Читать книгу Ich, eine schlechte Mutter - Marguerite Andersen - Страница 14
ZWISCHENSPIEL
ОглавлениеNach der Geburt bieten uns korsische Cousins im Aufbruch für einen Sommer auf der Heimatinsel ihre Wohnung an.
Eine dunkle Rumpelkammer, ohne jede Farbe, mit Möbeln überladen, Spiegelschränken, Geschirrschränken, breiten Polstersesseln, Teppichen, Doppelgardinen, Nippes ohne Ende.
Ich kann kaum atmen.
Sobald das Licht aus ist, macht Martin sich bemerkbar. Schreit, brüllt, wie nur Babys es können. Summen, Streicheln, Fläschchen mit leicht gezuckertem Wasser … nichts hilft.
Er hat Angst, denke ich, es ist seine erste Nacht in der richtigen Welt.
Der Vater schlägt vor, ihn aus dem Fenster zu werfen.
Ernste Drohung oder plumper Scherz?
Instinktiv richten sich die dreiunddreißig Wirbel meines Rückgrats auf, ein Strom von Energie strafft mir die Schultern.
Ich bin die Mutter, die ihr Kind beschützt.
Ich schiebe das Weidenbettchen in ein anderes Zimmer, setze mich daneben, lasse ein Licht brennen, wiege meinen Sohn in der Hoffnung, ihn alle Feindseligkeit vergessen zu machen.
Und dann sehe ich sie: eine ganze Armee von winzigen Tierchen, die an den Laken entlang auf seine rosige Haut zukriechen …
Ich fange sie ein, zerquetsche sie.
Am Morgen lacht der Vater.
– Wanzen, sagt er.
Ich gerate in Panik, verlange eine Erklärung, sofortige Abhilfe. Er soll gefälligst etwas unternehmen, verdammt.
Er zuckt mit den Schultern, geht zur Arbeit.
Wie wird man Wanzen los, die das Blut eines Neugeborenen saugen?
Ob es am Stress liegt? Nach ein paar Tagen werde ich krank.
Wir rufen den Arzt, dem eine praktische Lösung einfällt:
– Fünfzehn Tage Erholung in einer Klinik, für Mutter und Sohn! In der Zwischenzeit sollten Sie sich um eine Wohnung ohne Ungeziefer bemühen, Monsieur!
Rückkehr zu den lächelnden Schwestern, den wanzenfreien Betten, zur Ruhe, in ein lichtes Zimmer ohne überflüssige Ausstattung und anderen Firlefanz.