Читать книгу Nichts ist vergessen - Marianne Christmann - Страница 3
Kapitel 1
ОглавлениеMarkus Rieder sah auf die Uhr. Es war kurz vor neun und schon sehr heiß. Er schaltete die Klimaanlage seines Wagens höher. Trotzdem schwitzte er, außerdem war ihm schwindlig. Er parkte sein Auto vor der Buchhandlung ‚Bücherwald‘ in der Pappelallee, die sein Ziel war.
Er öffnete die Autotür, um ein wenig Luft hereinzulassen. Jetzt war ihm auch noch übel. Die Feier gestern Abend mit seinen Freunden war ihm offensichtlich nicht bekommen. Er öffnete das Handschuhfach und wühlte hektisch darin herum. Endlich fand er, was er suchte. Ein kleines Mäppchen aus schwarzem Leder.
Markus öffnete es und nahm eine Spritze heraus, prüfte, ob auch etwas herauskam und stach sie sich dann in die Bauchdecke. Er wartete, bis die Spritze leer war, dann stieg er aus und schloss die Autotür. Jetzt würde er sich gleich besser fühlen.
Er ging die paar Stufen zur Buchhandlung hinauf, öffnete die Tür und trat ein.
„Guten Morgen“, grüßte er die Frau, die hinter dem Tresen stand, „ich suche ein Buch über die Wirkung von verschiedenen Substanzen, Barbituraten und ähnliches. Haben Sie so etwas?“
„Ja, ich denke, so etwas müssten wir haben“, antwortete die Frau, „ich sehe mal nach. Einen Moment, bitte.“
Die Frau verschwand in den hinteren Teil des Ladens. Markus wurde es erneut schwindlig, er schwitzte und alles drehte sich um ihn. Er atmete schwer, spürte das Blut in seinem Körper pulsieren, dann wurde es um ihn herum schwarz und er stürzte zu Boden.
„So, hier haben wir etwas …“, sagte die Verkäuferin, die gerade wiederauftauchte.
Als sie den Kunden auf dem Boden liegen sah, stieß sie einen Schrei aus und ließ das Buch fallen. Ihre Kollegin eilte herbei.
„Was ist los?“, fragte sie, aber dann sah sie den Mann auf dem Boden liegen.
Sie kniete sich neben ihn und prüfte am Hals, ob sie einen Puls spürte, konnte aber nichts feststellen. Sie war allerdings auch keine Ärztin.
„Einen Krankenwagen, schnell“, meinte sie dann, „ich kann keinen Puls spüren. Und rufe auch die Polizei an.“
Ihre Kollegin hatte bereits ihr Handy hervorgeholt und den Notruf gewählt.
Kurze Zeit später traf der Rettungswagen ein und zwei Sanitäter betraten den Laden.
„Was ist passiert?“, wollten sie wissen.
Die Verkäuferin zeigte auf den Mann am Boden.
„Er kam in den Laden und fragte nach einem Buch. Ich ging nach hinten, um es zu holen und als ich zurückkam lag er auf dem Boden und hat sich nicht mehr gerührt. Meine Kollegin konnte keinen Puls ertasten.“
Auch der Sanitäter suchte nach dem Puls, konnte aber ebenfalls keinen ertasten. Er versuchte es mit Wiederbelebungsmaßnahmen, aber vergebens. Er sah seinen Kollegen an und schüttelte den Kopf.
In diesem Moment öffnete sich die Ladentür erneut und eine Frau trat ein. Sie war groß und schlank, hatte dunkles Haar und braune Augen und trug einen großen Koffer bei sich.
„Mein Name ist Heike Wilhelmi, ich bin die Rechtsmedizinerin“, stellte sie sich vor, „was haben wir hier?“
Die Sanitäter setzten sie ins Bild. Frau Wilhelmi öffnete ihren Koffer und kniete sich neben den Mann. Sie nahm ein paar Untersuchungen vor, dann sagte sie: „Der Mann ist tot. Haben Sie schon die Kripo informiert?“
Alle Anwesenden nickten.
„Gut. Dann müsste bald jemand hier sein.“
Sie wandte sich wieder dem Leichnam zu, um diesen noch genauer in Augenschein zu nehmen.
Wieder öffnete sich die Ladentür und zwei Personen traten ein, Kriminalhauptkommissarin Jutta Hansen und ihr Kollege, Kriminaloberkommissar Jan Römer.
Beide hielten den Anwesenden ihre Ausweise hin.
„Hansen, Mordkommission“, stellte sie sich vor, „mein Kollege, Herr Römer.“
„Mordkommission?“, fragte die Verkäuferin entsetzt, „wieso das denn?“
„Wenn man nicht die genaue Todesursache weiß, ist das so üblich“, klärte sie Jan Römer auf.
Jutta Hansen sah die Frau mit dem Koffer an.
„Und wer sind Sie?“
„Heike Wilhelmi, ich bin die neue Rechtsmedizinerin. Wir kennen uns noch nicht.“
„Jutta Hansen, Mordkommission, mein Kollege Jan Römer“, stellte sie sich vor. „Was haben wir hier?“
„Der Mann heißt Markus Rieder, achtundzwanzig Jahre alt, wohnhaft in Weinheim. Kam in den Laden, um ein Buch zu kaufen und als die Verkäuferin zurückkam, lag er auf dem Boden.“
„Einfach so?“, fragte Jutta Hansen.
„Genaueres kann ich Ihnen erst sagen, wenn ich ihn auf dem Tisch und ihn gründlich untersucht habe. Aber sehen Sie hier“, sie schob das T-Shirt des Mannes hoch und deutete auf einen kleinen, kreisrunden Einstich, „hier gab es eine Injektion.“
„Drogen?“, fragte Jan Römer.
„Das weiß ich noch nicht. Da müssen wir die Untersuchung abwarten.“
Sie stand auf und packte ihre Sachen zusammen.
„Ich schicke Ihnen dann später meinen Bericht.“
Sie verließ den Laden. Die Kripobeamten wandten sich nun den beiden Verkäuferinnen zu.
„Erzählen Sie doch noch einmal genau, was sich zugetragen hat“, forderte Jutta Hansen die beiden Frauen auf.
Diese erzählten noch einmal den Hergang. Als sie fertig waren, verabschiedeten sich die Kripobeamten und verließen den Laden. Sie stiegen in ihren Wagen.
„Wir fahren zu den Angehörigen und überbringen ihnen die traurige Nachricht“, meinte Jutta Hansen, „ich hasse das. Lässt sich aber leider nicht ändern.“
Sie ließ den Motor an und fuhr zu der Adresse, die sie bei dem Toten gefunden hatten.