Читать книгу Nichts ist vergessen - Marianne Christmann - Страница 6
Kapitel 4
Оглавление„Was haben wir bisher?“, fragte Jutta Hansen auf dem Kommissariat.
„Der Tote heißt Markus Rieder, ist achtundzwanzig Jahre alt und wohnhaft in Weinheim. Er hat ein abgeschlossenes Physikstudium und sollte einmal die Firma seines Vaters übernehmen.“
Fragend sah Jan Jutta an.
„Ich gehe mal in die Rechtsmedizin und frage nach“, sagte Jutta und verschwand.
Sie ging nach unten und betrat dann die Pathologie. Heike Wilhelmi, die sowohl Rechtsmedizinerin als auch Pathologin war, beugte sich gerade über den Leichnam.
„Und … können Sie mir schon etwas sagen?“, fragte Jutta.
Die Gerichtsmedizinerin sah auf.
„Ja, kann ich. Der Tote war zuckerkrank und musste sich regelmäßig spritzen. Aber das wissen Sie wahrscheinlich schon. Interessant ist allerdings, dass bei allen Spritzen, die der Tote bei sich hatte, die Flüssigkeit ausgetauscht wurde.“
„Wie ausgetauscht?“
„Das Insulin wurde entfernt und durch höher dosiertes Insulin ersetzt. Der Tote hat sich offensichtlich am Morgen eine Spritze gegeben und als er feststellte, dass sie nicht wirklich wirkte, hat er sich, bevor er vor der Buchhandlung ausgestiegen ist, eine weitere Spritze gegeben. Die beiden leeren Spritzen sind hier.“
Sie hielt sie hoch.
„Was bedeutet das genau?“, fragte Jutta nach.
„Eine zu hohe Dosis Insulin führt bei einem Diabetiker zu Unterzuckerung, er kann ins Koma fallen und sterben. Und in diesen Spritzen war Insulin in einer sehr hohen Konzentration. Bei einem Menschen, der völlig gesund ist, kann das Spritzen von Insulin zum Tod führen.“
„Das heißt also, das Insulin wurde in der Konzentration erhöht, um Markus Rieder zu töten. Dann handelt es sich also um Mord?“
„Das denke ich auch.“
„Der Todeszeitpunkt ist ja bekannt aber können Sie etwas dazu sagen, wann der Inhalt ausgetauscht worden sein könnte?“
„Das ist schwer zu sagen, das kann durchaus schon ein paar Tage her sein. Allerdings hat der Tote immer ein Notfallmäppchen bei sich gehabt, indem sich insgesamt vier Spritzen befinden. Zwei davon sind leer, die hat er verbraucht. Die anderen beiden sind unbenutzt. Ich habe den Inhalt untersucht, auch dieser wurde ausgetauscht. Da wollte jemand auf Nummer sicher gehen.“
„Danke, Frau Wilhelmi, Sie haben mir sehr geholfen. Sollte sich noch etwas Neues ergeben, dann geben Sie mir bitte umgehend Bescheid.“
„Ja, das mache ich.“
Nachdenklich verließ Jutta Hansen die Pathologie und steuerte ihr Büro an, um die Neuigkeiten Jan mitzuteilen. Außerdem musste sie nachdenken.
Sie betrat ihr Büro und berichtete Jan, was sie soeben erfahren hatte. Dieser war genauso überrascht wie zuvor Jutta.
„Dann handelt es sich also um Mord“, meinte er, „dann müssen wir jetzt in einer Mordsache ermitteln.“
„So ist es“, antwortete ihm Jutta, „dafür haben wir bisher aber noch recht wenig. Wir müssen im Umfeld des Toten ermitteln, Familie, Freunde, ob er Feinde hatte etc. Am besten, wir fahren noch einmal zu seinen Eltern und befragen diese. Auch seinen Bruder. Vielleicht weiß der etwas. Vorher sehen wir uns aber seine Wohnung an. Möglicherweise finden wir dort etwas, das uns weiterhilft. Hast du die Adresse?“
„Habe ich“, antwortete Jan.
„Dann los“, sagte Jutta und stand auf.