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7: Dienstag, 20 Uhr, Beim „Schorsch“

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Kaspar wohnt in Troisdorf-West in der sogenannten „Roten Kolonie“ mit ihren zahlreichen denkmalgeschützten Häusern, die ihren Namen von den roten Dachziegeln erhielt. Sein Vater war einst Facharbeiter der ansässigen Mannstaedt-Werke. Er fuhr nachdenklich mit seinem Fahrrad vom Kommissariat nach Hause. Im fahrradfreundlichen Troisdorf war er damit gut unterwegs. Nach dem Tod seiner Eltern hatte er das Häuschen übernommen. In dem kleinen Flur stand eine Wellington-Kommode, Mahagoni im englischen Stil. Dieses Schmuckstück erwarb er auf einem Flohmarkt. Dorthin hatte ihn Schorsch und Grete mitgeschleppt. Freiwillig wäre Kaspar nie auf einen Flohmarkt gegangen. Der Postberg auf der Kommode stapelte sich. Er schaute nur kurz die Post aus dem Briefkasten durch, brummte „net wischtisch“ vor sich her, legte sie auf den Stapel und ging gleich wieder aus dem Haus. Schorsch, sein Freund, war der Wirt der Eckkneipe „Op de Eck“.

Als Kaspar die schwere alte Holztür der Gaststätte öffnete, schlug ihm der Duft von gebratenem Fleisch entgegen. An einem Vierer-Tisch saßen die üblichen Gäste beim Kartenspiel. Jeder brummte „Tach“. Kaspar grüßte zurück mit einem „Tach zesamme“ und glitt auf den dreibeinigen Barhocker vor der runden Schanktheke aus Massivholz. Mit gesammelten uralten Flaschen, Vasen und Schüsseln bepflanzt mit frischem Grün, war diese Theke ein echter Hingucker.

„Dat es jo och et Häz von der Wiertschaft“, nickte Schorsch und freute sich über das Kompliment seines liebsten Gastes. Die frisch gestrichene lindgrüne Wandfarbe hing noch in der Luft. Die Schiebetür zu dem kleinen Sälchen war geschlossen. Das Plakat „Sonntag ist hier Tatortzeit. Es gibt den Kölner Tatort. Einlass 20 Uhr!“ wurde von Grete neu angebracht. Grete rief ihm freundlich zu: „Tach Kaspar, ich han frisch jekocht.“ Er stützte beide Ellenbogen auf die Theke und seufzte: „Schorsch, dann einmal Gretes Julaschsuppe und een Flasch Wasser!“

„Häste wedder Druck von ovve und unge?“ Kaspar nickte und stöhnte halblaut.

„Tut mir leid mit Heinrich, han et in de Nachrichten jehört, dat is net zu jlöve“, erwähnte Schorsch, während er Kölschgläser spülte.

„Häste schon mit Marlene jesprochen?“ „Marlene?“, runzelte Kaspar die Stirn.

„Jo, dem Heinrich sing ehemalije Lebensjefährtin. Sie hät doch seit e paar Wochen den ‚Troosdorfer Kiosk‘ eröffnet, in der Kölnerstroß.“

„Ävver die hät doch seit ewig ene Kiosk en Beuel“, meinte Kaspar.

Schorsch nickte, „he in Troisdorf is ihr elderlich Huus, un im Erdjechoß is jetzt der Kiosk. Sehr schön und schmuck herjerischtet. Die Marlene is jo wirklich janz patent.“

„Ja, als attraktive Frau han ich die in Erinnerung“, sagte Kaspar nachdenklich.

„Komisch, der Heinrich hätt nie erwähnt, woröm Schluss wor. Als hätt er dat Marlene us singem Levve ausradiert. Ob sie die letzte Joore Hass empfunde hätt?“

Schorsch war ein kluger Wirt, er bedrängte seine Gäste nicht. Und Kaspar würde erst darüber reden, wenn der Fall geklärt war. Ganz in sich gesunken drangen Erinnerungen an Heinrich hoch. Bis der Duft der Gulaschsuppe seine Sinne beherrschte. Das selbst gebackenen Brot von Grete versetzte ihn endgültig für einen Moment in ein kulinarisches Traumland. „Dann lass dir alles juut schmecken, habe mit Liebe jekocht“, munterte sie Kaspar auf.

„Du bist die Beste“, meinte er zu Grete und das Wasser lief ihm im Mund zusammen.

Aus den Tiefen der Sieg

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