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Schnecken und Käse

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Um sich vor unliebsamen Stunden zu drücken, sind die Schüler einfallsreich und wenn sie noch die Reaktion des Lehrers einbeziehen, ist der Erfolg garantiert. Mathe-Unterricht! Der Kollege hatte keine Beziehung zur Natur und manch ein unschuldiges Tierchen versetzte ihn in Panik. Das wurde genutzt. Mit unwahrscheinlichem Eifer sammelte die Klasse Schnecken, aber nicht wie üblicherweise für den Feinschmecker, sondern zur Freude (wessen auch?) für die nächste Stunde. In einem passenden Moment wurden diese samt ihrer Behausung vorsichtig in die Lehrertasche geschmuggelt. Der Kollege erklärte, den Rücken der Klasse zugewandt, eine Aufgabe an der Tafel. Er wunderte sich zwar über die konzentrierte Aufmerksamkeit, die allerdings nicht ihm galt, sondern seiner Tasche. Endlich begann die Wanderung. Langsam und bedächtig schleimten sie heraus, mit oder ohne Haus. Sie krochen rechts, sie krochen links, auf die Tasche, unter die Tasche. Er merkte an der Tafel stehend nichts. Die Stille der Klasse brachte ihn in Schwung. Inzwischen bedeckte eine Schneckeninvasion mit einer ekligen Schleimschicht den Lehrertisch. Eigentlich hätte ihn die Stille in der Klasse, die sonst mehr als lebendig war, warnen sollen. Aber er merkte noch immer nichts. Die Schnecken hatten inzwischen die Tasche verlassen und nahmen den ganzen Lehrertisch ein. Die Schüler verfolgten die Wege, gaben den Schnecken Namen, legten ihnen Stifte in den Weg und amüsierten sich königlich. Plötzlich drehte er sich um, erstarrte, wurde bleich wie ein Leichentuch, kein Wort kam über seine Lippen. Die Kreide fiel ihm aus der Hand, jetzt knallrot im Gesicht, voller Angst und Ekel und mit „Hiiilfe“ rannte er überstürzt aus dem Klassenraum. Verlängerte Pause somit garantiert.

Doch nicht jeder Lehrer fällt auf derartige Aktionen herein und reagiert so hilflos.

Englisch- Unterricht gehalten von einer ruhigen und gelassenen Kollegin. So waren auch ihre Stunden. Wenn die Schüler aber keinen Bock auf bestimmte Stunden haben, sabotieren sie diese erbarmungslos. Es wurde Stinkerkäse auf den hintersten Heizungskörper gelegt. Die Stunde begann und nach kurzer Zeit rochen ihn die in der hinteren Bankreihe sitzenden Schüler. „Es stinkt.“ Keinerlei Reaktion der Kollegin. Ein emsiger Toilettengang begann. Der Gestank kroch langsam in die vorderen Reihen. Die Kollegin reagierte nicht, aber es durfte niemand mehr die Klasse verlassen. Der Gestank wurde stärker, die Kollegin blieb gelassen, aber scheinheilig mit der freundlichen Bemerkung: „Da konnte sich wohl jemand nicht beherrschen, das Fenster bleibt trotzdem zu!“ Sie mussten, ob sie wollten oder nicht, ihren eigenen Gestank aushalten. Der Unterricht wurde fortgesetzt und pünktlich mit dem Klingelzeichen beendet. Aktion misslungen. Sie hatten sich blamiert. Es folgte eine intensive Schülerberatung: „Der Gestank war nicht stark genug. Sie fällt nicht darauf rein, deshalb lohnt es sich bei ihr nicht. Denkt mal an die letzte Klassenarbeit, als Mark auf den leeren Zettel schrieb „Gott weiß alles, ich weiß nichts!“ Und wie hat sie reagiert? „Gott bekommt eine Eins und du eine Fünf!“ Mit dem freundlichsten Lächeln hat sie ihm seine Arbeit hingelegt und ruhig erklärt: „Ich erwarte eine Unterschrift deiner Eltern! Der nächste Versuch in Bio, da gelingt es bestimmt.“ Und so geschah es.

Die Stunde begann und nach kurzer Zeit breitete sich ein bestialischer Gestank aus. Die ersten Schüler verließen mit entsprechender Begründung die Klasse. Der Gestank wurde stärker. So stark konnte doch ein Käse nicht stinken. Es war auch keiner. Frank hatte eine Stinkbombe deponiert. Der Gestank nahm zu, die Klasse leerte sich. Plötzlich sah sich die Kollegin allein im Raum. Sie hatten ihr Ziel erreicht, der Unterricht fiel aus.

Schulzeit – eine Zeit schöner Erlebnisse?!

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