrer neuen Familie sahen bestürzt aus, als hätte sie nach etwas noch Peinlicherem als der Regel gefragt. »Dein Onkel Morris wird es dir erklären«, sagte Tante Rose, während Arty und Sharon Gesichter zogen, als schmeckte die Suppe nicht gut. Naomi sah schon, sie würde es nie fertigbringen, wie eine Erwachsene zu sein, auch wenn sie jetzt blutete. Onkel Morris sagte, nach dem Abendbrot würde er mit ihr reden, als hätte sie etwas Unanständiges gefragt. Sie gab auf und aß ihre Suppe. Ihr fiel ein, wenn sie in letzter Zeit Rivka fühlte, dann hatte Rivka immer Hunger.

Menschen im Krieg – Gone to Soldiers

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